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Heidelberger Tagblatt — 1860 (Januar bis Juni)

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April
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https://doi.org/10.11588/diglit.2785#0398
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auf ti'ne, dem Hanptoet von Hebels Hei'-
math cntsprechenye Wei'se ei'nznleiten.

Darmstadt, 23. Äpri'l. Die 137 in-
ländi'schcn Nhei'nschi'sscr haben cliie Bitt-
schrift an die zweite Kanuner der Ständc
gerichtct, dcren Einqanq lautet: Der hes-
sische Schiffcrstand ain 3rhein, welchcr allein
pach beigeschloffener Tabelle 137 Schchc
nnd cin Capital in Schiffseiqcitthuin von
nnqefähr 1 Million init Nncksicht a»f den
Gesainnittragkraftwerth dcr Schiffe — zu
450,000 Ceittncr vcranschlaqt — anöniacht
(von Main- niid Ncckarschistern abgcschen),
bezweckt, das hohc Haus anf dic tranriqen
Zustände der Rheinschifffahrt anfnierksanl
zu macheil nnd zuqlcich das Ersuchcn zu
stcllcn, es wollc es an cntsprechender Ein-
wirknng nicht fehlcn laffcn, daniit die
Staatsreqierung, cventncll auf deni Wege
der Nepressalie, die sosörtiqe Ailfhebnnq
des Nheinzolls und resp. der sog. Schists-
recoqnitionsgebühren bewirke, oder doch
die Reductivn derselben anf ein solches
Miniinllin veranlaffe, daß dic Nheinschiff-
fahrt die Concnrrenz den Eisenbahnkii
gegenüber bestchen kann.

Koblenz, 23. April. Uin cincn Be-
weis zu licfcrn, init welchen nngehenreii
Förlnlichkeiteir nnd Schreiberei'en das
Nheinzollwcsen, abgcsehen von dein enor-
nien Octroi, woinit der Handel bclastct
ist, beschwcrt ist, will ich nur als einzel-
nen Fall anführcn, daß jüngst ein Schlepp-
dampfboot init deni Anhängeii von 8 Blcch-
büchscn 19Pfund (schreibe nciinzehii Pfund)
Zollpapiere, bestchcnd in Manifestcn, Ab-
schriftcn, Declaratioiien, Ursprungszeuq-
niffen, Nachweisen, und wie diese anf vas
coinplicirtc Zollwesen bezüqlichcn Picccn
alle heißcn, hier init sich gcführt hat.

Berlin, 21. April. An die Vertreter
Preußens bci den vcrschiedenen deutschen
Hvfcn ist vor weniqcn Tagcn eine Cir-
culardepesche von hier ergangen, in wcl-
cher nochinals in eingchendcr Weise die
Vorschläge Preußcns in Bczng auf die
Abänderung der Bundeskritqsverfassunq
beleuchtet werden. Die Doppcllci'tunq der
dcntschen Strcitkräfte durch Oesterreich und
Prcnßen wird als cine qcbieterische Noth-
wendigkcit auf das Entschiedenste erklärt,
und ein besonderes Gewicht auf das rasche
Zusainnicnfasscn der gesaininten deutschen
Wchrkraft in Fvlge dcs sofortigen An-
schließens dcr Strcitkräfte der mittlern
)ind kleincn deutschcn Staaten an die Hcere
Preußens und Oesterrcichs in einein con-
crcten Sall gelegt. Mit Nachdruck wird
hcrvorgchoben, daß Prcnßcn niit seiner
Gesanlintinacht fur die Sichcrhcit Deutsch-
lands eintreten werde. Die Bundcskriegs-
verfassiinq, wie sie vorllegc, eiuhalte aber
kcine Destiuiinungen für dicsen Fall. Eine
Abändernng der organischen Bestliniiuingcn
derselben sei daher unabweisbar. Eineni
Wahlbundesfcldhcrrn würde Preußen un-
ter keiner Voraussetzung seine Gesainnit-

macht anvertrauen. Es erkläre dies fest
nnd uilillnwunden. Die Vcrtretcr Preußens
wcrden schließlich aufgefordert, allcs auf-
ziibieteu, nin diese fürvasgesainiiitedeutsche
Vatcrland bedeutungsschwcre Anqeleqcnheit
ihrerseits zn fvrdcrn und der Auffaffling
des prcußischen Cabinets bei den dcutschcn
Neqicrungcn, welchc abweichcndc An-
schauungen hegcn, cine volle Würdigiing
zu verschaffcn.

Berlin/22. April. Obglcich das Ab-
qcordnctenhails übcr dic Behandlunq dcr
knrhessischen Anqeleqcnheit nnr seine Kritik
geübt hat, so hat diesc doch jedenfalls
eine wahrhaft practische Bedeittiing. Sie
ist eine starke Mahnnnq an die Vcrcreter
der „dentschen Einheit", lieber dreinial,
als ei'nmal in Erwägunq zu gehen, bcvor
in verfassnnqsinäßigc Rcchtc eingegriffen
wird; sie ist cinc starke Mahnuiig an allc
dcittschcn Landtaqc, im Jiitcrcsse derselben
nun cbenfalls ihrc Stiinine init niännlicher
Kraft nnd Freiinüthigkcit vernehinen zn
lassen; sie ist eine starke Geiillqchuilnq für
alle Zweiqe des dentschen Volkes, welches
sich dcni Vertrauen hinqeben kann, daß
es nichtohneVertrcterbleibt, wenn seine An-
.qeleqenheiten diesclbcn erfordcrn. Dcutsche
Landtagc brauchen nur iin Sinne und Geiste
dcs Vvlkes zu sprechen und zn handeln,
und sie können gcwiß scin, daß ihncn bie
Hcrzen unv Krüfte gehören. Dcutschlands
lc^te Stnnde hat noch nicht geschlagen,
niögeil dessen Gefahren koniinen, wohcr
sie wollen. Jhnen tro^t ein Volk, das
der Bcgel'sterung für die Idccn dcs Nechts
iind der Freiheit noch nicht nnfähig ge-
wordcn ist.

