Heidelberger Tagblatt (1860 (Januar bis Juni))

N'.' 67. Sonntag, .18. März


Dic Gegner des Konkordatö.

(Schlul!.)

4) Gcgncr des Konkcrdatö. sini Solche,
deneil die geistl'ge und sittliche Bi'ldnng
der vaterläiidi'schc» Iugend, der fortschrei-
tendc Flor dcr Schnlcn, ^die Höhe dentscher
Wl'sscnschaft auf den Ninversitätcn ei'nc
Hcrzeiisangelegenhei't ist. Daß die Frci'-
heit dcr akade'nüschcn Forschnng mit und
neben ei'nciii Konkordate, wi'c das nnsri'ge,
ni'cht wohl bestehcn kann, das bewdisen
di'e i'n dcr Koiiveiiti'oii in Betrest der Uni-
versität Frciburg enthalienen Bcstinnnun-
gen. Weiin die akadcmischen Lehrer nicht
mehr l'ni Wi'dersprnche init den Sätzcn dcr
lrldeiitiiii'schrn Kirchciiversanilnlniig, dcs
röini'scheii Katechismus und dcs kanonischcn
Nechts lchren dürftn, dann diirfen sie cbrn
nicht nichr frci, fa, nicht eininal uiehr
protestantisch lehrcn, ftlbst wcnn sic Pro-
testanteil sind! Wenn abcr cininal an einer
deiitscheii Niiiversität dic Blüthe der Lehr-
freiheit aus Konvcnieiiz gcgen die Kon-
kordatSpolitik geknickt ist, dann crschcint
dic Frciheit Aller mehr oder wcnig b^-
droht. Der Nntcrgang der deutschen Lehr-
freihcit ' käinc aber deni Nntergange der
dentschen Wissenschaft gleich, init der Lehr-
freihcit brächc der Stolz und die Kraft
nnserer Nation znsainnicn. Anstätt frcicr
gcbildetcr Männcr wiirden dann kirchlich!
drcssirte Mönche die Lehrer und Erziehcr
unscrcr Iiigcud werden. Jesuitcn siiid
auch bereits in Anssicht gestellt, Franzis-
kanerliiiien sind schon da. nnd ruhnircdige
Fcdcrn verkiindcn ihr Lob. Welchcin Er-
ziehuiigsspstem wir uiisere Kinder dahin
geben, wenn wir sie deuijeiiigen gcistlicher
Orden anvcrrrancn, das schi'Idcrt nns so
eben ein trcsslichcrArtl'kei iibcr„das Möiick's-
- thuin unscrcr Tagc" in Gelzers Monats-
blättcrn^). Da wo die Frennde ciner ge-

*) Fcbruaihcft 1860. S. 135. . Dlc Eiuihciluug
tcs TagcS bci dcu FranziLkanrr» gcschicht folgcndcri
mahcu. NachtS 12 Uhr singcn sic mit dci» Schlafc
lämpfcud iiu Chor dcr Äirchc 1 —1>/, Sluudc lang j
dic Matutinc und Inuiler!, dann wird lnlccnd cinc!
halbstündigc Mcditation gchaltcn und 5 Patcr Nostcr!
und Avc'S zur Gcwinnung cincs Ablaffcs gcbctct. >
MorgenS 5'4 ödcr wcrdcn dic Mönchc wicdcr!
gcwccll und 3mal in dcr Kiichc inüffcn sic sich uutcr!

di'egencn, gcistigen nnd sittlichen Volks-
bildnng, da wcrdcn darum anch die Gcg-
ner der Konkordate zn sinden sein.

5) Gegner des Konkordats sind Solche,
welche die Segnuiigen der Toleranz, dcr
Gcwissensfrcihcit, der rcligiöscn Vcrträg-
lichkeit fiir heil. Gnter eines Volkes hal-
tcn, nnd welche,in dcn ueuercn Konkor-
datcn eine crnstc Gefährdnng derselben
erblickcn. Odcr ist es nicht 'wahr, daß
das kanonische Nechl die „Kctzer" vcr-
damint iind als Verbrecher niit dcm Tode

anf die Frage zn gcben, ob das wahr ist
oder nicht? Und einc kirchlichc Gcniein-
schaft, wclchc andcrc Kirchengeineinschaften
verflucht nnd dcnftlbcn nnter schrecklichcn
Verdaininnngsforuieln das Recht der Eri«
stenz bcstreitet, soll, wie Alban Stolz nns
aufrcden ivi.ll, einc „unschuldige Gesell-
schaft" sein, die lediglich nach ihrkn Nech-
tcn zu lcbcn bcfngt sein iniisse! Würde es
dcnn der Staat dnldcn, wenn in nnftrem
Lande eine Geineindc die andere verfluchte?
Würde er cinc Gesellschaft bcvorrechten,

