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Heidelberger Tagblatt — 1860 (Januar bis Juni)

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Mai
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https://doi.org/10.11588/diglit.2785#0447
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-er Convciitloii habe im't Einführnug dcr
Gcwerbesteuer di'e Necogin'tl'onsqebühr als
ci'ne doppclte Steuer wcqfallcii uiüsseil.
Außcrdeui sei' unscre Schlepp- undDaiupf-
schi'fffahrt durch di'e Actl'ensteuer benach-
thciliqt gcqeiiül'cr der auSländl'schen, Vi'cle
Schi'ffer liätteu stch deßhalb bereits aui
ihreu schwiimiitudenWohiiunqcii erpatri'irt.
Früher habe di'e Rhel'uschl'fffahrt di'e Cou-
currcii; bcr Landstraßen incht zu bestcheu
gehabt; sei'tdem sei' die Concurreuz über-
mächtr'g gcwordcu. Zudem seien iu Frank-
rei'ch die Traustt-Abgabeii aufgehobeii; dic
nach der Schweiz bcstiimnteu Waarcn, ua-
uieutlich die Bauinwollen - Waareu, sei'en
in Folqe dessen übcr Havre gezoqeu; da
habe man auch iu Deutschland au die
Aufhebunq der Transtt-Zölle qedacht; Ba-
deu habe einqewilliqt, dafür aber die Auf-
hebunq der Nheiuzölle vcrlangt; dem hättcu
stch Nassau und Hesseu-Darinstadl widcr-
setzt, u»d so träqc Deutschland und der
Zollvcreiii deu Schadeu. Nuu sei die Con-
curreuz der Eiskilbahncn hl'nznqekoiiiinen.
Ietzt endlich drohe die.Concurreiiz eincr
neuen Eiseustraße von Aiusterdain-Notter-
dain über Autwerpen, Brüssel, Namur,
Luremburg, Metz, Naucp, Sträßburg uach
Basel — eiue Straße,. wclche nicht bloß
den preußischcu Nheiu, sondcru das ge-
samiiite de.utsche Vaterlaud bedrohc.
Preußcu habe allcrdinqs für Erinäßiguiig
dcr. Rhci'uzölle das Mögliche gethan, ua-
meutlich die Erinäßigung vom Jahre 1850
sci Prcußen zu verdankeu. Hoilaud habe
die Nheluschifffahrts-Gcbühreii.ganz. auf-
gehobeu; Fraukreich sei für uns durchaus
iiidiffereut; in Nassau scheine mau etwas
nachgiebiger zu werden; i'u Nheiu-Hcsseu
habc stch das bedräugte Schiffergewerk iu
einer Petiti'on au die Stäuve gewandt;
bei feruerem Widerstrebeu würden dicsc
Staatcu stch selbst schlageu uud die Er-
trägc der Zölle vernichteu. Er glaube au
die Zulässtgkeit von Nepressalieu. Die
cinzigk Gebühr, welche die Schifffahrt
tragen könnte, würde die Necoguitions-
Gcbühr si?iu, sie sei einfach uud nicht un-
erträglich; die Zölle dagegen seieu so ver-
schiedeu uud verwickclt, niit Schreibcreien
verkuupft, eine uuerträgliche Belastung.
Es haudle stch ferner um Aüfhebuug des
Lootseuzwanges. Der schlagendste Gruud
für dl'eselbe sei der, daßPreußeu ihn läugst
aufgehvben habe, indcin er in Hesseu mid
Nassau noch bcstehe. Die Lootscn bclästig-
ten die Schifffahrt, böten keine Garantie,
inachten kei» Eramen.

Hannovor, 8. Mai. Dic „N. Hann.
Ztg." läßt'heute ihrci, gauzen Zorn dar-
übcr aus, daß die Erklärung dcr „Heidel-
berger Herren" in der hannover'scben
zwcitcn Kamiiier zu Protokoll gcgeben
werden kouute, „ohne daß irgend Iemand
Verwahrunq dagegen cinlegte." So et-
was, meint 'das gefügige Organ des Hrn.
v. Borries, sei noch nicht vorgekoinmeu;

eine Aeußcruug, wie die des Hrn. Miui-
stcrs, fügeu wir hiuzu, aber auch noch
uicht. — Auf dic gestcrn von Herrn vou
Beiiiiigsen in zweiter Kaimncr überrcichte
Erklärung bemerktc Hcrr v. Borries,
außer den gestern initgethcilten Worteu,
uoch, daß er die Berechti'gniig der uuter-
schriebenen Männer, im Nanicii des deut-
schen Volkes zu rcdcn, nicht anerkennen
köuue.

Aus Brenren, 6. Mai, bcrichtct die
„Weser Ztg.": „Man erzählt uiis, daß
vor ciiligeii Tagen ein paar französssche
Marincoffiziere, in Geiueinschaft niit eiu
paar däiilscheii, die Weserinüiidung und
die Iahdebucht iu Augeiischcin genoniineu
haben, wahrscheinlich — um ihre theorc-
tischeu Studieu zn volleuden."

Rostock, 5. Mai. Gestern Abend
starb in cinein Alter von 82 Jahrcn dcr
Conststorialrath uud Professor dcr The»-
logie au unserer Universttät Dr.-Gust.
Friedr. Wiggers.

