Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Tagblatt — 1860 (Januar bis Juni)

DOI Kapitel:
Mai
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.2785#0461
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
M II"

Lrslbcinl, MonlagS auSgcncmmen , läg'

li». PrciS miiNnicrhallungSblallvlcilci'

iährliL 36 kr.

Doimerstag, L7. Mai


18<M

Telegramme.

Wn-ir, Mcn'. Aiis Marsala in
Sizilicn vrm 13. Mai. Nrapolitainschc
Frcgatten bohrtcn dcn Dampfcr dcr ^rci-
schiiarrn Lombardo ,'n Grnnd nnd kaprr-
- tcn dcn Dampfer Picmontc. Bicle^
schärlcr gctvdtet. ('Dic gesirige Wicncr
Depesche mcldcte, Garibaldi sei inMar-
sala gclandct. Jst dicß richtig, so wärcn
hienach blos die Iccren Dampfer gefapcrt
odcr zerstört wordcn.

Pariö, 15. Mai'. Briefe aus Pa-
lermo vom 10. d. M. sprcchcn von Knnd-
gcbnngcn, Rnfcn: Es Icbc Italirn, Bik-
tor Emanuel, Napolcon (!). Die Fraucn
fenerten die Mäniicr an, vcrhöhnten die
Soldatc». Ginige Fli'ntcnschnssc wnrdcn
gchört; die Trnppcn sind konsignirt. —
9? capel den 12. Mai. Verstärkernng en
wnrdcn nach Si'zi'licn gcschickt.

London, 1-i. Mai. Die'Ncntcr'sche
Agcntnr veröffcntlicht ein vffieiellcs Dcle-
gramm aus Ncapcl von gestern Abend
9'/r Uhr, wclchcs meldct, daß das Fener
zwcicr ncapolicanischcr Fregattcn vvr Mar-
sala mchrerc dcr Garibaldi'schcn Freischär-
ler getödtct; von den zwci Dampfbooten,
welche ditr Erpcditionsmannschaftcn an
Bvrd hattcn, bohrtcn die neapvlitanischcn
Schiffe dcn -lLombard" in dcn Grnnd nnd-
. kapei ten'dcn „Piemont"; die königli'chen
^rnppcii ^rücktcn gegen die Frcischärlcr,
wclche gelandct.

Die badi,che 1. Kanittter rind die
Eoneordatsfrage.

(Schlüß.) ^

-wthig gcwcien wäre»; dcnn G sctzc ,u,d
Bcrordnnngcn sind Ausflnsse der ?

ML-WZB

stimmt, nnd gerade iim sic zu bcscitigen,
wnrde dcr Verirag eingegaiigcn. Es ist
hiernach klar, daß nicht Diejenl-
gen gegen die Ncchte dikr Krone
kämpscn, welche die Coiivcntion
anfechten, sondcrn Ticjenigen,
w eIche sicvcr t heid i a e n, i n d c m s i e
die an denNechtcn d cr Kr o n c ver-
snchte Decinträ chtia nng sanctio-
n i r c n w o11en. Dcr § 5 der Vcrfas-
siing spricht i'n der von den'Grgiicrii ver-
theidigtcn bnchstäbli'chcn Alislegting keines-
wegs snr, sondcrn grgen das Vcrfahren
!dcr Nrgi'crnng, nnd dcr § 65 ist aufdiescn
Eesichtspnnkt der Sache gar nicht an-
wcndbar, wcil das Hoheitsrccht der Gc-
sctzgcbung dic Vcrordnilngcn, wie dic wirk-
lichen Gesetzc nmfaßt.-Anlangcnd das Necht
der Negi'ernng, Staatsverträge abziischlic-
ßcn, so sind wir eilierseits weit cntfernt,
dcr Ncgicpiing dirses Necht zu bcstrciten,
nnd andercrscits ist die Frage, inwicwcit
dazu dic ständische Zllsiimmung erforder
lich sei, cine solche, derrn Deantwortung
in unscrcr ständi'schen Praris ziemli'ch
fesisteht. Chc man abcr dicse fäst allbc-
kannten Grundsätze anwenden will, solltc
man doch billiger Wcise erst dariiber im
Ncinen scitt, ob überhanpt ci'n Staats-
vcrlrag vorlicge; dcnn cs ist doch begrcif-
lich, daß Dasjcnige, was nur von Staals-
verträgen gilt, nicht anf solche Verträge
angcryciidct weidcn kann, die keine Staats-
vcrträge sind. Tie Vcrthcidiger dcr Con-
vention sind aber mit dieser Vorfrage
keincswcgs uutcr sich im Neiiicn, sonderu
sie besiiidcu sich im vollsteu Wi'derspruch.
Währcud die Eincii als ausgcmacht au-
nehmeii, daß eiu Staatsvertrag vorli'ege
iind cmsig zu dcdlieireu suchen, was unter
dieser Voraussctzung kein Mcnsch bcsirei-
tet, gcben sich die Aiidtien alle Mnhe, zu
bcwel'scn, daß die Convention keiü Stciäts-
vcrtrag sci; Drittc cndlich wi'sscn nicht
recht, welchc Cigenschaft sic dicseni Vcr-
tragswerk bei'legcn sollen, bchaupten abcr,
dassclbe mi'issc »ach Analogie eincs Stäats-!
vcrtrags beurlheilt werden. Wie man I
auf dicscn di'rcct clitgegengcsctzten Wcgcn
zn dcmselben Zielc gelaiigen kann, ist frei'-
lich crwas wundcrll'ch, dagegcn ist abcr
dic Widcrlegung um so leichtcr. Anch
hicr kommt znnächst allcs daranf a», ob
dcm Staate das Necht dce Gcietzgebiing
gcgeiinber dcr Ki'rche znsieht oder in'cht.
Dciin i'm crstcren Falle soll di'e Negieriing

