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Heidelberger Tagblatt — 1860 (Juli bis Dezember)

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Oktober
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https://doi.org/10.11588/diglit.2834#0320
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vcrlcuigt der Redner di'c Hcrstettiing dcr
Negnncnttr nach ihrcn Nnti'onnlttätein Er
klagt den Grafen Nadasdp, der dvch ei'iien
ungarischen Nainen trage, in bi'ttereii
Worten an, daß cr »aincntlich dnrch di'e
Erwähnung dcr Prngelstrafe Ungarn vor
der Welt vcrklel'nere nnd' verdächti'ge.

(Schlnß folgt.)

Wien, 29. Scpt. Die „Ostd. Post"
sagt hcnte: „Prnfcn wi'r dic Resultatc,
welchc der Ncichsrath bci sciiieni Abschiede
nns hinterlassen hat. Seiiic vorzliglichste
Wirksanikcit bestand darin, daß er einige
Wochen Preß- nnd Nedefreihcit in eiiiem
Staate sich erriiiigen hat, m welcheni das
Wort imfrci war, sobald es die Wnnden
des öfseiitlicben Lebcns nnsanft berühren
wvttte. Hätte die Prcsse dnrch 10 Jahre
niit redlicl'ein Freiniilthe das Material
verarbciten dürfe'n, welches der Neichsrath
plotzlich durch fünfzig geössnetc Schlenßen
init dcr ganzen übcrsprudelnden Gewalt
eines lang gehemniten Stronies iin hastigen
Durchcinaiider losließ, so stündc das Reich
nicht in solcher Verlegcnheit da wie hcute,
wo wir in der nnbchaglichen Zwischen-
epvche cincs verurthcilten altcn Spstenis
nndeines noch nichi ges chasfenen ncnen
uns bcfinden.

Wien, 29. Sept. Zahlreiche politische
Vcrhaftnngen haben i'n Ungarn., in Te-
nicsvar, Szegedin nnd Debreczin statlgc-
funden.

F r a n f r e i ch.

Paris, 29. Sept. Die Art dcr Ueber-
gabe Aneona's wurde nnter den Gencra-
ken L a m o r i c i e r e n»d Fanti nähcr
bcsprochen. — Die Stadt wnrde init
glcicheni Mnthe angegriffen, wic ver-
theidigt. Die Belagerten hatten nur 120
Geschütze, da die Bcwaffiinng atter Werke
noch nicht vollendct war, und von diesen
ist nicht cin Stück inehr branchbar. Die
vortreffliche nnd zahlreiche pieniolitesische
Artitteri'e war sehr gnt bedient. Jhr
Schießcn von der See-, wie von der
Landseite her war furchtbar. Erst als
alle Geschützc zerschossen waren, ver-
langte Lanioricierc, fich zu übergeben. Die
picniontcsischen Trnppen lassen der kleincn
Besatzung von Ancona attc Gcrechtigkcit
in Bezug auf Mnth widcrfahren.

Paris, 29. Dept. Der „Coiistitntion-
nel" ineldet ans Noni, daß der Papst fetzt
den definitl'ven Entschluß gefaßt habc,
Noin iiicht zn verlasscn.

Marfeille, 28. Sept. Nach in Noni
angelangten Bricfen ans Ncapel vom
25. hat die sogenannte baprische Brigade
in Capua das engll'sch-uiigarische Corps
Garibaldi's zernialuit. Die Stettnng der
Garibaldianer wird l'inmer schwächer.

S ch w e t z.

Bern, 28. Sept. Bei dcr gestrigen
Eröffnung der Walliser Eisenbahn riß

das Volk eine franzöfischc Fahnc von dcr
Loeoinotivc, nachdein fic auf gütliches An-
drl'iigcn nicht herabgenonuneii worden war.

Z t a l i e n.

