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Heidelberger Tagblatt — 1860 (Juli bis Dezember)

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November
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https://doi.org/10.11588/diglit.2834#0435
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M s«1. NSLHrMS Smmtag, «. Nove.nbcr

Ilijk.lc -tcr brrcn R°um n-ndcn m.l /Ir. 1860.

K Zur neuen Gewerbegesetz
gebung

Nl.

Die dritte Frage des ministeriellen Er-
lasscs lautet:

Denn es hängen dgmit^die mkisteu .bür-
gerlichcn Tiigendcn zusaüimen, ohne wclchc
eiu Aufblühen des Geschäftes nicht möglich
ist, wir meinen dic Häuslichkcit, die
Sparsamkeit, den Siüu für. Ordnung uud
gute Sitte. Und cs hat sich gerade sehr

D e er t s ch l a n d.

Karlsrube, 2. Oct. Wegen Ablebens
Ihrcr Majestät dcr verwittwclcn Kaiscrin
Alerandra von Nußland legt dcr Groß-
l hcrzoglichc Hof von heute ab auf 4 Wo-

--Soll dcr > Gtwerbsmaiiii, inn cm Ge-
schäft sclbstständiq bcginiien zu dürfen, ein
gewisses Altcr crrci'cht haben

Wi'r haben schon oben gezcigt, daß, wi'e
üborhaupt i'ii keinem gcvrdnctcn Staats-
wesen, so auch bei nns, kcine schraiiken-
lose Frcihcit möglich ist, und daß alle
sogeuannten uisprünglichcu Nechte wiedcr
durch die Nechte Auderer bcschränkt wer-
dcn. Dicß findet auch scine Anwcndnng
aus di'e Frage- über die Fcstsetzung cincs
gewi'ssen Lebcnsaltcrs. Es ist zwar
i'n allen Lebensverhältnisseu bei Ucbcrtra-
gung von Nechtcn eine mißliche Sache,
eiu Alter fcstzusetzrn, indcm man bei der
großeu Verschicdenhcit dcr Jndividualitä-
teu Icicht gegen dcn Cinrn unbillig wcrdeu
kann, indcm mau dcm Anderii gerccht wird.
Allein zur Verhütung von Mißbiäuchen
hat sich die Gesetzgebung in der Nolhweu-
digkkit geschcu, ein bcsiiinmtcs Lcbensalter
festzusrtzenz das Landrccht sctzt für das
männliche Geschlrcht znm Nccht der Ver-
ehelichuug das 25. Lebensjahr fest; das
gleiche Iahr wird vom Bürgerrcchtsgesetzc
als Negel^ sür den Eintritt des Bürger-
rechts bestimmt. Ohne Zwcifel ist man
dabei vou der Erfahrung ausgegangcn,
daß vor diescr Lebcnspcriode die mäiin-.
liche Ncife und Selbststäiidigkeit.nicht hin-
reichcud entwickelt ist. Man kann zwar
eiiiweiidcn Haß diescs oft auch beim 25..
Lebensallcr noch üicht eiiizctreten ist, nnd
daß maii somit solgcrichtig noch ein spä-
teres Altcr sestsetzcu müßte. Dieser Ein-
wand bcweist abcr nichts, wcil cs fich
hier üm eiu d u r chschnittl i chc s Alter
handelt. Geradc bei dcr Gründung cines
eigenen Geschäftcs tritt uns das Lcbcn
mir allen seincn vielcu Aiifordcrungen ent-
gcgen, und cs bcdarf zum glücklichen Ge-
lingeu »icht inchr bloß dcr Kcnntinssc und
Fertl'gkcitcn iu tcr Arbeit — dicsc haben
bis jctzt in dcr untergcordiictcn Stellung
als Gehilfe genügt — maii bcdarf anch Lr-
benskeniitniß, Erfahrung und eincn
fcst aiisgebl'Idetcii Charakter. Diese
Eigciischäftcii find zur Grüiidilng ciiics
selbssstäiidigeil Geschäfkes mindestciis eben
so wichtig / äls Aibcitsgeschicklichkeit/

oft gezsl'gt, daß frühreifen, rel'ch begabtcn! chen Trauer an.

jungcn Lciltcn bei gllcr Grfchäftstüchtig
kcit iind bei allcn aiisgezeichiifttn Leistun
gen gerade diesc praktische Lcbensseite
sehite. Um sie zu erwcrben, bedarf cs
aber mindesteiis die Zei't bis zuiu 25. Le-
bcnssahrc.