Berlin, 22. Apri'l. Jn den nächsten
Tagcn wird cine Broschüre erschcineii, dse
Preußens Aufgabe in der savopischen Frage
erörtert. Die Schrift weist daranf hin,
daß Preußen aberinals vor einein großen
Monicnte stche, deren cs so nianche ver-
säiiint habc. Der Kricq init Frankreich
sci nur einc Zeitfraqe. Napoleon habe
der Schweiz gegcnüber das entschicdeiistc
Nnrecht. Die Schweiz nnd -Lardinien
dürften nicht dnrch dic Einverleibnnq ganz
Savopens in dic Abhänqigkei't von Frank-
rcich gcrathen. Belgirn iind Holland, wenn
sie Prcußen schwach schen, würden sich
uiit Napoleon zn verständigen suchen. Däne-
mark nnd Schwedcn könnten jetzt noch von
einein Bündnisi init Frankreich zurückzu-
schrecken scin. Prenßen niüssc die deutsche
Frage lösen, indem es sich zur Wahrunq
des Nechts, nöthigcnfalls bis znin Krieqe,
fsii dic Spitze Dentschlands stclle nnd beim
Bnnde dic Leitung beantrage. Ein Par-
laincnt soll gebildet nnd ein Manifest an
dic Nation erlasscn werden.

Dremcn, 15. April. Schaarcn von
kräftigen Landlcuten, nanientlich aus Kur-
hesscn, diirchzichen jeht mit dcr Neugierde
dcr Freinden unsere Straßen, uin dann
lin den nächstcn Tagen der deutschen Hei-

math sür iinnier Lebewohl zu saqen. Darf
man sic beklaqen?

Wien, 22. April. Dic einst,veilige
Lcitunq des Gencralqiiarlierineisterstabs
hat FML. Baron Naminq übernonnncn.

Wien, 22. April. Die Agitation der
katholi'ichen Geistlichkcit qeqen die Gcse^-
qebung in Betreff-der Iuden ist heute
auch hicr neuerdinqs aufgctaucht. In der
Kirche bci den Schottcn wnrde nicht allein
dageqen qcpredigt, daß man in kcin Dienst-
verhältniß bei Isracliten eintreten soll,
sondern anch davor gewarnt, Häuser und
Güter nni eines kleincn Vorthcils willen
in jüdischc Händc zn übcrll'efern.

Wien, 23. April. Ueber den Tod
dcs Finanzinl'ni'sters, Freiherrn v. Brnck,
schreibt die „Pressc": „So weit cs niis
möglich ist, den Zusammenhanq dcr Be-
gebenhcit nach beglanbiqtcn Mittheilim-
qen darziistcllen, hat Freiherr v. Brink
qestern Abends uiivcrmitthct (?) die Mit-
theilunq einer kaiserl. Entschlicßilnq,
welchc ihn seiner ferneren Fiinktio-
nen als Finanzmi'nister entbiiidct, crhal-
tcn. Im Lanfc der Nacht wnrde er von
einem Unwohlsciii belroffen, wozu des
Morgens ein Schlaganfall getrcten sein
soll. Mittags schcinen die Acrzte von
dem Znstande des Krankcn einc nicht
qanz hofsnungslose Ansicht gehabt zu ha-
bcn. Gegcn 4 Uhr war der Mi'iii'ster
todt." — Die „Ostd. Post" sagt: „Die
Chaiicen dcs nenen Anlehens, das Ge-
lingcn, oder Mißlinqen dcsselben hiclteii
sciiien Geist wie seinc Nerven in eincr
fortdauernden Aufregung. Dazu kainen >
noch einige schwere Momente, die ihn als
Menschcn nnd Privaten schmerzlich be-
rührlen. Dic Untersilchung, in wclche ,
el'ni'qe der ersten Triester Kaufleute vcr-
wickelt wnrden, koniite auf das Gemnch !
dcs Ministcrs nicht ohne Eindruck blci- l
ben, da manchc jcner Mämier ihm
währcnd seines Lebens in Triest näher
gestanden und bis in die letzte Zeit scin
Vertrauen qcnossen. Dazu kam dcr
Iammcr dieser Familien, 'die eine un-
inöglichc Fürspräche uiid Proteetion. von
ihiii aiisichten. Alle Bekaiintc und Frcnnde,
bie Herrn v. Bruck in dcn letzlen Mona-
ten in niibewachten Augcnblicken saheii, j
waren über die Abgcspanntheit betrübt, j
in dic er bisweilcn verfiel.

Wien, 23. April. FZM. Ritler
Bencdek verläßt heute bereitS Wn'u,
iim seine neue Stellung in Ofen ,nizu« !
nchinen. Sei'n Verbleiben ais proviso- !
rischer Generalgonveriienr in Ungarii ijl
cben, wie wir ^auch von anderer Seite
bcstätigt erhalten, nur von kurzcr Dauer,
nnd scine Mission . dürfte hauptsächlich
darin bestehcn, während der Periode der
Organisation Ruhe und Ordnung aufrecht
zn erhalten. Aus allen Schritte» der Re-
gierung qeht hervor, daß man sich ii""
cndlich klar geworden ist über das Pro-
 
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