M' S78» Samstag, 2Ä» November 186«.
O e u t s ch l a n d.
Karlsruhe, '22. Novbr. Von dem
prcict,'sche,i Arzte Neinbold wnrde eine
Maschine krfundcn, vermi'ttelst dercn
man aii beli'kbi'qcn Orten in ci'ne an.qe-
messene Höhe steigen i»id einen qroßen
Rauni überschen kann. Di'e Ersindiing
ist vorzüglich Kri'egszweckcn gewidmet, nnd
dcr Erfinder befindet sich- zur Zeit i'n der
Residenz, iim sci'nc Erfindung Sr. Königl.
Hohei't dem Großherzog. znr hohen Be-
sichtl'gung vorznlegen.
Karlsruhe, 22. Nov. Der „Bad.
Landcszei'tug liegt in Abschrift ein Nund»
schreiben vor, welches der katholische De-
kan Grafmüller in Ettrnheim „aus Auf-
trag" an dic Ettenhcimer Bulbbindcr rich-
tete, worin er denselben den Vcrkauf des
Lahrer Hinkcnden Dotcn als eine „große
Unverschämtheit" untersagt, ihnen dagegen
den Kalender fur Zeit und Ewigkcit
empfiehlt und scin Nundschreibcn alS aus
der Ansicht deS erzbischöflichen Dckanats
und im Auftrag der Kapitclsgeistlichen
geschricben bezeichnel. Schließlich ist in
dicsem Erlaß an die betrcffendcn Buch-
binderdieForderunggestellt, tineEmpfangs-
bescheinigung über gewordene Mittheilung
an Herru Dekan Grafmüller gelangen zu
lassen. Wir knüpfeu an die Mittheiluttg
Viescr Thatsachc, an deren Wahrheit zu
zweifeln wir kcinerlci Grund haben, die
bescheidenc Anfrage: ob ein solches Ge-
baren des Herru Dekans Grafmüller
sammt Committcnten mit den Gesctzen
unseres Laiides vcreinbar ist.
Mannheiur, 18. Nov. Jn der ge-
strigcn aiißerordentlichtn Vcrsammlung
des Haiidelsvcreins wurde di'e n'n dcr
letzten Sitzung bcschlossene Eingabe an
das Großh. Staatsministerium, dcn rheini-
schen Eisenbahnverband betreffend, ver-
lesen, berathen und angenommcn. Die
klar und bcstimmt abgefaßte Ei'ngabe
verlangt nach eingehender Darlcgung Ver
betreffenden Verhältnisse: 1) vaß die
Frachtsätze im iniiern Verkehr dcs Groß-
herzogthums dkiieii deö rhcinischcn Eisen.
bahnverbandes gleichgestellt werden;, 2)
daß den verderblichcn Einflüssen, welchc
sich bei diesem Vcrtrag geltcnd gemacht, für
iuuner. die Möglichkcit gciioinmen werde,
ferner bei dem badischen Verkehrswcsen
mitzuwirken; 3) daß bei allen folgcnden
und ühnlicheii Vcranlassuri'gen, welche die
Handelsverhältnisse des Landcs so ticf
berührcn, Großh. Haiidelsriiinistcrilim dcn
Intercssenten vvrher Mitttheilung machcn
mvgc, um deren Meinuiigsäußcruiig zu
vernchnieii.
Buchen, 19. Nov. Zünftvorsteher
und sonstige Gewerbktreibkiiden , hicsigen
Bezirks haben sich im.Sinne bcr. 'gewerb-
li'chen Fragen mit Aufhebuüg des Lehr-
und Waildcrzwanges, sedoch mjt Bcibe-
haltung der Mcistcrprüfung,. deren Vor-
nahine den Gewerheräthen und Gewerbe-
beamten überwiescn »verden soll, ausge-
sprochen.
iOberkirch, 17. Nov. Vci der hcute
stattgehabten Versammlung zur Bcralhung
dcr vom gr. Handelsministcrium gestelltcn
Fragen stimmtkii von 26 anwesciiden
Mitqlicdern 23 für cine Ncvision der
Gkwcrbcordnung, beziehungsweise für Ne-
form des Zunftwcsens.
Konfianz, 20. Nov. Gcstern Abend
hat sich der 1. Zunftbezirk, deren es hier
10 sind, einstimmig zü Gulrstrn eines Gc-
wcrbcgesctzes, auf vollstaudiger. Gewerbe-
freiheit bcruhend, ausgesprochen.
