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Heidelberger Tagblatt — 1860 (Januar bis Juni)

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Februar
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https://doi.org/10.11588/diglit.2785#0138
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von Hohrnzollerii, drr Herzog voii) Hainil-
toii, drr Fiirst von Lrliii'ngeii, der Kron-
pri'nz von Sachscn, der Pri'iij Mnrat imd
andcrc hohc Pcrsonen, dencn skch noch
Abgesandtc andcrer siirstlicher Höfe, von
Wlirtteinbcrg Oberstallinci'ster Graf v. Täu-
bcnhei'in, di'e Mltqlicder drs Staatsinim'-
stcri'iiins, Dcputationcn dcs Grosth. Arinee-
korps nird/ der beidcn Kainincrn ocr Land-
stände, Deputationcn vcrschiedencr Städte,
sowie'endlich die Staäts- nnd Geincinde-
bchvrdei von Pforzhciin aiischlosscn. Ain
Einqang in dic Schloßkirche wnrdc der
Zng von l.7 evängelischen Gcistlichen der
Stadt nnd des Bczirks einpfaiigen, hier- ^
anf der Sarg in Vic Grnft gcoracht nnd
dort cingescgnct. Letztcrc wird inorgcn
iioch gcöffnct bleibcn und dcr Zutritt dcs
Pnh/ik.n,ns in dicselbe gestattct scin.

Wiesbaden, 6. Febr. Dcr Land-
tag wnrde so ebcn dnrch. dcn Staatsini-'
nistcr. Prinzen v. Wittgenstcin erössnct.
Dix. Fi'naiizlagc wurdc als befriedigend,
die Kriegsanleihe als noch nicht ve'rwcn-
dct bczcichnet. Vier> Siinpc/ uninittelba-
rer Stcuern würden für 1860 gcnügcn;
dcr Eisenbahnban sci in schwunghaftein
Betrieb, dic Vervollständignng des Bau-
fonds vorbereitct. Wegcn Ucberbrücknng
des Nheins bci Koblenz sci mit Prcußen
ein Vcrtrag abgeschloffen und von den
Ständen zu prüfen. Sodann wurden fol-
gende Gcsetzcsvorlagcn in Ausstcht gcstellt:
1) über das Jagdrecht, 2) über dic Aus-
übuiig dcr Gcwerbe uiid 3) übcr dic Ainor-
tisation dcr 'Papierc auf den Träger.

Dresdon, 5.' Febr. Auf Anrcgung
cincs Züngst in der Gartenlanbe erschic-
ncnen Anfsatzes über dcn Neiscndeil Eduard
Vogcl, Sohn des Leipziger Bürgerschnl-
dircktors/ hat kürzlich hier eiin Komite
sich gebildet, uni Beiträgc zui AilSrüstiiiig
ciner .Erpcdition zu saniineln, die übcr
Lebeii.lind Tod des scit Jahrcn Vcrschol-
Icncii gcwisse Kuiide gcben soll.

Bdrlin, 5. Fcbr. In den vcrschi'edent-
llcheii .Nachrichlcii über dic Aiinerion Sa-
v.opens und Nizza'ü an Frankreich könncii
wir imscrcrscils, älif.Griind höchst znver-
lässtger Mitthcililiigcu, Folgendcs hinzn-
fügen: Zwischeii Frankrcich und Sardlnien
ist ein Vcrtrag, wie man uns verstchcrt,
in dcr That abgcschlossen, und zwar am
15. Jaii. v. I. Sardliiien leistetc dariir
das Vcriprechen dcr Abtrctung Savopens
und wahrscheinlich anch'Nizza's, gegen
die Eroberung und Einvciicibung des
ganze» österrcichlschen Gcbictes iu Italien.
Voii dcr Anncrion der nilttcl-italienischc»
Skagten an Sardinicn war darin keine
Nede.. Durch den Fricden von Villa-
fiankü ist nnn Frankrcich, seiner Znsage,
was daü Venctianische, und das Festnngs-
Vicreck bctrifft, nicht gerecht geworden.
Dagegcn betreibt cs jctzt den Anschluß dcr,
mittcl-i'talienischcn Staaten, einschlicsslich
dcr. Nomagna, an Sardinicn. Jn Paris

steht man dies für cine mehr alü genü--
gcnde Kompcnsation für das Venetkanische
an, während man in Turin in'cht an das
iim vorjährigcn Vcrträg Frankreich gcge-
bene Versprechcii! .gcbititdcn'zil'sc'in glanbt,
da Frankreich das scinigc nicht crfüllt habc.

