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Heidelberger Tagblatt — 1860 (Januar bis Juni)

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Februar
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https://doi.org/10.11588/diglit.2785#0139

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stlimminqcn dcs Preß.qrsctzcs, uiisere crstc
Verwarnung binncn drei Tägen vcrjährt
wäre."

F r a n k r e i ch.

Paris, 5. Febr.' H'cüt'e fand in dcr
Tnl'lerien-Käpelle ei'n fcl'erll'chcr Traner-
Gottesdicnst fnr die Großherzogin Stepha-
m'c von Baden statt. Der Kaiscr in
großer Uniforin, dic Kaiserin, dcr kaiser-
liche Prinz, die Priiizcii und Prinzcssiniien
nnd die hohen Staatsbeaniten, iiii Gänzen
niigcfähr 100 Personcii, wohnten der Feidr-
lichkeit an.

Paris, 5. Febr. Dcr Bericht' des
Kriegsim'm'sters, der gestern iin „Monitcur"
stand, hat wcdcr hicr, noch i'ii London dcn
von der Re.qicrniig beabstchtigten Eindrück
gcmacht. Die Ankiindiqnng eincr Minder-
Rckrntiruilg iiin 40,000 'Maiin sollte angen-
schcinlich die Geniiithcr bcrnhi.gen. 2Sas
macht aber angenblicklich das Weniger von,
40,000 Mann ans? In knrzester Zci't ist
der Friedensfnß znin Kricgsfnß geniacht.
Das weiß inan nnd außerdem sieht man,!
daß i'n deii Arsenälen ttiiniitcrbrochcii gc- ^
arbeitet wird, das Material in Stand zn'
sehcn.

Paris, 6- Fcbr. Dic angcknndigte!
Broschüre aus dcr kaiserl. Drnckerei ,'st!
nnn erschienen; sie fnhrt den Titel:>
„Französische Tradition. eines Bniides-
staats Italien, historische'r Vergleich (1609
bis l659), von I. Berger von Livrcp,
Mitglied des Institnts." Die Schrift stellt
cinen Vcrgleich aii zwifcheii' der Politik
Heinrichs IV. und Napoleons III., wclche
beide nur Oesterreichs Ucbcrinacht zcrstören
wollten, ohne fnr sich sclbst etwas andercs
als politischen Einflnß (!) in Ansprnch
zu nehnien. Anf die jehigcn Vcrhältm'ffc
eingehend, erklärt der Verfasser die äbso-
lntc Einhcit Italicns fnr Utopic, und 'dic
Organisation nach, den Prinzipien yon
Villafranea fnr die einzigc 'niögliche Lö-
siing dcr Schwierigkeiten; der Papstmiüsse
die Präsidentschäft dcs Bnndesstäätes nbcr-
nrhincn, nnd deßhalb dem zehnjährigeii
DräiigeistFräiikreichs nach Ncfornien nach-
gcbcn; die Rvinagna sci cininal ve.rlöre»,
abcr dcr getrene älteste Sohn dcr Kirchc
ser ssktzt stark genug, nni für ihn eine Ent-
schgdigung. zu flnden; Oesterreichs Ver-
bleiben Pn Penezianischen (als Bnndcs-
niitglird) endlich sci gcradczu nothwcndig/
um das benachbartc Sardinicn vor dein
übcrwicgcndcn Einfinß dcr Dcmagogie zn
schutzen. Bcincrkenöwerth ist, v'aß diesc
Broschüre aus°der kaiserlichcn Drückcrei
stainint.

Paris, 6. .^cbr. Der „Moniteur"
entyält'eiiic Nrihe vvn.Erncnnungcn pic-
nionttsischtn Militärs iii bcr Ehrcnleaion.
Zi! GroßossMcrcst/sind cHiannt: .dic Ge-
ncrgttientenaiite Fanti, CiuHiars, Mvllarb;
16^ 'Gcmv'äte' zn'' KvniMandeurs; 50 zn
Offizieren; 125 zu Nittern. Feriicr ver-

lieh der Kai.sei-20.60'Üntcroffizicrcü, Kör-!
pörälen und Koldä'ten der sard. Armee das!
Kreuz der Ehrenlegion.

G n g l a n d.

London, 8. Fcbrnar. Untcrhaus.
Nnssell- antwortcte Häniilton, England
habo vier Propositioiien an F r a n k r c i ch
gcmacht: 1) Oeftcrreich und Frankrcich
intervem'ren nicht in Italien ohne Znstim-
mung dcr Mächte; -2) die italienische
'Frage.wird g.elöst, indem die,. Fr.aiiZosen
Nom »nd das übrige Jtalien vcrläffen;
3) Nl'chtintervcntion in Venedig; ' 'keine
cnropäischc Macht solle Anträgc bezüglich
Venedigs Regiernng. stellen; 4) Sardim'cn
besctzt nicht Zcntralitalien, bis ncues
Votum bckännt, Wenn dicscs ^fnr An-
schlnß an Piemönt günstig, sciidet Sar-
di'nien Trnppcn dahin. Fran kreich hät
d.rei Pünkte modiflzi.rt ange.noninun,ch.icrtcr
Pnnkt nöch ili BcrätW)laPlngä Ö D'e r-
reich h'ät öfflziell iivch. nicht geantwortct.
Heute aber häbc er eine Dep.esche Rech-
bergs erhalten; er könne, bcvor er dcs
Kaisers Befehl erhalten,-die Anträge nicht
bewilligen, nnd sage, Ocstcrrcich ancrkenne
keinenfalls dcn gegenwä.rtigcn Änsnahms-
zustand i'n Italicn, beäbsichtige abcr auch
iiicht,,TrnPPen,seiidüng, sondern nnr Ver-
thcidigung seines eigencn Gebietes. Die
Anlräge siiid Nnßland und Prcnßen
mitgethcilt; Nnßland hat noch nicht ge-
mntwortct; Prenßcn antwortcte zllstim-'
me'nd. Unterhändilingen schwcbend. Alle
Griiiide, sei.eü -.gegebeii,, än eine friedlichc
Ausgleich.nng der- italienischen Frage zu
glanbcn.

