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Heidelberger Tagblatt — 1860 (Januar bis Juni)

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Juni
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R 132


Dorrirerstag, 7. Juni

Kt.lr °dcr d'rc>> R°«m werdcn m» 2kr. 18E»^»

D e rr t s ch l a n d.

K.irlsruhe, 3. Ium'. In der am
7. d. in Durlach abzuhaltcnden evange-
lischcn Confercnz werden sprcchen:
Herr vr. Iollp. Profeffor der Rechts-
wi'ssenschaft l'n'Hei'delbcrq, übcr „dic Stel-
lüng, wrlche die epangclische Kirchc durch
das dcr Kammcr vorgclegte Gcsctz zii dcm
Staate nnd der' Staatsbchörde erhält;
Herr Vr. Schrnkcl, Profeffor der Thco-
logie in Hcidclberg, über „dic Grnndzüge
dcr Vcrfassung, wclche dnrch diese vcr-
änderte Stcllüng zn dcni Staake fnr die
evangelische Kir'chc bcdingt ist", und Herr
vr. Hansser, Profrssor der Gefchichte
m Hcidclbcrg, iiber „dcü Wcg, welcher
zur Hcrstellung dicscr kkrchlichen Organi-
sation innerhalb der Kirche selbst einzu-
schlagcii ist". Die Vorträge, resp. Ver-
handlungen; wclchc ail diese Vvrträge sich
anschließen, beginnen nm 10 Uhr in dem
schr geräuniigen Nathhanssaale.

Karlsruhe, 4. Iuni. Die bcrrits
schon längere Zeit verlautbare Nachricht,
daß verschiedcne dcr 1849 ihres Amtes
cntsetzten Advvcaten, Rechtöpracticanten,
Acrztc, Lehrcr n. s. w. wieder in den
Staatsdicnst aufgcnommcn werden sollen,
scheknt sich ihrcr Verwi'rklichung zn uahcn,
was im ganzcn' Lande gcwiß die unge-
theilteste Frcude erregen wird.

Mnnnheim, 3. Iuni. Hr. K. Schvll
vvn Karloruhe hielt hcute in der ncner-
bautcn Gemciudchallc — die indcssen uoch
nicht ganz vollcndet ist uud erst am 24. d.
förmlich eiugcwciht werdcn wird — dcr
hiesigen frci rcli'giöscn Gcmeinde einen
Vortrag, drr sci'ncr Drcffli'chkcit wegen
hitr im Auszuge eine Stcllc sindcn möge.
Hcrr Scholi w>>rs cinen flüchtigcn Bli'ch
äiif die 13 Iähre, welchc .scit sciuciü Ab-
gäng von Maniihrim verflossen und bc-
zcichnctc nauiciitlich diejcnigcn, wclche er
dcr Leitung dcs Thcatcrs 'gcwidmet, als
cin „Ziirüchzichcn i'n das Ncich dcr Kunst,
aus Uubcsrirdigling durch dkc Gcgcuwarl."
Er sprach dänn vvn der großcii Veraut-
wortuug, wclche Icder fühlcn müsse, der
cs mit drr Sache dcr Nesvrm- zuglcich
aber auch mit dcm Vaterlaude wohl mcknc
und vcrweilte bei dcm Gedanken, däß
dieses ein Opfcr verläüge. Diescs Opfcr
bestrhe darin, daß, so langc das Dater
laud i'n Gefahr, dic Hauptthätigkrit der
frci-religiöscn Gcmeknde darauf. gcrichtct

! scin müsse, daß nicht däs Trennciide, son-
dcrn dasjcnige, was auch-sie mi't der be-
stehcndrn Kirche gomriusam habe, vorzngs-
wcisc müsse gcpflegt w'crdcn! „So lange
das Vaterlaud in Gefahr", rief cr, „sci
Wassenruhe gegcn dic Brüder! Zeigen wkr
dcr Weie, daß nicht KampsV und Streit die
ausschließliche LcbenSIuft ist, in wclchcr
wiv grdcihrn, souder» daß auch in sricd-
licher Entwkcklung unserc Sache heran-
rcift. Es sei cin brüderlicher Wcttstreit,
cin hciliges, begristertes Ningen nach Allem,
was den Menschcn ziert und adclt, untcr
uns und mit uusern Brüdrrn! Bleiben
dann trotzdem Vielc odcr Wcukge uoch
fernc vvn uus stchcn, und eutzkehcn uns,
grollend und verdammend, die Brudcr-
hand, wcil sie über der vergänglkchrn Form
der Rclkgkon khr ewigcs Wcfen vcrkenncu,
dann genüge uus unscr Bcwußtsein, uud
dic Nachwelt möge rrchtcu, wcr von uus
dcn Fricdcn des Vatrrlandes gcstört hat!"
Die mkt Begei'sterung gesp'rvchcnc .Nede
machte solchcn' Eindruck, daß uninittclbar
uach dersclbcn Hcrr SchoN mit Stimmen-
einheit zum Prediger der Gemcinde ge-
wählt wurde. Anfangs Inli wird Hcrr
SchoN sciiicn iicucn Wirkungskreis antrcten.

