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Heidelberger Tagblatt — 1860 (Januar bis Juni)

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Februar
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M LL.


Freitag, 17. Febr«ar


1860.

D a ö H ä u s s erfe st.

Ilt.

Nachdcm wiri'ndcn beidcn vorhergchendcn
Artikeln ci'n gktreucö Bild, dcs crhebcnden
Festes in mögli'chst- weitem Nahincn zu
geben versucht habcn, sind wir hcutem
der Lagc, durch-Mittheilung dcs Wort-
lautcs einigcr Toastc und Ncden dasselbe
zu vervollständigcii. Dcr zuerst erwähnte
Toast des Hrn. Gemcinderath Nitzhäupt
lautete:

Mein Toast gilt dcm Heldcn dcs Tages^
unscriii neucii Mitburger, Herrn Professor
Häüsscr. Als vor etwa zwci Jähr-
zchiiten der Gefcicrtc sich als Toccnt an
dcr hiesigen Hochschule habilitirtc, da be-
durfte es in Wahrhcit nicht langey Zcit,
um dic Uebcrzcuguiig zu gcwiniicii, wclch'
reichcn Gcwinn dic kupeitn Cnivla durch^
die Habilitirliiig dcs jiigcndlichcn Lchrcrs
gemacht hatte. Warcn die Hoffnlingcn,
die inan auf ihii setzte, schon damals groß>
waren die Erwartiingen, die man von
ihm hcgtc, nicht mindcr bcdcutcnd, so hat
sie doch dcr Erfölg bei Weitem überflügelt,
und ^schon nach wcnigcn Jährcn schcn wir
Häusscr durch die Gcnialität scincs Geistcs
als Stern crstcr Größe an dcr Heidcl-
berger Univcrsität glänzc». Abrr nicht
nur als Trägcr der Wissenschaft, aüch im
parlamcntarischeii Fcldc sinden ' wir dcn
Gefeiertrn am rechten Platze. Die Kam-
mrrverhaudlungen dcs dcnlwürdigcn Jah-
res 1848, nicht minder die Parlamcnts-
verhandlüngen in Crfurt gcben unö Kunde
von der hervorragcnden Stellung, die dcr-
sclbe bei dcn Bersammlinigcn ci'ngenommen
Werfcn wir ciiiiii Blick auf dw
jungsic Vcrgangcnheit, so schcn wir unscrn
vcrchrtcn Frcund als üncrschrockencn
Kampscr für Necht und ssicht, als muthi.-
8s" ^""'^r^chgtr in dcm Kampf, dcn die
rirchliche Mcaktion hcraufbcschworcn, um
das ^olk lii dcn Patrl'archalischen Züsiand
sruhcrer Jahrhnndcric znrück zu versctzcii.
nut eincm Wort, wir ftndcn Häüsser übcrall,
wo cs gUt dcr dügc anf dcn Kopw „
kretcn, den Nuckjchritt zu bckäinpscn, dcm
Nccht und der Wahrheit dcn Sicg cr-
ringcn. Bci dicscu glänzendcn Eigcn--
schastcn, bei dicscr Hervorrägcnheit sc'incö
Geisics konute es nicht übrichaschcn, daß
auch das grvßere Vatcrland sciue Auqrn
aus dcn Gefcierten warf und Allcs auf-
vot, u,n ihn zn gcwinncn. Und so sind

erst wenige Tage vcrsiosscü, däß unscr
vcrchrtcr Frcund cine Berufung nach Jcna,
und zwar .unter dcn .qlänzcudsttu ^'liier-
biclungcn crhielt, dicsrlbe jcdoch aus An-
hänglichkeit an Heidclbcrg dcsinitiv ab-
Ichutc. Meine Hcrrcn! siud wir auch nicht
im St.ande, deu Gefeicrtcu fiir die aus-
geschlagciien Vorthcile matcricll schadlos
zü halten, so lässen Sie uns dics wcnig-
stcns idc'cll thüu uud mit Liebe bezahlrn.
Unp so glaubc ich dcnn uur das Echo
Z.hrer, cigcücn Grfuhle zu sei'n, nur'Jhrcn
Gcdankcn Wortc zu gcben, wenn ich dcn
Dänk dcr Gesammtburgcrschaft dem vcr-
thrtcn'Männ'für srin fernercs Verbleibcn
in Hcidclbcrg darb'ringc, Und iiun, mcine
H'erren', füllen Sic ,dic Bcchrr bis zuui
Nandc und. bringen Sie mit mir aus
vollcrh frcicr Brüst nnscrui vcrchrten
Frennd'e und, Milbürger, Hcrrn Proscssor
H a ü 's scr, ciii dkcifach dounerndcs Hvch!-

Dic darauf crfolgtc Ncdc H ä u ssers
lautct.wic folgt:

Liebe Fr.euude und Mitbürger!