Berlin, 6. Febr. Jn dcr heutigcn
Sitznng des Hauscs dcr Abgeordnctcn lcgte
der MiNister des Inncrn eiiicn Gcsetzcnt-
wurf vor, deffen Zweck eS ist, vie Prcß-
angrlegcnhcitcn in dcm Sinnc zu regeln,
daß in Znkiinft die Koiijesstonscntziehlmg
auf adiiiinistrativcm Wegc, zu wclcher dic
vorigc Rcgicrung sich bcrechtigt hielt, nicht
mehr crfolgrn kann. (Bravo!) Die Prcß-
angelegcnheiten gehören in Zukunft ledig-
lich vor den Richter, und keinc andcrc
Strafe könne ferner eintretcii, als die-
jcnigc, welche das unpartciischt Urtheil
dcs Nichtcrs eben bcstimmc. Einc Ver-
schärfnng der Preßstrafgesetzc halte die
Rcgicrung dcm gcgenübcr, nicht für nöthig;
die Haltnng dcr prcußischen Presse sei,
namentlich scitdc.in die gegenwärtige Ne-
gicrilng. im Amtc, im Allgemeittcn einc
gute und anzuerkcnncndc; und da die Ne-
gierung wolle, daß dic Pressc ebcn ganz
frci sein sollc, so solle anch Astes und
Iedes vcrmiedcn werden, was eiilen Druck,
glcichviel wie, auf die Pressc ausüben
könne, Drohten Alisschreitungcn, so hegc
die Negieruilg das.Vertrauen, daß bic
Ncdaktcnre, 'Verleger rc. die vom Anstande
und den allgcmcincn Vcrhältnissen bedingte
Ccnsur schon selbst ansüben würdcn. Soll-
tcn dic Vcrbältnissc im Iiinern stch ein-
mal in traurigcr Weise vcrschllinniern,
oder svlltcn Erel'gnissc von Außen anf
lliiscr Vaterland cindringcn, die eben Zu-
ständc und Zeiten hcrvorriefcn, in welchcn
jcdcs gedrucklc Wort eine höhere Beach-
tung und Kontrole erfordcre, nun, ?so be-
halte sich dic Negierung für cinen solchcn
Fall die Beantraguiig dcr Verschärfung
dcr Prcßstrafgesctze vor, und ste vertraue,
daß die Laiidcsvertretung,.dic ja nur däs-
selbc wollen köniie, was die Negierung
wollc, dcr Ncgicrung alödann dic nöthigc
Beihülfc nicht entzieheii wcrde. (Bravo!)

Berlin, 6. Febr. Es bcstätigt sich,
daß ein Antrag auf.ci'nc Adresse in dcr
dcntschcn Fragc von Seiten des Abge-
ordttetcnhauses nicht zu crwarten ist. Die
liberale Partei, in deren Schooß die
Sache zur Berathung kam, mcinte, man
würdc dadurch das licberale Mlni'stcrillm
lcicht in peinliche Verlcgenhcit bringen,
was man vermeiden müssc.

Berlin, 7. Febr. In der heutigen
Sitzttng dcü HauseS der Abgeordeten
wurdc cin Antrag mitgetheilt: die Er-
wavtung auüzusprechcn, daß die Staats-
Negierung dahin wirken werbe: 1) den
Nheinzoll, -aufzuheben, oder doch in der
Art zu vermindern,, daß. dic Nheinschiss-
fahrtdie Concurreilz.-der Eiseitt'ahnen nber-
stchen könne nud- die Kosten, der Untcr-

haltung der Wasserstraßen m'cht dadurch
iil'trschrilten werdcn; 2) den Lootscn-
zwang, sv weit cr noch bestcht, aufzu-
hebcn.

