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Heidelberger Tagblatt — 1860 (Januar bis Juni)

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März
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https://doi.org/10.11588/diglit.2785#0309

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M 78.


Samstag, 81. März

üucilt'odcr'dm» Rmmi n-crdcn mu?,r. 1 .

brrccknci.

-» Anf daö /, Hei'-
delbeiger Tcigblatt"
ktmn iiian sich für
die Monatc Apri'l, Mai und Iuiil
un't 36 kr. abonni'reil bci der Erpkdl'ti'on
und dem Träger.

Den jetzt schon ei'iitrctenden neiien
Abonnenten gcben wir di'e Niiniincrn von
hcute an grati's, dann't di'eselbeii vollstän-
dig in dcn Bcsch der Konkordatöverhand-
lungcn koiiiiiicii,'die wir je nach El'ntrcffcn
pon Nachrichtcii anS den Kanimern in Er-
trabcilagcii aiiSgeben.

D e ir t s ch l a n d.

Karlsruhe, 29. März. 39. öffcnt-
liche Schniig der 2. Kaninier unter dcin
Vo.rsitzc dcs Präsideiiten Junghaniis. AIS
NegieriingSkoiiiniiffärc sind anwesend die
HcH-cii Staatsniliiister Frhr. v. Mcysenbng
uiidVGeh. 3kath Frhr. v. Stengel. (Die
Logcn ii,id Galleri'en sind dicht besetzt.)
Von dcin Schri'ftfiihrcranit erfolgt die An-
zcige über das Eiiilaiifen niehrerer Bitt-
schriftcn, darunter von Lanfen nnd Schlien-
gen gcgen das Koukordat; sodann über-
gab Herr Staatsiiii'nistcr Frhr. v. Mcpsen-
bug eineii Gcsetzesentwurf über die Er-
bauuiig eiiicr Privateiscnbahn, durch das
^oi'eseiithal, ferner die Nachweisungen uber
den Betrieb dcr großh. Staatseiseiibahn
m den Iahrcn 1856 uud 1857. Maps
erstattet hierauf Bcrichr übcr die Bitte
der Geuiei'ndcn Sölden, Mcrzhausen u„d
Munzingeu wegen Verschicbung der ben-
,'Z'!^P!/^o^ni,ng bis der 13. Aemtcr-
"'"en Abgeordneten ver-
tretcn sc,. Antrag: Tagesordnuna — an-

ar Ne.n'cr»,,/ Vereliibariing dcr

?om 28 Im! Lä' ^tlichen Stnhle

b>.h.,c ,...d >„ >z„Lr„ E " !

S -,.dp,,.,k! tcr zr. Rrg,'rr.„.g 7"

nw'? ^beremknnft endailtig zu regeln

aus d'c'm zwar so wei't dieses

a rf dcn, Verordnungswcge inöali'ch wäre-

-lü... ... Br„,g m.?G°srtzrsL,?°r^k'

nnd neue Gesetze nur iinter Mitwirkiing
der Stände. Der Herr Nrgicrnngskoni-
inissär wirft hiernach riiien Nückblick auf
die schon allseitig bkkannten nnd rrörter-
ten gcschichtlichen Verhältniffe nnd bc-
stchendcn Gcsctze und gelangt znnächst zn
dcr Behaiiptnng, daß der Abschluß dcr
Verträge in der Hand dcs Großherzogs
liege, nnd daß die Thei'lnahttic der. Kaui-
mer an abgeschlossenen Vcrträgen ein Aus-
fluß ihrcr Legislative sei. Sodann fährt
er fort, daß schon seit beinahe 40 Iahrcn
die großh. Rcgi'erung faft niiiinterbrochcn
Verhandlungcn nüt dem päpsilichen Stnhle
sichre nnd über die getroffenen Verstän-
blgnngcn jewcils die entsprcchcilden Ver-
ordnnngcn erlaffcn habe, ohnc daß von
dcn Stünden rine Einsprachc erhobcn
wordcn wäre. Wenn die Kammermchr-
hcit das Vertragswerk verwerfe, sv be-
bcute dicses nichts wcniger, als Streichnng
des § 5 ans der Verfassliiigsurknnde. Die
Mini'ster hütten aber die Pflicht, das Necht
der Krvne zn wahren, und deßhalb hiclken
sic die vo.rgeschlagcne Adresse für unstatt-
haft. Hicranf betritt Geh. Nath Frhr.
v. Stengcl die Nednerbühne. Durch Un-
kciiiitnl'ß, Ml'ßverständnl'ß und ungerecht-
ferligte Fnrcht vor der Gefährdung des
konf.csstonellcn Friedens habe die Üeber-
einknnft eine Besprechnng gefunden, welche
theils durch achtbare, theils durch ver-
werfliche Mittel geführt worden wäre,
und wodnrch -el'ne rnhige nnd parteilose
Prüfnng dcrselben sehr erschwert wordcn
sei. Das Gebict der Kirche, insoweit cs
die Lehre rmd den Kultus betreffe, nntcr-
stche nicht dem Eiiiflnsse der politischcn
Stäiideversaiiimlung.

