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Heidelberger Tagblatt — 1860 (Januar bis Juni)

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Februar
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https://doi.org/10.11588/diglit.2785#0113

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Hndelberger Tagdlntt.

28.

lich. PrkiS niiillnlcrballungSblallricrltl'
iöbrlich ll6 kr.

Freitag, S. Februar


Das Rundschreiben des Papftes,

wegcn dessen Vkröffkiitli'chnng dns „Uni-
vers" untkrdrnckt wiirde iiiid das cm sünnnt-
Iiche Patricircheii, Crzbi'schvfe, Bischvfe nnd
Priester der kathvlischen Kirche geri'chtet
i'st, santet iiii Wesentlichen wic fvlgt:
Während Ener bewiiiidcrnswerther Eifer
nnd Liebe fnr nns, ehrwiirdige Briider,
und für dcn hcil. Stuhl, svwie die glei-
chcn Gesinnungen der Gläubigcn Linscren
Schnierz niilderten, kiim nns von ailderer
Seile cine ncue Ursache znr Betnibniß.
Darilin schreiben wir Euch diese Briefe,
daniit Euch die Gesinniingcn unsercs Her-
zens in einer so wichtigcn Angelegenhrit
wieder recht klar bekannt werden. Wie
mehrcre von Euch bereits erfahren haben,
vervffentlichte das Pariser Blatt „Mvni-
tcur" betitclt, kiirzlich eincn Brief dcs
Kaisers der Franzvsen, wvdurch er anf
cin Schreiben Vvn ims antwortetc, in
welchem wir Se. k. Maj. inständigst ba-
ten, er uiöge auf dem Pariser Kvngresse
niit seineni inächtigen Schutz die Intcgrität
und Unverlctzbarkeit der wcltlichen Hcrr-
schaft des heiligen Stuhles schützen nnd
ihn vvn einer vcrbrrcherischen Rebellion
bcfreien. Jn seinem Briefe, wvrin er an
gewissen Nathschlag erinnert, den er iins
kurz vorher in Betress der rebellischcn
Prvvinzcn ertheilt hatte, räth nns der
hvhe Kaiser, den Besitz dieser Provinzen
aufzugebcn, da er in dieser Entsagung
das einzige Heilmittel fiir die gegenwär-
tigen Wirren sehe. Ieder von Eiich, ehr-
wiirdige'Brüder, begreift vollkvmmen, daß
dcr Gedankc an die Pflichten unseres hvhen
Amtes iinsnichtgestattet hat, nach Empfang
des Briefes zu schweigen. Ohne Verzng
habcn wir uns beeilt, dcm Kaiser zu ant-
worten und in der apostolischcn Freiheit
unserer Sccle haben wir klar und offen
erklärt, daß wir in keiner Weise anf sei-
uen Nath eingchcn könncn, da er uniiber-
steigli'che Schwierigkcitcn niit sich bringt
m Anbetracht unsercr Würde und dcr'
dieses hail. Stnhles, in Anbetracht nnseres
geheiligtcn Charaktcrs nnd der Ncchte
diescs Stiihlcs, -welche nicht dcr Dpnastic
irgend eincr kvnigliciien Faniilie, ,'ondcrn
allen Katholl'ken gchörcn. Und zngicich
'haben wir crklärt, daß wir nicht abgcbcn
könncn, was uns nicht gehört, niid daß
wir sehr wvhl bcgriffen, dcr Sicg, wrl-
chen man den Empörcrn der Aeuiilia ge-

