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Heidelberger Tagblatt — 1860 (Januar bis Juni)

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März
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https://doi.org/10.11588/diglit.2785#0310

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Miittster hcitteii crklärt, eö sei ihre Pflicht,
dic Rechtc dcr Kroile zu wahrcn — die
Kainmer wollc flch an dieser Pflicht be-
theiligen. Er widerlcgt sodaiiu ciiizclile
Vorbriiigcn, worauf Fiugado das Wort
ergrcift: Es sei heute fiir eiiieu Mauu
vou koiiservativcr Nichtung eiue schmerz-
licheÄufgabe, der großh. StaatSregierung
gegcnüber zu stehen. Mit dcin Staud-
punkte der gr. Regierung köime er flch
uicht verciuigen, er gebc dahcr dcin Au-
traq der Mehrheit der Koiiimisfloii seiue
vostc Zustiittiuuiig, iudein dlcser uur zum
Wohle des Furste» uud des Gesammtvatcr-
laudcs führe. Er wünsche dcr katholischeu
Kirche jedc mögliche Freihcit, abcr flc
dürfe uicht durch Beeiiiträchtiguug der
Gewisseusfreihcit und durch Abäuderuug
vou Gruudgesetze» erreicht werdeu. Walli:
Die Kommissioii habe keiiien koufesfloiiclleu
Standpunkt eiugeiiommcii. Audcrs sci
aber dcr Staildpuukt der gr. Negieruug
bci Abschluß der Uebereiiikuuft, uud wic-
der audcrs bei Verküuduug -derselbcu ge-
wcscn. (Dies wird von dcm Revueivuach-
gewiestu). Er habc in der Kommisflou
an den Hcrrn Negierttiigükommissär die
Anfrage gestcllt, ob wegeu dcr Ehc ein
Gesetz vorgelegt werdc. Mau habe ihm
mit „Nein" .gcautwortct. Der Vertrag
sei jetzt schon wirksam in astcn Bezichuu-
gcu, denu nach Maßgabe des Art. 4 der
Uebcreiukuilft uud des Juhalts dcr.päpst-
lichen Buste köui'ic dcr Erzbischof uube-
hindcrt di'c Besti'mmiliigcu der Ucbcrciu-
kunft durchführeu. Frühcr habe die gr.
Negicrung dcu Gruudsatz der Aulouomie
der Kirchc befolgt, uud uu.il woste sie an
dcm Pavalspstem sesthaltcu, das sei ihm
aussalleud. Der Nedner vcrbrcitet sich
sodauu iii ausführlichcr Weise über den
Art. 4 der Uebereiukuiift, uud bedauert in
Bezug auf die iu eiucr Kommisflousfltzuiig
erfolgte Aeußeruug des Hru. Negierniigs-
kommissärs, woruach der gr. Negieruug
die.Oiiiloiies dcr Disziplin uubekaunt seicu,
daß man die Uiiterthaucu eiues Vaudes
mit eiucin Gesctze bindeu wollc, dessen
Jnhalt dic gr. Ncgicrung selbst uicht keuuc.
Zn Betreff des von dcr großh. Negierun.g
zugcstaiideneu Priuzips dcr Eiiiführuug
vou kl'rchlicheii Orden rc. bestreitet der
Reducr der Negierung dieses Necht, wcil
iu uilscrem Landrcchtc kciue hierauf bc-
züglichcn Vorschriften eiithalten seieu, und
darum eiu Gcsep uöthig fallc.

Durch ,Art. ö (er haudelt vou der Ge-
richtsbarkeit) würdcn Hoheitsrechte ver-
äußert, nnd einc Abäuderuug der Verfas-
suug uud bestehcudcr Gesctze hervorgerufcu,
rusbesouderc iu Ehcsacheu. Ju dicscin Ar-
tikel sei insbcsoiidere eine bcdeukliche Be-
stimmung nicdergelegt iu deu Wortcn, daß
„mit Nückflcht auf die Zcltvörhältiiiffe der
heilige Stuhl sciue Zustimiüuug zur Ver-
handlung rciu weltlicher Sachen der Gcist-
Üchen vor dem wcltlicheu Gerichte zugebe."

