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Heidelberger Tagblatt — 1860 (Januar bis Juni)

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Februar
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https://doi.org/10.11588/diglit.2785#0118
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lichkclt gcschehcn sollte. E6 glbt Zcl'tcil
lmd Stl'inulilngeii, wo di'e Gl'iiiidll'chkel't
tvd^et und wo el'nc gcwi'sse Ucbel'stlil'znng
Wci'shcl't i'st, mid solchc Zel'ten imd solche
Stinlinniigeil habcn wi'r jcgt. Bi'clcs ist
gcwi'ß schon geschchen nnd ebcn so vi'el
ist noch "> dcr Vmbcrel'timg, aber inan
hat cs »i'cht verstandcn, di'e öffeutliche
Mcl'iumg Z» packen, man hat, statt^mit
Eiiiei» Male nnd schnell das ganzc Fnll-
horn der in Ansstcht gcnvinnlcnen Gaben
zii entleercn, hente di'esen, morgcn iencn
klci'ncn Brockcn hi'ngcworfcn, nnd statt ei'n
ncueS Klei'd ans einein Stncke zn schaffen,
ans hundert Fei,len ei'n Kleid znsammcn-
gcsctzt, wclchcs ni'cht das altc, aber doch
anch kein nencs ist. Dabci steigcn dic
Ansprüche täglich. Was gestern noch mit
überfli'cßcndem Danke nnd mit vollem Dcr-
tranen hl'ngcnomme» sein würdc, stößt
hcutc schon auf kaltc Glcichgültigkcit odcr
eiitschi'cdenes Mißtranen, nnd das Alles
wirkt wi'cdcr znrück nach Obcn hin. Man
wird dort mißmilthl'g nnd mnthlos, wenn
man sieht, daß scde noch so reich gcbotenc
Gabe benläkclt oder gar znrückgewicscii
wird, weil ste nicht noch reichcr ansgc-
fallcn, während anf der andern Seitr cine
inlincr noch mächtige Partci dic Anstcht
geltend zn inachen nicht müde. wird, daß
man schon vicl zn viel gegeben und daß
es die höchste Zcit sei, mit weiteren Gaben
einznhalten, wcnn nicht gar das Gcgcbcne
znrückznnehmen.

Wien, 30. Jan. Die Frage der Anf-
hebnng einzelncr Universttäten bcfindct sich
dcr Prefse znfolge in voller Beräthnng.
Dic Bndgct-Koinmi'sston hatte stch mit
allen Stimmcn gcgen eine fnr die Anf-
hcbnng der Universitätcn Graz nnd Krakan,
hi'ngegen ciiistiiiiini'g für dic Erhaltimg der
Hochschnle von Innsbrnck ansgcsprochcn.

Wien, 30. Ia». Jeht stnd in Veiie-
dig allc Theatcr gcschlosscn, nnr nicht dic
Piippeii-Theater längö der Riva dc Schia-
voni, wo Gondoliere, Fischcr nnd allerlei
di'cnstbare Geister stch Stettdichcin geben.
In zweiter Rcihe crfolgten nun die „po-
litischcn Spaziergängc." Der Renjahrs-
tag sah das Volk inn Glä'nze^aüf dcm
Marcusplahc biö zn dem Angcnblicke, wo
dic' k. k. Militärmiistk erschien: sofort
zerstob Alles schlcunigst in allc Windc.
Diescs L>piel wiederholte stch noch cinigc
Male, biö endlich ain Soiintäg (22 Ian.)
das Stichwort rrfvlgte,' prozcsstonswcise
Nach dem Zattere zn ziehen, sobald dic Mn-
sikbande erschien. Und so geschah es,
m'cht ohnc Anspfeifen einer Anzahl von
k. k. Offiziercn, dic stch dort zeigten.
Als drittcs Agitations-Stadinin bczeichnet
der Ocsterrcicher in ber „Ostdentschcn
Post" die Verbrcitnng zahlloscr tollster
Gerüchte, dic bei dem Volke glanbcn fin-
den, und von dcncn täglich ncuc, un-
glaublichere die Stadt durchschwirrcn.
Und wie in Venedig, so in Verona, wo

man bercils biö znin Belagcrungsznstaild
„dcm Prinzipc nach" gelangt ist, so in
Chi'oggi'a, wo man Nachts an dem anfvcm
Hanptplatze stehenden M'aste eine drei-
farbige Fahnc anfhißte; so in Uvine und
so in einem kleinen Ortc bci Este, wo
dcr Arzt, Apothcker nnd Gcineinderaths-
Diener so thätig warcn, daß stc verhaf-
tct werden mnßtea...

Wien, 3l. Jan. Das Obcrlandes-
gericht zn Epcrieö hat die gegen Hof-
rath v. Zsedenpi wegcn des Käsmarker
protcstantischcn Kirchenkonvcnts in crster
Instanz erkannte Strafe von 3 Monaten
Gefängniß in zweitcr Instanz zn eincr
achtmonatlichen Frciheitsstrafc vcrschärft.
— Dnrch kaiserl. Eiitschließnng vom 26. d.
ist u. Ä. Profcffor H. Helmholh in
Heidell'erg äls korrespondirciides Mitglicd
der Akadcini'e der Wiffenschaften bestätigt
wordcn.

F' r a n k r e i ch.