Von der BerftfiraHe. Zu dcm am
IZ.Iuni abziihalteuden Koburger Turn-
fe st werdrn sich die Turner von Frauk-
furt und Darmstadt am 16. Iuni mit ddm
erstcii Zuge.in Aschaffeiiburg trcffrn, so-
dann zu dcm crmäßkgten Fahrprcise von
5 fl. 18 kr. von Frankfurt bis Kobnrg
gcmcinschaftlich weitcr dampfcn. Ankunft
in Koburg Nachmittags 3 Uhr. Etwaigc
Abgcordiirte dcs südwcstlichcnDcutschlauds
fo.rdcrt dcr Vorstaud dcs DarmstädtcrTurn-
vcrcins auf, sich dcm Zugc aiiziischlicßcn.
Er vcrspricht dcnsclbeii, wcnn sie sich vor-
hcr anmcldtn nnd am 15. Abcnds eintrcf-
fen, gastliche Aufnahmc. Die Württem-
bcrgcr wcrdcu wahrschcinlich mit diesem
Zuge uach Kvburg konimcn. Vicllci'cht
Ikcßc sich zwischrn dcu badkschen niid würt-
trmbcrgischeu Tnrncrn für deu 15. Iuni,
von Bruchsal odrr Hridclberg ab, cinc
grmeinsamc Fahrt vcrabrcdcn. DicGe-
fahr drvht von Außcn; da mnß dic In-
gcnd zusammcnlcbrn Irrucn. Nur ktiiic
Strohbegel'steruiig uud crcfiitrischcs Wcsc»,
statt.tüchn'ger Wchrhaftmaiiuung niidAus-
daucr in Leibcsübuugcn!

Baden. 3. Iunn II. KK. HH- dcr
Grvßherzog u»d die Grvßhcrzogi'n siud

jctzt mit dem Erbgroßherzog zu längercm
Aufcnthalt hker eingetroffcii. Man er-
wartet iu diesrm Moiiat in nnserer welt-
berühmten jöädcrstadt ein andaiierndes Zn-
sanimensein von rcgicreuden Fürstcn, wie
cs noch nic so stattgefunden hat. .Dcr
Prinz-Negent von Preußen soll schon Ende
diescrWoche uach seiucr Königsberger Reise
hierhcr kommeii, cbenso die Könige von
Bapern und Württcmbcrg; nnser Knrort
dürftc so zu ciucm Cvngrcß dkeucn, dep
für die Ordunng dcr dcütschen Verhält-
uisse von dcr erfreulichsteu Art sciu möchte.

Aus der Diözefe Freiburg, 2.
Iuni. Nach cinem zwischcn dem Erz-
bischof nud dem Fürst v. Fürstenbcrg abge-
schlossencn Vcrtrage übcrdie Besetzung dcr
chemals fnrstlichen. Patronaispfründen
crhält der Fürst die vor 1803 von ihm
bescssencn Patronatc, wclche nachweisbar
stcts dcm Bcsitzer eines Grundstückcs zu-
standen, so wic die Psründcu, welche aus
Fürsteubergischcil . Kaplancien zu Pfar-
rcien crhobrn wurden. Der Erzbischof
erhält die Klosterpfründcn.

Waldshut, 4. Inni. Gcstern fand
in ' hiesiger Stadt die Einwcihiing' des
evangelischen Kkrchlcins in crhcbcndcr,
würdigstcr Weise statt.

Frankfurt, 2. Juni. Die Crcditoren
dcr Karl Mcidiugtr'scheu Verlagshandluiig
habrn einen Ausschuß ernamtt, um auf
außergcrichtlichcm Wege eine Liquidation
zu versuchen. Schön vor dcn Feicrtagen
hatte dic Firma, wie inan hört, ekn An-
erbictcn von 80 pCt. gemacht, sv daß also
uicht so vicl verloren wordcu wäre. Man
gibt hcute den Stand dcr Passiva zu etwa
90,000 fl-, dic Activa, in Büchcrn be-
stchend, zum Kostcnprcise von 100,000 fl.
au, deuuoch dürftcn 80 pCt, kaum zu er-
zielen scin.

Mn», 2. Iuiii. Hicr circulirt gegen-
wärtig eiiic„Erkläriing'<, die folgende Sätze
aufstcNt: „1) Ein Verrath an Dcutsch-
land ist cs, eincn Zott brcit deutscher Erde
odcr dciitschrn Gebkets, werde dieses von
dcn Iiicht dciitsch rcdcnden Völker» Prcu-
ßcnö oder von dcn uicht dcittsch rcdeuden,
dcm östcrrcichischen Kaiserstaat uittergcbc-
ncn Stäiumcn bewohnt, von Dcittschland
abzutrcten. 2) Dcr schwerstc Vcrrath an
dcr deutschen Nation ist cs, das Deiitsch»
land' und dcn östcircichischeu Kaiscrstaat
umfassende Baud zu Ivscu. 3) 'Wir be-
schwörrn Fürstcn uud Völkcr, jctzt, da »n
 
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