Dic großh. Rc.gicrung habc zwar erklärt,
daß fle hiezu ihre Zustimmuug nicht er-
'thcilt habe, diese Bestliilmuilg se( allei'u
vom Papst ails.gegaii.gtii; diesc Erkläruug
halie er aber nicht für gcnügciid, da der
Papst dic Bestimmuiigeil dcr Ucbereinkuiift
uugeschwächt aufrccht erhalteu würde. Er
erwähut noch der Verwaltimg des Ki'rcheu-
vcrmögeiis i;ud schließt mit dcn Worten,
daß die Uebereiukuiift im Einzeliieu uud
im Ganzeu zur'Gesetzgebuug gehörc, u»d
daß fle keiue Kraft für dic großh. Negie-
ruug und das Laud habe. Fischler cut-
wickelt seiuc „bürgerliche Auflcht" übcr
deu Bcrathuiigögegeiistaud. Die Uebereiu-
kuuft sei iu so 'eugcin Ziisammeiihaug mit
der Kirchc wic Lcib uud Secle eiges Mcu-
scheu mit eiiiandcr verbuudcii wären. Er
glaube, daß mau die Kirche noch inehr
bcvormuudcu wostc, daß der Wuusch dcr
Kommisflou bczüglich der Freihcit dcr ka-
tholischen Kirche uicht erustlich gcmeint sei,
uud daß durch die Vermittluug der Kam-
mer der Kirche ihr Necht uichc zu Thcil
wcrdc. Ob maii deuu dcn Kirchcnstreit
wicder aufs Ncuc begiuiien wvste. Mau
wolle der jetzigcu Negieruug eiuc Ver-
fassuugsverletzuiig vorwcrfen; cr glaubc,
daß dicsc Auklagc eher auf dic Ncgicruiig
vou 1830 passe. Dic großh. Rcgieruug
sci znm Abschließcu der Uebereiukuilft cr-
mächtigt geweseu nud sei hiezu durch die
Daukadresseu spezicst ermächtigt wordcu.
Dabei habe fle deu verfassuugSmäßigeii
Weg nicht vcrlasseu, wei.I flc die stäu-
dische Zllstimmuiig für uökhige Gesetzcs-
abäuderuugeu flch vorbehalteu habe. Der
Neducr begrüudet sodauu ausfi'lhrlich eiucu
Autrag auf Uebcrgaug zur Taqesorduuiig.
Prestiuari eutwirft eiu Bild vou dem Zu-
staudckommeii dcr Kominisflon, übcr dic
eiuseitige Nichtuug des Kommisfloiisbcrich-
tcsj iu welchem auch nicht das geriiigste
Güustige für die Koiiveutiou aufgeführt
sei, betout die große Zahl der Uiite'rschrif-
tcu für die Uebcreiukuiift und bemerkt
dabei, daß cr durchaus keiue Spinpathicn
für dic ertreme Nichtuug der Katholikeu
habc. Dcr Kircheustreit sci durch die
staatliche Bcvormunduug eutstauden, die
Kouvcntioii führe das kauouischb Necht
iiicht ein, uud iu andereu Staateu sei'en
der Kirche uoch m'ehr Freiheiten wie bei
uns gewährt wordcn. Es sei ihm darum
uiibegreiflich, warum inau der katyolischen
Kirche iu Badcu dicsclben vorcuthaltcn
wostc. Die Sitzuug wird auf eine Stuude
uiiterbrochcu. — Nach ^stgudiger Uuter-
brechuug wird die Sitzuiig um 2 Uhr duuch
das Präsidium wicder eroffuct üud dsm
Abg. Acheubach däs Wort ertheilt. Mit
dcm Eiugaiige, daß uicht das erste Mal
eine Negierung nach Rom gcwandert uud
von dort aus der Uufriedc in das Laud
gebracht wordeu sei, geht er über auf er'ue
geschr'chtliche Eiitwickluug der Koukordate,
womit cr zu bcweiseii sucht, daß uach dem

