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Heidelberger Tagblatt — 1860 (Januar bis Juni)

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Februar
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https://doi.org/10.11588/diglit.2785#0149

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Hndelberger TagblM.

38.

ttch^Pici'« M II»icibaliung«t'IaN vi'crle^.
iäbrlich 38 !i.

Diciistag, >4. Fcbruar 186«.

Er'n Dotum über die Eisenacher
Einbeitsbestrebunften

(Fortschung.)

Em solchcs Emvkrstäiidnlß ist nnr denk-
bar, wcnn di'e beabsichtigte Neforin der
Art ist, daß sie bciden Thcilrn Vorthnlc
gewähren kann. Ich hatte cs fnr möglich
qchalten, daß Oesterreich, wie es seit lanqc
den Bau des österrcichischen Einheitsstaates
für sein wescutliches Jntercsse, qleichqiltig
hicr, ob anf dcin cingeschlagencn Weqe
mit Necht oder mit Unrecht, erklärt hat,
auch einc scin mögliches Verhältniß zn
Gcsainintdeütschland wahrende Sondcrstel-
Inng zu dem im parlamentarischen Bnndcs-
staat nntcr prcußischer Führung qeeinigten
außer-österrcichischen Dcutschland dann an-
und einnehmcn könne, wenn ihm das Zu-
sammkngchcn mit Picnßcn nnd Dentsch'
land bci den qroßen internationalcn Fra-
qen gesichert würde, welche in einer nicht
sehr cntfcrntcn Zuknnft ziim Kriege führen
werdcn und wobci das österreichische In-
teresse in erster Linie betheiligt sein wird,
ohne daß untcr den geqenwärtigcn Zn-
ständen Oestcrrei'ch die Mittel zu Gcbote
stchen, füb sich und Deutschland Front zu
machcn. Erwägt man die.von Oestcrreich
in dcr letzten Krisis zugestandene Jnitia-
tive in dcr Biindcsversainmlunq u»d an-
dere Inbizicn, 'wclchc eine Bereitwilligkcit
Oestcrrqichs andeiiteten, Preußen Zuqe-
ständnisse für sci'ne dentschc. Stcllunq als
Preis für seine Uiiterstützunq zu qewähren;
erwägt^man ferner, daß Oestcrreich für
einc iiationalc nnd kühne Politik der Un-
terstütznng weitans der öffentlichen Mci-
nunq im anßer-östcrreichischen Dcntschland
sichcr scin kan», mie sich das auch im Be-
qinn drr Ictztcn Krisis bcwährt hak, daß
ihm abcr diese Unrersiütznng nichks hilft,
wenn nicht.die össcntliche Mcinunq im Ge-
sammtparlament, wcnigstens des außer-
österreichischen Deiuschlands, ihren orqa-
nischcn Ausdruck findct; erwäqt man fer-
ner, daß die französisch-nissische Allian;
bei rücksichtsloser Anwriwung für ihre
Zwecke der u»sit(!ichsten, rcvoiutionärsten
Mittel mitjcdcmLag bedrohendcr, »auicnt-
sich für Oesierreich wird, das Icider sv
vielen Nevolutionssioss birqt, der sich bci
jcdem Anlaß rührt und regt: erwäqt man
dics allcs, so hatte jene Anschaiinng, daß
Oesterrcich eincii engeren Bnnd dcs 'außer-
österreichischen Dentschlands, im cngen An-

