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Heidelberger Tagblatt — 1860 (Januar bis Juni)

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April
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https://doi.org/10.11588/diglit.2785#0353

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M 8S.


Somitag. is.Slpril wL'LL 1860.

D e »k t s ch l a » d.

. Karlsruhc, 11. Zlpn'l. Gcstern ver-
libschi'edete sich der unter ehrenv»llster An-
crkennnnq unscres erhabcncn Fürstcn in
ben Nnhcstand cingetretcne Skaatsuii'nister
ber Finanzen, Hr. Dr. Ncgcnaner, von
d'cn Bcainten der. Fi'nanzcollcgicn.

Hcidclbcrg, 12. April. Di'e Dcr-
sannnlnng der dcuischen Land- uiid
Forstmirthe, welche schon iin vörigen
Jahr hier hättc stattfinden solten, aber
der nnsichern Zeitlage halber aus nnbc-
siinimte Zeit vcrtagt wurde, wird nun
bis Anfaiig des Monats Septeinber d. I.
r'n niiserer Stadt zusaininciikoniinen.

Mannheim, 12. April. Der vor
14 Tagcn vom Schwurgerichlshofe des
Unterrheinkrcises wegen Wechsclfalschung
zu einer Zuchthausstrafc von .10 Zahren
vernrtheilte, nnd dermalen noch iin hic-
sigcn Amksaefängnisse insitzende Kaiifmanii,
Franz Karl Heinrich Müller hat dcin Ver-
nchmeii nach gegen diescs Urkhcil weneii
angcblichcr Vcrlctzung wescutlicher Lor-
schriften des Verfahrens Nichtigkcitsbe-
schwerde crhoben, lind dürftc demnach diese
Sachc vor dein großh. Oberhvfgcricht, als
Cassationshof, znr öffentlichen Verhänd-
Iiing koiiiincn. (M. Ich

Mannheim, 13. April. Die von
inehreren hicsigeiu Bürgern ansgcgangeiie
Eiiiladiiiig zn einer Besprcchimg übcr
Grüiidling eines Tnriivercins harle den
gcwünschtcil > Erfolg. Die Vkrsam.nluiig
im „Badcncr Hvf" war gcstern Abend
sthr zahl^cich bcsucht, unb erklärtcn be-
rcits 120 Pcrsvnen - .zuin größtcn Theile
lunge Manner ans dcin Kaiifinannsstande
— ihrcii Bcitrikt 'zu dci» Verei». Ein
Uiisschiiß, bcstchc»d ai>8.den Herren Hcckel,
Holzliiuller, Hohbach, Hmh »nd Nvsinger,

- wurde erwahlt, »»d dcrselbe gebeten, chen
Entwnrt der Statntcn vorziinrhmen.

Lörrach, 10. April.
dcS Abg. Lainep habcn bci dcssei, Eriwn-
nnng z..n. Prasidciitci, dcs VOnistcr
des Iiinern c.n den wärinsiin A a-
driicken abgefaßtcS Gratnlationsschrciben
an denselben gcrichtct. '

Freiburg, 9. April. Das Coinit«
sur das Gcsangfest ist fortwährciid thätch^
dic Olinrtiercommissäre sind eben dauiit
beschaft.gt, die Privatwohniiichcii z„ vcr-
zeichnen, welche frcmde Gäste anfge-

noninien werden wollen. An der innern
Ansschinückung derKuiisthällc, dcre'n nacktes
und durch dic Zeit gebräuntcs Hvlzwcrk
nicht inehr ain schönsten anssah, wird un-
ausgcsetzt gcarbcitet.

r^rciburg, 12. April. Die „Frbgr.
Zeituiig" kann ans ficherer Onelle uu't-
theilen, daß die Bernfung des Profcffvrs
I)r. Otto Funkc in Lcipzig auf den er-
Icdi'gtcii Lehrstuhl der Phpsiologie an hic-
sigcr Uul'vcrsität niinniehr äls Thatsache
betrachtet werdeu kann.

