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Heidelberger Tagblatt — 1860 (Januar bis Juni)

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Juni
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https://doi.org/10.11588/diglit.2785#0597

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D e u t s ch l a n d.

Dnden-Btiden, 21. Juni. Es wln!
zn knvcirlcii, daß di'c Pciri'ser Blättcr sich!
übcr die Znscuiimciikiiiift so französisch!
wie möglich cnislafscii iviirdcn. Daß abcr!
dcr „Constitiitioiiiicl" sich dahi'n verstciqen !
solltc, von. dcr Znsammeiikniift einc Bci- >
Ic.qnng anch dcr iiintrn dcntsä)en Zwistig-!
kciten zn datircn nnd dahcr dcn Kaiscr'
Napolcon als eincn Pacificator Dcntsch-
kands darzustellen, war dcnn doch ciniger-
maßen nnerivartet, von dcn, Nodomonta-
den des „Pcips" ganz z'n schwcigcn. Jn
eincm allcrdings hochwi'chtigcn Pnnkte
hakte sich schon vor der Anknnft dcs Kai-
sers Napoleon einc völligc llcbcrcinstim-
mnng -dcr Ansicbtcn nnd Nichtnngcn knnd
gegeben, nnd diesc Ucbcrciiistimmnng ist
in den lctztcn Bcsprcchnngrn nach der
Abrcise dcs Kaisers bckräftigt n5ordcn:
die llebereiiisti'mmiing in dcn Angclcgen-
hcitcn, ivelcbc dic Beznge Dcntschlands
znm Anslande bctrcsicm Darnbcr hinans
indcsicn diirftc cs schwer sein, schon jctzt
irgcnd welchc crgicbigc Ncsulkate zn con-
statircii.

Bnden, 24. Juni. Nach znvcrlüssiger
Mitlhciliing finden hicr.Confcrcnzcn dcut-
schcr Ministcr wegcn der Bnndeskrirgs-
verfassnng odcr andcrcr deiilschen Ange-
legcnhcitcn kcineswegs siatt.

svrciburg,' 19. Inni. Gcgcn Prof.
vr. Alban Siolz ist wegen scincr Begnt-
achtnng des Schmcrzensschrei's im Dur-
lacher Nathhans, im März von dcm gr.
Staatsanwalt ci'ne Anklagc crhoben und
dcr Anrrag gcstcllt wordcn: dcn Ange-
klagten wcgcn Gcfährdnng der ösieiitlichcn
Nnhe niid Ordnnng dnrch die Presse zu
cincr Kreisgcsängliißsirafe von 2 Monatcn,
'sowic zu ciner Geldstrasc von 200 fl. nnd
znr Tragung der Kvsten dcs Strafver-
fahrcns nnd dcr Urkhcilsvollsircckniig zn
vcrurlheilen. Dic Anklagc grnndcte^ sich
anf dic Stclle, welche, an die Vorwnrsc
gegcn die Klösicr aiikiiiipfend, init dcn
Wortcn begiiinc: „wollte man rtwas als
Landschadcn bczeichiieii, weil schon cinmal
Unfug darin vorgckomnikn ist, da mnßtc
man vor Allem an das Ständchans gchcn".
Durch cin am Montag dcn 18. Jnni vcr-
kündctcs hofgcrichtlichcs Urlheil ist nnn dcr
Angcklagte frcigcsprochcn .lind die Staatö-
kasie in'die Kvstcn vcrfälll wordcn.

Freiburq, '22. Juni'. Ucber die bc-

vorsteh.cnde Ncugestaltnng der cv. Kirchc
Badcns ist, an die Mitglicder dicser
Kirche gcrichtct, cin zwcitcs Flngblatt
kürzlich crschicncn nnd uns hcntc zngc-
kommcn. Darin wird daranf hingcwic-
scn, daß die ncncrc Bcrsammlnng in Dnr-
lach die im crstcn Flngblatte gcmachten
Vorschläge i>» Wcscntlichc.n bcsürwortet
habe, dagcgcn scicn solche vom Karls-
ruher „Evangclischen Kirchen- nnd Dolks-
blatt" bekämpft wordcn. Dicscr Bc-^
kämpfnng wird nnii in schlagcndcr Weise
cntgegcngctrcteii, der Ungrnnd nachgc-
wixscn nnd zum Schlnsse crklärt, daß die
Vcrfasier kcin Wort von ihren frühcren
Vorschlägen und ihrer Mahnnng an dic
Kirchcngcnossen znrücknehmcn können. Die-
scs Blatt ist nntcrzcichnct von den Her-
rcn Hofgr. Eimcr, Stadtpfr. Helbing,
Prof. Knics, Hofgr. Lacostc, Fabr. C.
Mcz nnd Hofr. Octtingcr, wclche sich
damit anch als Vcrfasier dcs erstrn bc-
kcnncn.