Ueber den Angrifs auf Capna vom 19. d.
schrcibt die Presse aus Ncapcl voin 22.
Sept.: Capua licgt halb vom Volturno
nniflosscn auf dcssen linkein Ufcr. Von
Neapcl her gclangt inan übrr eine einen
Graben überbrnckcnde Zngbrücke in die
Stadt, nnd, verläßt dieselbe nach Gaeta
zn anf eincr Fliißbrücke. Garibaldi wottle
nnn Capna von Gacta trcnncii. Z» dcni
Ende nulßte cr den Voltnrno übcrschrei-
ten nnd fich dcr oas rechtc Ufer bcherr-
schcndeii Höhen nnd der Hanptstraßen der
Provinz Tcrra die Läboro bcinächtigen.
Abcr da der Volknrno von bcträchtlichen
Strcitkräften bcsetzt war, nuißte.nian den
Feind täuschen niid seine Anfnierksainkeit
ablenken. General Türr sandtc also cine
starkc Coloiine gcgen Capua, als ob er
eincn Sturni vörhabe, und sofort warfen
fich ihiicn 10,000 Königliche entgegen.
Während dcin stelltcn fich auf dcn Höhcn
von Cafazzo aiidere Corps anf, iiachdeni
fie in allcr Nnhe den Volturiio überschrit-
ten hatten. Die Einzelhcitcn dcr Ans-
führnng find folgende: Dcr Obc.rst Nü-
stow, ein Prenße, hatte den Schciiiangriff
ansznführen. Morgens eine Stnnde vor
Sviuienaufgang brach er nu't 2000 Mann
nnd 2 Gcschützcn auf. Auf der der Stadt
gcgtiiüberlicgendeii Esplanade inachte er
Halt, verblleb 'sclbst iin Ccntruin, wäh-
rend Giorgi dcn rechten, Pnppi den lin-
ken Flügel, La Masa dic Nescrvc kom-
mandirte. Der Obcrst Spangaro hattc
fich i'n der Nacht anf den Weg nach Fo-
resta über Tamarro und Casa-Nealc ge-
macht, nni nii't Nüstow zusaninieiiznstoßen.
Sofort alarnu'rten die Königlichen die
Bataillonc nnd Schwadronen i'n den ver-
schanzten Lagern vor der Stadt. Sie
hatten gegen die 2000 Freischärler ihrc
Arti'tterie des Lagcrs und der Forts nnd
10,000 Mann, nnd riefen die Bataittone
noch herbci, dic den Uebcrgang dcs Vol-
turno bewachtcn: danu't dienten sie also
gerade den Plane» Türrs. Die Lcnte
Nüstow's, dem ein Pfcrd nnter dem Leibe
blieb. iliid dcr 6 Stunden lang deui Kar-
tätschenfeuer ausgesetzt blieb, erlitteu großc
Verlnste; denn die „Bapern" (Fremden-
batai'ttone) schossen vortrefslich und in ge-
deckter Stellung, während die Garibaldl'nl
nicht zum Bestcii schießen. Es bliebcn i'h-
rcr an 100 theils todt, thcils verwnndet,
n. A. der Oberst Pnppi nnd ein Major.
Türr leitete die Operationen, und Gari-
baldi commandirte mit sciner gcwöhnlichen
Nuhe das Ganze. Im Ganzen kostete
die Wegnahme Cajazzo's (das ihnen aber
wicdcr cntriffen wurdc) den Gari'baldini
154 Mann, daruntcr 17 Todtc. Dr'e.Könl'g-
ll'chen sotten an 300Mann verloren haben.

Die pieinoiitefischen Vorposten im Kir-
chenstaate rücken immer wciter vor und
lagern bercits in Tivoli, also nnr 6 Stnn-
den bon Nom.

Ancona ,'st übergeben. Der rasche Erfvlg
wnrde dnrch cinc kühne Bewegung der
Flottc crzielt, welchc am 23. Sept. die
Hafen-Batterien zerstörtc. Jn der darauf-
folgenden Nacht schickte Gencral Lamori-
ciere zwei Parlaniciuä.c ins Lagcr vcs
General Fanti; am Morgen des 29. Sept.
wnrden dic Artikel der Capitnlation ent-
worfen, dic sehr hart ausgefallcn find,
da wedcr der Oberbefehlshaber der päpst-
lichen Armee, Gcneral Lamoricierc, noch
die Besa^nng die kricgcrischen Ehren er-
langt, sondern als Kricgsgesaiigcnc sich
dcii Pieinoiitesen.. überliefert haben.

Enjazzo, genommen und wicder genom-
men, ist von den Königlichen eingeäschert
worden. Die Garibaldianer find nicht
zahlreich genug, nm die Stellnngen zu
behanpten, welchc sie' mit großen Opfern
nehmen. Man crwartct nnd man rnft
die pieiiiontefischen Trupprn.

Turin,20. sept. DemGencralSchinidt
wurdc bei seiner Ankuiift an der Grenze
knndgcthan, er werde, .sobald cr den ita-
licnischcn Boden wiedcr bctrete, mit dein
Todc bestraft werden.

Turin, 24. Sept. Die hiefige
Ncgierung wird wedcr dcm Dictator
selbst, dcr Mazzini's Einfluß verfatten
scheint, noch scuiem Anhang nachgeben,
und brzeichneiid ist, was i» diescin Be-
treff die niiiu'steriette Opinione schrcibtr
„Wcnn der Brief Garibaldi's an den
Advokaten Brnsco dcn Anstritt dcs.
! Grafcn Cavonr bcwirken sollte, so sottte
unaii Vcrfassnng und Freihcit bcgraben;
denn an bem Tag, an dem cin Minister,

^ wclcher es anch scin möge, in Folge cineS
!Briefes, wie der an ben Adv^ Bruscv
^gerichtete, und wäre er auch von einein
Turennc oder Welliijgton geschrieben,
sich seiner Stellc cntkleidctx, an diescm
Tage würden König und Parlament zn
Boden getreten und bie Würde dcs Vol-
kes aufs Tiefste ernicdrigt."

Turin, 25. Scpt. Wie in Sicilien,
so auch in Neapel folgen fich die Mini-
sterien mit rcißeudkr Geschwindigkeit, al-
lein hier wie dort keine einheitliche Re-
gi'ernng, sondern ein wüstcs Durchcin-
andcrgreifen der Gewalten und daraus
gemüthliche Anarchie, der man aber i'ster
Nacht iiicht traneii kann. Garibaldi schci'nt
auf seiner firen Jdee, mit den Franzostn
in Nom anzubindcn und zugleich du
Oesteki'eicher anzugreifen, zu bcstehen, wic
seine neucstc Proklamation an die
wi'tti'gen anfs Deutlichste bcweist. Auch
iii seinem Antagoiil'smns gegen Cavour
ist noch kei'ne Mindernng eingctreteii, unv
die Opinione hat nicht Unrccht, wnui ,ie

Ienen, die unbcdingt Garibaldi zustlwuien,

weil cr Garibaldi, und Cavour verdam«
 
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