O b e r h äits. Nörmanbp beänträgt cine
Dankadrcssc an dic Köm'gin wegeü des
Wl'dersprnchs gcgcn dic Einverleibnng Sa-
vopens nüt der Bittc, Anstrengnngen zn
jnachcn, um dic Abtretung. zn hindern.
Gränville:. Die N-egikchniig -habe die bc-
stl'mmtc Versichcrnng Frankreichs erhalten,
daß Einverleibnng Savopeiis g eg en w ä r-
t ig (!) ül'cht beabsichtigt sci. Walcwski
häbe einäcrä»üit,.'däß dic Maßregel vor
Kl'ie'gsänsbr-ück) Gcgdnständ dcr Besprc-
chnng g'ew'esen sci fnr gcwisse Zwischen-
fälleditselbeil-seicn äber üicht ^iii.getr.eten.
Die, Fräge, sei jetzt m'cht von. Frankreich
in Betracht gezögen. Normänbp bean-
tragtdirekte Anfrage: daß solcherSaVöpen-.
vertrag m'cht bcstche, Sardinicn diescs Land
m'cht verkanfen, abtreten, vcrtaiischen
wolle. Eii.gland6 Regiernng hätte die
Pflicht versänim, wenn sie nicht Einwen-
dnngen gcgen Savopens Anschlnß Napo-
leon mit'gethcilt hättc. Grep findet die
Versichrrnngen Frankreichs n n g c n ü g e n d
gegennber ,d,cr Sprache ver Pariser Ionr-
nale. , Savopcns Änschlnß benächthcilige
Enropas Friedcn,-doch empfehle cr m'cht
Waffengewalt zur Vcrhinvcrling. Shosles-!

! bnrp: Dev Gch,cimvertMg^F.rankrci.chs:NNd:!

Sardinicus vor dem Kri'cg beznglich Ab-

tretung Savopens' ünd Vtrgrößerung Pic-
inonts wäre niigerccht, unmoralisch und
verbrecherisch gewescn. Brongham: Der
Aufruf an die Nationalitäten zu Gunsten
der Abtretnng Savopens sei gefährlich.
Rcdcliffe: Das ncucstc Benehmen Napo-
lconS errcgt das M'ißtraucn Enropas.
Normanbp begnügt sich und zieht den Än-
trag zurück. Haüs vertagt.

S P a n i e n.

Mndrid, 7. Fcbr. Tetnan ist gc-
nommeii. Jn der Schlacht vom 4. d.
chabcn wir 800 Zelte, dic Artillerie, dr'e
Kameele, nnd. die ganze Bagäge der bei-
Pen Drüder des Kaisers von Maroeco
meggenommen, welchc sich durch die Stadt
geflüchtet haben. Nachdem Tetnan auf-
Pefördert war, sich ' binncn 24 Stunden
,zn ergebeii, kani ciiie D.eplitatioü ans
der, Stadt, um die Gnade des Siegers
anzm-nfeii. Die-ir-regnlären-Kontingentc
bcganiien dic Stadt zn plündern, als die
Division Nios ohne Widerstand cinrückre
nnv vön der Eiüwöhnerschaft freudigIiü-
pfangen wnrde. — Die Bcvölkerung von
Madrid ist voll Iubel und, eine,-ungc-
hcurc Menge ümgibt den Pallast der
Köm'gin mit Hochrllfen; sie zog äüch Vvr
das Haus dcs Generals Zavala. Heute
Abend wird die! Stadt beleuchtet, nnd
man bereitct große Feste vor,' nm den
Si'eg zu feicrii.

Madrid,-'-8.- Fehrnar. Die offieicllc
„Gazctta" zeigt - an, daß Marschall
O'Doiinell znin Herzög von Tetnan
unv Granden von Spanien crnannt wor-
den ist. Das Terrain, auf wclchem dic
Schlacht geliefcrt wurdc, ist ihm qls
'.'ipaiiagc verliehen worden. Die Spanicr
fanden iü Tctnan 50 Kanonen.

I t a l i e «

Ni,sza, 2. Febr. Jn dem Augenblicke,
wo vor,dein Sterbehanse der Sarg der ver-
blichciien Großhcrzogin Steph.uiie in. den
Wägcn gchobeii werden sollte, gingen die
Pferde durch. Der Sarg wiirde von
einein Dctachement Matrosen des „Caton",
welcheü Generäl .Nollaiid ein Dctachcment,
Unlerossizicre beigas, nach der Kirche unh'
von da an den Einschiffnngsplatz gctragcn.

^errara. Ritter.Camerim', der das
Ämt eincs Gonfaloniere beklcidete und
deffen wir bereits gestern gedacht-, war
der Sohn .eincs Landmaiiiis. 'Näch imd
nach schwang er sich zum Pächter der Post-
sieaßen im päpstll'chen Skäätc empor und
schlug deßhalb seinen Wohnstp in Ferrara
anf, beschästi'gtc sich zügleich im't Brückcn-
baiss nnd' gewann größe Süliimett Geldes.
S'eul Veriüögiii' bestand,,be( seinem'Tode
i'n 60 Millionen Franken, wclche Snmme
cr testamciltarisch dem Kaiser von Oester-
lreich verinachte.
 
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