Stuttgart, 12. April. Die gegen-
wärtige crnste Lage vcranlaßte gestern
Abcnd esne Versainuilung i'ui Saale don
C. Werner. Es war crfrcnlich und er-
hcbcnd zu sehen, in welcher Zahl sich dic
Bürger einfaiideii und von welcher Ein-
unithl'gkcit sie beseclt warcn. Es wnrdc
folgcnde össrntliche Erklärung einniüthig
beschlossen:

Die Einverleibung Nordsavopens in
Frankrcich, uiiter welchcn Formcn und
scheinbaren Garantircii dicselbc angenom-
uien wcrden wolle, enthält eiuc Vcrletzttng
dcr durch völkcrrechtliche Verträgc ver-
bürgten Ncchte und Iiitcrcssen der Eid-
genossenschaft. Wir vergleichen dic niann-
hafte Haltung dcr schweizerischcn Buiidcs-
organe niit deui politischen Denchincn an-
derer Negierungen gegenüber der traditio-
nellen Politik des^ französischen Kaiser-
thuins und blicken uiit Theiliiahuie auf
das Bcispiel, das uns die einige und freie
Schweiz in Vertheidigung ihrer llnab-
häiigigkeit gibt. Die Ehre, das Nccht
iind di'c Klngheit verbielen den deutschen
Negi'eriiiigen, dic Einverleibung Nordsa-
vopens in Frankreich als einc vollcndete
Thatsachc uiiter nutzlöscn Prvtcstationen
hiiizuiiehnien und durch eiiie nachgi'cbige
schwache Politik zu iiiiliier größeren Ueber-
griffcn herausziiforderii. ES ist vielmehr
Pflicht, cingedeiik der Mariine französischer
Staätsklughcit: „E i» e n nachd e ni A n-
dern", die Schwciz in der Vertheidigttng
ihrcr bcdrohtcn Uiiabhängigkeit auf jede
Weise uud auf jede Gefahr zu untcr-
stntzcn. Wir sind jedoch überzcngt, daß
der Kricg, in welchen Drutschland in Er-
süllung jcner Pflicht viellcicht verwickelt
wird, ni,r dann nu't Erfolg geführt wer-
bsn kann, wenn dcr Zwiespalt, welchcr
d>e Cabinette, nicht dic Völker Deutsch-
m '"""t, bescitigt und daS dcutsche!
-^olk bernfcn wird) für ei» ciniges und!

frcies Vaterland, das es nicht hat, zu
kämpfen, und daß daher, jc größer die
äußcre Gefähr, um sö dringcuder und be-
rcchtigter däs Vcrlangcn ist näch Umgb-
staltung dcr politischen Zustände und ins-
besondcre nach'Herstellung eiiier National-
vertretung in Deutschland.

Miinchen, 12. April. Heutc Morgens
4 Uhr wurde die aus 4 Gebäuden be-
steheude Papierfabrik vön Medikus und
Eomp. i'n der Vorstadt Au ein Naub der
Flanittien. Mit Mühe gelang cs, das
Wohnhaus zu retten und dein Weiter-
greifen des Feuers Einhalt zu thun. Der
SchateN soll weit über 100,000 fl. be-
tragcn, zwar dic Gcbäude, nicht aber
sämnitliches Material und dic Maschineu
vcrsichert sein.

Göttingen, ini April. Mehrere un-
serer jüngcren Docenten haben Nufc er-
halten, deiien dicselbcn erst am Schlusse
des nächsten Soninierseniesters folgen wer-
den. So der Prof. crtraord. und Uni-
versitätsprediger Dr. Kö stlr'n, ein Wür-
tcmberger, dcr ciiiein ehrenvollen Ruf als
ordentlicher Professor der spstcinatischen
Theologie nach Breslaü folgte.. Der Pri-
valdoeeiit-Dr. Wachs m u t h, durch eitie
äkgcuieine Pathologie der Seele uiid vcr-
schiedene Arbciten in der Diagnostik rühin-
lich bekannt) hat einen Nuf alS ordent-
licher Profcssor der Therapie und Klinik
näch Dorpat erhalten, an die Scelle des
von da nach Jena abgegangeiien Profes-
sor Uhlc.

Wien, 8. April. Die'Preffe schildert
die La g e D e ur sch l a nv 6, wie eS durch
die Napoleonische Politik ringsuni von Ge-
fahren uuigeben worden ist, folgender-
uiaßen: ,>Durch die Schaffung deS ober-
itall'enischen KviiigreichS wird Deutschlanp
i'n Ocsterreichs fcster Stelluug am Mincio '
uiid an der Etsch immerwährend bedroht;
durch die Einverleibuug Savopens wird
.die Neutralität der Schweiz vcrnichtet, uiiv
köniieii biiiiieii wenigen Tagcn 100,000
Franzosen an die Ufer des Bodensees vor-
gcschoben wcrden. Der Nhein ohne be-
festigte Lager ist schutzlvs; Belgien bildet
kciiicn Wall;, Dänemark ist dagegcn ein
vortrefflicher Landungspuiikt, und kann
wie ein Fanghund in die Flanke dcs von
Süden und Westen bedrohten Deutschlaiids
fallen. Jni Hintergruiid eiidli'cv steht Nuß-
länd, welches cinige hundcrttaiiseiid Manu
nnr Gewehr iin Ärm läiigS der Weichsel
 
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