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Heidelberger Tagblatt — 1860 (Januar bis Juni)

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Januar
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https://doi.org/10.11588/diglit.2785#0045
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Heidelberger Tagblatt.

R 12


Samftag, 14l. Januar


Telegraphische Depesche

PariS, 12. Jan. Cardnml Antoiielli
soll scine Entlassunq verlanqt haben', dcr
Conqreß am 15. Februar zusaniinenlreten
nnd ein Haiidelsvertrag zwischen Frank-
reich und Cngland abgeschlossen sein.

Was haben Regierung und Land
stände in Beziehung auf das Kon-
kordat zu thun ?

Drittcr Arttkcl (Schluß).

Das Konkordat regelt das Verhältniß
des Staatcs zur katholischen Kirchengewalt,
durch dasselbe soll unscre bestehende kirch-
l i ch e.Staatsverfassung im Ganzen, und
unserc politische Nerfgssuiig in cin-
zelnen wichtigcn Bkzichiin.qen geändert
werden; deßhalb crsordert das ganze Kon-
kordat die Zilstiininung der Landstände.
Jst aber nnserc bisherige Ausfiihrung be-
gründet, so stehet überdics unsere Gesetz-
^bung lin Eiuzeliiein »u't den Hauptbe-
stlinniungen des Konkordats, insbesondere
bezüglich des Placet, dcs Aufsichtsrechts,
des Nekurses gegcn Mißbrauch, der Dienst-
ernennungen, der Ehegerichtsbarkeit, der
Stellung dcr Universität Freiburg und dcr
Obcrschulbchörde u. s. f, in einem so schar-
sen Gegensatzc, daß ohne Hebung dcssclbcn
ii» Wege der Gesetzgebung das Konkordat
unausführbar ist.

Hiernach halten wir, wie gesagl, die
Negierung ebenso wie dic Landstände für
vcrpflichtct, das ganze Konkordat oder
wenigsteus allc in unserer Ausfiihrung
erwähntcn Bestinimungen als der land-
ständischcn Zustiinniung bedürftig zu bc-
handein.

Wie es cine Forderung des Nechtcs
ist, daß die Uingestaltung unserer kirch-
lichen Staatsverfassung nur „ini Wege der
Gesetzgebung" geschehc, so trifft mit dieser
rzorderung auch das Gebot der Politik
zusamuien.

Nichtige Grundsätze der Poiitik, sowvhl
der Staatsleilung als auch der kathol.
Kirchcngcwalt, wcisen bestinnnt auf icncn
Weg.

Kein Negimcnt, keine Orgaili'sation kön-
ncn in dein hcutigcn. Europa sich erhnltcn
die nicht in dcni lilncrii Lebcn dev Volk.s
wurzeln; und wie sollte ein neucö'Kir-
chenreginicnt in Baden vder sonst i'n
Deutschland erst errichret ^und durch all-

artige Künste dcr Ucberredung oder durch
dic HülfSinittcl der Polizei dcm Volks-
geistc ausgenöthigct werden können, wenn
cs dcm Bcwußlsein dcs deutschen Volkcs
innerlichst zuwidcr ist? Jst solchcs bci
dcm Koiikordat der Fall, so tritt dic ka-
tholischc Kirchc durch dcsscn Ei'nführung
nichc nur mit dcn ihr schvn Abgewandtcn
in Widerspruch, nein, sie cntfrcmdct sich
bei bem hervorgcrufenen Zwicspaltc der
nationalen und christlich-religiöscn Gesin-
nung mit dcm Gebote des Gehorsamcs
gegen ein selbstherrisches Priestcrregimcnt
Tausende glüubiger Mitglicder, und in
immer weitcren Krcisen wird sie die Stützcn
ihrcr Herrschaft vereinsamen schen.

Die Erfahrung der neuesten Tage bei
uns, die allbcka.nnte Erfahrung der lctzten
Iahre in Ocsterreich, die Erfahrung der
Geschichte zeigen dieses zu jeder Zeit in
dcm Leben der Kirchen untrr gebildetcn
Völkern.

Und, welchc Eiubuße konntr wohl der
Staac in scinen Jnteresscn erleiben, wenn
er sich bei dem Konkordat in Ueberein-
stinimung mit dem eiitschiedenen Willcn
des Volkes setzt, wenn er von dcr Znstim-
mung oder Vcrwerfnng der lopalsten Vcr-
tretung des Volkes das Schicksal dcs Kon-
kordats abhängig inacht?

