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Heidelberger Tagblatt — 1860 (Januar bis Juni)

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März
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https://doi.org/10.11588/diglit.2785#0261

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KndMerger Tagdlatt.



Samftagf 17. Mär-z


1860.

Die Gcgner dcs Konrordnts.

(Fortschung.)

Das ist dl'e Sprache, welche der Pro-
rekror, Priester.uiid Profeffor All'cin Stolz,
ei'n Maim, dcr freiliw in sci'iiem „Cpa-
ni'schen" Ketzergeri'chtc nnd l'lnlige Sti'er-
gefechte sci ön "gefunden nnd gelvbt hat,
geqcn di'c Männcr führt, di'c in Durlach
zum Schutze i'hrer relsgi'ösen nnd k rch-
li'chen Nechte sich versaninirlt haben nnd
anö dcrcn Mund kei'n bcleidi'gciidcs Nort
gegcn Andcrsglänbige gcfallcn ist. Wir
dnrfen wohl fragen, ob scit dcn Irtzten
dreihiindert Jahren jc in eincni paritä-
tischcn Lande, in welchein dic verschicdc-
ncn N ell'gionöbckcnncr glcichc Rechte habcn ^
nnd sich gegcnsoitig öffentlichc 'Achtung
schnldig sind, eine solchc Sprache dcö rnck-
sichtsloscstcn Fanatisinns sich hat hörcn
laffcn dürfcn? 1!nd hier spri'cht cin Mann/
drffc» Kollrgen an dcr Universität zn
.Frciburg fast ohne Ausnahnic unter die!
Gegncr dc-S Konkordats 'gchörcn! Wir^
diirfcn den Manii, der seine, kirchlichcn!
Gegncr so zu bchandcln wagt, ruhig dcin
Gerichtc dcr Mit- und Nachwelt über-
lasscn. Uni so inehr aber fühlen wir uns
gedrungen, nn't Wenigeni uns darübcr
ausznsprcchen, von welche.r Art die Mäu->
ner in Wirklichkcit sind, die in unsrrni'
Lande und in Viclcn audcrn Ländrrn, so
weit cs cin wahres Christciiihun, und
christliche Hninanität gibt, Gcwissens hal-
ber sich gcgen Konkordate, wir das neuc
badische, crklärcn- niüssen.

1) Gegncr des 5kon-kordats sind Solche,
wclche gcgcnüber dcr hicrarchischcn ?!n-
niaßung und Hrrrschsncht dic Würde und
Sclbststäudigkeit , des Staatcs und dcr l
Krone auch >« Zukuüft unvcrküniuicrt auf-j
recht crhallen wvlleu. Dcr Ton, wclchcn-
dic ultraniontanc Prcsse schon jctzt an-!
schlägt, vcrrälh dcutlich, daß die Konkor-!
datspartei die Staaisgcsctze nur insofcrn!
sür vkrbindll'ch hält, als dicselben deni!
kanonischcn Ncchte nicht widcrsprcchcn. Wo !
Konkordate hcrrschcn, da ist dcr Staat
nicht inchr cigcner Herr im Huusc; da
stnd Kaiholiken und Protcstanicn dcm Gc-
^ sctze gcgcnübcr nicht nichr gleicb vcrpflich-
tct und glcich bercchtigt. Wir Älban Stolz
sich zu unsercri vsifassungsgcniäßen Zu-
standcn sicllt, gcht dcnn aüch auö scineni
Auösprnchc hrrvor: dic Kirche, d. h. dic
Kvnkordalsparici, wcrde so wenig Nück-

sicht anf dic. Landstäude in Karlsruhe
nchnicn, als die Aposicl anf dcn hohcn
Nath i'n Jcrnsalcinü

2) Gegncr dcs Konkordats siud Cvlche,
wclche dcn Fricdcn und die Eintracht
zwischen Kaiholiken und Protesianten auch
iii Zukunit 'bcwahrt wissrn wollen. Es
isi ciuc frechc Unwabrheir, wcnn bchauptct
wird, daß dic Protestanten die kirchlichcn
Ncchte der Kalholikcn anzntasten brabsich-
rigcn. Tcr gegcnwärtigc Kaiupf gegcn
das Konkordat ist ein sür Katholikcii und
Protcstantcn gcnicinsaiiicr. Ldcr ist das
ctwa ein „Ncchl" dcr Katholikcn, daß ihre
Ehcstreitigkcitcn nicht mchr dnrch das bür-
gcrliche Gcricht und ini eigcncn Lande
entschiedcn werdcn sollcn? Jst cs cin
„Nccht" der Kalholikcn, daß sie künftig
nach Nottenburg und Köln wandern niüs-^
scn, i»n sich Rccht sprechcn zn Iasscn?>
Würdcn csdiePrvlcsianten als ein „Rccht"
bctrachtcn, wcnn sic ihrc Ncchlsstrcitig-!
keiten in Dcrlin odcr London, wo inaii!
ihre L'erhältnisse und Znständc nicht kcnnt,
niüßtcn zuni Austrägr gclangcn lasscn?
Jst das ein „Nccht" der Katholikcn, wenn
ihre Geisilichkcic mit ehrcnkränkendcn Ccn-
surcn gegen sic vorgehcn darf, ohnc daß
sie Cchutz bci dcr weltlichcn Dehörde gegcn
ctwaigcs Unrecht suchen dürfcn? Tas
Koukordat wird, wic jedcr Vcrständige
einsicht, dcn Erfolg haben, daß Kalholiken
und Protestantcn in nnsercni Lande wic
dnrch cinen Kcil gespaltcn wrrden; Katho-
liken nnd Prolesianten sollcn in Zuknnft
sich nicht mehr uin einandcr k-üinnicrn, in
kcine frcundschafllichen Bczichungcn odcr
gar in Vrrwandtschaftsvcrbindungcn nu't
ciuaiidcr lrctcn, sie sollen sich nntcr cinandcr
iiincrlich nnd änßrrlich srenid wcrdcn. Da
wo inan dcn Fricdcn, die Einlracht, die
Harnionic, das'chrisilichc Wohlwollcn der
badiscbcn Staatsbnrgcr unter einaüdcr für
cin Dcdnrfniß nnd cinen Scgcn dcö Landes
hält, wv nian diescn Segen durch /on-
fessioncllcn.Hadcr nichc vcrbitteri wissen
will, werdcn,daruin auch tic Gegncr dcö
Konkordats zn sinden scin.