Nechnen wir dazu , däß ziim Betricb
eincs eigrncn Geschäftes die Führung eiucs
Haushalts fast uiibcdiligt iiothwciidig ist,
daß abcr ciue Verehelichung in. der Negel
vor dcm 25. Lcbensjahr gcsctzlich nicht ge-
stattct ist, so würde dieß gar leicht Ver-
anlassung zu sittlich iincrläubteii Verhält-
uisseu geben und von porn. herein das
ehcliche Glück untkrgiäbcn. Dazu kommt,
daß bci weitcm die Mchrzahl der an-
gchciiden Gcwerbslcute' nicht die nölhigen
Mittel zur Eiiirichtüug und zlim Dctiicb
dcs Gcschäftcs bcsitzcu, wcnn sie nicht
durch mehrjühr.igc Ersparnissc dazu ge-
komnicn sind, und dazu ist dic Zcit bis
zuui 25. Lebcnsjahrc wahrlich nicht zu
kurz. Es kliiigt wohl ganz schön, von dem
ursprüngllchcn Menschcnrechte zu sprechcn,
daß Jrder ml't scincr Arbcit scin cigcn
Drod vcrdicncn dürfe, wäii n nnd w o
cr wollc; allein dafür silid auch di'e Gc-
setze im Staate da, daß fie die nöthigeü
durch dic Lcbciisverhältnisse gcbotcncii Vor-
kchrungen für das allgemcinc össcntliche
Wohl lrcsscn, uiitcr wclche sich der Ein-
zelnc unterordncn inuß, ohne daß dadurch
cinc Bevormundung statlfindet. Ausnah-
nicn inüsscn natürlich auch hicr gcstattet
scin, z. B. wciin cs sich beim Tode dcs
Vaters üm Ucbernahmc und Fiihrung dcs
Geschäftcs durch den Sohu handclt, auch
wcnn cr noch nicht 25> Iahre alt isi,
oder wcnn sich eiiie bcsondcrö günstigc
Gclegcnhcit zur Ueberuahmc eincs Ge-
schäslcs bictct u. dergl. Für solche u»d
ähnliche Fälle ist der Gcwcrberalh mit
dcr Befilgniß zu bcklcidcu, die Nicd.cr-
lassiing auch vor crreichtcm 25. Iahre zu
gcstattcn.

Dic dritte Frage, bctrcsscnd ein be-
stimmtcs Lebciisalter, wäre sohin
bejahc n d zu beaütworteii.

2Lus Bnden, 1. Nvv. So cbcn er-
halten wir die Mittheiluiig, daß schon in
den nächstcu Tagen vom Gr. Ministcriuin
dcs Innerii, welches dic außerordeiitliche
evangclische Geucralspnode zu berufen hat,
durch die betrcffcndcn Bchörden die un-
verzügliche Vornahme dcr Wahlcn zu die-
scr Spno.de angeordiiet werde.

Vom Mittelrhein, b. Nov. Hof-
gerichlsrath Hildcbrandt in Bruchsal ist,
wic verlautel, als Nachfolger dcs der-
maligen Hofrichterö Prestinari i'n Konstanz
zuni Dircctor dcs großhcrz. kalholischeu
Obrrkirchenraths ausersrhcu. Hildebrandt
ist als Mensch und Jurist gleich hoch ge-
achtct und hat sich dnrch seinen Coinmis--
sionsbericht über das Concordat iu d.er
zwcitcn Kammer der Stäudc auch außcr-
halb dcr Gränzcn imsercs Großherzog-
thums cinrii ruhinvollcn Namcn crworben.
Die Wahl dicscs Manncs wird daruui
ciue in jedcr Bczirhiing glückliche zu ncn-
ncn scin. (S. M.)

Mannheim, 1. Nov. Heute faiid
ci'ne Vorbcsprcchung dcr hicsigen Mitglie-
der dcr protcstantischcn Gcmcinde statt,
bci welchcr u. A. anf crgaugcnc Einla-
duiig di'e Herrcn Zittel, Schenkel und
Häiißer aus Hcidelbcrg sich cinfäliden.
Sie hatte znm Zielpuiiete die Vcranstal-
tung ciucr drittcn Durlachcr Vcrsamm-
lung und die Errichtung von Wahlcomi-
tes sür dic Wahlen von Laieu zur nüch-
stcn Gencralspiiode. Zu Geschäftsführern
in lctztcrcr Bczichiing wurdcu diejenigcn
der Durlacher Versammlung gewünschc,
und es habcn diesclbcn sich dieser Mission
uiiterzogcii.

Dresden, 31. Oct. Am 17. d. starb
in Tharand Profcssor. A. v. Cotta, Bru-
dcr dcö bcrühmtcn Geologen iu Freiberg,
sclbst cine forst- uud natnrwisscnschasl-
liche Aütorität. Dcr dcr ncuorthod2.rcu
Nichtüng. aiigrhörige jimge Ortspfairer
Sicdcl, dcrsclbe, dcr vor riiicin Jahrc sich
auf dcr Kanzel an Huiuböldt vcrsüiidigt
hatte, warf auch aiif diescu frcifinnigen.
Natursorscher ciucii Stciii, liidciii er in
sciner Gräbrede dcu Verstorbciicii däfür,
 
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