Wir sinb gcwiß, GroßherzogFricd-
rich will die Stiuimcn dieser Vcrtretcr
vernehmen, und nach Wort und Gcist
dersclbcn Landeöverfassung^beachtet wissen,
wclche scin hochherziger Vatcr im Iahre
1849 in landeöväterlicher Weiohcit drm
badischcn Volkc nach schweren Ereignisscn
als ein dem badischen Fürstciihausc hei-
ligcs Grundgcsctz auf's Ncue verliehen hat.

D e u t s ch> l a rr d.

KcrrlSruhe, 10. Ian. ,4. össentliche
Sitzung dcr Ersten Kammer. Nach Be-
eidigung dcr ncii eintrctenden Mitglieder
Fürst v. Löwciistelii-Werlhei'm-Noscnbcrg,
wclchcn dcr durchl. Präsidenr, Se. Groß.
Hohcit Prinz Wilhelm, willkomiilcn hicß,
und dcs Hrn. v. Chrismar, beginnt die
Beralhiiiig über ben ^ericht des Geh.
Nakh Slabcl, die Nechtspolizci belrcffcnd.
Gch. Ralh v. Stengel spricht sich gcgc»
dic Auöführung dcs Vcrichls, beziiglich
dcr nicht crfolgicn Mittheiluiig vo» Giu-
achten dcr Obcrgerichte an die Koiiimission
auö und behauptel das Ncchl der Ncgie-
nmg, „uc' nach cigcnem Crmkffen Aktcn-

stücke vorznlegen. Frhr. v. Gemmingen
bcantragt dagegen eine Verwahrung zu
Protokoll, zicht den Antrag aber wiedcr
zurück, nachdem Gch. Rath v. Stengel
erklärt hatte, daß wcdcr in der Vcrfassung,
noch in der Geschäftsordnung dcr Kammer
ein Recht zu derartiger Fordcrung zustehe,
uiid Stabel und Mohl dies bestäkigt hai-
tcn. Dcr Gcsctzentwurf sclbst wird nach
längerer Diskussion nach der von der
Koinnil'ssion wesentlich mvdifizirten Fas-
sung in namentlicher Abstinimung mit
aroßer Stinimenmehrheit angeiivmmen.
Auf Anregung von Mohl wird 'bcschlosscn,
bezüglich der Konvention mit dcm römi-
schcn Stuhl eine Kommissiou von 5 Mit-
gliedern in nächster Sitzuiig zu bestimme».
Die Frciherren v. Stotzingrn und v. Kctt-
ncr sprechcn sich hiergegcn aus, da eine
geeigncte Vvrlage nicht vorhanden sei, doch
wünschie Geh. Nath v. Stengel sclbst, daß
die S-che auch in der I. Kammer be>
rathcn wcrde, da ohiichin nvch Vorlagen
erfolgen werdcn. Geh. Nakh Stabel glaubt
jedoch, daß dics auf gcgenwärtigem Land-
tagc nicht mchr gcschehcn werdr. Hiermit
Schluß dcr Sitzung. .

Karlsruhe, 12. Jan. (13. öffent-
lichc Sitzung dcr 2. Kamnier der Stände.)
Unter Vorsitz dcs Präsidentcn'Iunghanns..
Dic Sitzung begann mit Bccibigung des
lieu eingetrctencn Mitglicdes, Oberhvfge-
richlsrath vr. Roßhirt. Von dcm Sc-
kretariat wird hicrauf der Eingang fol-
gendcr Billschristcn angczeigl: von den
kalholischen Bürgern und Einwohnern zn
Furtivaiigcn, Waldkirch, Siegelau (Amts
Waldkirch) und Konstanz gegen das Kou-
kord at; vou dcn Spnagogenräthen Moö-
bach, Biihl, Pforzhei'm und Neudenstein
uni Aufhcbung deo § 58 dcs Biirgerrcchls-
gcseßeö; von dcr Gttiieindc Obrigheim,
Ämts Moobach, um Aufhebung dcs Zolles
bci der Dicdcöheimer Brücke; von der
Gcmeinde Lonndvrf, die Erbauung einer
Kinzigthalbahii betr.; von Volksschullehrci:
Hci'lingsfeld um Aufhebung des § 81 des
Lolksschiilgesctzes; von den Grmeinden,
Alkdorf, Orschweier, 3iust iiiid.Schiiil'cheim,
die Adelsgesetze beir.; von dcr Mctzger-
schaft in Konstanz, die Ausfuhr vo» ma-
gerem Schlachtvieh betr.; von dcn Wein-
prodüzeüten des Anikes Gengciibach, dkn
Absatz sclbsierzcügtcr Weinc betr.; von
brm Gcmdiiiderath unb Bürgcrausschnß
der Stadt Gengenbach, Crri'chiung eincr
 
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