bestrafcn lehrt? Ist cs nicht wahr, daß die alle» andercn Geftllschaften den Krieg
jcder Lehrer und Prirstcr der röinischen, auf Leben nnd Tod ankündigte. Da wo
Kirchc bei der Uebernahine seines Aintcs^dic Frcnnde^der Toleranz und der Ge-
schwören innß: „Ich vcrdainine nnd vcr-^ wisscnsfrciheit, da werden daher anch die
wcrfe nnd verflnche . . . alle nnd säuiuit-f Grgncr des Konkordates zu sinden sein.
liche von dcr Kirchc je vcrdaininten, ver-> 6) Gegner dcs Konkordatcs sind end-
worfenen nnd vcrflnchtcn Ketzercien?" Zstl lich übcrhanpt Solche, deiien das Wcsen
cs nicht wahr, daß alljährlich am Grün-!der Neligion nicht in Priesterherrschaft,
dvnnersiag in Rom nnter Andern „Lnthe-^ Cerrnionicngeprängc nnd Gcwissensbevor-
rancr, Zwinglianer nndKalvinisicn" vssent-! innndnng, sondern in dcr iiinern Gemein-
lich verflncht wcrdcn, nebst dcnen, welchci schajt init Gott, in einer gchciligtcn Gc-
ihncn anhängcn, sie bcherbcrgen nnd bc-! siiinung und einein Gott wohlgesälligcn
günstigcn? Jst cs nicht wahr, daß dic-^Waiite) bcstcht, solche, die dein Worte dcs
jciii'gen crkoininniii'zirt wcrden sollen, welchc! Erlösers glanben, daß Gott Verchrer habcn
von gci'stlicheii Urthcilcn und Vcfchlcn Bc-. will, dic ihn iin Geistc und in dcr Wahr-
rNfung'aii wcltliche Dehördcn crgreifcn? heit verehren. Dic Hicrarchic hat iiiin
Wir fordcrn Herrn Alban Stolz anf, einnial in Folge dcs Drncks, den sic scit
nns einc klarc, runde, besiiininte Antworl! Zahrhundcrtrn anf Gewissen uiid Geist

- Menschen ansgeübt har, das Ver-

dnucru bls 6 Uhr Pnvaimcffcn. Dicimal wöchcnilich! ttonen der Völker verlorenz die Völkcr
inuß itt dcr Kirchc daS Abcndmahl vou jcdcm Mönchc! bcdiirfen jetzt nicht der Unterdrücknilg, son-
gciiommcn mcrdcn. ^Nach ^ dcr» frrier Eiitwl'cklnng ihrer gcistigcn

.. -.n.„i„,...^.^.c ^g,^^bn und sittll'chcn Kräfte. Eliie Na-

li'on, dic hcute noch nnter ciii Priesier-
regiuicnt sich bcugt — das bcweist die
Gcschichte Spaniciis nnd Ztalicns seit
drei Jahrhlindertcn — gcht anch bci dcn
cdelsten Fähigkcilcii widcrstandslos zu
Grnnde. Darnm thnt uns gegcnwürtig
ein geisti'g vercdcltcs, sitilich gereinigtes
Christciithiiin Noih. Wer das Christcn-
thnm hcntc nvch dcn Völkern dnrch prie-
stcrliche Dciiiaßrcglung anfdringen will,
dcr wird däs Gegentheil dessen, was er
wniischl, crrerchen; er wird die Völker
zuui Ml'ßlranen und znrn Unglaubeu rei-
zcn; er wird Wl'nd säen nnd dafür Sturur

criidtcii.

Hicrinit haben wir dic Beweggriinde
der Mäiiner, welche in nnserin Lande und
wei't nniher Gegner dcr Konkordatc sind,
der Wahrheit geniäß gcschildcrt. Dic freche
Znnge der Vcrlänindnng niag ihe dcr-
ächtliches Gcwerbe gegen die Kvnkordats-

tiunkcn. Blcr ist läjftich 1^,-2 Maß gcstatlct.

bann biS 5 cinc gcisttlchc Bclrachtung gchaltcn. Um
6 Uhr wirb daS Abcnbbrod gcgcsscn. Bon 6^L—8 Ühr
wiid siudirt. Um 8 Uhr wird GcwiffcnScrforschung

man kanu, man wird nicht Unrccht thun, hicr wirk-
tich gcistigcS Elcnd zu suchcu. Misilraucn und EgoiS-
muS, Slumpssinu obcr Unglück must bicr wohncn.
DaS sind dic „für daö Scclcnbcil bcr Gläubigcn cr-
spricffllchcn" Ordcn, dciicn die Wohlfahrt unscrcr Pu>
gcnd, blc Bilbung ciueS künstigcn GcschlcchtS in >1la-
bcn wicbcr anvcrlraut wcrbcN soll. Dao !st bcr groffc
siltlichc Forischrill, tcn unö baS Konkortal in AuS-
sicht stcllt.