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Heidelberger Tagblatt — 1860 (Januar bis Juni)

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März
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https://doi.org/10.11588/diglit.2785#0258

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iiiöglich wäre. Di'escs wird von dcm
Herrn Ncgieruiigskommissär zwar bcjaht,
allein die Frage über dic 'Aufhebiim;
oder Neduktioii der letzteren hängc sö sehr
im't der ganzeii Orgaiiisatio» der Staats-
vcrwaltiuig, mik der Straf- mid Nechts-
polizci iind mit den StiftiliigSailgclegeii-
heiteii ziisammeii, daß sie. crst mit dieseii,
iiiimöglich srüher, zur Entscheivliiig kom-
mcii kömie. (Schliiß folgt.)

.Karlsruhe, 13. März. Sicherem
Verilchincii nach hat dic Konkordatskom-
missioii der zweiten Kammer ihre Sitziui-
gen uiid Vcrhaiidliiiigcii mit den Ne-
gicriliigskommissärcii beciidigt. Die HH.
Miiiisier begrüiidetcn dic Ansicht, daß die
Kammer zur motivirtcii Tagesordiuiiig
überzngeheii habe; die Kommiliioii ging
aber hierauf m'cht ein mid sicllte mit 8
Stimmeii gegen eiiic dcn Antrag, eiiie
Adrcsse an dcn Großyerzog zu bcschließen
worin gebcten werde, die ganzc Konveii-
tioii außer Wirksamkeit zu setzeu.

Heidelberg, 14. März. Nach der
„Karlsr. Ztg." ist die Besorguiß, daß dic
Uuiversität Heidclbcrg ihreu ausgezeich-
ncteii Kliuiker uud pathologischeu Auatomeu
Fricdreich durch ciucii Nuf uach Greifs-
wald verliereu möchte, sehr begründet.
Dieselbe versichert aus bestcr Quelle, daß
die Verhaudlungcu über jeue Bcrufiiiig
schon so weit woraiigeschrittcii sind, daß
der Zcitpilnkt, wo Hr. Prof. Friedreich
sich über seiu Gchen oder Blcibcii defiuitiv
eutschcideu niuß, mit jedem Tage ciiitreten
kaun. (K. Z.)

Munnhcitt», 14. März. Nach dem
„Karlsr. Anz." hat ein unbekailiiter Wohl-
thäter über 100 Stück vou Gossine's Er--
l'auungsbuch uuter dic kath. Wärter der
Gr. Eiseubahn vertheilcu lasseu; weil die-
selben durch ihrcn Dieust schr oft ver-
hiudert siud, die Kirche zu besuchen.

Wie iiran der „Allg. Ztg." alis W icn
schreibt, hätte dic Nichtgeiichlnigililg der
Sammllliig für das Aru d tdc n km a l in
Ocsterrcich ihreu Grund dariu, „daß Arudt
sich 1848 iu dcr Deplltation befand, die
uach Bcrlin giug, um dcm König vou Preu-
ßen die dcutsche Kaiscrkronc auzubictcii,.
und daß er iu seiue» Schriften uiiabläs-
sig Oesterreich uub die Oestcrreicher als
die Sticfkinder Dcutschlauds betrachtete.,"

Wien, 8. März. Die „Pressc" schreibt
Folgcudcs: „Uebcr den Selbstmord dcs
F.M.L. Frhrn. v. Epuatteu erhaltcu
wir nachträglich noch bic folgcudcu 9ko-
tizen: Dcr Gefaugeue erhängte sich mit-
telst dcr Faiigschnur seiner Ulaneu-Uniform
am Fenstcrgltttr. Alö man den Leichuam
entkleibete, entdcckte mau iu dcr Herzgegend
eiue goldcue Nadel steckend, mit .welcher
Frhr. v. Epnatten sich wahrschcinlich zu
entleiben. vcrsucht hatte; in ciner um den
Leib gcwlliidcneu Binde wurdeu die pho-
tographischcu Porträts sciucr Augehörigen
gcfundcn. Seine Ichtcu Uufzeichnungen

-hattc der Angcklagte auf den lecren Blät-
tcrn eines gevrucktcn Bnches gemacht unv
scheint sich dabei zum -L-chreiben ange-
brannter Ziiudhölzchcn bcdient zn haben.
Jn seinem Aufsah bittct er uamentlich
mehrere Frenndc- zu Gunsten seiner hin-
terlassencn Familic dic kaiserlichc Gnade
anzurnfcn, scinen Arzt aber ersncht er,
seincr Gattin den Tod als Folge eincs
SchlaganfallS in schoneuder Weise darzu-
stelleu."

'Wken, 9. März. Die Negicruilg
trisst in aller Stille nmfassende Vorbe-
teitnngen, um allen Eveiltualitäten bic
Spitze bictcn zn können. So werden dic
Trnppen in Südtprol, Jstrieu und Krain
ssortwährend vermchrl, die iicnen Be-
festiguu.gsarbciten um Berona und Pes-
chiera sind volleudet, ebenso wurden an
dcn uach Siidtprol führcnden Pässeu
starke ^Fortisicationcn anfgcfnhrt, außer-
dem wnrdc, um dic Festung Peschiera
auch von der Seescite zn sichern, die An-
zahl der Kanoncnboote in dem Gardasce
bcdeutend vermehrt. In dem hicsigen
Arseuale wird mit großein Eifcr gearbei-
tet »ud die verschiedenen Eisengießereien
siud mit Aufträ.gcn für Ncchnnng des
Aerars überhäuft.

