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Heidelberger Tagblatt — 1860 (Januar bis Juni)

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März
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HndMerger TagtrlM.

71.


Freitag, 23. März


1860

Telegraphische Depesche

Mailand, 21. März. . Dic fr an-
zvsische Armce hat hentc angefangen
nach Frankrcich zuriick z n ni a r s ch i r c n,
dt'e Regimenter nehmen den Weg iiber
Nizza und Susa.

D e u t s ch l a n d.

Karlsrube. 20. März.. (Schluß dcr
36. vssentlichcii Sitzung der 2. Kamnier der
Ständc.) Iu Bezug auf die fvrmeUe
Seite dcr Uutersiichung hat diese dic früher
schon augedeuteten Vvrgänge in den Ge-
nieiiidcii Svldkii und Wagcnstcig dollstäu-
dig bkstätigt, dagrgcn nicht jene in Ebrin-
geu, insvferu man die Aniiahme zugibt,
dast der Gemciiiderath zur Verzichtlcisiuug
auf die Ersatzwahl dcr Wahlniäiincr rechts-
giltig befugtwar. Iu matericUer Bezichung
ergab die Uiitersuchilng, daß sich dic Geist-
lichkeit deö Wahlbczirkes uicht in einer
Weise cingcmeugt habe, dast cinc Venvcr-
fung dcr Wahl sich rcchifertigen licße,
wcnn gleichwvhl dcn Pfarrverwescr rvn
St. Märgcu nicht nur in scinem Orte,
sondern auch in audern Gcmeinde» sehr
thätig für die Wahl des Hvfraths Bust
gcwirkt habe. Ju der im Gasthaus zum
Bären in Frci'burg gchaltencn Ncde dcs
jrandidatcn habe.cr mcht darauf hi'ugc-
dcucet, daß mau dcn Kaiholiken den Glau-
bcn rauben wvllc, cs bcruhe dieses vi'el-
mehr auf ei'ner VcrwcchsciuNg; dagrgcn
erwähute der Rcduer des hohcn Alters
dcs Hcrrn Crzbischvfs, und suchte durch
die Bchauptung, dast durch' dic Wahl
ciuer cntgcgengesehle» .Persvnlichkcit das
Gemi'uh di'cscs Kirchenfi'irsieii tief ergrisscn
wurdc, auf die Wahlmäiiner einzuwirkcn.
Bczuglich dcr Acußerung des Ho.fralhs
Buß, daß bei der Verwerfuug dcs Kvn-
kordats ein NcliglonSkricq zu befürchten
wäre, durch'welchcn das Land mit Trup-
peu übcrschwemm; würde, si»d die beci-
. digteu Zcugcnaussagcn schr vcrschicden :
währeud nämlich Cinigc dicsc Wortc aus
sciucm Muiidc vernvmnieu zu hvbcn qlcni-
bcu, wollen wieder Audere vvn denselben
nichts gchvrt haben. Die Kvmmissivn über-
läßt daher der Kammer die Bclir.thciluqg
üh'"j^eii Werih dcr verschicdcncu Sius-
sageu. Die Mchrhcit der Kvnimissivn bcan-
tragl Richtbtaiistaiidiiilg dcr Wahl, die Miu-
dccheicdagegcn (Kirsner und Miuh) schlägt

aus formelleu Gründcu dic Uugiltig-
keitserklärung dcrsclben Vvr. Nachdem mit
Zustimmung dcs Hrn. Regl'crungskvmniis-
särs (Geh. Nath Frhr. v. Stcugcl hatte
sich inzwischen aus dem Sitzungssaale ent-
fernt) dic Berathung in abgekürztcr Fvrm
beschlvsscn war, crhi'elt Fingadv das Wvrt,
welcher dcn Antrag auf Verwerfung der
Wahl sowvhl aus fvrmellen, als matc-
ricllen Grüuden stellt, weil die §§. 46,
48 und 59 der Wahlorduung verletzt
wvrdeu scien. Prestinari uud Spvhu
fprechcu für. dcu Mehrheitsautrag, wcil
^ dic fvrmcllcu Gebrcchcn uicht auf die Ab-
j gcvrdueteiiwahl bezvgcu werdcu kvnnte»,
iudem diese selbst vvllkvmmen richtig vvr
! siä' gegaugcn sei. Lamei weiss darauf hin,
! daß dic .acpflogcue Uutersuchuiig die fvr-
I mrlleu Austände nicht bcscitigt habe; cr
j sei iu der frühercn Schuug gcrgdc aus
dicskiu Grunde für Verwcrfung der Wah