Der Standpuiikt der großh. Negiernng
ruhe anf dcm Grnndsatze der Freiheit der
kathol. Kl'iche nnd ihrer Aiitoiiomi'e i'n in-
nern ki'rchli'chcn Aiigelegcnheiten. Durch
die Verkündi'gnng ber Dnlle babe zwar
der Papst die Katholiken verpflichbet, abcr
es sci „och kki'ne Verordiiung und nvch
kei'n Gesetz erlassen, welche die Untertha-
lüm an dcn Vertrag bändIn. Weil also
nocp kei'ne Verol'diinng erlassen sci', nnd
dic großh. Ncgi'erniig hiermit fei'erll'ch er-
kläre, daß das Eherecht nicht ohne Zu-
stimnuing dcr Stündc geändert werden
wllr, liege auch kei'n Grnnd znr Nekla-
wation vor. Di'e von der Koniiiil'ssion
^"'gcichlcigene Adresse sei nnstatihaft. Was
I^ue „e bezwecken? Der Vcrtrag könne

nicht cinsci'tig anfgehoben wcrden. Der
Streit würde wieder von Nenem nnd hef-
tiger begiliiicn nnd die großh. Regiernng
nu'isse nnterliegen, weil sie im Unrecht sci.
Sodani, geht der Herr Nedner auf ein-
zclncs. Vorbri'ngen ves Kommlssionsberi'ch-
irs nnd zn den einzelnen Sätzen der Ueber-
rinknnft über nnd bemrrkt in Dezug auf
Art. 4 dcr Uebcrcinklinst und der dazu
gemachten Bemerkung km Kommissionsbe-
richte, daß die darin anfgestellten Behanp-
tnngcn bezüglich des nenen Pri'nzi'ps, die
Hcrstcllung ver vollen bischöflkchcn Gewalt
nnd dic- Entfernung des mit ihr nnver-
iräglichcn Oberaufsichtsrechts des Staates
betr., iiiirichtig seicn, daß die gr. Regie-
rniig sich crnstli'ch gegen die Ansicht der
Kommission verwahrc, und suchle nachzn-
weisen, daß nirgends eine Gcfahr vorlicge
nnd die nöthigen Aendernngen des Oe-
sctzcs nnr mit Zustimmnng der Kammern
eintrcten könnten. Bei Verleihung der
Pfründen sei das Nccht des Großherzogs
gewahrt wordcn, die Erri'chtnng von Klö-
stern nnterli'ege der landcsherrli'chrn Be-
stätignng, wodnrch sie Körperschaftsrechte
erhieltkn, daöei werde aber-der Staat sein
Aufsichtsrccht wahren. Die Gerichtsbar«
keit dcs Bischofs bietc keine Beängstl'gimg
dar, denn er könne cinen Zwang nur mit
Hilfe dcs weltlichen Arms anwcnden. Die
Strafen gegen Laien seien natürlich; wer
Mitglied einer Gesellschaft scin wolle, müsse
sich auckMhrcr Di'szipli'n fügen. Das Pla-
cet sci schon längst ohne Gefährdling staat-
licher Iiiteressen anfgehoben; mit der kirch-,
lichen. Freiheit sei dasselbc sv wenig vcr-
träglich, als mit der bürgerlichen Freiheit
die Zensur. Die Entlaiiung oder Pensio-
nirnng der Profcssoren an der katholisch
thcologischen Fakultät crsolge dnrch die
gr. Negiernng. Ob-dabei der Erzbischof
eine Ei'iiwirknng habe, müsse man dcm
! Pflichtgcfnhl der gr. Negiernng anheim-
siellen. Die Uebcreinkiinft sei kein zu-
j sammeiihängciides Ganze, die Neklamatioil
!des gaiize» Vertrags sei nnstatthaft. Er
kiüwirft schlicßlich ein Bild der Gcgner
>deö letzkcrn nnd endet nu't der Bemerknng,
daß jene in der Kommission nichts als
trockene jiiri'stische Dednktionen entgegcn-
gehalten hätten. Der BerichtcrstatterHilde-
brandt: Man führe hente in diescm Hause
einen Kampf, welcher ein dnrchans bcrech-
tigter sei, ja einen lopalen Kauips für die
Rechte des Großherzvgs. Dic Herr^n
 
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