3) Gcgner des Konkordatö sind'Solchc,
wclclun die Chrc, Niacht, Eiuhcit und
Größc des deurschcn Vatcrlaudcs ain Her-
zcn liegt. Dcntschland ist cin paritällschcr ^
Staai; an Zündsioff zur Eifersucht zivi-i
scl cn dcn vrrschicdcncn dcntschen Stäiiiinen
fchlt cs Icidcr nicht. Wohiu >oll eö abcr>

uu't dcni großcn V'aterlandc koninieii, weni'l

dic Flamine des konfessioiiellcn Partkihaffes
in dcmsclbcn auch noch dnrch Konkordats-
streit angezündet wird, wenn der alte
Glaubcnshader an der Konkordatspolitik
sich i'n neucn Fädcn cntspinnt? Wenn eine
Konfcssion gcgcn dic andcre nach Konkor-
datsgrundsätzen frii-.dselig sich abschließt?
!Jii dcn Konkordaten kvninit der nltrainon-
tanc und jcsiu'tische Katholizisnins zur
ausschlicßlichcn Herrschaft. Soll inan nun
kcin guter Kätholik inchr fein können, ohne
nltrainontan zu scin ? Jst inan nicht viel-
rnchr ein 'gutcr Käkholik, wenn nian nicht
ulliä)nontan ist? Ein dcntsch gesinntcr
Katholik kann oben daruin, weil er dentsch
gesinnt ist, dic Hciniath seincs Herzcns
nich't jcnscits d'cr Drrge. suchcn und nicl't'
wüiischcu, dnrch Konkordate, wie dnrch
inpstische Bande au Roin geknüpft zn
werden. (Schluß s.)

D e « t f ch l a n d.

Karlsruhe, 13. März. (Schluß dcr
10. össcntlichen Sitzung der 1. Kanuner
dcr Stäifdc.) Tit. X., Uiitcrrichtsanstal-
tcn, gibt dcni Hrn. Geh. Hosrath v. Mohl
Vcraulassung zn einer Daiikesbezcllgung
gegen die großh. Regierüng fnr die znr
Dcwillignng vorgcschlagenen Mittcl, wo-
gegen Herr Hofrath Schnu'dt, niiter ciner
. vcrglcichciiden Darstellung der Verhält-
üu'sse dcr Heidclberger Univcrsität, dic
niedere Dotation der Universitäc Frcibnrg
bcklagt, wodnrch Zusiändc gcschaffcn wor-
dcn seicii, dic auf die Daner niclit bcstchcn
könntcu. Man fonne sich bald nicht nichr
der Alternative erwchrcn, daß cistwcdcr
dcr Zustand dieser Uiu'versitüt wescntlich
gchobcn nnd veibeficir iverden nuific, oder
!daß das Land dic Fragc stelle: ob dic
^35,000 fl. noch fciiierhin bewilligt werdcn
sollten. Dcr Uiu'versität fehlc der eigcnt-
üiä'c Grund imd Doden, nänilich der Pri-
vatdozcnlcnstaiid. Unkcr dem Ditcl: Land-
! wiilhschafl beuierkt Frhr. v.. Nüdt bezüg-
! lich ci»cö von der 2. Kaniiner ausgc-
' sprocheiien Wnnschcs, daß die Dircktion
^dcr laiidwirthschaftlichen Zentralstclle ohne
Nachlhcil für dic Zwecke dieser Behörde
nicht i'n ter Lage sei, den verlangten Vör-
anschlag aufznstellrn. Das hohc Hans
trat sodann dcn Deschlüsscn dcr 2. Kum-
mcr bci und ging übcr znr Dciathiing
dcs Dcrichts dcs Frhrn. v. Geiiiiningeil
übcr einige Ditcl drs Voranfchlags des
 
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