Wien, 6. Mai. Herr v. Pleuer, der
gegeuwärtige Leiter des Fi'nanz'.Miiiistc-
riums, ist eiu geborencr Wi'encr. Sein
Vatcr lebt noch iu Wieu als mit Sectjous-
rath-Titcl pensiouirtcr Hof-Sccretär der
ehemaligcn allgtmeiucn Höfkanzlei uud
Secrctär dcs Sttrnkrcuz-Ordeus. Im
Iahrc 1850 wurdc dcr Vater in den Adcl-
stand erhoben. Sciu Sohn trat 1836 in
dcn Staatsdieust als dritter Cameral-Be-
zirks-Comim'ssär in Eger, 1844 avancirtc
er dasclbst zum erstcu Cominissär uud 1845
zuin Cameralrath. Iu letzterer Eigenschast
hatte er eine iiitcressautc Verhandlung mit
sächstschen Zollbeamtcn, die er siegrcich
löste. Dic Augelegeuheit hätte stch in die
Läuge gezogeu, weil dic sächstschen Zoll-
beainteu keiue gcuügendcn Jiistructionen ;u
haben glaubteu. Hcrr v. Plcuer ließ stch
aber ihre Jiistructioueu geben uud ver-
faßte auf dereu Grund binuen vieruud-
zwanzig Stuudeu eiu Elaborat, welches
so klar und treffend war, daß es die
sächstscheu Zollbcaiiitcn vollkoiumeii übcr-
zcugtc, wie ste sich iu der betrcffeudeu
Angclegenhcit zu haltcu hätteu, wozu auch
dic sächstschc Negieruug ihre Zusti'mmuug
gab. Dieser Vorfall lenktc die Aufmerk-
samkcit dcr kaiscrlichcn Fiuaiiz-Verwaltung
auf deu Beaiuteu in Eger, und dicscr
wurde bei der Orgauisiruiig der Finanz-
Behörden in Uugarn zuiü Fiuaiizdirector
i'ii Preßburg und später in Lemberg be-
fördert.

Wien, 9. Mai. Dcm' Mi'uisteriuiii
der auswärtigcn Angelegciiheiteu ist ciue
Depesche zugekoinmeu, welche meldet, daß
Garibaldi mit 600 Maun an der Küste
Sici'li'kus gelaudet ist.

Frankretch.

Pnriö. 9. Mai. Eiue bei' Dcntu er-
schei'lien sollendc Broschure, welcvc oeu
Titel „Dic Rheiugräuze" t"hrt »ud aus,

dcr Fedcr des Hrn. L. Isurdan, Mitar-
ü "S'ecle", herrührt, ist von

Amts wegcu unterdnickt worden.

R!nksoi1ie, 9. Mai. Die Gcnueser
glaubcii an eine baldige Befreiunq durch
Eliiiniichuiig eiuer g-roßen Seemacht.

E n g l a n d.

London. 7. Mai. Bis setzt stnd in
Woolwich 43, vollständigc Feldbatterien
Armstrong'scher Geschütze ucben 200 St.
Vierzigpfüuderii dersclbcu Gattung aus-
gcrüstet worden. Bis zum 1. August
wird einc große Auzahl Hundcrtpfünder
für die Flottc fertig sein, uud'inaii er-
wartet, daß'dieses ueu eiugerichtete Etab-
liffeintiit,, dessen Werkstätten unablässig
erweitert werden, iin Laufe dieseö Jahres
1200 Stück dieser Geschütze, meist voin
schwersteu Kaliber, fertig abliefern werde.

London, 3. Mai. Im Laufe der ver-
wichenen Nacht ist das beim großen Nord-
bahnhof.gelegenc Hotel — eines der größ-
ten Londons — in Brand gcrathen. Der
Schadcn durch Feuer und Wasser ist sehr
bedeutend, doch ging zum'Glück kein Men-
schenleben verloren.

Ztalien

Tur'in, 7. Mai. Man liest- in der
Patri^: „Außcr dcm Fahrzeugc, welches
Garibaldi an Bord hatte, gingen noch
2 andere Dampfer vvn Genna ab, mit
etwa 1400 Manii au Bord, meisteiis Al-
pensäger, Romagnoleii, Lombarden und
einige Genueser. Ein vic.rtes Schiff soll
von Livorno abgegangeu sein, und drci
andere werven auf hohem Meere zu der
Erpcditiou stoßen.

Turin, 9. Mai. Eiu hier angekom-
mener Brief Garibaldi's sagt: „Ich
muß die Streiter gegen Hnterdrücknng ver-
mehren, uüd Sieilien, odcr i'in ,Fall des
Mi'ßliugens sreilich dem Fei'nde helfen.
Ich ricth nicht zür sici'lianl'schemIiiiur-
rertion, aber iiieine Pflicht ist,^ Sicilien zu
helfcn. Mein Kriegsgeschrci ist: „Jtalien,
der Köuig!"

Messina, 6. Mai. Hier herrscht Nuhe.
Man ift in Ungewi'ßheit über Palcrmo.
Viele Trnppen verli'eßen die Stadt. J n-
surgkntcn (untcr Garibaldi?) haben
stch bei Trapani ansgeschif f t. Neue

Eryebung befürchtct.

T ü r k e i

Konstantinopel, '2. Mai. Man ver-
stckierr, daß 45,000 Nussen iu Bessarabien,
30,000 Türken in Widdin sicki concentrireii.

Local - Corresporidenz.

-t Reilinacn. Millwoch. dcn 16. b-M-, MU'
ta.IÜ 1 Ubr'. wcrdc» dcc minrcrjähr.gcn Sv° L- ch
In Hcidclbcrg Morgcn Ackcr nnd Wicic»

Ratbbausc hi-r vcrstcigcrt. T°r 277b l>.
 
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