währe, würdc dic el'nheiinischen nnd ans-
wärtigen Ruhestörer der anderen Pro-
vinzcn, sobald sie den gliicklichen Erfolg
der Rebellen srhcn wiirdcn, dazu anstacheln,
ähnliche Attentate zu begehrn. Und imter
anderem haben wir dcm Kaisrr knnd ge-
than, daß wir die crwähntrn Provinzen
iinserer priesterlichen Herrschaft nicht anf-
geben könncn, ohne die fcierlichcn Eide
zn verlctzen, welche uns binden, ohne
Beschwerdcn und Ausstände in unsern
librigcn Staatcn zu veranlassrn, ohne allen
Katholikrn Unrecht zu thun, cndlich ohne
die Rcchte ni'cht nur der Fürsten Italicns,
welche ihrer Bcsitzungcn ungerechtcr Weise
beranbt worden sind, sondern auch allcr
Fürsten dcr christlichen Welt zu schwächen,
wclche die Einführuiig gewisser schr vcr-
derblicher Grnndsätze nicht mit Gleich-
gültigkcit ansihen könncn. Wir haben
in'cht vcrgcsscn, .zn bcmerken, daß Seinc
Majesiüt wohl weiß, durch welchc Män-
ner, mit welchem Gclde und wklcher Hülfe
die Rcbellion in Bologna, Navenna nnd
anderen Städten angczettelt und vollführt
worden ist, ivährend die große Mchrzahl
dcs Volkes erstaunt war übcr solche Em-
pörungen, welchc sic keineswegs erwartet
nnd die sic sich durchaus nicht geneigt
zcigt, nachzuahmcn. Und was die Ansicht
dcs Kaisers betrifft, wir möchten diesc
Provinzen wegcn der von Zeit zu Zeit
darin angestiftctcn Unrnhen aufgcben, so
habcn wir ihm, wie sich's gebührt, ge-
antwortet, daß dieses Argunient keinen
Werth habc, wcil es zu viel bcweise, da
ähnliche Bewegnngen häusig sowvhl in
Europa wie anderswo stattgefundcii haben
nnd Niemand,wird verkcnnen, daß man
daraus kein gegründetes Argumcnt znr
Vcrnil'ndernng der Desitznngen einer Civil-
regierung entnehmen kann. Wir haben
nicht nntcrlasseii, den Kaiser daran zn er-
iiinern, daß er uns vor dcm italienischen
Kricgc einen ganz andcrn Brief geschriebcn
hatte, dcr uns Trost und nicht Betrübniß
brachte. Und da nach einigen Worten
des vom erwähnten Zonrnal vcröffciitlich-
ten kaiserlichcn Briefcs wir Grnnd zu dcr
Befürchtung zu. haben glanbten, uiisere
rebkllischtii Provinzen dcr Aeniilia würdcn
als bereits losgrlöst angescben,' so habcn
wir Scine Majrstät im Namcn dcr Kirchc
gcbctcn, cr mögc i». Anbciracht seineö
rigrnrn Wvhls nnsere Befürchtnlig voll-
skvunnrn bescitigkii. Dcwcgt von dieser

vätcrlichen Liebe, womit wir über das
ewige Heil Aller wächen müssen, haben
wir ,'hn daran erinnert, daß wir Alle
cines Tages vor dem Richterstuhl Jesu
Chrisii strenge Nechcnschaft ablegen und
ein sehr strrnges Gericht über uns -ergehen
lassen niüsseii, und daß daher-Jeder encr-
gisch thun ninß, was von ihm abbängk,
um zu verdienen, daß cher Gnade als
Gcrechtigkeit über ihn ergche." Einige
Zeilen weitcr heißt es: „Wir flnd bereit,
den erlauchtcn Fußtapfen unscrer Vor-
gängcr zu solgen, ihr Beispicl anszuüben,
die härtcsten und bittersten Prlifungen zu
e.rdulden, selbst das Lebcn zu verli'eren,
che wir irgcndwie die Sache Gottes, der
Kirche und der Gerechtigkeit aufgebcn."
Schlicßlich crmahnt der Papst alle Priestcr,
auszuharren, seine Sache auch ferner zu
verthcidigen nnd jeden Täg die Gläubigen
mehr zu ciitflamnien, daniit sic untcr Lci-
tung der Priester nic aufhvrcn, mit allcr
Kraft die kalholische Kirche und dcn hcil.
Stuhl, sowie dessen weltliche Macht zu
vcrthcidigc».

Deutschland.

Karlsruhe, 30. Ian. Gutem Ver-
nehuieii nach wird die badische Rcgiernng
die Verhandlungen mit der baperischen
über den Bau der festen Brücke zwischen
Mannheini und Ludwigshafen wiedcr auf-
»ehnien, und zwar getrennt von ^en Un-
'terhandlungen über die Odenwäldcr Bahn.

-h Karlsruhe, 1. Febr. Uebcr den ^.od
Jhrer Kais. Hohcit der Fran Großherzogm
Stephanie sind dahicr nähere telegra-
phische Nachrichten kingctroffen, nach wel-
ckien soglcich nach dem Bekannlwcrden m
Lnrin Hoftraner aiibefohlen wurde. Die
hvhcn iind höchsten Herrschaften Tnrins so-
wohl, wic die daselbst residirende franz. Ge-
'sandtschaft wird sich nach Nizza begeben,
nm dcr hohcn Verstorbenen die letzte Ehre
eincs fürstlichen Leichenzugs zu bereiten.
Man spricht sogar davon, daß cs möglich
wärc, daß der Kaiser der Franzosen selbst
kommen würde, nm seincr verstorbenen
Vcrwandten das letzte Geleite zu geben;
dcnn es ist bekannt, wclche Bande
Dankbarkcit nich Liebc dcnsclben an die
Verblichene im Lcben fesselten. —
dcni ini Iahr 1818 verstorbencii Owß-
herzog Karl, dcm Spendcr dcr badischen
Verfassnng nnd dem Gemahle dcr hoheu
 
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