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Heidelberger Tagblatt — 1860 (Januar bis Juni)

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Juni
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Leideürerger TagtüM.

I»7


Sonntag. 2«. Zimt NrS'LL'S'LL 18««.

D e u t s ch l a n d.

Bndcn. Wahrend dcr Daucr der
Fürstcnzusaniwcnkuiis'l war ciue klciue Lc-
gion von Cvrrcspondcntcu sür die Presse
allcr Ländcr Eurvpa's, besondcrö für dic
dcutscbc, aus dcni Platzc. Nur wcm'ge
Zeltungöcorlespondcnlcn sschci'ncn jcdoch dcn
rechtcn Qucacu ctwas nähcr gestandcii zu
scin. Vielleicht darf dahiir eiii Bcrichter»
stattcr dcr „National-Zcitimg" gcrcchnct
wcrdcn, aus dcsscir Miklhciluiigcii wir
Cl'ncs uud das Auderc nachträglich hcraus-
hebcn, ohne jcdoch auch hicr einc Vcr-
aniwortlichkcit übrrnchinen zu wollcn: Er
schrcibt voin 17. d.: „Zu deu Gcsprächeii
nu't den Königcn und Hei-zoZcii hat der
Kaiscr Napoleon, wie niaii hört, die fried-
Ilchcn Vcrsschcrungcn wicdcrholt i»id dic
ciitgcgengcsrßtcn Gcrüchtc stcts als „ab-
snrd" bezcichiict', wclchcs Wort cine fast
stereotppc offiziclle Bedcutung crlangt hat,
dcnn cs kehrt in dcu Bcrichtcii über die
Anrcrrcduiigc» unaufhvrlich wicdc-r. An-
dere Fragcn allgeincincr Politik sollrn nicht
bcrührt wordcn sciu. Lie sscikcligcn ita-
licnischcn Angclcgciihciteil wurdcii gänz-
lich nn't Stillschwtigcii übcrgangcn. . . .
Heute Nachiniiiag 4 Uhr fand cin in-
tcrcssttntcr Zwischcnfall statt. Gestcrn
hatte der Kaiscr Napolcon dcn König von
Haniiover bci scinem Gegrnbcsiich nicht zu
Httüse getrvffcu. Hcuke Nachniittag fuhr
nun der Kaiser öhnc Bcgleituug beini
Englischen Hofe vor, fragte, ob dcr 'Kbüig
von Hairnovcr anwcscnd' fci, undlicß sich
'von cincin Dienerdcs Hausrs un'ttttgriiicldct
in drn von dcni Köin'ge b'ewohillen Salon
führrn. Der König trat in dcniselbcu
Augenblick aus dcin'Schlttfgemttch ani Ärni
eines Kaniinerdirncrs, der erstauiit nnd
unwillig fragde: „Wcr koittnit da ohn'e
ÄntneIdinigherrl'n?"DerH'aichdicncrsagte:
chEs ist Se. Maj. der Kaiser!" und zog
ssch zurück. Später erfnhr man, daß dcr
Kaiser Napoleon dcm König vvn Han-
novcr dcn Großcordon 'dcr Ehrcnlegiou
selbst überbracht hatte. Der'König' hat
ihn deiin 'anch gleich darauf bci dcr Dafel

getragen. . .

Baden, 19. Jutti. Was wir über
bie Fükstencvnforenzeii in Erfahrnng ge-
bracht haben, besteht in Folgendciii. Die
Confcrcnz dcr 'Vier Könige und des Her-
zogs vvn Nassan grstern Mittags hatteli
einki, förmlichc», Charakter; es wurde eii,

Proto'coll ausgcnoininen. E6 sollttn drci
Punktc znr Spiache gcbracht werdcn: der
Nationalvcrcin, Kuihesscn uiid dic Bundcs-
kriegsvcrfassung. .Sodann crstrcbte nian
von dikser Seitc cinestheils eine vcr-
äiiderte Slcllung zu Prcußcn, abrr nicht
in dcm Siniie, daß inan seine ci'gene Po-
litik aufgegcbcii hätte, sondcrii daß Preußcn
zn bewegcn gcwesen wäre, von dcr Con-
scquenz iu sciner Polilik abzustehen; an-
dcrnthcilS suchte uiau ein iunigercs Ver-
hältniß zwl'schcn Oesterrei'ch nttd Prcußcn
herzustellcn, den östcrreichischen Eiiifluß in
Dcutschland wieder inchr in Gellung zu
bringcn. Wir werden wohl nicht irren,
daß' die zu erössnende Aussicht anf eiii
Entgrgettkoniincn in der Frage der Vci'litar-
vrrfassung (Vorschl'äge, wclche sich in der
Obcrbefrhlsfrage dctti preußiscken Staiid-
puttklc „inöglichst" näherii sollcn) als cin
lockendes Acquivalcnt für einc Nachgiebig-
kcic Prcnßrns iu anderen Bczichungen
gelten svlltc. Bci der der Abrede gcmaß
Nackniittags.4 Uhr stattgefiindenen Untcr-
rrdung sänuntlicher hicr oiiwcscnder Für-
stcn wurden fölgcnde Gcsichtspnnkte aiif-
gcstc-llt. Dcr Köiiig von Würtcinberg nahm
ini Namen dcr Würzbttrgcr Negierungcn
das Wort, und ließ dem Dank für die
bundesfrenndlichcn Gcsinniiligen rö. ttöch
tl'ni'gc Wünsche an Prcnßen folgcn, darnn-
tcr dcn cincr nähcrcn VcrständiguiiZ mit
Ocsierrrl'ch, 'wozu sie' ihrc-gnteii Dienste
anboten. Jnsbcsoiidcrc wttrde anch dcs
N'atioiialvereins ttls cliieö' geiiieittschäd-
Il'chcn gedacht. Na'ch der Ansichl des Prinz-
Negen'tcn gchvrlcn derglcichen Wünschc anf-
den gcschäftlicheu Weg. Es ist zu cr-
warten/ daß einc vollstättdl'grre Veröffcnt-
lichui'g 'ans di'eftn Cöttscreiizen ba'Id er-
fölgeii. werde. Ein einstwciligler Weg-
iveiser mag scin, dciß/die 'Partikularistcn
ttil't 'dein Ncsiiltate wettig'znfrirden sittd,
was also eittcu -günstigeii Echlttß -im Sittne
Dercr erlaubt, welche- einen Werth auf
die Fortdancr der liberalen preußischcu
Politik legön.

