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Heidelberger Tagblatt — 1860 (Januar bis Juni)

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April
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https://doi.org/10.11588/diglit.2785#0341

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N'.'8«. WSLNKMHM»' Domicrstag, 12. April 18««.

Tclegraphische Depesche

Bern, S.April, 7 Uhr 50 M. Nlschin,
Thonvcnel erklärt, erst nnch Brstßer-
qreisuiiI SnVvpens in Cenfercnzeii einzii-
willi'gen. Strcitigkcitcii iin Dezirk P r ii n-
trnt (im berner'schcn, srcinzvsisch
redcnden Jnra), offcnbar provocirt,
veranlaßtcn die Dcrncr Regierung, den
Ständerath Niggeler abziisendcn. Dcr
Bn ndesra th cntläßt alle Trnpprn, Gcnf
ansgenonimcn (dic in Genf staiivnirtcn?!
oder dic dcin Kanton Gcnf angchörigen?).!

D e l? t sch l a n d.

Karlsruhe, 8. April. Die Meiniiiigs-!
verschicdenl)citcn,^bie bekanntlich zwischen!
Herrn Rcgcnauer iind seincin nciicn Col-!
legcn obwaltcn, iiilißtcn, wenn schon stei
bis dahin iin Schooß des Ministeriilms
in keincr Weise hervortrarcn, sich doch
voraiisstchtlich l'ibcr kurz vder lang derart
bemerklr'ch machen, daß ein ferncres Zn-
saininengehen sowohl ihin selbst, als auch
ohne Zwei'el dein Lctztcren nicht wohl cr-
wnnscht sein' knochtc; wie schr anch un«
streitig der Vcrlust eincr bcdentendcn fi-
nanziellen Capacität von so cntschiedencn
Vcrdiensten nm das l?and bedancrt wer-
den inuß, so lenchtet cS doch ein, daß in
so gespannten Zcitverhältniffen wic den
nnserigen, cine Regiernng, dic das Staats-
schiff dnrch so mancherlei bedenkliche Klip-
pen hindurchzustenerii hat, aus Einem Gussc
sein 'muß nnd nicht just den wichtigstcn
Fragen gegennber aus -völlig hetcrogencn
Elementen bcstchen kanii.

Karlsruhe, 9. Apr. Es verlautet das
bestimintc Gerncht, daß dic nächsten Bage
yoch mchrfache weitcrc Erneiinnngen nnd
Vcrsctzungcn .bringen werden nnd man
hält es um so nichr fnr eine Gcwißheit,
als der Eintritc dcrsclbcn nur eine na-
tnrliche Folge dcs bis jctzt Geschehenen
ist. Man kann darans entnehmcn, daß
wir es in Baden nicht nur nn't einer
„Lransaction" zu thun habcn, sondern
daß ein vollständiger Wcchsel dcs Spstcms
eingetrcten ist, in Folge dcsscn dcr ver-
fassungsmäßisse Znstand unseres Landcs
eine nene, segenbringende Wcihc erhielt.
Nicht auAcrbalb der Verfassung, iiicht
durch cine Aenderung derselben soll die
Selbstständigkeit beider christlicher Con-
fessionen in ihreu innern Ängelegenheiten

geregelt werdcn, sondcrii es svll dieses,
sowie anch dic Ansdehnnng des gleichen
Grnndsatzes anch anf andern Gebicten des
Staatslcbcns dnrch ein Gesrtz hcrvorgc-
rnfcn werdcn, das nnter dcm Schntzc der
Verfassnng stcht. - Darin licgt dcr Hanpt-
wcndepnnkt nnsercr Gcschicke, nnd gewiß
wcnige Dadener wcrden den Mahnruf
kincs hochherzigen, deulschen Fnrsten ver-
gesscn, der nnS dnrch wiedcr zn crringcndc
El'nigkeit dic Frnchte ciner gcsetzlichen
Frcihei't mit segenbringcnder Kraft ver-
hcißen hat. (M. I.)

Knrlsrulie, 9. April. Gestern Abend
wnrde im großcn Muscumssaalc das fünf-
zigiährigc Buchdruckerjnbilänin des in der
Diichdriickcrwelt rnhmlich bekannten Herrn
Hofbnchdrnckcr Haspcr dahicr von dcn
hiestgcn und einigrn auswärtigcn Bnch-
crnckcrei'besitzern nnd sämmtlichen hicstgcn
Gchnlfcn, dcn Vcrwandten uud mehreren
Frennden des Inbilars bei eincm Abcnd-
csscn gefeiert. Es wnrde demselben cin
stlbcrncr Pocal nnd einige anf dic Fcicr
bezngliche Drnckschriften nberreicht.