ßcu uud wirft eiuen Nückblick auf eincn
ähnlkchen, im Iahre 1837 vorgekonimencn
Fall, bei welchem sich der damalige Staats-
miiil'ster Winter und dcr Abg. Bekk nach
dem Siuue dcr Mehrheit geäußcrt hätten.
Gschrcp spricht sich für Aufrcchthaltung
dcr Wahl aüs, ebcnso auch Falssr, wel-
chcr durchaus keine formellen Mängel auf-
fiudcn kann. Achenbach fiudet iu der vor-
liegcndeu Wahl so viele Thatsachcn, daß
man sich dcs Ausspruches, cs hätten Wahl-
umtrirbc stattgefuuden, nicht euthalten
kvune. Man dürfc über eiiizelnc Puukte
uicht geradczu hiuweggchen, deuu danu
befindc sich die Kanimer nicht mehr auf
dcm Bvdeu dcs Nechts, svudern der Willkür.
Bissing: Bci dcm Wahlaktc hätten die
Wageusteiger kcinc Prvtestativu cingelegt,
ihr jetzigcs Dorbringen sci verspätct, und
darum stimmc cr iür die Giltigkcit der
Wahl. Der Präsidcnt schlicßt die Bc-

gewcscn, und siimmc darmn auch hcute rathung, wvrauf Kirsucr als Berichtcr-
mil dem Autrage dcr Mindcrhcit dcr Kvm-! statter nvchmals dcu Antrag der Minder-
missivn. Ihm schlicßt sich auch Frvhlich au.' hcit verthcidiqt und un't deu Wvrtcn schliestt,
Miiiistkrialdircklvr viv Weizc! zcrglic-i däß nichr nur cin Erund, svudeiu vicle
dert die Bcvbachtuug der bi'sherigcu Grund- ^ vvihandcu scien, wclche die Ungiltigkeits-
sätze und biltet das Haus, im IuiercsscI crklärung rechtfertigtcn. Prcsiiiiari spricht
dcs vcrfassungsmästigen Ncchtcs auch ini im Allgemcincu »vchmals zu Gunstcn dcs
vorliegeudcu Falle vvn demselbcu uicht ab-f Mchrheiksautrages, wvrauf zur Abstini'
zngehcu. Paraviciui kvnutc sich bis jrtzt ^ muug> gcschritten wird, deicn Erqcbuiß
iiicht vvn dcm Vvrhandensein vvn Fvrm- wir bereits mitgcthel'lt haben.

''' Heidelberft, 20.März. Der „Frei-
burger Zkg/' wird vvn Mauiiheim ge-
schrieben: „Je nähcr die Zcit hcranrückt,
zu welcher die Vcrhaiidluiigen übcr die
Kvnvcutivu mit.Nvm vor deu beidcu Kam-

mcru gcpsivgc» werdcu, desiv thätiger si'ud
die Frcuude uud Gcgncr dcriclbcu iu ihrer

wechselscitigcu Wirksamkcit.-Wie

frühcr Pctitivucii au oic zwekte Kammcr
mit vielcu huudcrt Uuterschriften gegeu
das Kvukordat vvu hicr abgiugcn, sv ist

fchlcrn übcrzcugtii und ist darum für die
f llugiltigkcit dcr Wahl. Sckaass glaubt/
f daß man cs iu dcm vvrlikgendcu Falle
uicht sv strcnge iichmcii svlle. Die vsscuc^

Fragc wcgcu dcr Giltigkcit dcs Wahlvcr-
zichtes in Svldeu u»id Waqcnstcig sollc
man dcr Kvnscquciizcu wcgcu nicht cnt-
scheidrn. Dic Ncde des Kaudidatcn, daß
durch die Verwcrfuug des Kvukvrdats dic
Franzvscn in das Land kämcn, kvnnte nur
danu von Bcdcutuug scin, wcun ihr durch
ein verwaudtschaftlichcs Derhältui'ß drsZiun auch eiuc folche an die erstc Kammer
Ncdners niit dcm Kakscr dcr Franzvfcn l abgcfaßt uud mi't mchr als 1800 Uutcr-
gcuügeiider Nachdruck gegcbeu wcrdcn! schrsstcu bis jctzt versehcu wvrdcn, vbgleich
kvuute, das sei abcr uicht der Fall, uud I sie uur währcnd zwei Tagen vssentlich.
die Wortc des Hvfraths Dnst, mit wrl-! aufgclcgt war. Gewiß eiu recht crfreu-
chcu cr sciuc pcrsvulicheii Cigknfchastcu Ii'chcs Zeuguist des vsicinlichen Geistcs.
bclvbt habe, scicu uutcrqcvrductcr Natur. Abcr auch die groste Mchrhcit sirht ein,
Cs fallc ihm dcr Spru'ch ciiicS Lichtcrs dast uur durch gemcinsamcs Zusammen-
cin, dcn er auf diesc Tharsachc auwciidcii' wirkcu cs mvglich isi, dcr hcreiubrcchciidcn
wvlle: „Wcun dic Nose sclbst siä> schmückt, I Gcfahr dcr Wiederciiiiühruiig alter vcr«
sv schmückt sic auch dcn Garicn." Ci suuimc> schvlicuer kirchli'chcr Gcsetzc uud läugst
darum nn't dcm Mchrhcitsautrag. 1>>-Nvst- abgrsielltcr Mistbräuchc zu bcgcgucn uud
hiil kauii sick' dcu fvrmcllc» B'dcukcii dcr! sv ciiicu Zustaud abzuwcudcii, wic wir
Mi'iiderhcit dcr Kvmmissiv» m'cht auschlic-! ihu'gegeiiwäilig ,'u Nvm crl'lickc». Hätteu
 
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