Wien, 10. März. Der hiesigc päpst-
lichc Nuncins hat im Auftragc des hl..
Vaters gu das fürst-crzbischöfliche Cousi-
storium zu Olmüh cin Schrcibcn gerichtet,
in welchem für die dnrch fromme Bci-
träge gesammelten Peterspfennige dcr
Dank, zuglcich aber auch die Besorguiß
ves Papstes ausgesprochen wird, daß
„diese Saminlungeu deu ärmereii Klasseu
lästig fallen könneii, cr. eck daher vorzie-
heu inöchte, weun die wolHabendereu
Katholiken bem heiligeu Stuhlc Geld
gegeu geringe oder anch ohne Interesseu
ieihen wollten, zu welchcm.Behufc Schuld-
vcrschreibuugeu zu .100 Scudi - 200
Fl. zum Verkaufe augeboten werdcn."
Durch eiue Currende des dortigcn fürst-
crzbischöflichen Cousistoriiims wird bckannt
gemacht, daß derlei Schuldverschrcibuiigen
durch . daffelbc bezbge» werdcn könneii
und das Consistorinm selbst ö' pCt. Zin-
scn zusicheru wolle.

?Wien, 10. März. Laut telegraphi-
schcr Nachricht. wurde gestern zu Veroua
ein Hauptmann vom Geniecorps kriegö-
rechtlich erschosseu. Er wnrdc überwie-
scu, cinen Plan dcr Festung. dem Feinde
übcrliefert zn habeu. — Außer Hrn.
Nichter sind noch dcr Großhändler uud
Speditdür Löwenthal und mehrere anderc
Kaufleutc vcrhaftet worden.

Wien, 10. März.' Dic^estrlge „Wic-
ner Zeitung" bcstätigt (wie bereits mit-
getheilt) das schon gcstern verbreitete Gc-
rücht, daß Felbmarschalllieu.tenant August
Frcihcrr v. Epnattcn sich im Gefängiiiß
selbst eutleibt habc. Sein Verbrechen ist
^ jetzii kein Geheimniß mehr. Während dcö

vorigen Fcldzuges hattc er, als stellver-
tretcnver Chef ves Armee-Oberkommandos
unter Anderem auch für dic Berpflegnng
der in Italien kämpfenden Trnvpen z»
sorgen. Bei dcn hierzn criorderlichen Na-
tural-Licfernngen hat er stch Untcrschlcife
zn Schiilden kommcn lanen (;. B. Ver-
kanf von 25,000 für die Armce bestinun-
ten Ochseu, von Weincii :e.), die sich airf
mehr als zwei Millionen belanfen. Seine
Vermögenö-Verhältiiissc sollcn schon sest
lange zcrrüttet gcwescn sein, obgleich seine
rcgelmäßigen Jahres - Einnahmen 16 bis
18,000 Gnlvcn betragcn habcn iiiöge».
Wenn es schon überhanpt cin ticf erschüt-
terndcs Ereigniß ist, daß ein so hochge-
stellter, 'mit höchstem Vertraueu beehrter
nnd mit in- und ausländischen Orden rcich-
lich verlichener Mann so tief stnken konnce
ilin wie viel schmerzlicher trisst der Fall'
scinc unschuldige hinterbliebene Faiiu'Iie
bestchend^ans der Wittwe, drei Söhiie,,'
und ciner Tochtcr! Die Söhne gehörten
bis jetzt sämmtlich der Ärmee a», ter
ältestc als Major, der zwcite als Haiipr-
mann, der dritte als Unterlieiitenaiit. Der
Zweitc ist, wie man versichert, se,'t eini-
gen Tagen spnrlos verschwundeii; die bei-
deu Andereu sind um ihren Abschicd eni-
gekommcn.

Wien, 10. März. Die traurige Nach-
richc, daß au den großartigen Epnatten-
schen Unterschleifen bei der Verpsiegiuig
der Armee in. Italien noch viele andere
Personeu bcthciligt sseien, findet leider
schon- hcute ihre crgreifendc Bcslätigung.
Eine allgemeine Bestürznng hat sich in
der Stadt verbreitct, scit man erfuhr,'
daß. der bisher so hochgcachtete Haupt-
Direktor dcr hiesigcn Kredit-Anstalt, Herr
Nichtcr, hente früh verhaftet sci. D'er
damit beanftragte Kriminal-Kouimi»arl'iis
begab sich Morgeus mit einer Auzahl so-
ge'nauuter „Vertra.uteu" (geheimer Agcii-
teu) uach der Wohnnng Nichtcrs, besetzte
dort mit seinen Leiiten die nächsten Straßcn-
eckeu, so wie alle Ausgäu.ge dcs Hanses'
uud trat daun iu diescö selbst. Ni'chter
war ausgegangen; mau wußte wedcr, ivo
er sei, noch wanu er zurückkehren wcrde.
So entschloß man sich denn, seine Riick-
kehr abZnwarteii und die Leute, die m
ihrem. biirgcrlichen Anzuge äußerlich diirch-
ans uichts Anffälliges haben, verharrten
rubig auf ihreu Postcu. Etwa nach Ler<
jauf ciner Stunde erschien Nichter an dcr
Straßcnccke. Als er bis in dic Nähe seiner
Hausthürc vorgeschritten war, nähem jich
ihm der Kommissarins mit der Miene ciiics
Snpplikanten, zog einen großen Bricfans
der Brnsttaschc und überreichte ihn Rich^
mit entblößtem Hanpte. Diescr blicb
und erbrach den Bricf sofort. In dicstm
Augeublicke uickce dcr Kömmissarins ""
wenig mit dem Haupte uach der
uud sofort fuhr ein in der Nähe hallen-
der Fiaker bei den beiden. Personen vvr-
 
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