auf dcm Gebiete, das der Legislation
uiitcrworfen ist, übcrhaupt keine Verträge,
also auch keine Staatsverträge schlicßcn-
sclbst wenu sic für sich allein zu verordnen
brfugt wäre, indcm sic dadurch, wie oben
bemerkt, cin Hoheitsrecht vcrgcbcn wnrde.
Als ci'n Staatsvertrag kann aber nebstdem
die Convention nicmals geltcn. Sie wurde
allerdings über öffentlich rechtliche Ver-
hältnissc abgcschlossen, und beide Contrahen-
ten sind Soiivcräne; augcnscheinlich köu-
ncn aber nicht alle öffcntlich rechtlichen
Angelegcnhciten Gegenstand von Staats-
verträgcu scin, sondern nur diejenigen,
wclchc nicht von der Negierung allein
gcordiiet werden könncn, ohne iu die Sou-
vcränctät cincs andcrcu Staatcs cinzu-
greiftti. Diese Vvraussetzung ist'hicr nicht
vorhanden. Auch wurde ja der Vcrtrag
mit dcm Papst nichr in seiner El'gcnschast
als Souveräu dcs Kirchcnstaates, sondern
als Obcrhanpt und Vcrtreter der katho-
lischen Kirchengewalt in Dadcn abgeschlos-
sen. Glaubte also dic großh. Regierung
als-Iiihaberi'ii des Ncchtcs, Staatsver-
trage abzuschließcn, auch dicsen Vertrag
eiugehen zu köiinen, so hat sie dieses äußere
Hoheitsrccht zur Untergrabung und Ver-
nichtnng eines viel wichtigercn inneren
Hoheitsrechtcs irrig mißbraucht. Zu wcl-
chen Absurditäten cs fiihren würde, wenn
es dcr Negierung freistünde, die sich ent-
gegengesetzten Hoheitsrechte in diescr Art
miteinandcr zu verwechseln 'nnd am uii-
rcchteu Orte anzuwenden, braiichen wir
nicht durch Beispiele zu crläutern, denn
diese liegeü so nahe, daß sie sich Ieder
selbst bileeii kann. Hiernach hat die gr.
Regicrung dic Schranken der Ausübuug
der Hoheitsrechte, wi'c sie ihr dcr § ö der
Verfässnng aiigtwi'cseii hät, uberschritten,
iiiid dicse Ueberschrcitnng könnte nur da-
durch .sancti'oni'rt werdcn, daß die Stande
i'm Namcn dcS Landes die Geliehmiguiig
nachträgli'ch crthci'Icn. Die Sätze, auf die
man sich bcrnft, nm das Verfahreu der
Ncgi'criing zn rechtfertigen, beweisen ge-
!rode iiingckrhrt, daß-'vie zweite Kaminer
„ii't allcin Nccht angeiivinmen hat, der
Verträg sei in so langc rechtlich unwirk-
sam und ungiltig, alü nichr die Stände
den Abschluß genehmigt haben, daß milhi'n
dieje Genchmi'guiig hätte verlangt werverr
sollen. Glauben wi'r hiermi't zunächst be- .
wicscii zu habcn, daß ein Antrag auf Bei-
stimmung' znr Adressc de'r zwei'ten Kammer
 
Annotationen