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Heidelberger Tagblatt — 1860 (Januar bis Juni)

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Mai
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HndMerger TagblM.

M 12«


Donnerftag, 31. Mai


Eittladnttg.

Di'ejcm'gen meiner vereheli'chcn Mit-
bnrqer nnd Bnrgersvhne, wclchc bei.der
am Donnerstag, den 31. d. M., Vor-
mittags 10^'/, Uhr, staltfindendcn Anknnft
vnsercs hvhcn Fnrstcnpaares längs dcr
Hanptsiraßk Epalier bildcn wvllcn, bitte
ich,. fich nm halb lO Uhr anf tcm ilnd-
wigsplatze cinfinden zu wvlle», von wv
'sie durä) besvndere Festordner an die be-
treffendcn Plätze gefi'chrt werdcn.

Ich bechre mich hicrmil, alle uncinc
verehrlichcn Ml'tbnrger nnd Bnrgersvhnc
zur zahlrcicht» Theilnähme frenndlichst
einznläden.

Heidelbcrg, dcn 27. Mäi 1860.

B n rge r m eister

Krausninnn.

Telegraphische Depesche

Paris, Dienstag, 29. Mai, Morgeiis.
Der „Monitenr" vcrvffentlicht eine Rede,
welche dcr Staatsminister Fvnld anf dcm
Ncgionalkonkiirs Tarbes hielt. Hr. Fonld
weist auf dcn Fortschritt hin, der durch
die neuen vkonvlnischen Maßregeln hcrbei-
geführt wvrdeii, erinnert an die Müßi-
gnng des Kaisers nach dem Kriege, nnd
bezcichnct diese Mäßigiing in der Vergan-
genheit als cin Pfand der Zuknnft. 'So-
dann ermahnt Fould zur Ueberwindnng
der durch den Parteigeist vcrbreiteten
Besorgnisse. „Trotz dcr Ereignissc, wclche
einigc Staatcn in Verwirriii?g sctzen, nnd
bez- Agitation, welchc man' in den
Gemiithern anziifachen sncht, ist Fr'ank-
reich auhig; Frankreich weiß, daß der Kai-
ser >iark gcnug ist, nin Allen Ncspckt fnr
-seinc Ncchte cinzifflvßen. Der Kaiscr ist
ä" ^pal und ein zu trcner Nachba'r, uin
die Nechte Andcrcr zu bedrohcn." !

Nede Häussvrs in der 2. Knmmer
uber d.e 1url)c,sisebe Versassunqö-
srage.

(Fortsctzung u»d Schlu/i.)

Ione Bnndcseomiiii'sfivn, dcrcn rigcnt-

Nchelv Träger dcr gostern genannte pren-
ß'sche Staatsmnnn war, hatte unter An-
dercu, anch durch den Bcschluß von, 11.
Iuni 1851 die Vollmacht rrhalten, die
Vorbereitiliig und fernere Leitnng der kur-
hessischen Angelcgenheiten in die Hand zu
nehinen. Diese Leitung und-Vorbereitung

benützte jenc Buiidescommisfion dazn,' um
eine Reihe von Gesetzcn zn erlassen, deren
ich nur cinige aus den Monaten Inni und
Jnli, 1851 crwähnen will: cs ist ein Ge-
setz, wonach dieBcsetznng drs Appcllations-
gerichts vorgeschricben nnd die Organi-
sativn der LandeSpvlizei cnthaltcn war,
nnd allc Landesbehvrden ncu gebildet wnr-
dcn, ein Gesctz über dic Staätsdiener
und cin Gesctz nbcr die Verwaltung der
Ncchtspflegc. Es wnrden also die Ge-
setze in allen Zweigen des Staatslebkns,
in dcr Verwaltung, Nrchtspflcge, Pvlizci
nnd Geri'chtSorgaiiisation nnter dem Vor-
wand, daß sic mit der Bundesverfassnng
niche im Einklang stnndrn , anßer Wirk-
samkcit gesetzt und neu octropirt nnd Allcs
nach dem von Hassenpstug anssgestellten
scheinheiligen Grundsatz: „2Lir konnen nns
vvn nnscrem Eide nicht cntbinden lasseN,
die Bnndesrvnimissäre mnssen dies thun."
Als die Kammer nach dcm Wahlgesetz von
1852 zn Standc kam, wurden die provi-
sorkschen Gesetze reclauilrt; allcin rs kam
zn keinein Abschlnß, .denn dic Stände wnv-
den entlassrn. Darauf crklärte Minister
Hassenpflng iintcrm 25. Ian. 1855 am
Bniidcstag: dic provl'sorischcn Gcsetze seien
indirect anerkaniit, da keinc der bcideii
Kammern fiir nvthwcndig gehaltcii habe,
sich darübcr au'sznsprechen! Die Stände
von 1855 nnd 1858 reclamirten wieder-
holt jene prvvisorischcn Gesctzc; allein man
gab ihnen keine Antwort darauf. Das
Allcs freilich geschah von cincm Mini-
stcrinm, ^das am 26. Febrnar 1850 den
Ständen erklärte: ,)Wir werden nie dic
Hand dazn bictcn, daß dnrch Ausnahins-
maßregcln ein zweischneidiges Schwcrt
gcschliffen werdc." -Das geschah von einer
Negie.rung, dkc, als am 7. Jnni 1850 der
Abg. Henkel gesagt hattc, er glaube, das
Miiiisteriulii Hassciipstüg arbeitc daran, den
Bnndestag zn rcsianriren, erklären ließ,
sie weise d'iese nngcgriindcte Vcrdächtignng
mit Eiitrüstling zurück. Doch über diese
Politik nnd deren dentsche Trene nnd
Wahrhaftigkeit ist gerichtet. . Es gibt ei'n
Vcrdict, wvgegcn keine Behvrdc, nnd sci
sic nnendlich machtiger, als der Bnndcs-
kc>g, aufznkommen vermag. Fragcn Sic
»ach in Kurhesscn und in Dtutschland-iiach
dcm mvralischen Leumnnd diescr Männer e
Man wird Jhnen cine nl'creiiist>»»ncnde
Antwort gcben. Fragen Sie nach. >» wn-
chcm die Nuf die Männcr stehcn, die das

