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Heidelberger Tagblatt — 1860 (Januar bis Juni)

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April
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https://doi.org/10.11588/diglit.2785#0385

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HndDerger TagdlM.

r-7.


Mittwoch, LS.April 1860.

D e rr t s ch l a » d.

Karlöruhe, 20. Aprü. D-e Dauer
der .qe.qenwärtigcii Sessivn ist noch immer
Gegcnstciiid verschicdencr Mulhmaßiiiigeii.
Am wahrscheiulichstcn klingt die Versiou,
zufolgc welcher nach Becndiguiig der Bud-
gctberathuiigeii (in ctwa drei Wocheu) dic
Lrammeru aus längerc Zeit vcrtagt wer-
dcn solleu. Die^Zwischenzeit würde zur
Ausarbcitiiiig dcr driiigendsieii Gesctzes-
vorlageu vcrwcudet werden.

§ 'Heidelbcrg, 23. April. Judcm
wir uus dcm Bcrichtc über die Fcier dcs
ZOOsährigcii Todestagcs Pbilipp Me-
laiichthons, welcher am 19. d. iu dcr
Aula begaugeu und in Nr. 95 d- Bl.
erwähut wurdc, anschließeu, fahreu wir
sort, auch über die kirchliche Feicr, welche
auf den Sonntag am 22. vcrlcgt wurde,
zu.berichten. Schon am Vorabend ver-
kündete unser Stadttheater-Orchestcr durch
schönc Choräle von dem heiligeu Geist-
thurme imd dcm der Providenzkirche die
würdige Bedcutung dcs solgenden Tages,
und aiu Sonutag, deu 22. d. M. früh,
crschalltcn die feierlichcn Choräle wieder
vou deu Thürmcn. Jn der St. Petcrs-
. kirche hielt Herr Proscssor Scheukel
cine ebcn so historisch intercssaiite als er-
bauungövollc Nede, iu wclcher er nicht
niir auf das religiöse Lcbeu^ und die große
Gelehrsamkcit dcs unvergeßlichen Ncfor-
uiators hindeutcte, sondcrn aucli eiu Bild
vou desscn chrisilicher Licbc und Duldsam-
keit eutwars uud bei diescr Gelegciiheit
scincn Zuhörern gcgen andcrs Gläubige
cinc gleiche Liebe iuid Duldsamkeit eui'
^tr ^bil. Geistkirche hiclt
Herr Piarrcr Holzmanu und iu der
) rovidcnzkirchc Herr Psarrer SabeI
ahiiliche -oorträge. J„ allen drei qe-
naniiteii Kirchen verherrlichlc das Stadt-
orchestcr dcn Gottesdieust durch feierlichc
Klrchenml.sik. - Dvch liicht nur in den
drei hieligen cvaugclischcn Kirchen wurdc
d.cser ^ag fc.crlichst begaugcn, ciuch in

der.deutichkatholischcnKirclichielt

Hr. 4». Hoorn eincn vortreffll'chcn Vor
trag über das gcistig-religiöse Lcben diescs
Lorbildes eincs christlichcii Lchrers. So
wurde denn in Heidelbcrg dieser Eriiiuc'
rungstag an.deu Tod des großen uud
gelehrtcii Manues iu jeder Beüchuna ai.k

d°s Fch„chf>- ü'-s

Necht, da Hcidelberg der Gcburtsort dcs

Waffenschmieds Schwarzcrd ist, seines
Vaters; — hicr schöpfte der Iüngliüg
aus dem Borue dcr Wisscnschaft einen
uiieudlichcu Schatz, deu er durch scine
Wcrke über die gauze Erde vcrbreitete,
und hier eudlich soll auf dcm Schloffe die
Asche scincs Vatcrs ruhen, wclcher 1507
daselbst im Dicnste ftiucs Churfürsten als
Rüstmeistcr gefallen ist.

* Heidelberg, 25. April. Aus einer
Zusammeiistelluug übcrdenVcrkchr aufdem
Neckar eutiiehmcu wir, daß im Iahre 1859
3221'Schisse zu Derg uud 9552 zu Thal
passirten, crstcrc mit eiuer Laduug vou
1,330,899 — letztere mit 2,644,943 Ctr.
Floße passirteu im vorigeu Iahrc 721.
Der Holzvcrkchr im Allgemeiiicn war im
Jahr 1859 ungcfähr dem im Iahr 1858
gleich, fedoch bedcutcnd geriugcr als im
Iahr 1857. Was unserc Stadt spezicll
betrifft, so war der Verkehr im Iahr 1859
gegcn 1858 über 1000 Klafter Brcunholz
gcringer, indem iu crstercm Iahre 3044

— in Ictztcrcm 4431 Klaftcr ausgeladcn
wurden. Im hicsigeu Hafeu wurdeu aus-
geladen zu Berg 13,721, zu Thal 231,344

— eingeladeu zu Berg 16,465, zu Thal
1623 Ctr. Die uähereii Details über den
gesammteu Vcrkchr fiuden sich im „Bad.
Centralblatt" Nr. 17, worauf wir Lie-
ftnigeu verwkiscu, welche sich besouders
dafür intercssircu.