Aus Baden, 21. Znni. Der katho-
lische KlcrnS schaart sich, odcr wird gc-
schaarr, nm cinmüihig znm Erzbischofc
zü stchcn: ans verlässigcr Qucllc wird
niitgethcilt, daß sämmtliche Kapitel.dic
cinsliniml'gc Erklärnng abzngcben vcran--
laßt wnrdcn, mit dcm Erzbischofe die
Beschlüsie des Landtagcs nnd die Ge-
sctzc dcr Ncgicrnng nber die Kirchcnan-
gelegcnhcit zn ignorircn nnd nach Maß-
gabe dcs Konkordats vorzngchen; für
etwa eintretcnde Geldstrafen sci Vor-
sorge getroffen.

Bom Main, 20. Juni. Man lieöt
in mchreren Bläitcrn, daß im koinmen-
den Herbst in Bapcrn (iu ber Nühc
von Angsbnrg) gcmcinschafklichc Ucbnn-
gcn vvn Truppcii aller Bundtskontiiigcntc
zn Anbahiiniig der Gleichmäßl'gkcit im
Coliimando n. dgl. stattfindcn wcrdcn.
E6 wäre von größttni Wcrth, wciin die-
ser Plan nicht blos Plan odcr gar
frommer Wunsch blciben würde, nm
sv mchr, iii je größercm Umfang er ans-
gcführt würde. Leidcr sind wir gcwöhnt,
Gedankcn wie dcn an ein gcnieinschaft-
lichcs deutschcö Ucbungslager, wo dic
Truppcn ans allen dcntschcn Gancn nm
siue Fahnc sich .samnicltcn, n»r als cincii
schöncn Traum-zu betrachtcn.

Milnchen, 21. Jniii. Z»i Lanfc dcs
gcstrigen Vormi'ltags crhiclt dcr Staaks-
!iiiiliister Frhr. v. Schrcnk die Nachricht,

daß die Koiiferenzen dcutschcr Staats-
mäiincr crst beginiicn sollen, wenn die
Vcrhandluiigkn zwischen Prenßcn ' und
Ocstcrrcich bis zu cincm gcwisseii Pnnkte
vorgcschrittcn scicn.

Hcinau, 23. Juni. Gcstern war in
dcm hiesigcn Nathhanssaale cinc Pctition
an den Kursürstcn zur Untcrzeichliiing auf-
gelegt, i'n welcher die hiesigen Bürger den
Knrfürstcn bitten, dic Verfassnng von 1860
nicht in Wirksamkcit treten zn lasscn. Nach-
dcm bcrcits nahe an 300 Bürgcr diese
in dcr gezicmcndstcn Wcise abgefaßte Bitc-
schrifl nntrrzcichnct hatten, crschicn plötz-
lich kin Pöll'zci-Coiiimisiär nnd löste iin
Namen des Gcsetzcs cinc' „Vcdsammlnng"
auf, die gar nicht stattfand, da »ichks be-
rathcii' wnrdc und nnr Einzclnc kamcn,
nnlerschriebeii nnd dann wicder dcn Saäl
verlicßcn.

Drcsden, 21. Juni. Bei dcr, zum
Bchnf dcr Wahl cines Abgcordnctcn, iin
sechstcn bäncrlichcn Wahlbczirkc am 19.
d. M. zu Strchlcn crfolgtcn Wahl eincs
Wahlnianiics wnrdc von dcn stimmbe-
rcchtigtcn Grnndstücksbcsitzcrii dcr aus
dcn Ortschaftcn Strehlen und Lcubnitz
bcstehcndcn Wahlabthcilnng der Kron
p r i n z znm Wahlinann gewählt.

Dic Bcrl. „Spener'sche Ztg." änßcrt
sich über die gegcnwärtigc dcutschc Frage
in folgendcr Weise: „Eiiie Ucberschan dcr
lctzten Ereigni'sse führc uiis znnächst wie-
dcr nach Badcn^Badcn. Der „Moiiitcur"
hat dem Besnch dcs Kaisers auf dcntschcin
Bodcn, wie sich von selbst vcrstcht, cine
überschwänglich fricdlichc Bcdcntniig bci-
gclcgt; anch wird nns cininal wieder
knndgegcbcii, daß sich dic Politik Napo-
leonö nie vom Nccht nnd der Gcrechtig-
keit eiitfcrnen werde. Warnm dies der
„Moniteur" nnr iniincr von Nenein ver-
sichcrn ninß? Was man durch Thaten
bcwährt, brancht inan nicht imincr anf der
Znngc zu tragcn! Von prcnßischcr Seite
gibt inaii sich in Badcn-Badcn nicht dcr
Jllnsioi, ciiics cwigen Friedens hin. Der
Prinz-Regcnt bctont in sciner Ansprache
an dic dcurschcn Fürstcn, daß dic Wahrimg
dcr Jntcgritäc.Dentschlands stets sci'nc
crste Sorge scin werdc. Anch geht inan
prcnßischcr Scits nicht von dcr Ansicht
ans, als habe der Kaiser Napvlcon bei
sciner Visite kcin größcrcs Aiilicgcn gc-
habt, als Dcntschland einig Z" schcn.
Vielmehr ist es die Mciiiiiiig Preußens,
 
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