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Heidelberger Tagblatt — 1860 (Januar bis Juni)

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Februar
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https://doi.org/10.11588/diglit.2785#0110
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Karlsrulie, 31,Ia„. 20. össciitllche
Sitzung dcr 2. Kniiinier dcr- ^rtäiidc- ii.ii-
tcr dcm Vorsitz d^s Ppäsi^en^'y Iung-
haiuis nnd i'n Auwescichcit der- H-rrcii
NcIl'erungsfomim'ffäre: Gch. Raths Frhru.
L. Stcugcl, MlNlsteri'cildlrcktor vr. Wei'zel,
Ml'iu'stcrialräthc Spohn und v. Bvckh.
Aon dcm Sckretariat wird das Eingehciz
ft'Igcnder Bittschriften augezeigt: von 766
kathok'schen nnd protestantischen Einwoh-
ncpn der Rcsidcnzstadt KarMnhc, Bür-
gern und Einwohnern zn Äohrbach und
'Steinsfttrth, katholischcn Einwohiiern von
Srühlingcn, Bürgcrn und Einwohiicrn
dc.r Stadt Schwchingen und dcr Gcmein-
dcn Scckcnheim, s!eimen und Mingolö-
heim gcgeii das Konkordat; dcm Spna-
gogcnrath Randcgg, Aufhebung deö § 58
des Bürgcrrcchtsgcsetzcs bctr. Fatter zeigt
an, daß der Bcricht übcr das Budgel des
großh, Instizministcriums znm Drncke fer-
tia sei. Die Tagcsordiiiing führte znr
Diskussion dcs Berichts des Abg, Hägclin
über ben Gcsetzcsentwnrf, dic Stempel,
Sporteln und Taren in Civilstaatsvcr-
waltungs- und Polizeisachen bctr. Die
allgemeinc Diskussion dreht« sich zunächst
um einen Antrag der Kommissioii, wornach
dev großh. Rcgierung die Einführnng von
Stcmpclmarfcil statt des bisher verwen-
dcten Steinpelpapiers überlassen wcrden
solle. Nach längerer Bcrathnng, an wel-
chcr sich außer dcn Herren Ncgierungs-
kvmlnissärcn die Abgg. Schaass, Prestinari,
Rcgenauer, Fischlcr, Faller, Friderich und
Lamep bctheiligteii, wurdc dcr Antrag mit
überwiegender Mchrhcit zum Beschlusse
der Kanimer crhoben. Sodann wurdc in
Bezug auf das Gcsetz selbst von dcr
Kammer dic Ansicht der Kommissioii ge-
theilt, daß dasselbc als nur Fiiiaiizgcgen-
ständc bctresscnd zu bctrachten und nach
§ 60 und 61 der Verfassuiigsnrknndc zu
behandcln sei.

Am Schluß der Sl'tzung erhcbt sich der
Präsident und richtet folgende Ansprache
an die Kaiiiin.cr:

„Meine Herrcn: Es ist uiis gestern die
tryurigc Nachricht ziigcgaiigen, daß Ihre
Kaiscrlichc Hoheii die Frau Großherzogi»
Slcphanit im sicbcnzigsteii Iahre Ihres
Lebens im Anslande gestorben ist. Von
dcm Auslande zu uns gckoiiimen, hat Sie
über fünfzig Jahre unter uns gelebt, dnrch
A'e Eigcnschaften Ihrcs Gcistcs und Her-
zktzch sich aiisgezcichnct, und inehrere Iahre
he^ Thron unsercs Landcs geziert.

S>'c werdeu dic Gefühle der ticfcn
Traucr thcilcn, die das ganzc Land empfiii-
det, ugd ich crsnche Sie, sich zum Zeichen
Ihrer Th.e.iliiahule zu cehcben."

S.ämmtliche Glicder des Hauscs erheben
sich von ihren Sitz.en,

Hie nächste. Sitzung wu.rde auf Freitag
de.n 3, Fcbrliar anbcraini.lt.

-s Heidelbevg, 1, Febrizar, Einc»n
größcren, mit der Ueberschrift „Dentsch-

land tztch. die Konkördate", in der „Bad.
,yAidesztg,<' erschieyc^ AMo4 ft"ychuM
wir fotgendc Stctze:

