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Heidelberger Tagblatt — 1860 (Januar bis Juni)

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März
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https://doi.org/10.11588/diglit.2785#0257

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KeidelbeMr TagblM.

N^


Freitag, 16. März


1860.

Die Gc^ier deS Konkordnts.

Währcnd dcr Konkordatöstrri't bis dahiii
in ei'nrm Tonc, wie rr anstäiidigrn nnd
gebildctrii Männein gczirint, nntrr Sach-
verständigen geführt wordcn war, wnrde
er jetzt von den Ultrainoiitancn wie einr
Drandfackcl nnter die Massen geworfcn.
Mit Aiuvrachcn, Painphlrtcn, Flugschrif-
tcn nnd Flngblätmn, mit ciner Litcratnr
des Cchuititzcs, dic das Licht dcs Tages
zu schencii allc Ursachc hatte, suchte nian
die Unwissenden zn bethören, dic Einfäl-
tigen zu erschrrckcn, die Lcichtgläubigen zu
erhitzcn.

Unter allen Fabrikaten der nltramon-
tanen Prcssc, wclche die obcn angeführte
Regel befvlgt habcn, ist nns aber kcine's
vorgckonimen, dem der Stcmpcl dcr Ver-
läumdnng so kräftig anfgedrückt wäre,
wie dcr vor Kiirzem nnter dem Titel:
„Der Schmerzcnsschrei imDurlacher Nath-
hans" im Drnck crschicncnen Flugschrift
des derzcitigen Prorekiors der Universität
Freiburg, des Professors der Tbeologie
nnb Kouviktdircklors, I>>. Alban Stolz.
Beini Lcsen diescr Schrift war nnsere
erste Frage: ob hier ni'cht mvglicherweisc
cin unwürdiger Schcrz im Spicle sei, ob
nicht ein maliziöser Anonpmns den hoch-
würdigen Namcn cines katholischen Prie-
sscrs nnd Rcligionslehrers imbefugter Weise
anf den Titcl gesctzt habcn? Wir hofften
täglich anf eiiie öffentliche Erklärung des
Herrn Stolz, daß er eine schwere Be-
^leidigung dari'n erblickc, für den Verfasser
eincs^derartl'gen Machwerks gehalten zu
wcedcn. Diese Erklärung ist leider bis
jetzt ausgeblieben.

Es ist ,'u der Stolz'schen Flugschrift
Viclcs so kics uulcr die Linie dcS allcr-
gewöhnlichsien Anstaiid'es herabgesunken,
daß wir uns selbst besudeln würden, wenn
wir ein Wort darauf erwidertcn. Glück-
lichcrweise ist das badische Volk zu ge-
bildet, zn anstäiidig, ;u human nnd sitt-
lich, übcrhaupl voiu Geistc dcs wahren
Christcnthums zn schr durchdrunge'n, als
daß dic Sprache der Pöbelhaftigkcit, anch
wenu sie nnfcr den Schutz dcs Pricsicr-
rockes sich bcgibt, einen andrrn Eiudruck
auf dasselbe hervorbringcn könnte, als dcu
der Iuvl'gnation über den Mann, der
aus Parteileidenschaft seiner pcrsönlichen
Würde und seincr amtlichcn Stellnng bis
zu eincm svlchen Grade vergißt. Ueber-

gehcn wir dahcr, was nicht nnumgänglich
zur Sache gehört, nnd bcschränkcn wir
uns auf die Schilderung, welche der hoch-
würdige Mann von uns, dcn Kvnkordats-
geguern, entwirft.

Alban Stvlz zählt die Konkordatsgcgner
i'n neun Klaffcn auf. Diesclben zerfallcn
nämlich nach seiner Darstellnug: crsteus
in Freischärler, di.e vorcrst gegen die
Kirche schärlen; zwcitens in E h eb reche r,
Mädchcnverführer, Nezeßmachc r,
Gotteslästerer, M cincidschwörer,
K irchenverächter, L u m p en von a I-
len Sorten, verdorbcne Geistliche;
drittcns in Freimaurer mil der Bet-
lelsuppe abgcwässcrter Maknlatnrphrascn;
vicrtciis in Katholiken, die lieber dcn
Barnaba 6 frcigebcn als Chriftns;
füuftenS i'n Protcstankcn uud Iu'den
mit Schweinefleisch, dic Alles was katho-'
lisch ist, hasscn, vcrläumden und herab-
drückcii ; sechtens in Gothaer, die Oester-
rcich wegscheeren wollcn; sicbrntens in
Katholiken, die feist siud von dcr Distel
des Hasscs gcgcn di'c Kirchc; achtens in
b ur cgu kra t i sch c Beamlc, die gern
in Kirchenangclcgcnhcitcn kornmaiidircn;
neuntcns in müßiggängerische Bcsucher
der Bierhäuser und Musccn. Die Ml't-
glicder allcr ncun Klasscn ziisammengc-
nommen heißeu dic„Apostel des Anti-
christs", so daß alle neun doch eigentlich
nur ciue Klasse bilden. (Schluß f.)