P«rris. Das „Paps" veröffcntlicht
am 30. eine halbaintliche Mitthcilnng
über die Änncratio» Savopens und Niz-
zas an Frankreich, welche lantet: „Eine
telegraphische Depesche aus. Chamberp
von gestern (26. Ian.) mcldet von einer
dort vorgckommenen Kundgebnng gegcn
die-Anncrion Savopcns an Frankreich.
Wie anch nnserc bcsoiideren Nachrichtcn
lanten mögcn, wir werden heute nichts
übcr die Ernsthaftigkeit nnd Bcdcutuilg
diescr Knndgebnng sagen. Wir müffen
uiiscrc Anslassnng übcr die Thatsache
sclbst imd dcren Ürheber vcrtägen. Hente
könneii wir nnr sagen, daß dic französt-
! schc Poleiiiik jeder Knndgebimg - dieser
' Art, sei es für odcr gcgen, frein.d ist.
jDie kaiserliche Ncgiernng hat.nie daran
! gcdacht, eine Erobcrnng zn machen, we-
der dnrch Waffengewalt, nöch anf diplo-
matischein Wege. Sollte Savopcn das
Vcrlaiigen nach Verci'nignng mit Frank-
reich auödrncken, so würde diefe freie nnd
freiwilli'ge Entschließimg ernste.r Erwägllilg
werih sein'. Jinmerhin müßte dicser Act
von den Ncgi'erniigcn des Köniqs von
Sardi'iiicn nnd dem kaiscrlichen Gonver-
ne.nent in Ordiinn.g gebracht werdcn.
Wenn man es dann aber natürlich nnd
i'»' rechtlicher Ordnniig findet, daß Mo-
denä nnd Parma sich mit Piemont vcr-
einigen, wie kann man den» Einwürfe
däfür haben, daß Savopen nach frei
ausgcsprochenem Wnnsche mit Frankrcich
vereiiiigt werde? Mag indeffen dr'c Lö-
sung einer so wichtigen Frage sein, wie
ste wolle, eine bloß materielle nnd zwci-
dcntige Manl'festation vermag stc nicht
herbeiznführen. Einc solche Lösnng be-
darf, sie mag musfallcn, wie ste will,
cines moralischen Charakters nnd eincr
nnzweifelhaften Uiigczwimgenheit."

Paris, 30. Jan. Dsc Unterdrückung
des „Univers" war ein lange vorherge-

»u

schcnes nnd von der Nedaction abstchtl,fsi
provocirtcö Ereigniß.. Seinc Polcniik
war cine der'artigc, daß nnlcr den bcslc-

hendcn Prcßverhältyissen (wir sprechen
^ Gesepcn) der Negierung die
schwcr werden konnte nnter
den Motiven, iius welchcn nach zwei er-
tolgte» Verwariinngen nun die Unter-
dnicknng vor sich grht. Uebrigcns hat
stch der „Univers" nicht darübcr zu be-
klagen. Er war es, dcr jcdcr Maßrcael
der ^trenge gegcn dic Preffe von jeher
bas Wort gcsprochen und zu eincr Zeit
wo er stch mchr crlaubcii durfte, als an-
dercr stcrblichcr Lcutc Kinder, war ihm
keine Provokation stark gcnug, uui die
andersgestnntcn Blätter znni Falle
bringcn.

Pariö, 3l. Jan. Die „Opinione
Nationale" sagt: „Die Untcrdrückuiig
des „Univers" ist stchtlich die Antwort
dcr Ncgi.erilng auf das Rlmdschreibcil
des Papstes. Von dem Angenblicke, wo
dcr Papst scin gcistlichcs Gebiet vcrlas-
send, die Bischöfe nnd die Christcnheit
bei ciner rcin politischcii Frage intercs-
strcn will, so begreift man, daß die Ne-
giernng ihrc Waffen benützend, das Iour-
nal trisst, wclchcs der erste besonderc rmd
der Mittelpnnkt imd dcr Hcrd der ultra-
montanen Politik geworden ist. Was uiis
bctrifft, so ' bedänern wir die Uiitcrdrü-
ckimg dcs „Uni'vers" durch scine Kirchen-
logi'k h.atte dieses Blatt der Sache, wel-
cher wi'r dieflen, Dienste gcleistet, die zu
vcrkeniicii eine Undankbarkkit wäre; eS
hatte di'e versteckten Batterien sciner Par-
tei entlarvt; cü hatte den Mnth, seine
Mcinuilgcn aiiszusprechen, nnd bekannte
offen, was anderc zn vcrleugnen sich ver-
geblich bemüht haben. Er hatte das Ta-
lent, den Mnth nnd dic Logik für ffch
nnd es hat i'hm blos cine qntc Sache
gefehlt."

Pariö, 31. Ian. Das encpklische
Schrciben und die Untcrdrücknng des
„Univers" haben cinc gewaltige Sensation
hervorgebracht. Das Einc. beweist, daß
der Papst nicht ein Haarbreit zurnckwei-
chen will, die Maßregel gegen den Uni-
verö, daß der Kaiser fcst entschlostcn ist,
die katholischc Bcwegung rückstchtölos zu
bckämpfeiie —. Herr st. Veni11ot ist der
Löwe des Tages. Popnlär ist der Univcrs
wahrlich nie gcwesen, aber selbst seine
politischen Gegner hat die Unterdrückung
des )Vlatteü stichig gemacht, nnd nicht
bloö seine Abonnenten nnd Anhänger ha-
ben dem Hanptrcdäkteiir gestern nnd hciite
ihre Spmpathi'een dnrch Zusendung ihrer
Karten bcklmdet.

Paris, I.Febr. Täglich kommen hier >
Abordnnngcn ans Savopen an, welche
im Intercsse des Anschlusses dieser Pro-
ivi'nz an Frankreich wirken.

! Dcm Moiiitenr dc l'armee znfolge be«
j steht der BclagcrungSpark des spanischen
 
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