Dresden, 19. Nov. Aus Herrn
v. Bcusts Rede für unbedingte und un-
verzögerte G e w e rb.cfr e ih cit in der
betrkffenden Sitzung dcr zweitcn Kammcr
hebcn wir f0lgende Stelle, hcrvor: „Der
Gesktzksentwurf vom Iahr 1657 wollte
den Versuch inachcn, den Inliungeü ihrrn
social-politischen Charaktcr zu crhalten und
ihnen ihre iirsprüngliche Bestimmung in
dieser Bezikhung zurückzugeben. Alltin die
Aufnahme, welche dieser Vorschläg bci dcn
Bctheiligten gesuildeii hat, war iiieistcn-
thcils, so beschassen, daß derselbe ui'cht als
ein dankcnswer.ther, sondern als ciu sol-
cher bezeichnet würde, mit dcm ilian sich
uicht eiliverstrhen könne. Mit eiikem Wort,
man gab es offen,zu vcrsteheir, daß, wenn
dic Verbietlingsrechie cnt'zogcn würdcn, mit
der ErhaltUng dcs Uebrigcn nicht gedient
sei uiid inau eben so gern Ver vollcii Gc-
w crb c fr e iheit en tg r g e üg e führ t werdcn wollc.
Uiid i'ch bin ineineöthel'Is wcit.cntfcrnt, r'n
dicser Kundgcbuiig den Ausdrnck einer cng-
herzigen Geflliliung zu finden. Zch glaiibe,
cs liegt hicriil cin ganz richtigcr Jnstinkt
dcr bishcrigen Jnnüngsgcnvsseil, weiin sie
eiiischen, daß, wcnii maü einnial Gcwerbe-
freiheit c'inführt, mciii ihnen auch die volle
Fähigkeit und Füglichkeit.lassen muß, sie
zu ihrciii Nutzen allszlikcuten. Ei» Ueber-
gang ist, wenn man der Sache, auf deir
Griiiid sieht, überhaupt uiiinöglich, werl
cs sich hier um zwci Gegensätze handelt,
die fich nicht vcrschmelzen lasscn. Man
kanii der Gcwerbefreiheit die Thüre ver-
schließen;, ivcnn rnan die Thür aber.-vss«
net, so känii maii dem bisherigcii Gcwcrbe-
bctriebe incht wieder gcwissermaßeu eineu
vorsichtigeii Umgang mit dcr neuen Er-
scheinling empfehlcn, im Gegentheil, es
muß ftfort der volle und uiigehinderte
Eintritt l'n dieses neue Feld erfolgen.
Wenn maii Beides verschmelzeii will, so
wird man sich, wcnn ich mich so aus-
drücken darsi, in den Zustand dersenigen
versetzeu,. die nscht lcben und sterben kön-
nen. Will nian irgend einen Uebergang
durch beschränkende Maßregeln fich denkcn,
so ivird auf der ei'nen Scite der Niitzen
der alten Ziistände verloren.gchcn, der in
dem Schutze bestand, und anf der andcrn
S'eite der Vorlheil des iicnen,,Zustandks
liicht komiiicn, dcr in der Freiheit liegt.
Ich glaube, der ivahrc Uebergang, dcr
hier crfolgcn soll, licgt wo andcrs, und
ich glaube, diescr Uebcrgäng besteht in
zwei Stadi'en.. Das crste ist darin zn
suchen, daß die bisherigen Iiiiiungsgenos-
sen gewahr iverden , daß der bisherige
Zustand iiicht längrr fortbestehen kann,
daß der Zeitpunkt nahe sci, wo zur Ge-
werbcfreiheit übergegangen wcrdeu muß,
und i'n di'eser Bezichung haben die letzten
Iahre vollkomnien das geleistet, was von
ihneu erwartet werden konnte. Das zweite
Stadium'wlrd darin liegen, daß, so wie
di'e Geivcrbefreiheit erschiencn ist, dann
auch dic bisherigeii Jnnungsgenosstii alle
ihre Kräfte aiiivcndcn, um stch vollkom-
iiicn damit vertraut zu machen, und m
dicser Richtiiilg werden fie unsercr Ansicht
nach nicht ermuthigt, nicht gestärkt, son-
dcrn niehr ziirückgehalten und gestört durch
Maßregcln, welchc zuletzt nur als.halbe
sich bewähren würden und ihnen die volle
Ficiheit der Bcwegung verkümmern müß-
ten."
Dresden, 20. Növ. Jn der zweiten
Kammcr hät hente der Abg. Oehmigen
cincn Aiiträg auf Wahlresorm eingebracht.
Die Bcrathllng des Gcw erbeges ctzes
ist bis K 14 fortgeslhritten. Bci § 7
würdc dcr Dcpiitationsantrag angciiommen,
in ,der st.ändischen Schrift dcn Wunsch
ausznspr'cchen, 'daß dcr Buch- und Kunst-
händel, das Äntiqiiargcschäft, Duchdrucker
O e u t s ch l a n d.