Priuzipc derselben zwar stets dic Nechte
dcr Kirche, abcr sclteu jcne des Staats
gewahrt worden seicu. Er wcist hiu auf
Vaö östcrrcichische Koukordat und will gc-
rade nicht die dermaligeu Zustäude der
Korruptiou iu dicsem Laude 'zuschreiben
aber immerhiu sci dics ciu Bele.g daft,/
daß das Koukordat iu. Oestcrreich keine
mvralische Hcbung hcrvorgcbracht habc, und
daß flch dariim dic Allfrcguug iu miserin
Laude rechtfertigcn lasse, wclche bci deuiBe-
kauntwerdcu der Ueberciukuuft eiiigctre-
tcu. Er widerlegt deu vou Prestiuari der
Komiiiisfloii gemachtcii Vorwurf der Ei'n-
scitigkeit uiid desseu Aeußcruug, daß die
Protestauten diescr Ge.geustand uicht be-
rühre. Es sci solchcr Rechtsfrage, wobei
keiu konfesflouelltrStaudpuukt eiuziinehineil
sci, .soudcru eiuc vcrfassiiugsmäßige Bc-
rathuug riiizlitrcieu habe. Vou Nom aiis

sci die Zilstimmuug der Kammerii uicht be-

rückflchtigt wor.deu.uud schon die bei vcn
Kamincrn eiugelaufeneu nackteu Anzeigen
der au deu Großherzog abgegaugciieii Daäk-
adrcsseu gäbeu rineu Beweis dafiir, daß
dcr Klerus dic Ml'twirkuug der Stande
ni'cht für nöthig erachte. Und i'n Bezug
aut Prestiuari's Aeußeruug habe cr ;n
bcmerkcu, daß deu Protestanten in dicscin
Hause kcin überwiegcuder Einfliih einge-
räumt sci, dcnu bie Koiuiin'sston bcflehe
aus 7 Katholikeu uud 2 Prorcstautcii, mid
vou der Mitgliederzahl der Kaminer gc-
hvrteu ^/z dcr katholischeu und der
evangelischeu Kirche an. Die Theorie der
Rcgieruug, daß das Konstitiltioiisedikt von
1807 theilweise ein Gesctz, theilweise kciii
solches sci, suchre er iu ausfiihrlichcr Wcise
als eiue vcrunglückte darznstcsten, wobci
er zur Begrüuduug diescr Anflcht eimge
Stellcu aus Nebeuius' früheren Redcn
vorlas, iu welcheu dieser aucrkaiuil tüch-
tige Staatsmauu das Edikt von 1M als
eiu Grundgesetz bczeichuet, uud »lit Hm-
weisuug anf eine iu diesem Siunc eigan-
geue Eutscheiduug des oberstcu Gerichis-
hofes, wclchcr das fragliche Gesctz sogar
für eiu Staatsgruudgesctz erklärt habe.
Die Auflcht, daß die Ucberciukunft im Wege
der Verorduuug eiugeführt werden kviinc,
sei-eiue Jrouie auf das Vcrfassungslcbeii.
Er wüusche wie Hr. Geh. Nath v. Steiigel
uicht uur der katholischcu Kirche^ soiidern
allen Korporationen eiue freie Bewegunz,
uud weuu'eiumal iu alleu Zweigeii Ar
Staatsverwaltuug diese freic Bcwegimz
gestattct wäre, danu wüusche cr auch der
kath. Kirche ihre freie Bewegung und daim
bedürfe es nur noch schützcndcr Formcn
uub Jnstitutioueu, wozu die Zivilche ge-
höre. Allein dieses Gesetz stehe vhue Wort-
bruch dcr großh. Negieruug uttht iu AnS-

flcht, weil fle bcm röuiischeu Stuhle eiiie

Ehcgcsetzgebuug uach kauouischeiii Necht
zugesagt habe. .Kirsuer hält das Koiijti-
tut;'ousedikt vou 1807 für ciu Gesetz, waü
uur mit Zustl'ulinuilg der Kaiilinerii abge-
 
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