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Heidelberger Tagblatt — 1860 (Januar bis Juni)

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April
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https://doi.org/10.11588/diglit.2785#0349

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HeidMerger TaMatt.

W.'88' PrcisSamftag, 1Ä. April


1860.

Telegramme.

Nom, H- April. Grntral Lamori-
ciöre sagt in einrin Tagöbefchlc: „Ich
have das Schwert wieber ergriffen, dazn
aufgefordert dnrch den Papst und die Ka-
tholiken, und in Rückstcht darauf, daß die
Nevolmion ganz Europa bcdroht. Die
Sache des Papstcs ist die Sache drr Ci-
vilisation nnd Frcihcit." Weitcr crmu-
thigt der neueKoinmaildant der rvmischcu
Arnice die Truppcn zum Vertrancn.

Turin, !1- April. Lauz a, dcr Can-
didat des Ministeriums, ist zum Präsi-
denten dcr Zweiten Kammer mit 129 von
219 Sti'iiimen erwählt.

Aus Ncapel vom 10. Der Aufstand
i'n Sl'zilien scheint um sich zu greifen. Die
Drnppensendiliigen dahin gehen fort. Große
Aufregllng in Ncapel. -Die Anfständischen
sind riwa 10,000 Mann siark im Jniicrn

der Jnsel concenrrirt. Sie haben dic nach! Da kam dcr Lstcrtag des badischen
Palerino fiihrendcn Kanälc (Wafferlei- > Landes. Es sprach der vberste Lenker
tungen?^ lliiterbrochcii. T ie T-rnppen sindjdcsselbcn Worte des Friedcns, welchc zu
in dcr -Ltadt bclagcrt und werdcn scde j sibeichörcn tine mehr als menschlich ge-
Nacht angrgriffen. Die - neapvlitani'sche j ^öh„fichx, ei„x knnstlich verstärkte Taub
Flottc krcuzt an der Knste. I hxit crforderlich wärc. Diese Fricdens-

worte haben abcr auch in ihren Hinwei

Freiburg, wo fremde Iesuüen von der>
Kanzel donncrten, nnd blickte uach Jta-
licn, wo ebcn der lcpte Dannflrahl des
Papsics über die- sardi'nische Ncgi'crung
am umwolktcn Hi'mmcl hinanfblitztc -D
nnd ,'hre Anhänger fragtcn mit kcckcr
Sti'rne: „Und was dcnn iiun?"

Und sclbst die ttusrichkigcn Frennde des
nrucn Miiil'stcriums sahen auf dcffcn im-
mer noch wunderll'che Zusammensctzung und
anf die Hänptcr seiner natürlichcn Fei'nde,
welche auf seiiicn Bänken saßcn, sie blick-
tcn auf die Vorwürfe, dic jctzt schon drm
Minisicrinni cntgegcngcschlcndcrt wnrden,
als ob e s der Fricdcnsstvrcr sei, sic hat-
tcn schon zuM Voraus die hiltcnbrl'cflichcn
Bctheurnngen von Unterthancntreuc nnd
die Anffordcrungen dazu nicht in rosigcm
Lichte gesehcn; — und so sragtcn dcnn
auch sie mit Vcsorgniß: „Was denn
n u n? "

/X/X „Nnb was nun?"
l.

Ein Iubelruf ertönte ini Lagcr freisin-
ni'gcr Bewohncr unsercs Großherzog-
thnms, alö das Ergebniß der Absii.m-
mung der Landstände über die Cönvention
knnd wurde, uiid doch war dieses Ergeb-
niß von Jedem vorausgcschen worden, der
mit dcn Persönli'chkciten der zweiten Kam-
mer in j.üngster Zeit bekannt worden war.

Und doch sragte man sich i'n diesrm La-
gcr nicht vhne Besorgniß, im gcgenüber
sichenden nicht ohne cine gewissc Befric-
d'ignng: „Und was nun?"

Es crfolgte nach. zwei Tagen der ge-
spaiintcften Erwartungen dic Entlassung
jcner beiden Minisier,. die in dcn letzteii
Tagcn dcs Kampscs den Schild nber das
Lpcral gehallcn hattcn, wclches zwar
nicht das Kind ihrer Neignng war, aber
doch mit adoptjvväterlichcr Treuc behntct
wurde.

Aber auch jetzt blicktc noch ungcbeugtcn
Muthcs die tine der Partcien aüf ihrc
Dundesgenosscn, die sie hättcn in den
Kämmcrn, im Schooße des neuon Mini-
stcriums nnd sciner Dureanr, blickte nach

sungen auf das unantastbare Hel'Iigthum
der Verfassung die Dürgschaft gegeben,
daß dcr verhei'ßene und verlangte Fricde
kcin fauler, sondcin ein danerhafter
sein solle, wcil bcriihrnd auf sittlicher
Grnndlage dcs Volkcö svwohl als dcr
Negl'erung.

