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Heidelberger Tagblatt — 1860 (Januar bis Juni)

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April
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https://doi.org/10.11588/diglit.2785#0321

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M- 81.


Mittwoch, April


Vadischcr Landtag.

Karlsrulie, 2. Apr. Slußerordciit-
Iichc Sitziing der Ersten Kaminer iinter
dem-Vorsttze'des vurchlaiichtigstcii Präsi-
dcn, Sr.'Großh. Hoheit des Prinzeii
Wilhclm von Bäden, iu Anweseiihei't
des Hesammten Staatsiiiinistcriiims.

In Allerhvchstem Slustrag verlicsi Se.
Erz. Herr Gcheimcrath I)r. Stabel fol-
gendc

Eröffiiiing

Vcrsaiiiinluiig.

Seinc Königliche Hohcit der Groß-
hcrzog haben nnlcrm Hentigeii gnädigst
gernht, cineii Wcchsel im Staatsminisie-
rinm eintrcten zn lassen, nnd mir, dem
Oberhofrichlcr 1)r. Stäbcl, dio Leitnng
des Justizministeriiims nnd dic einstwci-
lige Leitimg des Minisieriums dcs Groß-
hcrzoglichcn Hauses nnd der aiiswärtigen
Angclegeiiheiteii, dcm Professor vr. Lamep
di'e Lcitung dcs Ministcrinms des Iiincrn
zu nbertragen.

Das Staatsmiiiisterium ist zugleich mit
dem Allerhöchstcn Anftrage betraut wor-
dcn, diesc Eriieniiiingeii dcn «tztändcn zu
cröffnen und der Ervffniing Folgendes bei-
zufngen: von dem Augenblick an, wo die
Koiivention mit dem päpstlichen Stnhle
einen Widerstand in den Kainmern her-
vorzurufeii schien, haben Se. Königlichc
Hoheit der Großherzog die kräftige
Vertheidl'gniig des Vertrages nnd die Ab-
wchr einer Ncklamation deffelben sowohl
im Ganzen wie in einzeliien Theileii sciiien
Minisiern zur Pflicht gemacht, dagegen
aber anch gcwünscht, die rciiie und un-
versälschtc Meiiinng der Ständc zu hören.
Erst nach den Beschlnffen der beiden Kam-
mcrii solltc in Erwägung gezvgen werden,
welche Schritte nach dem Jnhalt derselbcn
und nacb dcn Grundsätzen der Verfassnng
im Intcressc des Landes als geboten cr-
scheinen.

Dic Zweitc Kammer hat in ihrer lctz-
ten Sitzung ihrc Stimme abgegcbcn.

Das Gewichts dieses Votnms kcincs-
wegs vcrkeniiend, wolltcn Se. Königlichc
Ho'heit dcr Gi'oßherzog dennoch den
Beschluß der Ersten Kainmer abwartrn,
und dann erst Sich desinitl'v entscheidcn.

Diesen Allerhöchsten, dcn znnächst be-
theiligten Ministerii dcr answärtigen An-
gelegenheiten, der Justi'z und des Innern

bckailnten Absichten wurde dnrch cinen Er-
laß dcs Präsidenten dcs Ministerinms des
Jnncrn vom 3l. v. M. an die öffentlichen
Dl'encr des Landcs in der Weisc vorge-
griffcn, daß'eiii ferneres Zlisammengkhcn
nicht als thnnlich crschien, und cs wnr-
den deßhalb dic bcnanntcn Ministcr ihrer
Dicnstc enthobcn,

Das Staatsml'iiisteriiini in sciner j'etzi-
gen Zusainmensetzniig ist einig und ent-
schloffen, von der Aiierkeiiiiiing der wohl-
begründetcn Ansprüchc bridcr Kirchcn auf
cinc freic und sclbstständige Bewegung-
anszngehen.

Wi'r werden die Ncchte dcr Krone wah-
rcn nnd dcn Inhalt dcr Konvention mic
den verfassiingsinäßl'gen. Befugniffen der
Ständemöglichst ansznglcichcn bemnht seiii.

Wir rcchiien anf die Uiitcrsiütznng dcr
Kammern in dem Strcben nach di'esem
Ziele.

Wir find auch iiberzcngt, daß dieselben
gemeinschaftlich mit uns Alles anfbieten
werden, den allseitigen Fritdcn nnserm
thenern Fürsten und Vatrrland zu cr-
halten.

