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Heidelberger Tagblatt — 1860 (Januar bis Juni)

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Februar
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https://doi.org/10.11588/diglit.2785#0185

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«7. Freitag, 24. Fcbrimr

Lt»" » / jädilich30kr.

Aus einem en^liscben Blanbuch
über Jtalien

erfährt man. übcr dcn niicrwartctcn Fri'e-
densschluß von Villafranka Folgendes:

Als'dcr Kricg forkschriti, koiiiue Se.
Maj. vor dcn Opfcrn, die er zur rZvr-
dernng frcnider Znterefscn von Fraiikrcich
erhcischtc, sci'nc Augcn nicht verschließcn,
nnd nach dcr Schlacht von Solfcrino ward
eS ihni zur Pflichk, die Sachlage genaucr
zn iintersuchen, nnd die Opfeiv cines län-
qercn Kampfcs gcgcn die Chanccn dcs
'Endrrsnltakcs wohl abznwägen. So riihin-
rei'ch iiuii auch der Fcldzug bis an dcn
Mi'ncio für dic franzvsischcn Wasscn ge-
wcsen war, so ist dicser Ruhm doch theucr
crkauft worden. Die Vcrlustc an Meii'-
schenlcben wareii nngcheuer, und da die
Oestcrreichcr noch stärker gclitten baltcu,
konntcn sie für geschlagen gcltcn. Die
wi'rkll'chcil Schwi'tiigkei'ten für die Fran-
zosen sollten fcdoch crst beginncn. Sei'ne
Majestät zweifeltc nicht am schließlichen
Erfolg, aber cr wäre nur niit Allfopferung
von andern 25,000 Mann und der Zer-
stvrung Dcnedigs zu erkanfc.n gewescn.
Wären dann die Oestcrreichcr ans Italicn
hinausgeworfen worden, so war es noch
ininicr ungewiß, ob iu diesein Fall die
Aussichtrii auf die Wiedcrhersttllung drs
Fricdcns so günstig gestandcn hätten, als
jetzt, wo dcr Kaiser von Oestcrreich, an
der Spitze ei'iicr zwar brsicgten, abcr nicht
entchrten Armce, Opfer bringcn konnte, zu
deiien er sich nach ctwaigcii'größcreii Nie-
dcrlagen vicl schwercr hütte herbeilassen
kvniicir Angcsichts dieser sciner Ueber-
zkugliiig fühlce dcr Kaiser, daß cr ;nr
Forisipm,g d,-g Kainpfes von Frankrcich
nici't gni wcitcre Znschüsse aii Gcld und
Mannschäft begchrcn könne, da cs von
eincm fortgcsctztcn Kampfe keine Vorthrilc
crwarten dnrfte, und obwohl die crlangten
Frledeiisbcdingiiiigcn hintcr seinen Erwar-
tungen zuriickgebliebcn waren. A»s diesem
Grnndc habe sich der Kaiscr bewogen ge-
fuhlt, mit deni Kaiscr von Oestcrrcich in
Dics — sagte

Graf Walewski - ist dic cinfache, genaue
Geschichte der kaiserl. Mötivc

W°>rw-!i ün V,-rI»nf

dciiclbeii Gcsprachcö dcm britischcn Ge-
la.udtcn folgcndc Einzcl'nhcitcn äns der Z„-
saunncichiiift „i Villafrauca: Kaiser Na-
poievn außerte sich gegcii dcmKaiser Fran;


Joseph so offcn,.wie ich cs jetzt Iyiicn
gegcnübcr gethan habc, und nachdein er
bemerkt hattc, daß beidc Dhcile jetzt mit
Ehrcn anf beinahc glcichcm Fiißc unter-
handeln könntcn, schlng cr als Friedens-
basis vor: Dic Abtrrtiing dcr Lombardei
an Sardinicn, die Bildniig eines Köni'g-
rcichs Deneticn nnter cincm österreichi'schen
Erzhcrzog, cinc italieiiische Koiifövcratl'oii,
und Neformcn im Kirchenstaate. Die De-
tails dieser Einzelpunkte sollten dnrch einrn
europäischen Kongrcß gcregclt werden.

!Daranf erwicdertc Kaiscr Fraiiz Ivseph/
cr wollc ganz osscnherzig anf dicse offen-
herzigen Anträge antwörtcn; doch müsse,
cr scine Stellnng i'n Oesterrcich nicht min-.
dcr sorgsam, als.Kuiser Napoleon die sei-j
nige in Frankreich im Angc bchalten.!
Seine Antorität bernhc ledi'glich anf seincn!
Rechtcn; diesr Ncchte köune er dahrr nic-^
mals kompromittiren. Scin Kaiscrthum!
köiinc ihm viclleicht verlorcn geheii, seinen f
Gruiidsätzeii jedoch wcrde cr stets krcn!
bleibcn, Er gab zu, daß seuie Armee den
Kürzeren zog, und daß er die Lombardei
verloren habc; deßhalb sei er' auch gc-
witlt, dic Rcchtc, die er ans dic Lombardei
bcsaß, de'm Kaiser zn übertrageii, so schmerz-
lich dies aiich seincm Stolze fallcn möge;
mehr aber köunc er nicht thnn, ohne seinc
Armee zn entehrcn. Er würde die Lom-
bardei nicht dem König von Sardinien
abtreten; doch stehe es deni Kaiser dcr
Franzosen natnrlich frri, übcr sein Eigen-
thum zn vcrfiigcn, nnd wolle er die Lom-
bardei Sardinicn geben, dann habc er
(Kaiscr Franz Ioseph) darüber nichts zu
bcmerken.