schluß an Oesterreich, als seinen Interesseu
nicht ininicr widersprkchend finden wcrde,
an Bercchtigung gcwonnrn. Einc volle
Sicherheit aber für dic Verlässigkcit Preu-
ßens undDeutschlands, welchcalleinOcster-
reich zu solchcr Konzession viellcicht hatte
bcstimmcn könnrns vermochtc es nicht in
dcr zweifelhaften Treue und Energic der
deutschen Kabinetle, sondcrn nur in der
nationalrn Gcsiniinng zu finden, welche
sich in einem Parlamrnte maßqcbend aus-
sprechen würde, wenn anch dicses nur von
dem außcrösterrcichischen Dentschland be-
schickt sein könnte. diichts dnrfte qcschehcn',
wenn diesc Anschauung in Oesterreich all-
mälig Boden ^ gcwinnen sollte, was ein
Vertranen Ocsterreichs in dcn Willen
Preußens, solchc Gesinnung als die na-
tionale gelten zu lassen nnd in Uebcrcin-
stimmung mit derselbcn zn handcln, nn-
möglich machte. Nun.abcr hal Prenßcn,
sowohl in dem orientalischen Kricqe vou
1854 bis 1655, als in dcm eben beendiq-
ten ialicnischcn Kricqe eine Politik der
frcieii Hand nnd zuletzt ^der bcwaffnetcn
Neutr.alität nicht allcin für sich befvlgt,
sondern diese auch dem übrigen Dentsch-
land aufgenöthigt, hat sich Ocstcrreich,
als dieses seincr bcdurfte, vollständig vcr-
sagt, ja cs hat die österreichische Politik
um unwesentlicher, wenigstens unzeitiger
Ausstelluiigen willcn auch im Wesentlichcn
und Großen, wo es sich nm nationalc
MachtstcUnng handelte, in charakterloscr
und zwcidcntiqer Weise desavouirt. Die
preiißische Laiidesvcrtrelung hat diese Po-
litik ihrcr Negi'erung nicht allcin »icht ge-
tadclt, sondern gestützt und die Unterstcl-
luiig gcrechtfertigt, daß in einem Parla-
mrnte des, außerösterieichischen Deutsch-
lands das Gcwicht der prenßischen Stim-
men (welches natürlich aui Schwersien
wieqen würde, wenn sie geeinigt sind)
auch bei dcm besten Nechte Oestcrreichs
in eincm für daffelbe iiachtheiligen, fcind-
lichen, ja gkhässigen Siiiii jcweilig über-
wiegcnd würde in die Waagschale gewor-
fen werdcn. Oesterreich war von Seitrn
Piemonts scit Iahren, von Scitcn Frank-
reichs seit dem Nenjahrsgrnß in seiner
italieiiischen Machtstellnng provoci'rciiden
Aqgressionen, d.ie sich der schlcchtcstcn
Viittel bedienteii, ansgesctzt nnd hatte dicse
mit einer Lanqmiith crtragcn, wie sie kaliin
einem so mächtigcn Staat gczieint. Uls
es endlich im Vertrancii anf sein durch

die europäischenVerträge garantkrtcsRecht',
im Vcrträuen anf seinc natürlichen, zum
Schutze dieses Rcchts verpflichtetcn Bun-
desqenoffen nnd im Vertrauen daraufi daß
diese wcnigstens seine freic Entschließung
bci dcr Mo6ifikation jenk'r Verträge, in-
soweitbiesenothwendiqodcrwünschenswerth
erachtct werden möchte, schützen würden,
als Oesterreich cndlich um seiner Ehrc
willen, die nicht verlctzt werden konnte,
ohne daß Deutschland sich verletzt fühlen
mußte, losschlug, um seiner Feinde sich zu
erwehrcn, in dieser Krisis, in welcher
Ehre und Haltung der Nation erfordcrt
hätte, den Ucbergriffen des französischen
Imperialismus gegenüber, dic sich seitdcm
zu dem tinerträglichsten Uebergewicht qe-
steigert haben, Deutschlanv einiq zu findenq
in dkcser Krisis hat Prenßen klcinlich qc-
mäkclt, schien cs nur darauf bedacht, seine
eiqcne Wichligkeit zn. erhöhcn, daS natio-
nale Rechts- und Mächtgcfühl abzuschwä-
chen nnd der deutschen anßerpreußischen
Nation zu Gemüthe )U fü'hren, daß sie
ohne Preußen nichts vermögc und nichts
sei. (Schluß folgt.)

D e u t s ch l a n d.

Karlsruhe, 11. Febr. 24. öffentliche
Sitznng der 2. Kammer dcr Stände nnter
dcm Vorsitz des Präsidente» Iniighanns
und in Anwesenhkit dcr HH. Rcqi'erungs-
kommissäre Staatsminister Regeiiaucr und
Ministerialräthe v. Böckh nnd Walli. Von
drm Sckretariat wird der Einganq fol-
qeuder Bittschriftcn aiigczeigt, von: Math.
Schinieder i» Mühlcnbacb wcqen Entzüqs
einer Borthcilsqci echtiqkcit; Bürqrrn und
staatsbürqci lichc» Eiiiwohner» zu Freibnrg
gegen das. Konkordal; kathvlischen Ein-
wohnern dcr Stadt Brcisach in Bctrcff
dcs' Konkordats; mehreren Svnagogen-
i räkhcn, di'c Anfhebung dcs §. 58 des Bür-
qcrrcchtsgesetzcs bctr.; dcn Gcmeiiiden des
j stuiidaliitsbezirkes Freibnrg in Bctrefi der
Bcstlinmiing der Schulzcit währcnd dcs
Sommerhalbjahres; der Bürgerschaft z»
Elzach, Erbannng einer Eisenbahn von
Elzach nach Waidkirch; . Walldürn nnd
Umgcgend, Hcrstelliinq eincr Vcrl'iiidiin.qs-
Eisenbahn betr. Hicranf schrittdie Kämmer
znr Bcrathung deS Gesctzcseiitwiirfcs, die
Kapitalstener betr. Nach dicsein Entwurfe
sollen niin die Bezüge von Zinsen nnd
 
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