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Heidelberger Tagblatt — 1860 (Juli bis Dezember)

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August
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https://doi.org/10.11588/diglit.2834#0153
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M i r»2


Donncrstag, I«. Augiist 186V.

Z. H. von Wcfscnbcr^'s Ansicht

über die gegcnwärtlge nltrn-
kirchliche Dcwegnng.

Wir habcn l'm gesiri'grii Blalte El'ili'gcs
über die edle Pkrsüniichkci't iind das Lcbcn
und Wl'rken di'cses großen Verbllchcncii
uil'tgethellt, rvir wollen heute nicht er-
inangeln, auch dcssen besondcre Ansicht
über die kirchliche Dcweguiig dcr Gegen-
wart, welche er in eincm Schrciben an
el'uen hi'csigcn Frennd^ ausgcsprochrn hat,
und das l'n der gesirigcn Karlsruhcr Zci-
tung Vcrvsientll'cht i'st, mitzuthcilen. Das
Schreibeii, datirt Konstanz, dcn Il.Jan.
1860, lautet wörtlich, wic folgt:

„Unscrcs liebcn Frenndes Mittermaicr
Krnldmachungcn in Dctreff des Concor-
dats ^') und diejenigen seiner Geistcsver-
chandtcn muß jcder, der das wahrc Be-
dürfniß seincr Kirche kennt und befriedigt
zu schen wünscht, mit vollkvnimencr Dci-
stimmung gutheißcii und gefvrdert zu sehcn
wün schcn.

Wir lebeu in einer Zeit schwerer Prü-
fung.

Dcßwegcn waren j^ne Kundmachungcn
wahrhaft verdicnstlich nnd nothwcndig.,

Jhrcm Zwcck war rnein ganzes Leben
nud Wirkcn gcwidmet und wird cs ferner
bleiheii.

Der ausgestreute Samen wird ohne
Zweifel untcr Gottes Schutz bleibende
Frucht bringcn.

An uiis ist es aber, unsere Verwcn-
dung dafür seincs Schntzes würdig zu
zeigen.

Mich freut, daß so viele wackere Käm,-.
pser für die. gelästertc Wahrhcit init Muth
und Entschlosscnheit ohne eigciliiützige Ab-
sichtcn zusaiiimcnwirken.

Die lügcnhaften Gcrede des Tagcs müs-
sen wir durw dic That cntkräften, nnd
dabei innig Gott vertrauen, dem allein
es znsteht, dic Zeit des Gclingens zu
bestimmen.

Vielleicht wird inir noch nivglich, mick
in der gelindcrn JahreSzeit mit dcn trcss-
lichcn Frcnnden dcr guten Sache mündlich
zu verständigen.

Hcrzlich grüße ich alle Frennde dcr
gnten Sache, die nnter Goltes Obhut
sleht.

Ig. Heinr. Frhr. v. Wesscnberg."

*) Es ist dlc Hcidclbcrgcr Pctilion gcgcn das
Eoiicordat gcmcint.

Hinslchtlich der l'n badl'schen Blättern
stark betonten Nachricht, daß dcr rhrwür-
di'ge Mann noch in den letztcn Tagen scines
Lebens erklärt habe, er bleibe dcn Grund-
sätzen getreu, welche bisher die Nichtschnur
seiner Lchre und seinrs Lcbens gcwesen
seicn, niid wclche, - wie wir hinzufügen,
cine lange Zeit der Segen unscrcs Landes
grwescn sind, sind wir in der Lage noch
Folgendrs zu bcmerkcn: Gcradc iu dcn
letztrn Tagen seines Lebens wvllte von
Frciburg aus mittelbar an dcn frvmiiien
Greis das Aiimuiheii gcstellt werdcn, daß
er gcwisse Schriftrn und Schritte, die er
in dcr Zeit srincs Kauipfcs für sein nnd
dcs Bislhums gutcs Necht geschriebcn und
gethan, Schriltc, welchc», wcnn wir nicht
irrcn, drr jctzige Obcrhirte der Freiburgcr
Erzdiöcese sclbsi, vermvge seiner Stellung
als Lfficial dcs Bisthnins Constanz nicht
ganz frcmd gewesen sein kvnnte, auf dcm
Todbcttc widcrrufe. Und da war dcnn
eben jcnc lctztc Erklärung und Willens-
meinuiig dcs lhcinaligcn Oberhirtcn in
dcn südbadischcn Landen daö kosibarc Ver-
uiächtniß, welckes er scinen Freundcn und
Züngcrn, und Dcnjcnigen hintcrlassen hat,
die »nilhig für die Sache fvrtkäinpfen,
dcren uncrschrockcnrr Dekcnner der edle
Freiherr gcwcicii ist.

Sein Andcnkcn wird ihm den würdigcn
Platz, den cr in der gcistigen Eiitwicklung
des deutschcn Vvlkcs ciniiiinmt, im Gc-
dächtniß Aller crhalten, dercn Sinn für
Hohcs und Edlcs offen ist.

