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Heidelberger Tagblatt — 1860 (Januar bis Juni)

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März
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https://doi.org/10.11588/diglit.2785#0206
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Muttd gclc.qt wordcii. Er sti'mme fiir dcn
Antrng dcr Mchrheit iind cr bcsorgc, daß
wcmi di'c Kniiiincr di'e Wnhl verwerfcn
wnrdc, sic sich ni'cht di'e nöthi'ge Unpartci'-
lichkci't bcwahrc. Blankenhorn bittet den
Präsidcnten, daß der Rcdncr znr Ordnnng
gcrufcn werde. Dcr Präsident-vcrweigcrt
dicscS, da der Abgcordncte der 'Kainincr
kcineii Vorwnrf geinacht habe. Achenbach
Lcstcht auf deni OrdnniigSrilf; wcnn sich
der Hr. Präsident hicrzn nicht entschließcn
könnc, so solle die Kainnicr hiernbcr ab-
stiinmeii. Dcr Präsidcnt erklärt, daß nnr
ihni allcin dieses Recht znstche. Lainep,
daiin nehnicii wir anch dasfclbe Necht in
Ansprnch wic Noßhirt. Ministerialdirckcor
v>. Wcizel vcrbreitct sich übcr dic herr-
schendc allgeineiiie Ucbnng bci Wahlen.
Schaaff ist nicht gegcn dic Wahl. Laniep
wnnscht, daß bei dcrartigcn Wahlcii cin
möglichst iilibcengteS Verfahrcn anfrecht
erhalten wcrde iind es könntcii ihn darnni
anch die vorli'egciiden Fornifehlcr znr Vcr-
wcrfniig der Wahl nicht bcstiniinen, viel-
uiehr führc i'hn ein ganz andercr Grnnd
dazn, nänilich dcr, daß die Wahl in Bczng
anf die öffentliche Gcwalt keine freic ge-
wcsen sci. Die Einnli'schling dcr Geist-
lichen, wclche durch ihre öslentlichc Stcl-
liing als Kirchcn- nnd znglcich Staats-
dicner nicht niehr einc Konknrrcnz, sondern
ein gcwisscs Monopol über die Wahl-
niänner ansgeübt hätten, sci eine unstatt-
hafte iind so langc sic init ihrcr Eigen-
schaft als Kirchendieiicr die eines Staats-
di'cncrs perci'iiigtcn, hätten sie sich von den
Wahlcn ferne zn halten. Der Ncdncr
sucht dann nachznweisen, daß in die Wahr-
heitsll'ebc dcr Petentcn wohl kcin Zweifcl
gescht werdcn dürfe niid ist für dcn An»
trag der Minderheit. Bissing ist in Bczug
anf die in.Wagensteig vorgckoniineiieii Vor-
gäiigefürBeaiistaiidlingderWahI. Schwarz-
uiann iind Mnth können sich von dein Ge-
dankcn an Erhcblichkeit der Fornifehlcr
nicht trennen, wogegen Ncgcnäner ans
dcni Grunde, daß 3 aiisgezcichncte Jnristcn
dcnMehrheitsantrag gestellt hattcn, welchc
dic vorlicgrndcn Thatsachen gcwiß einer
geliauen Prüfung iinterzogen haben wür-
dcn, dicscm sich anschließt. Nachdein noch
Noßhirt und Prestinari einzclnes Vor-
bringcii zu widerlegen sich bcniühtcn und
dcr Bcrichtcrstattcr anf eiiie wcitcrc Ver-
thcidi'giiiig Verzicht gcleistet hatte, wnrde
die Berathung geschlosscn und zur Ab-
fiiuimiliig gcschritten, die wir bcrcils ge-
stcrn niitgetheilt.

Karlsrulie, 28. Febr. 30. öffcntliche
Sitzung dcr 2. Kainmcr dcr Standc un-
1er Vorsih des Präsidcntcn I u u gh a n n s.
Am Mini'stertische befanden sich die Hcr-
ren Staatsml'nisterNcgenaucr und Mini-
sterialbirektor vr. Weizel. Staatsmini-
ster Negenaiier machtc dcm Hause
einc Vorlagc über einen mit Sardinieu
abgeschlossenen Handelsvertrag, in Folgc