Der znglcich mit dcr landcöväterll'chcn
Ansprachc verkündi'gte Nci'nigiingsproz.cß
in den obern Schichtcn dcr Ctaatsatmo-
sphäre gab dic crste Bürgschaft, daß das
gegcnwärtige Minisierium nicht gcwillt sei,
dnrch zaghaste Transactionen und zwei-
felhafte Allianzcn etwa nur seine Stellung
zu behaupten, sondern daß dasselbe auch^
scine Grundsätzc ansrechl zu halten anf-
richtig cntschlossen sei.

„Und was niin?"

Welchcs sind diese Grundsätzc?

Für die noch in der Schwcbe bcsind-
liche kirchliche'Frage sind sie klar und
b ü ilP ig alisgcsprochcn.

Drn bciden christlichen Kirchciigemeiii-
schaften nnscrcs Landes svll eine frcicre
Dcwcgnng nnd Entwickliing gegönnt, d. h.
es soll— oh„x dcn Staat in sciiiciiGruni.-
anzuareifcn, ohne dci» eiiizelncn
Ctaatöangchörigeii de» Cch»tz dcr Negie-

rnng sür scine staatsbürgerliche Eristenz
Zli entziehcn — daö Spstem dcr Bcvor-
mnndung übcr dic Kirchcn gelockert wer-
dcn. Diescs aber soll auf n'ne Weisc ge-
schchcn, daß in einer Zeit, welchc anderes
verlangt, Abändcrniigcn dcs Gewährlciste-
tcn auf vcrfassiingsmäßigcm Wege mög-
lich ist.

Das hcißt, dic frcicre Bewegung der
christll'chcn Kirchcn wird durch Lerord-
n u n g c n nnd Gesetze geschehcn, sic wird
durch dic Nkgicrung 'dcs Landcs »nd
dic N e r t rctung dcs Volkes geschehen,
»icht durch das Dictat ciner srcmden
Macht, zu welcher nns angeblich mpstische
Bandc zichen solle». „Und was nun?".

Dcdarf es übcrhaupt nnscrcr Thcil-
»ahmc an dem Bcvorstchendcn, soll das
Volk, darf dasselbe übcrhaupt ein Wort
dabei mitsprechcn?

DieseS werden wir in cincm folgendcn
Artikel zu erörtern vcrsuchen.

D e u t s ch l a n d.

Karlsrubc, 12. Aprll. DaS hcutc crschlciicnc
NcgiciimgSl'lalt Nr. 17 cnthält:

I. Lcrfüliuiigcii uiid Bck>iiiiitm>ichuiigcii dcr Mini-
stcricn. 1) Bclaiiiilmachuiig dcS großh. Ziistizmiiiisic-
riuuiS: Dic Hauptcrgcbntssc dcr Thätigkcit dcr großb.
GcrichtShofc und StaatSanwältc währcnd dcS ZahrcS
1859 bclrcsscnd. 2) Bckaiintinachung dcs großhcrzogl.
M.inistcrliiinS dcS Zniicrn: Dic Vcrgcbiing cincS Frci-
platzcS i» dcui wciblichcii Lchr> und ErzichuiigSinsti-

> tul zu Badcn bclrcffcnd.

II. TodcSfällc. Scstorbcn sind: Am 11. v. M.
dcr Gcistl. Rath MarkuS AloiS Baycr z» Konstanz,
guicscirtcr Pfarrcr von Ricgcl. Am >2. v- M.
dcr pciisioiiirtc katholischc Pfarrcr AndrcaS Ziinincr-
niann i» Nast. Am. 15. v. M. dcr Ho,gcrichIS.
Präsidcnt Kicffcr in Konstanz. Am i-- v. M- L»
Rcichcnau dcr pcnsionirtc Pfarrcr Bar holomai.S Bar.
Ihclin von Horn, KapitclS Hcgau. '.lm 21. v.

dcr Forstinspcctor, Forstrath v. Kl>i,cr in Offuibnrg.
Am 24. v. M. dcr pcnsionirtc UiiivcrpiatS-SyndikiiS
I)r. Bicchclcr in Frciburg.

u, -IprN- Zn dn durch

Privailintcinchiiicr zn erbauendcu Wic,cn-
tbal-Ei'sciibah» ist daö Ban-Capital ans
l'600,000 si. veranschlagt, wclchcs nach
erfolg'tcr Eonccssionserthciliing dnrch Ac-
ti'ciizcichining erbracht wcrdcn soll. Eilf
dcr iiahmhastestcn Fi'rnien von Basel, Lör-
rach, Brombach, Steiiien nnd Schopfhei'm.
stchcn an dcr Spitze dcs Untccnchinciis,
wclchcm di'c großh. Staatsrcgicrliiig "i
ri'chtiger Würdignng dcr Bcdculiiii.g ffiner
Dahiiliiiie in das i'iidiisirierci'che Wicsen-
thal mit aller Btrcitwilligkel't imd
liberalen Bcdiiigliiigcn eiitgcgciigckomuien
 
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