D e si t s ch l a n d.

Karlsrulic, 14. Nugust. Sctnc Königl. Hohcit
dcr Großhcrzog habcn iiiiicrm ll.b. M. gnäbigst

Nath zwcitcr Claffc uiid ben StaatSaiiwalt, Hos-
gciiägS-Rath v. Frcyborf in Maniihcim zum Ministc-
italralh bcS ZustizministcriuiiiS, tcn Gch. Rcscrcnbär
Fröhlich zuin vorsitzcnbcn Ralh bcim Ministcrinm dcö

amlmaiin Ricbcr in Säckingcn alS ObcramISrichtcr
nach Stockach zu vcrsctzcn. Scinc Königlichc Hohcit
j dcr Grosi h crzo g habcn Sich fcrucr unlcrin 3. d. M.

! gnäbigst bcwoacn gcfunbcn: bic crlcbigtc AinISvor-
i standSstcllc in Gcrnöbach bcm Obcraniluiann ASbrand,

! gcnannt v. Porbcck, In Schopfhctm , bic AmtSvor-
i standsstcllc in Schvpshcii,! dcm LluitSrlchtcr Gcorg
> Wolf in Slockach. nntcr Erncnnung bcssclbc» zuin
i Slinluiann, dtc AiiitSvoistnndSstcllc t» Siockach bcm
. Aniiiiiann Hatz In Schönau, bic AinlSvorstandSstcllc
! in Säcktiigcn bci» Amlmann Ollo SachS i» St. BIa>
'sic». dic AmtSvorstanbSstcllc in Schönau dri» .!»> -
. maiin Hcbting i» Konstanz. bic Amlsvor„a,ibSstcUc
tn St. Vlasicn dcm AinlSrlchtcr v. Echcrcr in Salcui,

Bcanitenstcllc bci dcm BcziilSamt Konstanz dcui Nc-
fcrcnbär Abvlph v. Fcbcr von Wcrthclui, glcichfallS
untcr Erncnnung bcffclbcn zum Anitnianii, zu übcr-
tragcn.

Heidelbcrq. Jm Gegensatze zu der
cillgcmeliicn Klage über Flaiihel't l'm Han-
dcl uiid Gcwerbe, ist rs erfreull'ch, daß
sich hier wcni'gsteiis das Vertranen anf
di'e gegenwärti'ge Sltuation in einem sehr
wcsentlichen Punktc knndbar macht. Dcr
Werth dcr Licgenschaftcn nnd namcntlich
der dcr Hänser ist gcstiegcn, währcnd vor
2 Zahren uoch dcr dcr Grundflückc übcrwic-
gend vorherrschend war. Scit Menschcn-
gedcnken war kcin solchcr Kauf in Häuscrn,
wic in letzter Zcit, wornntcr eincr dcr her-
vorragendsicn dcr vor wrnigen Tagen cr-
folgte Verkanf des Professor Plitt'scheu
(frühcr Obergcrichts-Advokat vom Lcon-
hard'schcn) Bcsitzthnms, unmittelbar nntcr
dcm Schlosse gclrgen, ist, welchcs, wie wir
soebcn hvren, an dc» z. Z. hier weilen-
dcn k. k. vsterr. Gcncralconsnl zu Anistcr--
dam, Herrn Krieger, einen gcbvr-
neu Heidelbergcr, anf dcn die Stadt
Heidclbcrg stolz sein kann, für 38-000 fl.
zu Eigcnthnm übergcgangen ist. Hcrr
Kricger ist dcr Sohn cines, bci Viclcn
noch in ehrcndem Andenken stchcuden, cin-
fachc» braven Bürgers, näinlich dcs ver-
lebten Viertelmeisters Joh. Zakob Krieger,
und hat sich in wenigen Zahren dnrch
Keniitnisse, Sparsamkcit nnd Zntclligcnz
zu sciner gegcnwärtigcn Höhe einporge-
schwnngen.

Ulni, 1l. Ang. Nach dcn, Vsrgange
vicler anderer Städte WürteinbcrgS ist
nnn auch hier dic Anfhebung der Brod-
tarc beschlossen wordcn, nnd tritt dieser
Bcschlnß ini't nächstcm Dicnstag iu Kraft.

Müncheil. Nach amtlichem Aus-
schreibcn sind neucrdings wieder ueben
falschcn Kronen- nnd Halbkronenthalern
anch falsche Halbgnldenstücke würtember-
gischen Gcprägs in Umlanf.

Miinclien, 12. Aug. Die Fcier dcr
Ervssnnng der München-Salzburg-Wicncr-
Bahu giiig hente in glänzcndstcr Weise
vvr sich. Schvn Morgcns 6 Uhr fand
sich iui hiesigen Dahnhof der Köin'g cm,
umgcbcn vvn dcu k. Prinzcn ii»o dcn Mi-
nisiern. Zn dcr wcitcn Dahnhallc, die
im Schmuck Vvn Blmncn niid Fahne» noch
 
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