ldcssen der dentschc Branntwein dieselbc
! Eingailgszollcrmäßi.gttng gcnießen soll, wic
Picscs Land dicsclbe Frankrcich gegenübcr
> für dicses Erzcugiiiß gcstattct habe. Von
dcm Schriftführeramtc wird angczcigt, daß
von den katholischen Einwohiiern dcr Ge-
I meinde Iiizlingcn cine Bittschrift für das
Konkordat, und von mchrcrcn katholischen
Stiftuiigsvorstäiidcii Aiizcigcn über Abfas-
siiiig von Dankadressen cingclaufen seicn.
Lamcp zcigt an, daß der Bcricht scher dcn
Gesctzeöcntwlirf, die Ansstcllung vo>,
Schiildverschrciblingcii auf Jnhaber bc-
trcffcnd, druckfcrtig sei. Sieb crstattet
Bcricht über dic Bittc des Müllermeistcrs
Göll in Brnchsal um Schnh in sciiiem
Eigciithum bezüglich seincs Mühlcn- uiid
Wasserrechts an dcr Saalbach. Kommis-
sionsantrag: cmpfchlcnde llcberwcisung
der Bittschrift an großh. Staatsministc-
rium. Er fand an Prcstinari, Bissing
uiid Ullrich Uiiterstiipliiig, und wurdc,
wcnn gleichwohl der Hr. Negicrungskom-
nil'ssär weiu'g Hossnuiig auf eincn Erfolg
gab, indem der Gegcnstand schou ausführ-
lich bci dcm großh. Staatsniliiistcrium er-
örtcrt wvrdcii sei, — von der Kammcr
zn ihrcni Dcschlirsse erhobcn. Sieb bc-
richtet ferncr übcr die Bittc vicler Amts-
gerichtsaktuare um Bessörstcllung. Sie
zcrlegen ihrc Bittc in drci Abtheilungcn:
a) Anstellung durch das Ml'nisttriilm, I>)
Gchaltscrhöhung nach Klasseiiciiithciluiig
nnd o) Aussicht auf Nuhegehalt. Die
Kommission stcllt in bcifälligcr Würdigung
dieser Bittcn den Antrag auf Ueberwci-
siing^der Ei'ngabc an großh. Staalsmini-
sterillin znr. thnnlichen Bcrücksichtigung.
Achenbach spricht sich mi't Hinsicht auf die
l'n dcr.Praris crfahrene thcilwcise Min-
derbcf.ähl'gung einzelner Aktuäre, ihrer oft
iinlcscrlichen und iiiideutlichcn Schreibart
und bci ihrcm Mangel an Sclbstständig-
kcit ni'cht günstig für die Bittstcller aus;
doch will cr den Aktnarcn eine bedeutcndc
Erhöhung des Gchaltes für den Fall zn-
getheilt wissen, daß die AktuarSstcllen nu't
tüchtigcrcn Kräften, ctwa aus dcr Zahl
der Neferendäre und der Nechtspraktikan-
tcn, bcsetzt und ihneii die durch das Gesctz
bedingte Sclbstständigkeit wird bcigclcgt
wcrden. Schaaff nntcrstüht dcn Kommis-
sionsantrag, Ministerialdirektor Dr. Wci-
zel eiilwirft durch Zahlcn riii Bild von
der ökonomi'schcn Stellnng der Aktuare,
und spricht sich cntschl'cdcii gegen dic Zu-
rilhcschung auö.

Blaiikcnhorn widerscpt sich deui Kom-
missionsantrag, ^vcil für dic Aktuare erst
kürzlich wicder Besterstelliillg von der
Kammer genchmigt worden sei, und siellt
darnm den Antrag auf Uebergang znr
Tagesordiillng. Roßhirt glaubt, daß durch
Anstclllilig dcr Akrnare von Seite des
Ministerillms am bcstcn abgeholfcn wcrdcn
kviine. Von der Negierungsbank wird
di'cseö als unznlässig bezeichnet. Bissing

hält cine Aiifbesscrung für nothwendig.
Kirsncr ist nicht gcgcu dcn Konimissious^ !
antrag, wcnn dic Zuriihcschuiig aus vcm-
sclben gestrichcn wcrdc. Ministerialbircktor ' .
Weizcl cntgegnct, daß wenn Aktnarc durch
Altcr erwcrbSiliifähig würdcn, ihiicn eii,
Unterhalt aus der Staatskassc ziigcwiesen >
wcrdc. Fischlcr nnterstülzt dcn Konimis-
iioirsantrag, Maps will dcn Gcgcnstand
lcdiglich dcm Ermcsscn dcr großh. Negie-
ruiig anhcl'mstellcii,MinistcrialdircktorWei-
zcl wünscht scdoch einc gciiauc Fassnng,
bamit Regieriing liiid Kammcrn anö höhern
Nücksichtcn ciiiig in diescr Sachc gingen;
dcnn sonst würdc iiian cincn iinzufriedc-
ncli Stand schaffcn. Schaaff. stellt den
Antrag, dic Bittschrift mit Ausschlnß der
Zilrnhcsetzung znr gecignetcn Bcrücksichti-
gnng dcm großh. Staatsmiiiisteriiim zu
übcrweiscn. Noßhirt, Fröhlich und Presti-
nari untcrstühen diescn Antrag. Parava-
cini', Federcr nnd Spohn gchen cinig mit
Blaiikenhorn. Dcr Bcrichterstatter ver-
thcidigt nochmals den Komiiiissionsantrag,
woranf dcr Blaiikcnhorn'sche Antrag ve'r-
worfcn, dagcgcu dcr von Schaaff und
Kirsner gcstelltc von cincr Mehrhcit zum
Beschlniie der Kammcr crhoben wurde.

Mainz, 25. Febr. Dem „Mainzer
Journal" ist er'ne „fcierliche und geniei»-
same" Erklärung und Protcstation dcs '
gesammtcn katholischeu Epiöcvpates von
Belgicn, Dcutschland, Englanb Holland,
Irland, Ocsterreich, Schottland und dcr
Schwciz für das Nccht des PapsteL uud
das cnropäi'sche Völkerrecht zugekomiiien.

Wien, 23. Fcbr. Das kirchliche
,,Verordnungsblatt" bringt untcr Anderm
anch folgendc beachtenswerthe Bcmerkuug
und Erinnerung:

^lonniicn^

lischc Häuscr (»ichl scltc» mlttclft dcr Schulkindcr)

»uch dic srühcrc» hicrortigc» Wclsimgcii, iiiSbcsondcrc
dic mit Currcndc vc>>» 7. Fcbr. 1830 und voui 27.

'Aug. 1839 iin dcn ScclsorgSklcruS crthciltcn obcrhirt-
lichc» Slnordnungen in Ecinneruiig gcbracht ivcrdcn.'

F r a u k r e i ch.

Paris, 26. Febr. Die Nachricht, daß
dic französische Regierung dctt
König von Sardinien eingcladeii
habe, anf dic Aiineration Toskanas und
dcr Romagua zu verzichten,. bcstätigt sich,
und man zweifelt nicht daran, daß dieser ,
neue Umschlag dcr französischcn Politik
dic Folgc von der Haltung dcr Kabinete
von Wien, Berlin und Petersburg ist.
 
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