Es ist ci'ue alte Sitkc, dercn.Zeugc auch
diescr Trt öft gcwescn, mit cinem schci-
dcndcü, Freundc sich zusammen zn findeu
zu cincm lctzkcn traull'chen Erl'nntruiigs-
mahl. Wohl mischt sich dann l'ii dcn
Gcnuß dl'cscr Feicr das bittcrc Cmpsindcü
dcr Trcnnung auf lange odcr auf inilncr.
Glücklicher sind wir an dicscm hcutigcn
Tage; es gilt cincr Feicr uicht der Trcn-
nung, sondcrn der frstercn, innigercu Vcr-
bi'ndung; kcin wcbmüthiger Gedankc an
cin nahcs Scheiden trübt dic Freüde die-
ser fcstlichcn Stuntcn. Wrnn ich dics
bedrnkc und dic Größe uiid dcn Gläiiz
diescr Versamuiliing überschaue, wenn ich
dcr so chrendcn Auszci'chnnngen gcdcnke,
die mir.gewordcn siiid, so fühlc ich mi'ch
ergriffcu, und gehobcn vön dcr Fcicr dieses
TägcS und mvchtc dcn glücklichcn Mömcnt
fcsthalien, daß cr uicht vorübcrgchc. Allcin,
Wariiin sölltc ich. cs verhchlcn, solch cin
Aügcnblick hat äuch seiu Ucberwältigeüdcs
nnd, Nicdcrdriickrndcs, J.ch würdc glau-
bcn. Zhrer Achiuug uicht wcrlh zu scin,
wrnn ich durch dics Allcs mich ctwa vcr-
sücht fühlte zur Selbstübcrhebnng dcS ei'-
gcncu Werthcs. Viclmchr mißt sich u>>
dcr Grvßc Zhrer Aiicrkkiiüung erst rccht
die.Bcscheidcnheit dcr eigeiien ^elstiing,
und je freigebiger Sie dic Bcweise v^hicr

Ll'cbc aü inich' pcrschwciidtn, desio karger

erschcint mir das, was ich als wirklich
vcrdicnt aüsprecheii könntc. Indcsseii di'cs
Persönliche tritt, vön sclbst zürück, wenn
wir uns einen Aügenbkick aus diescm Kreise
hinauSversctzcii in di'c grpßc, weite Welt.
Es ist cine crnstc, drohcndc Zeit, in dcr
wir leben;, vicllcicht, daß üns Allcn schwrre
Prüfüngcn bcvorstch.cn, die abzuwelideu
nicht in unsercr Macht liegt. Es geht'eine
Ahiiling davon durch dic Hcrzen unsercs^
dciiischen Völkcs; dir crinattcte und kalte'
Stlinmung frühercr Tage ist gewichen und
cs geht rin frischer, warmcr Lebeustrieb
^durch viclc Taüseudc von Herzen. D'ie'
j Nä'tion ringt darna'ch',' ihre geistige Frrihdit
. nnv ihre selbststäüdige Knltur,. dic Adb'cit'
^ vielcr Iah'rhündcrte, sich zu crhälteüp sie
! ri'ngt darnach, sich anch äußerlich die fcst'd
Form und nationalc G'cstallung.zu geben,

. an welche die Bcwahrnlig der kostbaisien
i vatcrländiftheu Gütcr gcbunden isi. D'cut
Kainpft nm dicse Sache gilt Ihre hcütige'
! Fcicr. Dcr Maiinschäft, die daruin ringt,

! habe ich mich allerdings aiigcschlösse»,, scit
^ ich die Waffcn zu tiagen vermochte; ich
werdc ihr dienen, bis'die K'raft versagt.
Und in di'escm Sinnc gewahrt mir däs-
heutige Fcst deu reinstcn und höchste» Ge-
niiß,, nicht alS ein, Zeichcn pcrsönlicher
Huldigling, sondcru ein Zcugüiß für die
Sächr, dcr wir Alle ditncu, und als'eiücn
crhcbendcn Deweis, auf welche stattliche
Neihe vou Gleichgcsilintcn wir zählen dur-
fcn in di'csem Känipfe für die güte Sache.
Uüd dafür, Mkinc Frclindc, hättc auch der
klcinste Kreis' tiner Stadt odcr Gemeinde
scine Bedcutling. Wic vicl mchr diefe
altchrwürdige Stättc, die nnS umgibt.
Wic vicl mchr dicse geseguete Stadt, auf
wclche die Natür vcrschwcndcrisch' das
Füllhor» ,'h'rcS NcichihnmS ausgegossen,
dic inni'g und untrcnnbar verknüpft ist mit
dcm fast halbtaiiscndjährigeii NÜHüi un-
serer Hochschule, nnd der es zu keiner Zrsit
gcfchlt har an tiichti'.gein BürgcrsinN und
a» warmer. Hi.iigcbnng für alle, vatrrkäü-
dischcn Znteressen. Jhr .gilt däruin heüte'
incl'n Hoch! llnd, indrni ich Sic bitte, uiit
mir auf das Wvhl dicscr Ctadt zu trinkcn,
gcstatren Sie Ihrem'jüngstcii BürgerF daß
er in dicser fe.silichen Stniidc züglci'ch ein
G'elnbde äblegt und cineii Wünsch aus-
Ipricht. DaS Gelübde meine ich: an ÄÜ-
mcinsinii'und bürgerlicher Tugend inir die
Dorzüge, zu erwcrbe», vön dcneii Ihre
frtiindliche Nächsi'cht aniiiüimt, daß ich sie
 
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