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Heidelberger Tagblatt — 1860 (Januar bis Juni)

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Januar
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https://doi.org/10.11588/diglit.2785#0041

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Hndelberser Tagblatt.

R II


Freitag, ,3. Jaiuiar MLfLL 18««

Arstill»»,,-» nnf das «Hci-
-elberger Tagblatt" fiir -as erste Ouar-
tal wer-en fortwn'hrend bei -en Post-
ämtern angenommeu, fnr Hei-elberg bei
-er Erpe-ition.

Telegramme.

Paris, Mittwoch 1l. Jan. Der
„Moin'teiir" enthält ei« Schrciben deö
K.ais ers Napoleon an den Papst vom
Splvestertage.

Dcr Kaiser sagt in dcm Schreiben:
Die gewaltsaiiie Unterwerfung der No-
uiagna bedl'nge cine inilitärl'sche Okkupa-
ti'on, welche dic Eifcrsucht dcr Großinächte
und die Gerei'ztheit und den Haß des
l'talienischen Volkes bestäiidi'g erhalten
wiirdc. Das Bestc für den päpstlichcn
Stuhl sei, di'e revolti'rten Provi'n-
zen a u fz ii g cb en. Wenii der Papst in
Nückstcht anf die Nuhe Europa's und die
fünfzigjährigcn Verlegenheiten, welche die
Noinagna dein päpstlichen Stuhle bereitct,
entsage iind Garantie für d e n
Rest seincs'BesiP es verlange, so
wcrde sofort die Ordnung zurückkehren.
Se. Heiligkeit dcr Papst werde diese frei-
müthlge Sprachc in'cht mißdeuten, wenn
cr stch daran erinnere, was dcr Kaiser
Alles für die katholische Kirchc und deren
Obcrhaupt gethan.

Paris, 11. Ian. Der „Monitelir"
druckt die Anrede des Papstes an den
General Gopvn ab, worin Se. Hkiligkkit
niit der Bitte, daß Gott das Oberhaupt
der französtschen Nation erleuchte, fordert,
daß der Kaiscr nochnials die Falschheit
gcwisser Prinzi'picn aiierkcniie, wclche in
lctztcr Zei't in einem Wcrkc ausgesprvchen
^as inan als ei'nen ansgezcich-
"^n Dcwcis von Heuchelci, als ein un-
edlcs Gcwebe von Widersprnchcn bezeich-
ncn konne. Dcr „Moni'teur" fügt bei, der
^apst wurde keine Allokuti'on ausgespro-
cheu haben, hätte cr dcn Brief des
Kaiscrs vom 3l. Dez. schon crhalkcn
gehabt. Er vcroffcntlicht dicscn Bricf
wclchcr an dic Bcweggrüiidr rrinncrt, dic
dcn Kaiser vcruiocht haben, Frirdcn ;u
schlicßen; dainals habc cr dcn Payst n,,.
gegange», nin Trcniiiiiiq dcr Vcrwal,,,„g
nnd .Laicurcgierung. Wärcn die Nath-
schläge gchört wordcn, so wärcn dic Pro-
vi'nzrn wahrscheinlich unter die Autorijät

des Papstes zurückgckehrt. Unglücklicher!
Wcise trat Das nicht ein, nnd die Be-
iiiühungen führten zu keincm andern Ziele,
als die Aliödehnung dcs Aufstandes zu
verhindern und dnrch dic Demisston Ga-
ribaldi's Ancona vor einer Jnvasion zu
bewahren. Wenn heute der Kongreß zu-
sammentritt, so werden die^Mächte die
uiibkstreitvaren Nechte des Papstes aus
die Lcgatioiien yicht zu verkennen vcr-
mögcn; »ichtsdestoweniger sci cs wahr-
scheinll'ch, daß ste nicht der Anstcht sein
werden, Gewalt zu gebrauchen. Was
bleibt also zu thun? Dcr Kaiser sagt es
mit Bedanern: Dasden wahrhaftcnInteres-
sen des Papstes Angemessenste wäre, die
aufständischen Provinzen zum Opfer zu
bringen gegen eine Bürgschaft für Er-
haltung der übrigen. Dcr Kaiser erinnert
schlicßlich daran, welchc Dienste er dem
Papste gelcistet habe, und fügt bei, daß,
welches auch dessen Entscheidung sein möge,
dies Nichts an der Verhaltungslinie, die
er stch selbst vorgezeichnet, ändern werde.

