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Heidelberger Tagblatt — 1860 (Januar bis Juni)

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März
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https://doi.org/10.11588/diglit.2785#0233

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HeidMerger Tagblatt.

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Freitag, ?!>. März


D e u t sch l a n d.

Karlsruhe, 6. Mäiz. 9. öffknkli'che
Sitznng dcr l. Kammer dcr Stniidrver-
sammlnng. (Schlnß.) Dri drm hi'rrauf
zur Berathnng grkammriirli Dcri'cht drs
Al'grordnctrn Laner nbrr die Voranschläge
drr Badcanstaltrnvrrwaltiing rrgreiftHr.
Hosrakh Schml'tt das Wort, i'ndrm cr das
Verderbliche dcs grnnen Tischcs i'n Baden
bernhrt und drn 'Wunsch ansspricht, daß
di'e großh. Rcgi'crnng' .mi't andrrn verbnn-
dctrn Staatcn znr Brsciti'gnng des Spie-
les i'n gccigncter- Wcise wirkrn möchte.
Hr. Prälat Üllmann erhrbt sich anch gegen
dl'cses die Si'ttlichkcit verlctzrndc Institnt
und fiigt bci, daß aus dcm Schooße.dcr
Diözesanspnoden ähnliche Wnnschc lant
qewordrn scicn. ^ Frhr. v. Niidt glanbt,
die -großh. Negl'erung solle selbstsiändi'g in
dieser Sachc vorangehen. Laner betont,
daß cs noch ei'n gcfährlichcres Spiel, das
Börsenspl'tl gebe, nnd daß er mit den
-Wiinschen auf den Diözcsansynodcn be-
züglich dieses Gegeirstandcs vollkommen
einvkrsiandcn sei; dagegen kvnnc cr sich
n'icht init andern Wnnschcn dcrselbcn ver-
eiiiigcn, wclche nach andercr.Nichtnng laut
gcworden seicn. Neg.-Direktor Fromherz
wünscht Unterstntzung dcr kleincn Bädcr.
Dics wird von dcr. Negiernngsbank zn-
gesagt und eine von Hrn. Prälat Ullmann
nnd Frhr. v. Kettncr angcregte Frage
wegen des Weitcrbaucs dcr cvang. Kirche
und dcs Banes eincs Thcatcrs in Baden
dahl'n bcantwortct, daß rrsterer fortgesctzt
werde, sobald die Ansprüche dcs Unter-
nehmers gcsichert scicn, nnd daß zu letz-
terem dcr Spiclpächter und die Stadt
Daden Beiträge leisten würden. Nach
eilistiinmiger Genehiniguiig dicscs Gesetzrs
wurde der Bericht dcs Hrn. Grafcn v. Hen-
nin über den Gesctzentwnrf, die Crhcbnng
Von Sportcln, Stcinpeln und Tarcn in
der Civilstaatsverwaltniig betreffend, dcr
Bcraihnng iinterzogcn. Dcr Ansicht der
2. Kammer entgegen wnrde das vorlie-
gendc Gesctz anf dcn Antrag dcr M.in-
dcrheit der Kommission nnd nach längcrcr
Dcsprechuntz als kcin Finaiizgesctz bctrach-
tet, dcnigcmäß dassclbe artikrlwcisc von
dciii hohcn Hanse durchberathen nnd ohnc
Abänderiing einstiminig angenoinmen.

rrcirlsruhe, 7. Mrz. 33. ößentliche
Sitznng dcr 2. Kamlner dcr Ständc nnter
dcm Vorsitze.des Präsidcnten Junghaniis.