Badön, 19. Juni. Kaiftr Napolcon
h'at S. G. H.dem Prinzen Wilhcliiidas
Größkrcuz d'es Ehrciilegioii-Ol'deiis ver-
lichcu. Gciidakmericniajor Frhr. v-. Nri'-
schäch crhrelt das 'Nitterkreiiz' dieses Or-
dens. Der 'Kaiser ^hat vvr seinrr Abrcise
auch dem, hiestgcn Krallkeiihansbailfoiid
1000 Frattken übcrmacht.

Mebcr den Schluß 'dcr Fürsiciiconserenz

in Badrii-Büdcn bringt die „Karlsv. Z."
hcnte folgcndc weitcre ofsiciöse Mitthci«
lungcn:

Badeii, 21. Jnni. Einige Zcitilngcn
haben den Hcrgang dcr a», 18. Juni
stattgchabten Besprcchmigen deutfcher Füv-
stcn im hicsigen Schlosse von eincm Ge-
sichtspunkte aufgefaßt, der uns Vcranlas-
smig gibt, miserer Mittheilmig vom 19.
ciiiige Ergänznngcu hiiiziizufügen. Wie
bereits bckamit, eröffncte der Prinzrcgent
von Pvciißen die Besprrckmig und schloß
seiiie Nedc mit Wortcn des Daukcs und
der Aiierkcminng fur die hcrzliche Gasi-
fvcmivschaft, welchc dcr Großherzog Vvn
Däden in diesen Tagen so bercilwillig
geübt, mid fvrdertc die hohcn Anwesenden
auf, sich seincm Dänk anzuschließcn. Die
sämmtlichcn Fil'rsten daiiktcn nmi in hcrz-
lichstcr Wcift dem Großherzög-, wclcher
hi'crauf seiiie Frcude aussprach, eiuc so
deiikwürdige Vcrsammlung in dem Schlosse
seincr Ahncn bcgrüßcn zu kömicn, und
wie cr von Hcrzen wüiiscke, daß di'eser
Tag vou dcn scgcnsreichstcii Folgen für
das thrure- Vakerland werden mögr. Er
danktc dcm Priiizrcgcilten für dcn ev-
hebeiidcii und cdclri Simi ftiuer patrio-
tischcu Nrvc und sagte ftiue volle Zn«
stimmung nnd Theilnahme eincm Strcbcn
zu, dejsen Wegc jcder deutsche Fürst
gorn briretcn müsse, weil dcssen Ziel
dcr Gesälmiitheit Wohl mid Ehre fti.
Hierauf -sprach dcr Köm'g von Würtem-
berg im Nämeu dcr Köttige ähnlicheWorte
des Dankes für den Priiizrcgeiiteii, und
verbaud damit drn Ausfprnch versch'iede-
ner Wüusche iu Detreff ei'iizel»er-Fragen
mid AligeleZkiihcitrn dcr iniicreii dcutschcn
Verhaltiiisse. Der Prinzregcut erbat sich
hicrüber eiiiZeheiiderc Mlttheilungen -auf
geschäftlichein Wcge zur gciianen Prüfnng
dicftr Wünsche und ckcvief flch auf daS
j bercits vou ihm Ausqesprocheiie aks ser'tte
bcstiuiiiite Mciiimig. Diefc Mittyei'lmlgen-
wurdeu vou dcn Köm'gen zugesagt nnd
sonst vou keiiier Seikc eine wcitere Be-
mcrkiiliq darübcr, gema'cht, während daS
Gcspräch auf aiiderc Di'iige übergiiig. —
Hicraus ist zu eiitiirhmeii, daß die übcr
dcs EroßherzoK Aeußcrmigeil gcmachten
Mitthcilmigeu ganz entstrllt wareu.

Baden, 21. Jmii. Aiißer dcn berer'ts
genamitcn Personen wurdcn »och folgende
vom Kaiser Napoleon mit Orven dccorr'rtr
Grh. Hofräth ür. Giiggert erhielt das
 
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