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Heidelberger Tagblatt — 1860 (Januar bis Juni)

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April
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Heideülerger Tagbiatt.

M. 80^


Dienstag, 8. April


1860

Aus dein Schwurqerichtosaal.

Mannheinr, 30. März. (Fortsctzung.)
Auch iii Hcidelbcrg wnßkc dcr Aiigcklac>le
ei'iiigiv Wcchscl ähiiliwcr Art ciiiziibriiigcii,
von dcneii abcr iiur noch drci bcchebracht
wiirden. E6 wciren di'es Wechsel imter
der Firina Mriller uiid Kemp. an enzene
Ordre auf Ph. I. Haiii, Thiirnmarkt 3
riild 5 in Köln, tzezogcn nnd iiiit Aecept
verschcn. Zwei diescr Wechsel ini Betrag
vvn 99^1 Thalcrn, crhielt die Di'rcktion
dcr rhcinischeii Gasgcsrllschaft, von wcl-
chcr der Angcklagtc Mnller ei'ne Qnantität
Coakö gekanft haltc. Dcr Dircktor dic-
scr Gcscllschaft hatte bci der Annahiiie
scncr Wcchsel nni so weniger Dedenkcn,
da er vorher selbst zwci aanz glciche
Wcchscl erhalten hattc, welche znr Ver-
fallzcit wirklich eingclöst wnrden. Der
dritte dicscr Wechsel, iiü Dctrag von 260
Thalern, wnrde an Maurernieister Lconh.
Deilcr iiidossirt, dcr eiiic Fordernng fiir
Manrcrarbcitcn an den Angcklagtcn Mnllcr
zu niachen hattc.

Di'e Anklage behanptcte, daß allc dicsc
Wcchsel von dcm Angeklagtcn Miiller thcils
allcin, thcils in Vcrbi'ndnng mi't sciiicm
Vater, ihcils nntcr Aei'hiilfe drs Ange-
klagtcn Wcrlc gefälscht nnd als ächt znr
Vernbnng. cinrs Detrngs in gcwinnsiich-
tiger Absicht in Umlanf gcsctzt worden
seien. Dcm Aiigcklagtcn Wcrlc wnrdc
iiivbcsondere zur s'ast gelegt, daß er die
erdichtetcn Untcrschri'ftcn von 6 Wcchscln
im Anftrag dcs Angcklagtcn Miiller niitcr
die niiansgefiillten Formulare gesctzt, und
damit das Vcrbrechen des Miiller wisienl-
lich erlcichtert iind bcförd.crt habc.

Miillcr gab daß cr odcr scin Vatcr
die obcn crwähukcn 15 W'cchscl in kln,.
lanf gesctzl und khcilweisc anch die Wechsel-
bcträgc crhaltcii habc. Er Icngncte auch
nicht, daß dic Ausiicllcr nnd Acceptantcn,
sowie dic ihm odcV sciiicni Vatcr voran-
gchcndcn GiraNtrn nicht crisiirtcn, nnd
däß cr wenigsiciis nicht bchanptcn könne,
daß die bctrcffcndcn Untcrschriftcn wirk--
lich von Pcrsoneii vder Firnicn dcs ange-
gebenen Namciis geschriebcii seien. Da-
gegcn Icngncte'cr, daß er diese.Nanicn
auch nnr lhkilwcisc gcschricben habe , bc-
hauptete vielmchr, er habe dic Forniulare
zu diesen Wechsrln, so wcit sic nicht von
ihm sclbst ansgestellt warcn, bereits mit
allen Uiitcrschriften versehcn und khei'l-

weisc ansgcfiillt -voii sciilem Vatcr crhal-
tcn, ohne zu wissen, daß die Nainen er-
dichlet scicn, nnd nnr die weitcrc Ans-
fiillnng der Vordcrscite nnd einzclner Jn-
dossamcnte gcschrieben. Von dcn Aeccptcn
auf dcn von lhm sclbst ansgcstclltrn Wech-
seln bchauptcte er ebenfalls, daß sic von
seincm Vater „besorgt" worden seien, nnd
daß er geglanbt habe, die Aeccptanten
scicn Frcnndc scnics Vaicrs, wclche ihr
Accept aus Gefälll'gkeit bcigesctzt haben.
Der Angeklagtc Werle gestand dagegcn
zn, daß er die Unterschrifteu zn dc» er-
livähntcn scchs Wcchseln anf Vcrlangeu
dcs Aiigcklagten Miillcr vhne Vcrstellnng
scincr Hcindschri'ft theils in Bi'ngcn, thcils
in Heidelberg gcschriebcn, anch im Allgc-
mciiicn gcwnßt habe, zu wclchcm Zwcckc
solche nntcrzei'chnctcn Wechselformnlare ge-
braucht wcrden konnten. Er behauptcte
nnr, nicht gcwußt zu habcn, wclchcn Ge-
> brauch dcr Angcklagte Miiller chavon ma-
chcn wcrde, nnd anf wiedcrholtc Anfragrn.
von dl'escm keinc bcstimmte Ausknnft er-
halten zu habcu. Dcr Angcklagtc Müllcr
Icugnctc aber, daß dicse Formnlare, mit
Ansnahme ei'ncs einzigen, von Werlc nn-
tcrschricben wordcn seicn.