Am Mi'nistertisch bcfanden sich dic Herrcn :
Miiiisterialvi'rektor Dr. Wcizel, Gcncral-
auditor Drancr. Das Schriftführcramt
zcigte den Eingang folgcnder Eingaben
an: von Volksschullchrcrn des Amtsbezirks
Säcki'iigcn wegen Versorgung ihrer Witt-
wcn nnd Waiscn; von vielcn Gerichts-
vollziehern um Bcsserstellung; von Wahl-
männcrn der obcrn Gegend dcs 13. Aem-
terwahlbezirkes, die Beanstandnng dcr
Wahl des Hofrathes Dr. Bnß betr.;' von
35 Pfarrcrn und Pfarrvcrwcscrn des
Oberlandes, die Uel'crciiikunft niit dem
päpstlichcn Stnhle betr.; cndlich mchrcrc.
Anzeigen von kath. Stistungsvorständen rc.
im Betreffe des Abgehcns von Dankadres-
sen. Dcr Vorsitzcnde bringt sodann mi't
Gcnchinigung dcr großh. Negierung das
Ergcbni'ß dcr vor wenigcn Tagen abge-
haltenen gcheimcn Sitznng des Hauses znr
öffentlichen Kenntniß. Jn dcrselbcn wnrde
die Vervollständignng der Schiencnwege
berathen und der Bcschlnß gcfaßt: daß
die nach dcni Gesetze vom 7. Mai 1858
zu crbancnde Eisenbahn von Heidelbcrg
bis Mosbach nnd über Wnrzburg nach
Gcilachsheim vorerst nur in der Nichtnng
von Heidelberg bis Mosbach sofort in
Angriff gcnommtii werden sollc. Bei diescr
Gelegenhcit sei zugleich die Kammer über
zwei Bittschriftcn der Gcmeinde Mudau
nnd Walldürn, wclche' eine verändcrte
Zugsrichtung vorschlagen, zur Tagesord-
nung übergegangcn und habe wcgcn thun-
licher Jnangriffnahine der nach demselben
Gcsctze beschlossenen Villingen -. Singer
Zwcigbahn einen hierauf bezüglichen
Wnnsch in das Protokoll niedergelcgt.
Dcr Vorsitzendc, Hr. Iniighanns, verließ
hicraiif dcn Präsidentenstnhl und nahni
seineii Abgeordnktcnsitz ein, wogegen dxr
Vi'zcpräsident Herr Schaaff den Präsiden-
tenstnhl bestieg und dic Verhandlnng wciter
leitcte. An die Neihe kam ein Bericht des
Abg. Schwarzmann über die Bitte mch-
rerer Gcmcinden, die Wiedcrkrrichtung des
Amtes Ncckargemünd betr. Dic Koinmis-
sion stellt den Antrag, die-Bittschrift dcm
großh. Staatsml'nisterium znr Kcnntniß-
nahnie und gerignetcn Berücksichtigiing zn
übcrwcisen. Jniighanns legt der großh.
Negiernng dcn Wnnsch an das Herz, das

Amt Neckargemnnd in seincni alieu -oe-

stande wieder herznstellen, anch Allinang,.
Fröhlich , Kraiismann, Fischln', Biising
und Gschrcp sprcchcn in rl'escm Sinne,!

doch wird dabei der Wunsch geäußcrt,
daß die Wiedererrichtnng dcs Amtcs Neckar-
geniünd nicht auf Kostcn andcrcr Gemein-
den geschehe. Der Herr Regiernligökom-
missär erklärt hicranf, daß dcr großherz.
Ncgi'cruiig die Mißstande bekannt scien;
daß sic den Gegenstand' auch schon erwo-
gen, densclben aber habe beruhcn lassen,
wcil man abwarten wvttc, ob die im Bau
begriffene Eisenbahn diesen Klagen nicht
abzuhelfen verinoge. Iunghanns wünscht,
daß die großh. Rcgicrung dieses Abwarten
verincidcn inöge, da man ja jetzt schon
wissc, welche Orte die Eisenbahn berühren
werdc. Der Komniissionsantrag wurde
hicrauf angenomincn. Der Präsidcnt Iüng-
hanns übcrnimmt wieder den Dorsitz und
Schwarzniann berichtet ferner über die
Bittc mehrcrcr Gcmeinden wegen Wieder«
herstettung des Amtes Iestettcn. Antrag:
Üeberweisung derDittschrift zur Kcnntniß-
nahnie und gecignetcn Berücksichtigung.
Schaaff führt anö, daß der Bezirk zu groß
sci, nnd hvfft, daß die großh. Regierung
die Verhältnisic in Erwägnng zichen wcrde,
worauf der Antrag angenomincn wurde.
(Schlnß folgt.)

Karlsruhe, 7. März. Dic Kon-
kordatskomliil'ssion hielt heute Vor-
und Nachlnittag einc Sitzung ab, in wel-
cher der Inhalt des Beii'chtes vorgelesen
würdc.

Karlsruhe, 6. März. Nicht selten
wird von gegnerischer Scite das Kon-
rordat als ein Mittel bezeichiiet, durch
welches Gottcsfurcht nnd religiöse Sittcn
ticfcr in das Hcrz dei^Glänbigen gcprägt
nnd die verlorcnen ischaafe der Kirche
wiedcr zugeführt werdcn sottcn. Und wie-
der hören wir vön ihr hänfig den licblosen
Ausdruck, daß es jedcin Katholiken, der sich
mi't der Uebereiiikiliift nicht befreunden
könne, frcistchc, ans der katholischcn Kirche
ausznschcideii, als ob man nicht wisse,
daß nach dcm Si'nne dirser Partei ein
cntbiiiden'der Austritt gar nicht sta-ttsindeu
kanii, -liidem sic ja sclbst die Nichtkatho-
liken l'n der Eigenschaft als Ketzer als
Mitglieder derselben betrachtet. Ohnc anf
eiiic weitere Bclenchtung dieses Wider-
sprnchs cinzugthen, bcgnüge» wir nns init
dcr Widerlegung des ersten Satzcs. Wo
ist denn, fragcii wir, die Sittcnlosigkeit-
in dem badischcn Volke so tief eingeri'lscn,
daß es verschärfter kirchlicher Gesetze be-
darf? Sollen wir etwa dicfc Frage nrit
 
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