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Heidelberger Tagblatt — 1860 (Januar bis Juni)

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April
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https://doi.org/10.11588/diglit.2785#0345

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erde^erger Tag^all.

N' 87.

lich. PrciS Inil NnicrballimflSblall ricrlcl»
iäbrlich 36 kr.

Freitag, 13. April


18<SV

Die siiddeutsche Ieitung iibcr den
MinisLerwechsel in Änden

Di'e Haltung dcr bndlschcu Abge-
vrdueteu kaiumcr i'u dcr Cvucvrdats-
frcige uud der dadurch herbei'qcführte Mi'-
m'sterwechscl siud Vorgäiigc vvu grvßcr
Bedcutuug. Sie stell'cu zuuächst ciußer
Zweife!, daß dcis bcidischc Volk deu Zu-
stcyid pvlitischer Lethargi'c überwundeu hat,
iu dcu cs seit deii'revolutivuäreii Creig-
uisseu des Iahres 1840 versuuken war.
Sie gebcu iu deiu cvustitutiouelleu Dcutsch-
laud das erste Beispiel eiuer kräfligcu uud
wirksaineu Rcactivu gegcu die Sclbstuber-
hebuug der'Hierarchie und dcrcu Ciugriffc
i'u das Nccht des Staates. Mau kauu
mit uni sv- größercr Besriediguug auf das
Verhalkcu der badiscbcu Volksvertrctung
uud sriucu Erfolg blickeu, wcil uirgcuds
ein grnudsätzlichrr H a >: gegeu die Kirche,,
odcr eiu Verlaugeu uach bureaukratischcr
Einschiiüruiig, viesiuchr überall'die De-
rcitwilligkcit hervorgctretcu ist, kirchlichcs
Necht und kirchliche Freiheit zu achteu.

sam, daß dcr Großherzog sci'ue bisherigcu
Näthe dUrch Mäuucr crsrtzt hat, welchcu
das vvlle Vertraueu dcr Bevölkcrung cut-
gegcukvuimt. Diescr Wcchscl berechtigt,
auch abgesehen vou dcr besoudereu kirch-
Iicheu Frage, das Laud zu stolzen Erwar-.
tuugeu. Nnd jeder Fortschritt eiues cin-
zelucu StaatcS kvmmt auch dem pvliki-
sclieu Gesammtlcbcu dcr Natiou'zu statteu.

D e « t s ch l a rr d.

Knrlsrulie, lO. April. Eiuem iu
svust gut uuterrichtetcu Krciseu verbrcitc-
teu Gerüchk zufvlge würdeu wir uuu auch
eiu Miuisterium für Hankel, Gewcrbe,
Landwirthschaft uud' össcmlichc Dauteu
bekvmmeu, uuter wclches dic Pvstcn und
Eisenbahuen, Wasser- uud Ctraßcnbau,
laiidwirthschaftlichc Ccutralstcllc, HaudelS-
kammeru .'c. gcstcllt werdeu svllcu. Ju
Kurzem muß rs sich.zcigeu, iu wie wcit
hicr .G.crücht und Thatsache zusammeu-
gcheu. ' (M. I.)

- Freiburq, 10. April. (B. Z.) Ge-
Diescs Beispiel wird heilsam zurückwirkcu! fteru Nacht wurde die au deu Straßcu
auf dic Behandlung glcichartiger Fragcu > augeschlageue Proklamatiou Sr. Köuigl.
iu Würtembcrg, iu Nassau uud auder-! Hvheit des Großhcrzvgs au verschicdcucn
wärts, auf die Stelluug des Staates zur Örteu abgerisseu. Zwci Subjektc (Schuei-
Kirche in gauz Deutschlaud. Dic Vorgäuge! dergcsellen uud Mitglicder des kathvlischcu
l'u Badeu siud feruer eiu Zcuguiß für däs > Ge'selleubuudes) wurden'auf der That cr-
cvustitutiouclle Shstem. Eiue absvluti-! tappt und gefäuglich ciugezogcu.
stische Negicrstug hätte uiemals crfahrcu,! Stuttqart, 11. April. Dcm stäudi-
wic das .Laud vvn ihrcr uilglücklicheu ^ schcn Ausschuß wurdc vou' deu Abgeord-
Maßregel deuke; selbst uuter 'der Hcvr-! ueteu Nepscher, Murschel, Fctzer, Dessucr
schaft jeucr volleu Preßfreihcit, die ohuc-! uiid Hölder fvlgcudc Adressc übergebeu:
hiu in absolutistisch^u Staatcu kaum je-I„Hohcr siäudischer Ausschuß! Tic vou
mals gedeiht, toiiute'sic dcr Sclbsttäuschung! Frankreich gesordcrtc Ettiverlcibung Sa-
verfallcn, iu den Acußeriiugcu der frci- Vvpcus, cl'iischlicßlich der iicutralisirteu
sinuigeii Pressc uur die Oppositiou eiuerjThrilc diescs Laudcs, verlctzt uicht nur
schwachcu Miuderheit zu erblickeu. Diescr die Nechte uud Jutercsscu der Schweiz,
Jrrlhum ist uninöglich, weuu dres Vier- sonderu sie bcdrvht mi'ttclbar auch Deutsch-
theile der Volksvertretung sich in solcher land. Judcm dic Schweiz der zur crfolg-
Art aussprcchen, wie cs die badische Kam- j reicheu Verthel'diguug ihrer Neutralität cr-
mcr am o0. März gethan hat. Abcr das > forderlichen Stelluug bcraubt wird, verliert
cviistitiitioiiclle Spstcin bahnt auch den Weg j Deutschlgnd deu letzteu Nest vo» Sichcrheit
vou dcr Crkeuuliiiß cines bcgangciicu Fch-! seiuer scitderAbreißuugdesElsassesblcibeud
lers zur Ausgltichuiig dicscs Fehlcrs. Deu! gefährdeten Südwcstgreuze. Jiidem feruer
unbedl'iigteu Vvllzug dcr eininal gcschlos- Frankreich sich über wohlerworbcuc Nechte