Kehl, 6. April. Dic neuc Zritnng:
„Dcr Straßburger Correspondent" findet
direkt von hicr aus ihrc Weitervcrsendung
in die verschiedenen dentschen Ländcr. ?äg-
lich wcrden vi'ele tauscnd Eremplare, bis
jctzt nur als Probeblätter, von Straßburg
hierhcr gcfnhrt, hicr verpackt, adressirt
und zur Post gegeben. Unscre Postkasse
soll hicrdnrch täglich 'etliche 90 fl. Mehr-
einnahme haben.

Die Freiburger Zeitung schreibt: Das
Programm deS neucn Ministcrinms will
gesetzliche yrdnung des Verhältnisses von
Staat nnd Kirche und beseitigt damit
allerdings dic Grundlage, anf wclcher die
Conveiltion ruht. Wie sich Rom zu die-
sem nenen Programm verhaltcn wird, mnß
stch zeigcn, wahrscheinlich ablehnend, allein
die Negierung kehrt nnr zn dem Stand-
pnnkt zuriick, der nic hätte verlassen wer-
den sollen, und dcn sie ohnc allc Frage
um so mehr hättc fcsthalten könncii, als
die Vorgänge in Jtalien der-römischcn
Curic eine starke Mahiinng sein liinßtcii,
anch mit cincr billigercn Abschlagszablung
stch zu bcgnngcn. . . . Die 2. Kamincr
hat sich nm Fnrst nnd Vatcrland vcrdieiit
gcmacht; ihr Beispiel wird weithin lench-
ten nnd. hoffcntlich auch erwärmcii, daß
überall, wo glciche Gefohr droht, die
Gcister sich zusanniienschaarcii nnd Volk

nnd Ständc stch ein Bcispiel iVchmcn an
der ebenso criiste» als gcmessencn lopaicn
Haltnng in Baden. Möge dcrsclbe hohe
Wille wic bci uns solche Krisen zn ge-
dcihlicbem Endc fnhren, dämit nberall in
Dcutschland der unseligc Zanber gcbrochen
wrrdc, der unsere edclstcn Kräfte lähmt,
das Vertranen znm Desscrn nntcrgräbt,
cine Scheidewand aufrichtct zwischen Fnr-
sten nnd Völkcrn in einer Zcit, wo jeder
Tag ncuc Stiirmc bringcn kann. Wcnn
das Vaterland in Gefahi; ist, so helfcn
dic nnr es retteii, die mit allcn Wnrzcln
ihres Daseins an Fnrst und Volk gekctlet
find; nnd gilt es dcn Kampf gegcn dä-
iiionische Mächte der Finsterniß, Feinde
Gottes nnd der Menschcn, so siegen nur
dic, dic stch kleiden in dic Waffcn dcs Lichts.

Freiburq, 5. April. S. E. dcr Hcrr
Erzbischof hat nnterm 25. v. M. einen
Hirlenbrief erlasscn, worin- in Anbetracht
der schwercn^Bedrängniß dcs hl. Vatcrs
verordnet wird, daß die durch Rund-
schreiben vom 4. September v. I. ange-
ordnete Fnrbitte für den Papst von nun H
a» mit Litanep täglich nach dcr Pfarr-
mcssc gebetet werdc. Zngleich glaubt der
Herr Erzbischof dcn kiiidlichcn Gefühlen
der Kathollken entgegenzukominen, wenn
er in allen Pfarr- und Filialkirchen durch
Anfstcllung von Opferbüchsen oder dcr-
glcichen Gelegenheit gibt, freiwilligc Lie-
besopfer darzubringen, welche anch die
Seelsorgcr zn cmpfangen bereit sein wcrden.

Freiburg, 7. April. Dic neuc Wahl
für den 13. Aemterwahlbezirk ist anf
Samstag, den 14. d. M., von dcm Hcrrn
Wahlcommissär. festgesetzt wordcn.

Stuttgart, 8. April. Eine Anzahl
Vatcrlandöfrennde, an dcren Spitze W.
Pfitzer steht, erläßt iin Schw. Mcrknr
von hente eine „Einladung zu einer all-
gcmeinen Versamiiilnng" auf den 11. d.,
Abends 8 Uhr, in dem E. Werner'schcn
Gartensaal dahicr. Iii derselbcn h'eißt ^
es: „In ruschrr Folge gchen die Plane
des Maniies des 2. Dczembers ihrer Er-
fülliing cntgegen. Er, dcr so eben fich
rnlüiitc, nnr für cine hochherzige Idce,
für die Befreiung dcr Völker von Fremd-
hcrrschaft, Krieg zu führen, nimmt jetzt
als Preis sciner Kricgführung Savopen
nnd bedroht, unbckümmert nm tief bc-
gründete Rechte nnd selbst nm seine kanm
erst gegebenen eigenen Zustchcrnngcii, die
linabhängigkeit und Freiheit der Schweiz.
 
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