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Heidelberger Tagblatt — 1860 (Januar bis Juni)

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März
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https://doi.org/10.11588/diglit.2785#0253

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MdAerger Tagdlatt.

N

s, l'ch- ?rciSmilN„lerbalim!gSblaIN.',krlk!'

^ iäbilich 38 kc.

Donuerstag, 15. Ä^ärz

Nl,eilc cbcr dcrenNai'lin ircrdcn liul ^lr. 1 .

bcrcchnel.

D e u t s ch l a n d.

KarlSrnlic, ,3. März. D-iS hcutc crschicncnc
RcglcrungSblatt Nr. 11 cnthält:

I. Uiimittclbarc allerhöchstc Entschlicjjiingci, Sr.
Königl. Hohcit bcS Gro ßhcrzo gS. Dicnstnach-
richtcn. Sc. Königl. Hchcit dcr Großhcrzog
habcn Sich untcr dcin 3. d. M. allcrgnädigst bcwo-
gcn gcfundcn: dcn ObcranitSrichtcr Wilhclm Bulstcr
in Hcidclbcrg zu dcm AmtSgcricht TaubcrbischofShcim,
und dcn AmISrichtcr Ludwig v. Litschgi in Taubcr-
' bischofShcim zu dcm AmtSgcricht Hcidclbcrg zu vcr-
sctzcn; dcn BczirlSförstcr v. Schalbcrg in Kork in
dcn Ruhcstand zu verscpcii: dcu Ncallchrcrn Franz
Lösch an dcr höhcrn Bürgcrfchnlc in Frciburg, Jakob
Hvlzapfcl, Lorstand dcr hölwrn Bürgcrs^ulc in Kon-

Pricstcr Franz Ravcr Lcndcr auf dcsscn Bittc dic

Fcrncr babcn Allcrhöchstdlcsclbcn^ unlcr dcm 5. d. M.
allcrgnädigst gcrubl: dcn Postkassicr Adolph Gcigcr
in Kchl !n glcichcr Eigcnschaft zu dcm Postamtc Frci«

vorgerückicii AltcrS und gcschwächtcr Gcsundlicit, ^in
dcn Nuhcstand zu vcrschcn. Sc. Köuigl. Hohcit dcr
Grvsihcrzog habcn »ntcr dcm 6. Fcbruar d. I.
gnädigst gcruht, dcn Frcihcrrn Franz v. Lcoprcchting
zum Kamnicrhcrin zu crncniicn. (Schlusi f.)

Kailsruhe, 9. März. Hcutc trutcn
die Miuistcr im't der Kvukordcits-
kommission zusammcii, um. geschäfts-
ordnuuqsmäßi.a vor deu Bcriithuiigeu der-
sclbcn ihre Erklärunczkii 'im Allgcmciueu
abzunebcn. Hcrr v. Sten.qel erklärte,
daß der Aiuraq dcs Hcrru Bericlitcrstat-
ters vou lUlßverständlichcr Auffassniig aus-
zugehcu scheiuc, indcm'er die Negicrung
bitte,»deu Vottzug dcr Konvcutiou zu si-
stircii. Tic Negierung halte durch deu
Abschluß sich zur Ausführuug dcrselbeu
verbunden, ihr Abdruck im Ncgicruugs-
blatt sei^aber uur dereu Dckanntmachung.
Eh'c sic'ins ljcbeü trctcu kbuue, bedürfc
rs dcr Verorduungeu oder Gcsctzc übcr
dcren Vollzug, welche weder iui Einzclncn,
uoch im Ganzen bisher qcgeben seien. Die
Negicruug werde die Schrittc der Kurie
'ZU Freiburg abwarkeu, uui alsdanu zu
entscheiden, was vollzugsrcif sei, uud iu

wclcher Wcise es vottzogeu wcrdcn köuiie.
Die Ne.gieruiig lcgc dcßhalbMerth darauf,
d'ie Ausichteu der Kammer zu erfahrcu,
was dicsclbe in den Kreis dcr Gesetzgebuug
gchörig betrachtc. So scheine auch ihr
ci.gencr uud der Standpuukt der Kommis-
siou kein so vcrschiedeuer zu sei'u, indein
sie deu Vottzugs dcn sie uoch gar uicht
begonucn, auch nicht zu sistiren brauchc.

KarlSruhe, 7. März. Der Bcricht-
erstattcr über das Könkordat, Abg. Hilde-
braud, hat seinen DeriHt in der Kommis-
siou vorqetrageu uud hiezu 'gegcu 6
Stuiidru bedurft. Sein Autrag ist: „die
Negieruug zu bitteu, dcn Vottzug des
Koukordats zu sistiren.