scncu Ucbereinkuiift aufznhalten, würde
eiuer absvlnteü Ncgicrung kaum möglich
seiu; die eoustitutivnelle kaun cs, indcm
sic das Necht dcr Laudesvertretuug, das
ihrem Nccht zur Seite stcht, gewi'sscu-
haft gelteu läßt. Cndlich werden dic ba-
dischen Vorgänge dadurch do'ppclt bcdeut-

der Schwciz hiuwegsctzt uud das PiiiiziP
der sog'cuauuteu uatürlichcn Grenzeu aiirufl,
stellt es cineu Dorgang auf, welchcr >»
kurzcr Zeit Nachahmuug gcgciiübcr von
Deutschland findcu köuiitc. Die Negi'cruug.
der Schwciz hat uutcr Zusti'iiiiniiiig dcr
schweizerischeu Biiudcsvei saniinluiig und

dcs ganzen Volkrs gegeu den beabsichtiq-
tcu Schritt Widerspruch eiugelegt und die
curopäischc» Mächte zu ihrcin Schutzc aus-
geruscn. Wcrdcu die deutschen Grvß-
mächte i'u Verbiudung mit ihren deutschen
Blindesgcnostcn dicscm .Nilfc folgeu, vder
wcrdcn sie cö ruhig gescheheu lasscu, baß
der bestclltc Hüter der dcutschen Südwest-
grcnze dem Willeu Frankrcichs gebeugt,
desseu Machtwort uuterworfeu wird? Wäre
dem deutschen Volke selbst eiue Stimme
in sriiieu allgemeiueu Augelegcnheitcn vcr-
göunt, so würde'dasselbe sichcr keineu Au-
jgenblick zögcrn, dem stammverwaudten
Nachbarlaudc gcgeu dic drohende Ncchts-
^vcrletzuug bcizusieheu. Da nuii aber die
iVerheißiiugeu eincr uativiialcn Verlreluug
' bis jetzt nicht in Erfüllung gegaugeu siud,
so ist es uui so mrhr eiue Pflicht der eiu-
zclneu Landesvertrctiiiigeu, sür dcu durch
dic Ehre und ciue gesnnde Politik vorgc-
zeichneten Weg ihre.Stimme zu erhebeu.
Voraussichklich wird bci dem Wiedcrzu-
sanimcutritt der württembcrgischeu Kam-
mcru das Schicksal Savopens uub der
Schweiz längst cutschicden sciu. El§ bleibt
daher den llutcrzcichiieteu. uichts übrig,
als auf dicsem Wcge Zeiigniß von der
Gesiuuuiig des Landes abzugebeu. Wir
ersuchcn dcmuach, eiucn ho.hcu Ausschuß
als das stellvertreteude Orgau der Stäude-
vcrsammluug: 1) dcr k. Staatsregicruiig
uusere Bitte vorzulegen: dicselbc nivge au
ihrcm Thcile darauf hinwirkeii, daß die
Schwciz iu dcr Verthel'diguiig ihrcr Ncchte
uud Zntercsseu gegeuübcr von dcr beäb-
sichtigten Ei'iiverleibuugSavvpciis iuFrank-
reich von Deutsckiland mit Eiiiictzuug seiuer
aäuzcu Mackt uiitcrstützt werde; 2) dicse
Petitiou, soferu es cm h'vhcr Ausschuß
seiucr verfassiingsmäßigcii L:tclluug enl-
sprccheud erachteu solile, bei dcr köuigl.
Staatsregieruiig zu bcfürwvrteu. Ehrer-
bietigst -'c. Stnttgärk, 10. April 1d60."

Das iieue „Flngblatt" des National-
vereiiis bchandclt die sch I esw ig-hvl-
st c i >i i f ck' c A » gelege u h e i t. Die kurz,
kräflia »ud warm gehaltene kleiue Schrift
stigl äiu Schluß:

Dc:itschlti»dS Ehrc ist vcrpfnndct für dtc vollc Wic-
dcrhcrstcilung dcS ungcschuiälcrtc» RcchtS in SchlcS-
wig-Holstciu. Dic Nnlio» darf dicscS Zlcl nicht auö
dcn Augcn vcrlicre»: stc darf nicht rnhc», biö cS
ganz und vvllständig crrcichl ist Dic »ächflc -ius-
gabc ist cS, vorläusig, bis dic vcräudcrtc ^l>c der
Dingc ciii wcitcrcS Vorgchcn ziiläßt, wcnlgflcnS da-
für zu sorgcn, daji dic Hcrzogthi'iuicr gcgcn^jcde
 
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