— „Am vergangenen Sonntage, 5. d., ^

hat stch in der Stadt Brück (Neg.-Bez'.
Potsdam) folgcnder außerordentlicher
Vorfall zugctragcn: Dic Kirchcnge-
mei'ndc wär versainmelt, und dic Litiirgie
w.urdc von dcm Diaconiis Lhielc ganz
vortrefflich vorgctragen. Nach Becndi'gung
dcrselbcn bcgab stch Thielc in dic Sacri-
stci, in wclchcr sich dcoObcrpi'cdlger Hopell
bcrcits fänd. Währcnd des Gesanges de's
Haupllicdcs hörte man ans dersclbcn eincn
Hülferuf. Der mit dcm Klingclbeiitel
heriiingehcndc Kirchenvater bcgab sich dort-
hin, schrie aber ebcnfalls um Hülfe, ss
däß Allcs dcm Nnfc folgtc. Hier fandcn
sie dcn Obcrprcdiger in dcn Armen d'cs
Diaconlls, wclcher. dcm Ersteren mit cinem
sogenaiinten Nickfängcr zn Lcibe ging.
Mehrcre Stiche waren ihm bcreits bc,'-
gcbracht (zwci näch dcr Brust, die abcr
dnrch einc Brieftasche an der Lcbensgc-
fähiiichkeit verlorcn habcn sollen), zwei
vurch den Arm und einer iiis Geiiick. Nie-
manv wollte stch erst dcs Wüthcnden be-
mächtigen, bis endlich der Schmied Z. ihn !
ins Gcnick faßte und wehrlos machtc. Der
Mördcr ist sosort verhaftet und dem Ge- !
richt übergeben worden. Ob die Ver-
wuiiduligen tödtlich sein werdcn, ist noch
ungewiß." .So berichtet vie „Vvss. Z."
Die „N. Pr. Z " muß leider die Thät,
sache im Ganzen bestätigen. Nach den
bis jetzt cingegangenen amtlichcn Bepichten
ist dic .Veranlässnng zu dicsem tranrigcii
Vorfall noch nicht crmittelt. Die Ge-
mcindc ist init unalissprechlichkin Entsctzen
auscinaiidcr, gegangen. Nach ärztli'chein -
Dafürhaltcn ist Lebcnsgcfahr für ven Ver- ^
wiindctcn nicht zn befürchten. Der Dia- !
conus Thiele ist vcrhaftet.

Wien, 8. Febr. Die staatsschuldcn-
Cominission veröffeiitiicht den Ttand dcs
T il g u ng 6 fvn ds wie folgt: Das Ge-
sammtvermögen bcträgt.circa 196,000,000.
Davon soll ci» Ncnnwcrth von 143Mill.,
desscii jährlichcs Zi'nserforderniß 6 Mill.
beträgt, getilgt werdcn. Dic Lvschi»ig! <
eines solchcn Betrages dcr Staatsschuld
würdc das Vertrauen heben. Ferner sollcn
derBank 9 s/z Millioncn Grundentlastungö«,
l^ Millionen Nordbahnobligationcn, 11
Millioncn galizische und 15'/, Millioncn
Theiß-ObIigationon(zusamincn42i/^Mill.)
alü Abschlagszahlung überwiesen werdcn.
Hieranf vcrbliebe noch ein Tiigungofoiid
von 12'/, Millioncn, wclche dcr Fl'nailz«
Verwaltüng überwiesen werden sollen.

Pesth, 4. Febr. Der Nedaktion dcs
„Pcsther Llopd" ist gestern die zweitt
schriftlichc Verwarnung erthcilc wor-
den. „E6 trifft unS, srtzt die Redaktioii
dvs „Pcsther' Llopd" hinzu, der Erlaß uui
so schwcrcr, als sonst, nach den Be-
 
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