Karlsruhe, 2. Apr. Außerordcnt-
liche Sitziing der Zweiten Kanimer, Abends
5 Uhr, nntcr dcm Vorsitz dcs Präsidcnten
Ilinghanns. Von Seiten der großh.
Ncgieruiig anwesend: sämmtliche Mitglic-
dcr dcs großh. Slaats-Ml'nisterinms.

Nach Eröffnnng dcr Sitznng verliest
Hr. Geh. Nath vr. Stabel die gleichc
Allerhöchste Eiwssiiniig, die wir obcn in
dcm Bcricht übcr die anßerordeiitliche
Sitzung der Ersten Kamnicr mitgethcilt
haben.

Nach dcm Schlnß derselben erheben sich
sämmtliche Kamincrnil'tglieder von ihren
Si'tzcn und bringen Sr. Königl. Hvheit
dem Großherzog ein mehrmaliges stür-
misches Hvch dar.

Nachdem nvch der Präsidcnt dw nächstc
Sitziing auf dcn 17. April'— Tages-
ordniiiig: Bcrathnng des Bcrichts dcs
Abg. Kirsircr über das Militärbndgct
— äiiberauint hatte, wird die Sipnng
geschlossen. ' (K. Z.)

Aus dem Schwurqerichtssaal.

Schon im Scptember und Anfangs Ok-
tober 1858 finden sich klare Aiideiitnngcn,
daß beide Müllcr Wechscl unter erdichte-

ten Namen i'n Umlanf gcsetzt hatten, und
daß hanptsächlich der Angeklagtc Müller
die Anfcrtignng dcdsclben besorgte, wäh-
rend sein Vater dic Formnlare dazu her-
beischagte und stcmpeln ließ und Anwei-
sung gab, wic die Wechscl eingcrichtet
wcrdcn sollten. So heißt es ir A. in
Briefen vom.30. Sept., 12. und 15. Ok-
tobcr 1858, dcr Angcklagtc Müllcr.solle
wegcii eincs Wechsels, dcr unter dem
Nainen „Krätz" auf Brink niid Komp. in
Elberfeld gezogen nnd protestirt worden
war, an dieses Haiidlungshaus schreib'en,
wenn er sich der Hand von 'Krätz noch
erinnerc, nnd könne anch wicdcr „per
Krätz von Stuttgart ans, oder wie dcr
Orl hciße, anf Brink ziehen." Ferner be-
siclltc Müllcr sen. in einem Brief ohne
Datum mehrcre Wcchsel mit diversen In-
boffamenten, wovon aber das letzte stcts
'in bliineo scin müsse, sodann zwei kleine
mit eincr Anzahl Giro versehcpc Wcchsel
auf Ggtha. Am 9. Okt. zeigte er seincm
Sohn den Empfang di'eser beiden Wcchseb
an, mit dem Anfügen, er habe sie nicht
anbringcn köiinen, weil sie „auch sehr
verdächtig" warcn. Glcichzeitig drücktc
er seine Absicht aus nach Köln zu reisen,
und dort gestempelte Wechsclforinulare her-
beizuschaffen, mit dcnen der Angeklagtc
Müstcr in Slnttgari operiren könne. Die-
scr Enlschlnß wnrde in der That ansge-
führt nnd Müller son. übcrsandtc seinem
Sohn von Köln aus am 12. Okrobcr eine
Anzahl gestempelter Formiilare mit näherer
Angabc, wie solche ansgefüllt werden soll-
tcn. Wenige Tage nachhcr crhielr B. von
dem Angeklagtcii Müller den ersten dcr
obenerwähnlen falschen Wechscl. Noch be-
zcichneiidcr sind zwei wcitcre Briefe vo.n
8..nnd 10. Nov. 1658; in dcm ersten be-
ste'llt Müller «o». fünf klciucrc Wechsel
anf Köln, Darmei' oder'Hagen, sodann
Z—4 größere für B., wovon einer anf
Frankf'iirt, die andern anf Köln, mit dem
Bemcrkcii, daß der auf Frankinrt nicht
mit Giro vcrsehcn, aber (bei dcn andern)
das letzte Jiidoffameiit vor ihrem eigcnen
iinmer ii> blnneo sei'n müssc. Am 10. Nov.
zeigt derselbe sodann den Empfang dieser
Wechsel an uiid bemerkt, daß cr die klei-
neren abgesctzt, die größercn abcr »ach
Stuttgart gesandt hab'c. 'B. erhielt ivrrk-
lich aii diescm Tage 4 Wechsel auf Köln,
wornnter' eincr der oben erwähiiten fal-
schen,'so daß es wohl keiiiein Zweifel
 
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