Unter diescn Verhältni'sscn hatte die An-
klagc den Bcwcis zn fiihreii, cntwcdcr daß
der Angeklagte Miillcr die erdichtcten Na-
mcn gcschriel'cn, oder daß er die Wcchsel
und Giros mit drm Dcwnßtsein, daß
dic Namcii erdichkrt scicn, mit niiwahrem
Jnhalt ansgcfiillt habe, odcr bcziiglich der
Wcchsel, wclchc er nicht nnter scincm Na-
mcn ausgestcllt hatte, daß er sich mit sci'-
ncni Vatcr znr Fcrti'gnng dcr falschcn
Wcchsel, Acccpte nnd Indossamcntc zn
gemcinschaftli'cheni Zwcckc vcrabredet und
bci dem Umsa'tz der Wechsel dabei in ir-
gend eincr Wcise mitgcwirkt habe.

D e « t s ch-l a tt d.

Karlsrnhc, 31. März. Durch ollcrhöchstc Ordrc
vom 29. d. M. wird vcrschicdcncii Offizicrcn, Untcr-
osfizlcrcn, Splcllcutcu und Soldntcn dic DicnstauS-
zcichnung vcrllchc»; daruntcr dlc 2. Klassc für Osfi«
zicrc und KricgSl'cciintc dcm Major Frcch vom 4. Jn-
fantclicrcgiincnt Prinz Wilhclm, dcm Major Baucr
vom 2. Jnfantcrlcrcgimcnt. Prinz von Prcußcn, und
dcm Obcrlicutcnant Schmidl vom 3. Jnfantcricrcgi-
mciit. Fcrncr wird dcr Obcrarzt Wölfcl, vom 2. Zn«
fantcricrcgimcnt Prinz von Prcuficu, zuui 2. Drago-
ncrrcgiuicnl Markgraf Mariniilian vcrsctzt.

KarlSruhe, 30. März. Das Nesul-
tac der Verhaiidlniigen in der 2. Kammer
ist so ansgefallen, wie es crwartet wurde.
Mau ist jetzt auf Weiteres gespannt, Daß
di'e Kammcrn nach Schlnß der gestrigen
Sitznng nicht veitagt wnrden, sondern am
Montag wicder Sitzung habcn, gibt Grund
zu dcr Annahmc, daß ihncn nvch vor den
Feicrtagcn cinc wichtige Mittheilung ge-
macht wcrdcn wird.

Mannkcim, 31. März. Das vvn
dcm Mnsikvcrein und dcm Sängerbnnde
zlir Errichtnng des Arndtdenkmals in Bonn
gegcbenc Konzcrt hatte einen Ertrag von
383 fl., wovon nach Abzug dcr Kosten
,etwa 300 fl. verblciben werden.

Wcinheim, 30. März. Wir bedauern,
heutc dcu in Folge einer.Brusiwassersucht
erfolgten Tod dcs hiesigen kathol. Dekans
Hrn. Brann anzeigen zu müssen. An ihm
verliert die. lssesigc kath. Gcmeinde einen
dcr thätigsten Scelsorgcr, dic Schule cinen
piiiikllichen, wohlwollenden Jnspektor, dic
Stadt eincn durchaus praktische» unb alle
Vcrhältnisse kenneiiden Nathgebcr.

Nastatt, 30. März. Am 27. d. M.,
Abeuds 9 Uhr, hgt der k. k. ösierrcichische
Soldat Nowotinp im Gangc dcr Festnngs-
kaserne seinen vorgesctztcn Feldwcbel Le-
derer (israclitischcr Ncligioii) crschosseu.
Ocr Thäkcr bcsindct sich in Untersuchungs-

Diese Dcwcisc crgabcn sich thcils aus i haft; hcntc wird das kli'egsgcrichtliche Ur-
cincr von Sachvcrsiäiidigcn vorgcnommc-j thcil übcr dcnsclbcn ansgcsprochcn und
iicn Vergleichnng der vcrdächtigeu Schrif- > wahrschcinlich wird^ cr nüchsteu Montag
ten mit solchcn, 'dic nnzwcifelhaft vvn dem ^ standrcchtlich c.rschoffcn wcrden.

er herrührtcn, wobei sich ^relbui'g, 2d. März. (Schwurgericht

Angeklagtcn Mstll
cine großc Ucbcrcinstimmniig dcr Schrifr-
ziige crgab, thcils aus Driefcn nnd son-
sti'gen Scri'ptnrcn, welche bei dcm Angc-
klagteu Müller gefundcn oder sonst zu dcn
Akten gebracht wnrden. Insbcsoiidcrc
warcn cs die Bri'efe des ältern Müllcr,
welchc nbcr dic verübten Fälschniigcil znm
Thcil sehr gcnancn Aufschluß gcbcn.

. (Fortsetzniig folgt.)

dcs Obcrihcinkrcises.) Hente wurde Chri-
stian Deusch von Rcichenbach wegen
Braiidstl'ftung znm Todc durch Enthanp-
tung vcrurtheilt, indem bei einem Vrande
(der Angcklagte wär iiämlich der absicht-
lichen Anzündung drcier Wohnhäuser an-
geschnldi'gt) ei'ne 22jährige Franenspcrson
das Lebcn verlor, nnd die Gcschworencn
die an sie gcstcllte Frage, vb diescr Erfolg
 
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