D e ik L s ch l a n d.

KarlSmhe, >3. März. DaS hr»tc crschicncnc
Ncgwrim^sl'^

von Ellinciidiugci! bclrcffcnd. 3) Bckaiintniachungcii
dcS großh. MlnistcrlniiiS dcs Jnncrii: n) Dic uicdi-
zinischc Hauplprüiuiig bctrcffcnd. (Für dcn Fall stch
ciuc^gcnügcu^c^ wird^ii^

Umlagc dcr Bciträgc zur FimcrvcrstchcruiigSanstall sür
1659/60 bctreffcnd. Dicsclbc wird in folgcndcr
Wcisc fcstgcsctzt, »amlich: in>dcr I. Kl. anf -I lr.
von >00 fl. LcrstchcrungSanschlag, In dcr >>. Kl. auf
b'/, kr.. dcr III. SU. auf 7 kr..'iv dcr IV. Kl.
°uf 8 kr. Dicscr Uinlagc ist nach Mastgabc dcS
8- 35 dcv Jnsiruklion' III. zuui Fcucrvcr,ichcrungS-
Gcsctz dcr GcbäudcvcrsichcrungS-Anschlag auf l. Jan.

1859 — wclchcr daS Ergcbnist dcS AbschlnffcS der
FcucrvrrstchcruiigS«Büchcr auf 31. Okt. 1859 bildet
— zn Grundc zu lcgcn.

Karlsruhe, 13. März. 10. öffent-
lichc Sitzuug der 1. Kammcr unter Vor-
sitz deö durchlauchtigsten Priuzeu Wilhelm.
Dcr Sitzuua wohmeu hcutc außer den
bisherigen Mitgliedern JI. DD. die Für-,
sten v. Fürstenberg nud. v. Lvwenstcin-
Wertheim an. Nachdem das Schriftführer-
amt deu Eiulauf mchrerer Dankadresscn
für die Uebkreinkunft, ausgehend vou ver-
schiedenen Landeskapitklii uud Geistlichcn
drs Laudes, apgczeigt hatte, wurde der
Tagcsorduung gemäß zur Berathung dcs
Berichts dcs Herrn Negierungsdirektors
Fromherz über eiueu Titel des Voran-
schlägs- des großh. Ministeriums des In-
ueru geschritten. Bei Tit. I., Minsterium,
cr'grcift Herr Gch. Hofrath Schmidt das
Wort für die Errichtung cincs Kultus-
ministeriums, für welches sich iu unscrm
Laude gerade ein so großes Feld der
Thätigkeit iu Bezug auf Kirche und Schule
össne. Das Hauptgewicht lege er aber
auf das kirchliche Gcbict, auf welchem
sich gegenwärtig große uud bedentsame
Frageii bewegtcn, sowohl in der katho-
lischen, wie in der evangelischen Kirche.
Bei letzterer seien bei dcu Spnoden eiue
Neihe wichtiger Fragen anfgetaucht, in
der katholischen Kirche trete aber das Kon-
kordat mit seiner ganzen Bedeutsamkeit
hervor. Wcrde dieses ganz oder gar uicht,
oder nur thcilweise zu Stande kommen,
immerhi'n würden die in jedem Falle ein-
tretendeu Verwickelungen dic vollc Thätig-
keit eines Mannes beaiifpruchen. Darum
glaube er auch in dcr Gründung eines
Kultusmiuisteriums einc segensreiche That
für das Land uud deu Staat zu crblicken.
Unter Tit. III-, Katholischer Oberkirchen-
rcith, fragt Frhr. v. Gemmingcn in Bezug
auf die durch die Uebereiukunft eiutreten-
dcn Aeudciuiigcn und deu daraus hervor-
gehendcn Mchraufwand, woraus der letz-
tcre bcstrittcn werde. Gch. Rath Frhr.
v. Stengcl rrwidert, daß bei dieser Po-
sitio» allerdiugs Aenderungcn cintretcn
würdcu, die Mehrausgabe aber nicht ans
Staatsmitteln zu bcstreitcn sei. Ebcnso
vcrlangt derselbe Herr Abgeordnete bei
dkiu Voranschlage für die Kreisregteriiiigcn
Auskunfk darüber, ob uicht eine Verein-
fachuug l'm Staatsorganismus insbesondere
bei der Durchfiihruiig dcr llebereinkunft
 
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