kühle Grab jctzt deckt, und deiien man
felbst, als sie leidend dem Tode entgegen-
gingen, den Urlanb zu einer Badekur ver-
weigcrte! Fragcn Sie nach, in wclchem
Andcnken sie im Lande steheu! Man wird
mit Achtung nnd Nührnng ihrcr gcdenken.
Fragen Sie fcriier nach, welcher sittliche
Aufschwnng nnd materielles Gedeihen dke
Fichchte der Politik im Lande waren, nnd
wic in allen Zweigen der Verwaltung,
dcr Finänzwirthschaft vdcr des Verkehrs,
knrz in irgrnd cinein össcntlicheii Verhält-
liiß sich die Di'nge gestälteten! Män wird
Jhnen haarstränbcnde Seenen erzählen.
Ich bemerkc nur, daß in diesem Lande seit
10 Zahren kein Bndget mehr -vvrgelegt
wnrde. Fragrn Sie nach., wv die An-
hänger des HassenpflinMien Dveübundes
sind, so wird man Ihnen sägen, daß sie
sich theilweise im Ziichlhansc bofinden. Es
sind dies bittcrc Thatsachen, die man aber
glcichwohl nicht übersohen darf. Es ist
der Nation allerdings mittclbar ein Vor-
wurf zn-machon , daß die Ziistände-nicht
besser sind. Anch über jene Pvlitik, welche
die Bnndeserccntion nnd die Uingefialtnng
Kurhessens Iciten half, ist gerichtet. Sie
hat sich damals mist dcm Berliner Witz
geholfcn, daß die knrh. Nevolntion cine
Ncvvlntion im Schlafrvck nnv Päiitosseln
sei. Sic hät damäls'gegenüber dcn nn-
erhörten Leiden eine's cdlcn Vvlksstainmes
nichts zum eigenen Trost gchäbt, als trost-
lose, beklagcnswerthe Ansfällc nnd Hohn.
Das prenßische Volk ist über sic znr Ta-
gesvrdnniig. gcgangen nnd der verant-
wvrtlichstc Träger dieser Politik läßt sich
vvn der prenßischen Volksvertrening i»
oontuinaoimn veriirthci'lcn. Was den
zwciten Pnnkt bctrisst, dcn ich bercits än-
deutetc, nämlich dic pöli'tische iind allge-
meine Fragc,. so werdc ich, soweit es mir
möglich ist, mich >n den Grenzen halten,
die dic Mahniing des Herrn Berichter-
stattcrs vorgezeichnet hat. Sie wissen, in
>wclcher Lagc die Dinge sind. Jm März
1860 hat inan die Verfaffnng von 1852
anfs Nene sanctiviiirt, in eincm Angen-
bli'ck alsv, wo fürwahr Anlaß genng vor-
handen gewesen wäre) dies nicht zn thnn,
vi'elmehr den Abgrund zn übcrbrücken, der
das össentlichc Rechtsbewnßtsein dcr Bvl-
kcr zerklüftet. Wir stchen ciner Schick-
salsprüfniig gcgenüber; einer Staatsknnst
gegenüber, die von kalter Selbstsucht ge-
leitet nnd dntch Nücksichte» des Rechts
 
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