Iii Bctreff Vcnetiens crklärte Scine
Majestät, cr werdc von seincn uiibczwei'.
felten Ncchtcn auf dicse Provinz »ichts
abtretcii, nnd würdc sie anch keiiicm östcr-
reichischcn Erzherzog übertragen, sv lange
er sie verlhcidigcii köiinc. Wohl-sei cs
möglich, daß cr auch ans Velieti'cn hin-
ansgedräiigt wcrde; abcr lieber ivolle cr
es ganz vcrlicren, als sich in cincii Traktat
über desseii zufiiiifti'gen Monarcheu, oder
— weiin er es sclbcr - bchieltc — über
desscn ziikliliftige Verwaltimg einlassen.
Glcichzeitig gestand Sc. Majestät bcrcit-
willig zu , daß'er sclbsi die Nvthwciidig-
keit großer Aeiidcrlliigcii fühle, und er hadc
niclits dagegen, sei» Ehrcnwort zu vci-
pfändcn, daß Vencti'en in seincr Hand nicht
bloß glncklich, soiidcrn zufri'cdcn sein werdc.

Es seicn dics die cinzigcii Bkdingnngen,
iinter dcncn cr den Friedensvorschlägcn
Gchör gcbcn könne.

In Betreff der italienischeii Konfvde-
ration sagte dcr Kaiser vvn Ocsterreich,
gegen den Plan selbst habe cr nichts eiir-
znweiiden, er dürftc für Italien in dcr
That crspricßll'ch skin; cr selbst würde
mit Veuctien in den Buiid eintrcten ulid
ihn i'n Gemcinschaft mit dcm Kaiser der
Franzosen den übrigen italienischen Staa-
ken.znr Aiiiiahme cinpfchlcn.

Se. Majestät crklärtc sich fcrncr bereit,
in Gemeinschaft mit dem Kaiser der Fran-
zosrn den Papst anf die Nothwendigkcit
von Verwaltiingsrcformcn in fei'nell Staa-
ten eindri'nglich aufnierksäm zu machen,
und gestand ein, daß der Wunsch nach
dcrartigen Refornicn ein sehr lanter sci.
Er gab dcm Kaiser dcr Franzoscn zu vcr-
stehen, daß diese Ncformcn nichc hinter
dcnjeiiigen, dic er selbst für Vencticn be-
absichtige, znrückstehcn sostten; dych erklärte
cr, daß er diese Vorstellnngcii dem Papst
nicht in Gemeinschaft mit irgend einer'
iiichtkatholischen Macht niachen wolle, und
daß er Sr. Heiligkeit nie eine Gebiets-
abtretnng vorschlagcn werdc.

Ferner verlangte Se. Majcstät, daß der
Großherzog von Toskana und^der Herzog
von Modeua in ihre respckt. Bcsitzuligen
wieder eingesetzt werden sollen. Schließ-
lich lchnte er cs ab, die Fri'cdensbedin-
gungen zum Gcgenstand einer Kongreßdis-
kussion zu niacheu.

Nach diescm Mkiiiungsaustaiisch trenn-
tcn sich die bciden Kaiscr; doch wurdcn
dic Aiiterhaiidluiigen zwi'schcn ihncn fort-
gesctzt, und im Laufc dcsselbcn Abcnds
'kanicn die bekaniite» Präliminarien znr
'Uiikerzcili'iiuiig. Ani darauf folgendcn
Morgen erschien Graf Ncchberg im fran-
zösischen Haiiptgnarticr und schlug vor,
daß Bcvvllniächtigte der beibcn Souvcräne
i» Zürich znsauimcntrrffcn niögen, um die
Piäliininari'eu zu cinem dcfinl'tiven Fri'e-
denstraktat zu gestalten.

Aus cincr Reihe im Blaubuch zerstrcutcr
Briefc von Lörd Cowlcy ic. lassen sich
die Schwi'erigkeiten in Züri'ch rccht aii-
schaulich crkennen. Eininal war cs so
wcit gckommeii, daß Kaiser Napoleon niit
einer Wicdcraiifiiahme dcs Kricgcs drohte.
Zumal über die wichtige Frage, ob die
einc Klausel der Präliniinaricn, welche
lautet: „Dcr Großherzog von Toskana
 
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