Vouk b»rd. Miltelrhein, 19. April.
Nachdcm sckou vorher tilträmoutauc Ka-
tholikeu dic Conveiition zwischen dcmPapste
uud dem Großhcrzog als zu Necht bc-
steheud (mir dcm vou der Ncgicrung srlbst
gcmachten Vorbehalte dcr ständischen Ncchte
für ei'nzcliie bcstimmte Puukte) ausahen,
hat jctzt, wie ma» hört, dcr Erzbischof
vou Frciburg dem Großhcrzog gegciiüber
die Erkläruu'g abgcgcben, „die Cvnveutiou
sci ein Kirchcngesctz, verpflichte deßhalb
die Katholikeii 'zu dcrcu Vollzug; sie sei
abcr zuglcich auch ein Staatsvertrag uiid
.köiinteii die darin gewahrteir Rechte' der
Kirche dcrselbru nicht entzogen wcrdcn."

Dresden, 20. April. Das hiesigc
Jonrual spricht sich osseu gcgcn oi'uc Un-
tcrstützuug dcr Schweiz dürch Dcutsch-
laud aus.

Aachen. Der „Aachcucr Zkttimg"
wird gcschriebcu: Zuverlässigcu Nachnch-
tcu aus Fraukrcich zufolgc gl""b'
dort nicht an dcn Aiiöbruch cmcs ^ricges
iu dicsem Jahrc. I» dcii Arseualen, C e-

wchrfabrikeu wird nur mit gewöhnlichen
Kräfteu gearbeitet, und es werdcu keinerlei
Vorbereitnngeu gctrofseu, die der Land-
wirthschaft übersasseueu Pferde einzuziehen;
die Ausbildi'.iig der Trüppen üöird keines-
wegs beschleuiiigt, und in den Mauuten-
tioneu werden Vorräthe vou Zwieback uicht
angebäuft. Auch in den Häfen werden
uirgends Rüstungen bemcrkt, und cben so
wenig'hat man erfahren könneu, daß die
iu Algier stationirteu Regimenter Vor-
kehruugen zurNeiseuach Frankreich treffen."

Berlin, 18. April. Dei der gestrigcn
Berathung des Herrenhauses über die Ab-
schassuug der Wuchergesetze, die, wie be-
reits mitgethcilt worden ist, mit 92 gegen
8 Stimmeu verworfen wvrden 'ist, begann
GrafPückler, Minister der'landwirthschaft-
licheu Augelcgeuheiteu, scine Nede mit
deu Worteu: „Es kann nicht meine Auf-
I gabe scin, diefenigen zn überzeugcn, welche
! uicht übcrzeugt sein wvllen." Herr von
^ Waldow - Steinhovel trat darauf an den
Ministertisch herau, stellte sich iinmittelbar
vor dcm Grafcn Pückler auf und schrie
ihm mi't wülhendcr Gcberdc und zoruer-
fülltcr Slimme die Worte zu: „Der Hr.
Minister hat gesagt, er wolle nicht ver-
suchcu, diejenigen zu überzeugen, dic sich
uicht übcrzcugen lassen wvllen. Mcine
Hcrrcn, es ist eine Thatsache, daß derar-
tige Lcute in diesem Hause nicht sitzen."
Die Herren von Senfft-Pilsach imd Ge-
nvssen brachcn in ein stürmischcs Bravo
aus. Auf. die Zuhörer auf den Tribüneu
machte diescr Vorgang ci'ncn eigciithüm-
lichen Eindruck. Es hattc ganz den An-
schein, als wcrde Hr. v. Waldow sich mit
dcu Worteu uicht begniigcii, sondcrn deu
Minister an dcr Gmgcl packcu. Dem
Graf Pückler sticg das Blut iu's Gcsicht,
cr schwicg aber.' Hr. v. Waldow ging
gucr dnrch den Saal und empfing von
alle» Scikcii Glückwüuschc uud mäiiulichcn
Händcdruck. (!)

.Berlin, 20. April. Aus dcn Ver-
haiidlimgcii über deu Autrag dcs Abg. v.
Viiickc, die kurhessische Vcrfassuugsange-
lcgciiheit bctr., crwähnen wir uoch folgender
Ncden. Duiicker: Es handle sich hier
imi eine Aiigclegenheit des ganzen deut-
schcn Volks. Nach Jnuen die Selbststäir-
digkeit der eiuztliieii Staaten, nach Außeü
das ganze Vaterlaud zu.sichern imd das
Necht für Alle zu schützcu,, das sci der
Kcru der Buiidesaetc gewesc». Damals
 
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