Karlsruhe, '22. Novbr. Von dem
prcict,'sche,i Arzte Neinbold wnrde eine
Maschine krfundcn, vermi'ttelst dercn
man aii beli'kbi'qcn Orten in ci'ne an.qe-
messene Höhe steigen i»id einen qroßen
Rauni überschen kann. Di'e Ersindiing
ist vorzüglich Kri'egszweckcn gewidmet, nnd
dcr Erfinder befindet sich- zur Zeit i'n der
Residenz, iim sci'nc Erfindung Sr. Königl.
Hohei't dem Großherzog. znr hohen Be-
sichtl'gung vorznlegen.
Karlsruhe, 22. Nov. Der „Bad.
Landcszei'tug liegt in Abschrift ein Nund»
schreiben vor, welches der katholische De-
kan Grafmüller in Ettrnheim „aus Auf-
trag" an dic Ettenhcimer Bulbbindcr rich-
tete, worin er denselben den Vcrkauf des
Lahrer Hinkcnden Dotcn als eine „große
Unverschämtheit" untersagt, ihnen dagegen
den Kalender fur Zeit und Ewigkcit
empfiehlt und scin Nundschreibcn alS aus
der Ansicht deS erzbischöflichen Dckanats
und im Auftrag der Kapitclsgeistlichen
geschricben bezeichnel. Schließlich ist in
dicsem Erlaß an die betrcffendcn Buch-
binderdieForderunggestellt, tineEmpfangs-
bescheinigung über gewordene Mittheilung
an Herru Dekan Grafmüller gelangen zu
lassen. Wir knüpfeu an die Mittheiluttg
Viescr Thatsachc, an deren Wahrheit zu
zweifeln wir kcinerlci Grund haben, die
bescheidenc Anfrage: ob ein solches Ge-
baren des Herru Dekans Grafmüller
sammt Committcnten mit den Gesctzen
unseres Laiides vcreinbar ist.
Mannheiur, 18. Nov. Jn der ge-
strigcn aiißerordentlichtn Vcrsammlung
des Haiidelsvcreins wurde di'e n'n dcr
letzten Sitzung bcschlossene Eingabe an
das Großh. Staatsministerium, dcn rheini-
schen Eisenbahnverband betreffend, ver-
lesen, berathen und angenommcn. Die
klar und bcstimmt abgefaßte Ei'ngabe
verlangt nach eingehender Darlcgung Ver
betreffenden Verhältnisse: 1) vaß die
Frachtsätze im iniiern Verkehr dcs Groß-
herzogthums dkiieii deö rhcinischcn Eisen.
bahnverbandes gleichgestellt werden;, 2)
daß den verderblichcn Einflüssen, welchc
sich bei diesem Vcrtrag geltcnd gemacht, für
iuuner. die Möglichkcit gciioinmen werde,
ferner bei dem badischen Verkehrswcsen
mitzuwirken; 3) daß bei allen folgcnden
und ühnlicheii Vcranlassuri'gen, welche die
Handelsverhältnisse des Landcs so ticf
berührcn, Großh. Haiidelsriiinistcrilim dcn
Intercssenten vvrher Mitttheilung machcn
mvgc, um deren Meinuiigsäußcruiig zu
vernchnieii.
Buchen, 19. Nov. Zünftvorsteher
und sonstige Gewerbktreibkiiden , hicsigen
Bezirks haben sich im.Sinne bcr. 'gewerb-
li'chen Fragen mit Aufhebuüg des Lehr-
und Waildcrzwanges, sedoch mjt Bcibe-
haltung der Mcistcrprüfung,. deren Vor-
nahine den Gewerheräthen und Gewerbe-
beamten überwiescn »verden soll, ausge-
sprochen.
iOberkirch, 17. Nov. Vci der hcute
stattgehabten Versammlung zur Bcralhung
dcr vom gr. Handelsministcrium gestelltcn
Fragen stimmtkii von 26 anwesciiden
Mitqlicdern 23 für cine Ncvision der
Gkwcrbcordnung, beziehungsweise für Ne-
form des Zunftwcsens.
Konfianz, 20. Nov. Gcstern Abend
hat sich der 1. Zunftbezirk, deren es hier
10 sind, einstimmig zü Gulrstrn eines Gc-
wcrbcgesctzes, auf vollstaudiger. Gewerbe-
freiheit bcruhend, ausgesprochen.