Heidelber,;, 13. März. Bisher sind
Prtitionkn für und gegen das Konkordat
nur bci der II. Kammcr der Abgcordue-
tcn cingelaufcn, uud es dürfte in uusercm
politischeu Lebeu uur selteu vorgcfoiumeu
sei'u, daß derartige Eiugaben auch an die
crste Kammer gerichtct wurden. Der
Eifcr womit die koukordatsfreundliche
Partci nuuiuehr Petl'Iioneu an die l.
Kamiucr vorbercitet, hat auch dic Gegner
der Coiiveution veranlaß't Schrittc bei
der hohen I. Kammer gcgen die Einfüh-
rung zu thun. Die Nesidenzstadt Karls-
ruhe ist mit ciner - von Katholiken und
Protcstanten uutcrzei'chncten Petition vor-
auge.gangeu, welche also lautet:

„Hohe erste Kammcr ! Der ciitscheidcnde
Dag naht herau, an wclchem die Vertre-
ter dcs badischcu Volkcs ihr Urtheil^über
die von dcr gr. Regierung mit dcm
päpstl. Stichle abgcschloffene Koitvention
abgebcn werden. Dic Stimme dcrselben
wird entscheiden, ob bei dirsem wichtigsteu
für Wohl uud Wehe des Laudcs, für
scine Zukunft uud für seiue staatliche
Eristcuz sv bcdeutuugsvotteu. uud.wohl
dürfcu wir sageu verhäiigiiißvotteu Schritte'
dic'Geiiehniigliiig der Staude. des Groß-
hrrzogthumö uiiigaugcii werden kauu. .Dic
Abgeordueteu des badischcu Volkes wer-
de» sich ml't deui Frcimuthe der Pflicht
uud dem Eruste der Vcrautwortuiig,
welche sie mit ihrem Beschlusse auf sich
nehuicu, darüb.er aussprecheu, iu wic fer»
die gr. Ne.gieruug ohnc Ueberschreituii.g
ihrcr Verf.assung6mäßige» Dcfugiiisse ein-
sciti'g uud ohuc attgrliiciiicn Vorbchalt
ständischer Gcuchmiguiig für die allgeiiiciiie
Ncchtskräftigkeit dcr Konveiiiioii voi» 28.
Zuui 1859 dieselbe ab.schlicßeii, als vott-

zugsreif crklären und in dem Regicrungs-
blatte publizircu kouute. Thatsachen der
gcfährlichsteu Tragwrite liegen damit vor.
Wir, katholische und evangelisch-protestan-
tische' Bürger und Eiuwohner der Nesi-
deuzstadt Karlsruhe, wir, die aus nächster
Nähe dic uiiseligcn Wirkungen überscbeu
köiinen, wclche schon jetzt für den Frieden
des Landcs, die Eintracht uud das Zu-
samiütuwirkeu sciner Bewohncr aus der
Konvention hervorgeheu, sehcn die Fol-
gen voraus, die uuvcriiieidlich eiutreten
niüsseu, weuu dieselbe in Wirksamkeit
trctcu sottte. Wir wissen aber auch, was
es für dcu Bestand nud die unvcrkümmerte
Wi'rksaiiikcit der Verfassuugdes Großher--
zogthums bedeutct, weun dies Alles ge-
schcheu köuute ohuc vorgängige Bittigung
dcr vcrfaffungsmäßl'gcn Orgaue-des Lau-
des. — Dic hohe.erste Kainmer vor
Attem ist uuu brrufeu, Wache zu halten
über die strenge und gcwisseiihafte Be-
wahruug unserer Justitulioneu. Sie ist
berufcu, kciuen Vorgaug zu gkiichinigen,
der seincr Natur -uud seiuen Konsequen-
zen nach dic beschworenen Grundlagen
dieser Justitutioneii erschüttern und Gefst
uud Erust derselben bedrvhen köunte. Es
ist eine heilige und große Säche, um die
es sich haudelt. Die Konvention mit dem
päpftlichen Stuhle scheint nicht nur politische
Grnudsätze zu verletzen, welche bisher zu
alleu Zeiteu und iu allen Ländern bei
Verhaudlungen mit dcm römischen Hofe
zur Ni'chlschnur gedient haben, — sie cr-
kcuut andere an, wclche iu Dcutichlaud
von den ältesteu Zeiteu an fort und forr
bcstritten und verweigerc wordeu: — sie
vcrinischt die getreniiteii Sphären der
geistlichen uud wcltlicheu Gewalt uud un-
terwirft die Staatsgewalt deiu Beliebcn
ciucr Macht, welchc die Orduungcn der-
sclbeu stets bekämpft hat — sie-verletzt
uicht uud viclfältig die Nechtc der Einzel-
! ncii, soudcru sie gibt auch die wesentlichcn
^ und uiiveränßerlichsten Hoheitsrcchtc, welche
die Kroue zuiu Wohle uud Heile dcr ganzen
Staatsordnuiig als unversügbares Erb-
thcil bcsitzt, ohne irgend welche Aus-
glkichung dahiu.

Mit der Konvention ist, wir scheuen
uus uicht es ossen auszusprecheu, bei uns
der Anfaug gemacht, eiu Kirchenregimeiit
zu begründen, das' sich jeder ständflchcn
Koutiolle uud unsercr versassiiiigsmäßlgen
Eiuwirkuug vollstäudig kiitzieht. Wir sehen
 
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