Was baben Reqierung und Land-
stcinde in Beziehung «inf das Kon
bordat zu thun?

Drittrr Artikel.

Nachdem wir das Konkordat mit den
Bestimmiliigen unserer pdlitischen und
kirchlichcn Staatsverfaffung verglichen
haben, gehen wir zur Besprechung dcr
Hauptfrage, und zwar zunächst in der
Nichtuiig übcr: wrlches wird die ange-
mcffcnstc Handluiigsweise dcr Negierung
bezüglich der Ei'nführung des von ihr mit
dcm päpstlichcn Stuhle abgeschlossencn Kon-
kordats sein?

Wir ktiincn hicbei kcincn andcrn Leit-
stcrn als das Gcbot der Ehrc, dcs Rcch-
tcs und des wahrhaftcn Intcresscs des
Staates.

Jm Namcn der Ehrc wic des Ncchts-
stnries niisc.rcr Negieriing legen wir zuvör-
dcrst feicrli'che Verwahrung gegcn dic Un-
tcrstellung ein, als soü die Negierung einer-
scits ihr durch dcn Abschlnß drsKonkordats
verpfändetes Wort auch nur bezüglich ei'ncs
Iota osscn-oder durch verwerfliche Aus-
lcgiingsküiiste brcchcn, und als wcrdc sie
andcrfcits untcr Mißachtniig dcr Vcrtretcr
dcs Volkrs vcrfassungs- oder gcscpcswi'drig
"i c i'ii sc i t i g e m Vorgchcn das Konkor-
dat in das Lebcn führcn.

In beiden Nichtungen hat die Negierung
bis jetzt nach obigen Gesichtspimktcn gc-
handelt; ste hat das Konkordat „verkün-
det" und die Vorlagen der für seinen
Vollzug erforderlichcn Gesetzentwürfe an
die Landstände „vcrheißen".

Wir müsscn aber ebcn so offen erklären,
daß, wi'e di'e Männer der Regierung schvn
durch den Abschluß des Konkordats das
Vertrauen geschwächt haben, ihre die Be-
deiitnng des Konkordats unterschätzenve
Auffassung seines hochwichtigen Jnhalts
die tiefgehende von Tag zu Tag wach-
sende Anfregung der Gemüther eigentlich
gesteigert und zu thatsächlichem Auftretcn
angefacht hat.

Die Regicrung hat durch ihre bisherige
Zurückhaltung über den Umfang der vor-
zulcgenden Gesetzentwürfe die Besorgniß
hervorgerufen, sie wolle das landständische
Zustl'mmiliigsrecht möglichst beschränken,
und deßhalb auch dem jetzt vcrsamuielten
Landtage gar kei'ncn Gesetzcntwurf oder
höchstens einen solchen bezüglich der „Ehc-
gerichtsbarkeit" vorlcgen, in der Erwar-
tling, die Mißstimmung des Landes wcrdc
durch hiiihaltendcs Abwartcn stch legen,
iind später werde das in Gleichgiltigkci't
versuiikkiie Volk -der Regierung für dic
El'nführung des Konkordats frcie Hand
lassen. Diese Besorgniß scheint uns bis
jetzt nicht begründet.

'Ohnerachtcf der bci Mittheiliiiig dcr
Konkordatsverhandlungeii an dic zweite
Kammcr qcgcbenen Regi'eriingserklärungr
cs geschehe solche „z»r Keiiiitiiißnahme"
ist die Frage, ob nichc das ganze Konkor-
dat sich zur landstäudischcn Ziistimmiing
cigne, auch für die Regierung noch eine
offene Frage; erst bei der landstän-
dischcn Verhandliiiig zunächst i'n dcr zwei-
trn Kanimer, nnd selbst etwa erst nach
der Aeußerliiig der Ansichten beider Kam-
mcrn darüber, kann iriiliier noch die Hand-
llingsweisc der Negierung stch ciitscheiden.

Frei'Iich zeigt es kei'ne staatsmännischc
Poli'ti'k, weiiii eine Negierung bczüglich
ei'ncr das innerste Leben dcs staatlichen
Orgalii'öiiius bcrührendeii Angclegciiheit ihr
Bciiehiiicn in Duiikcl hüllet. (Schluß f.)

D e »k t s ch l a n d.

Karlsruhe, I l.Ian. Seiiie König-
lichc Hvhei't der Großherzvg haben
uiiteri» 5. d. M. gnädigst geruht: den
 
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