Dresden, 19. Nov. Aus Herrn
v. Bcusts Rede für unbedingte und un-
verzögerte G e w e rb.cfr e ih cit in der
betrkffenden Sitzung dcr zweitcn Kammcr
hebcn wir f0lgende Stelle, hcrvor: „Der
Gesktzksentwurf vom Iahr 1657 wollte
den Versuch inachcn, den Inliungeü ihrrn
social-politischen Charaktcr zu crhalten und
ihnen ihre iirsprüngliche Bestimmung in
dieser Bezikhung zurückzugeben. Alltin die
Aufnahme, welche dieser Vorschläg bci dcn
Bctheiligten gesuildeii hat, war iiieistcn-
thcils, so beschassen, daß derselbe ui'cht als
ein dankcnswer.ther, sondern als ciu sol-
cher bezeichnet würde, mit dcm ilian sich
uicht eiliverstrhen könne. Mit eiikem Wort,
man gab es offen,zu vcrsteheir, daß, wenn
dic Verbietlingsrechie cnt'zogcn würdcn, mit
der ErhaltUng dcs Uebrigcn nicht gedient
sei uiid inau eben so gern Ver vollcii Gc-
w crb c fr e iheit en tg r g e üg e führ t werdcn wollc.
Uiid i'ch bin ineineöthel'Is wcit.cntfcrnt, r'n
dicser Kundgcbuiig den Ausdrnck einer cng-
herzigen Geflliliung zu finden. Zch glaiibe,
cs liegt hicriil cin ganz richtigcr Jnstinkt
dcr bishcrigen Jnnüngsgcnvsseil, weiin sie
eiiischen, daß, wcnii maü einnial Gcwerbe-
freiheit c'inführt, mciii ihnen auch die volle
Fähigkeit und Füglichkeit.lassen muß, sie
zu ihrciii Nutzen allszlikcuten. Ei» Ueber-
gang ist, wenn man der Sache, auf deir
Griiiid sieht, überhaupt uiiinöglich, werl
cs sich hier um zwci Gegensätze handelt,
die fich nicht vcrschmelzen lasscn. Man
kanii der Gcwerbefreiheit die Thüre ver-
schließen;, ivcnn rnan die Thür aber.-vss«
net, so känii maii dem bisherigcii Gcwcrbe-
bctriebe incht wieder gcwissermaßeu eineu
vorsichtigeii Umgang mit dcr neuen Er-
scheinling empfehlcn, im Gegentheil, es
muß ftfort der volle und uiigehinderte
Eintritt l'n dieses neue Feld erfolgen.
Wenn maii Beides verschmelzeii will, so
wird man sich, wcnn ich mich so aus-
drücken darsi, in den Zustand dersenigen
versetzeu,. die nscht lcben und sterben kön-
nen. Will nian irgend einen Uebergang
durch beschränkende Maßregeln fich denkcn,
so ivird auf der ei'nen Scite der Niitzen
der alten Ziistände verloren.gchcn, der in
dem Schutze bestand, und anf der andcrn
S'eite der Vorlheil des iicnen,,Zustandks
liicht komiiicn, dcr in der Freiheit liegt.
Ich glaube, der ivahrc Uebergang, dcr
hier crfolgcn soll, licgt wo andcrs, und
ich glaube, diescr Uebcrgäng besteht in
zwei Stadi'en.. Das crste ist darin zn
suchen, daß die bisherigen Iiiiiungsgenos-
sen gewahr iverden , daß der bisherige
Zustand iiicht längrr fortbestehen kann,
daß der Zeitpunkt nahe sci, wo zur Ge-
werbcfreiheit übergegangen wcrdeu muß,
und i'n di'eser Bezichung haben die letzten
Iahre vollkomnien das geleistet, was von
ihneu erwartet werden konnte. Das zweite
Stadium'wlrd darin liegen, daß, so wie
di'e Geivcrbefreiheit erschiencn ist, dann
auch dic bisherigeii Jnnungsgenosstii alle
ihre Kräfte aiiivcndcn, um stch vollkom-
iiicn damit vertraut zu machen, und m
dicser Richtiiilg werden fie unsercr Ansicht
nach nicht ermuthigt, nicht gestärkt, son-
dcrn niehr ziirückgehalten und gestört durch
Maßregcln, welchc zuletzt nur als.halbe
sich bewähren würden und ihnen die volle
Ficiheit der Bcwegung verkümmern müß-
ten."
Dresden, 20. Növ. Jn der zweiten
Kammcr hät hente der Abg. Oehmigen
cincn Aiiträg auf Wahlresorm eingebracht.
Die Bcrathllng des Gcw erbeges ctzes
ist bis K 14 fortgeslhritten. Bci § 7
würdc dcr Dcpiitationsantrag angciiommen,
in ,der st.ändischen Schrift dcn Wunsch
ausznspr'cchen, 'daß dcr Buch- und Kunst-
händel, das Äntiqiiargcschäft, Duchdrucker