Dnrch die Koilft»idgte- füiymtsichcr- süd-
deutscher Staaten sollcn dieselben niit
Noin und Oesterreich innigst verbundcn
und durch diese konzcntrirte Mächt der
protest.qnti-sche Norden nach und n.ach un-
tcrworfen odcr doch sein antirömischer
Eiufiuß gebrochcn oder Dentschland in ein
Doppelrcich gespalten werdcn, dcsscn öster-
reichischc Hälftc mit dcr ebenfalls bcarbci-
tetcn Schweiz die neuc Bura d.es rönn'-
schen Katholizismus wrrdeil soll. Man
wird uils freilich dcr Gcspensterseherei be-
schiildigen, wie nian vor 20 oder 30 Jah-
rcn cö dem Heidelbergcr PauliiS als eine
fire Idee gelteii ließ, wenii er behauptetc,
die Iefniteii würden wieder komnicn. Diese
Konkordate find gqnz dazu angethan, iiicht
ctwa dcm katholischen Glauben, sondern
der röinischen Kurie, nicht ciner einhei-
mi'schen Ncligionsgcscllschaft, soiibcrn eincr
frcuidcn Stäatsgewalt eine nngchenere,
mit dcm Bcgriss einer starken uud gercch-
ten Staatsgewält unvcreinbare Ma'chtstcl-
lung in dcm Staatsorganismns cinzuräu-
men. Sind die Konkordatc vollzogcn, ist
der Romanismus niit scinen Mönchcn und
Nonnen, seinen Bettel- und Predigcr-
nlönchcn, seinen Icsuiten und Missionen
in Süddcutschland eingczogen, hat er sich
an dic Thronc gcdräiigt und durch dic
iil'edercn und höheren Schnlen das Volk
erzogen, die DiS.ziplinargcwalt übcr dic
Geistlschen, die Zensurgewalt gegcn die
Laicn i'n Thätigkeit tretcn lasseii und dcn
Fanatl'suius niidKrtzcrhaß tüchn'g geschürt,
— dann wird dic rcligi'öse Verschiedenheit
dcr Dcutschen nicht nichr cine bloße, im
politischen Leben wenig bedclitsaine Mci-
nungsvtrschl'cdcnheit übcr übcrirdische und
göt.tlichc Di'ngc sti'n, sondern zu einer
Scheidewand werden, dariiach dcr pro-
tcstaiitische Theil jich dem Norden, dcr ka-
tholischc dem Süden Dentschlands init allcr
Leidcnschaft zliwcndel. Und sicherlich ist
es kcin bloßer Zuiall, daß zu gleicher Zeit
üu'l den Koiikordäten dic prciißischcn Spm-
und Aiitipathl'cii wiedcr. so sehr crwacht
nnd von sehr bczeichncnder Seite über allc
Maßcn genä.hrt nnd geschürt worden sind.
Wir abcr, di'c wir die Verträglichkeit pa-
triotischer nnd gebildeter Katholikcn und
Protest.anten als ci'ne linläügbarcThatsache
erlebt nnd mit Aiigrn gcschen haben, wir
wollen dicsc Kluft nicht wieder alifgeristen
habcu.Wirwollen kein protesiantischeö oder
katholisches, keiu prcußl'sches oder öster-
reichisches ttnd noch viel weniger ein ka-
tholis.ches und cin protcstantisches, ein
prenßisches. n nd. cin österreichisches, son-
dern cin cinzigeS, einigeö, .nakionales
Deutfchland ! Voii diesem Stqnd.punkt abpr
crschei.neu lin.s die Koipkordqte als Mgel
jiim Sarge dcr dei.itschen. Einlracht. Fu.hrl
den Kalholl'zismus niir zurück (weilil'es

WZWWsx

LttrSNSLLr

fangt, dessen Fricdc.iöschiuß Aloiy aller-
d"'gs mcht zu brcchcn braucht - vc „
es hat ihn moch mcmcils ancrkannt!

KvnstaNZ, 27. J«u. HöM .unal.

knd ist dic starko Pferdcaussi.hr „ach der

Schwciz uber Micdr.chchascn uiwLin-
dau uach Norschach. uud Romanshvrn
Es sind mcist Schweizerhändler und Fran'
zoscn, welche die Pferde füx piemvnte-
sische Ncchnung aufkaufen und sie nach >
Turiu zn liofcrn haben, Alles Anzcichcn, daß l
das jüngst erlasscne Friedcnsinanifesl Na-
poloons 111. bald wiedek Krieg bringcn
kann. Ein Pferdeausfilhrverbot wird
ohne Zweifel erst dann bei uns wicber
erlassen, wcnn der Slall Icer ist. Der
bishoe zu dcin hiesigen Rhcinbrsickenbau
verwendete Dampfhammer znr Einrain-
mnng von Pfählcn wird, nachbem er seine
hiesige Aufgabe vollciidct, in wenigen
Wochcn- nach Neckarelz wandern, um bcim
dortigen Brückeiibau -für Pie Hei'delberg- !
Würzburger-Bahn scine npue Aufgabe zu
erfüüeu,

Darmstadt, 29. Ian. Nach eincm
in der „Karlsrnher Zeikiuig" vom 26.
Ialzilar eiilhaltenen Berichtc "übcr die 17.
ögentli'che Sitzuiig der 2, Kaiymer h.ätl! ^
ber boptige Staatsminister in der Dis-
kufstoil über die Forbcrung für cincn Gc-
sch.äfts.trägcr in Noin u. A. beiy^rkt, dein
Verilehmen nach werdc im Gryßherzog-
thnin Hcssen eine alißcrorycntlichc G--
sandtschaft zu Nvin vorbercilek. Nach
hierüber cingezogener Erkniidiguiig ist d(e !
„Darmstädter Zeitung" in der Lage, diese
Beinerkiiiig, wcnn sie wlrklich gemacht k
wordcn sein solltc, für eine irrige zu cr- I
klären.

Frankfzrrt, 30. Ian. Das nahezu
ncun Iahz-c hier iii Gariiison licgende
k. k. östcrreichische 1, Feldjägcrbataillon
wird nach Nastatt vcrlegt.

Münchcii, 30. Ian. Gcstern ist die
Wittwe Iean Panl Friedrich Nichters
i'm 83. Lebensjahr hier verstoibeil..

Berlin, 28. Ian. Von dem Erfolg
dcr prenßischen Anträge bcim Bnndc, die"
Neform der Bundeökriegsvcrfassung bc-
tresscnd, glaubt man wcnig mehr erwartm
zu dürfen, Man wciß, daß.Bapern und .
Sachsen sich ganz ciitschieden dagegen cr-
klärt habc», uud di'es ist aiiörer'chcnd geniig,
iiin tti'cht weiler zu kommen. Das Miß-
liche in der dvppelten Oberb.cfehlSführiiiig
ist auch hi'er genügcnd anerkai.iiit word.cn;
inzw.ischen blieb eö der allesii. m.öglW
Aijsipeg, obcnei'n ha zwci 'grosie KsiegS«
lheater fstr Pcutschl.giib vorhaybcii W,
bei deren einem Oksterreich, beim andem
 
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