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Heidelberger Zeitung — 1861 (Januar bis Juni)

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April
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https://doi.org/10.11588/diglit.2787#0328
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stbtn allein znRech« bestcht,iden) 183<er Ver-
faffimg.

Schließlich wird aufgezählt, welche beglu-
ckenden Maßregeln die Regierung vorqeschla-
gen babe; wie „wichtige Landesintereffen auf
dcm Spiele" ständen, wenn nicht im Sinne
des Ho'es qrwählt werde u. s. w.

Unsei'c Anstcht bleibt die alte: Wählet, —
aber wäblet MSnner, von denen Zhr gewiß
scid, daß ste am guten Rechte festhalten,
welches Recht wir in nichts Anderem, als
der Verfaffung von 1831 sammt Lem späte-
ren Wahlgeseh zu erkennen vermögen. Hal-
tet fest an dicfem Rechte und der Sieg kann
Euch nicht mehr feblen!

Mainz, 7. April. Die Adresse an den
Großherzog gegen die bischösliche Convention
ist heutc, bedcckt mit 600 Unterschriften, welche
sämmtlich dem unabhängigen Bürgerstand an-
gehören, abgesandt wvrden.

Stuttgart, 6. April. An die Stelle des
auf sein Ansuchen entlaffenen Staatsraths
v. Rümelin ist der Oberrcgierungsrath beim
Mrnisteriiim des Annern, Golther, zum
wirklichen Staatsrath und Chef des Culius-
ministeriums crnannt wvrden. — Nach dcr
N. F. Z. ist Hr. Golther ein unbcdingter An-
hängcr des Hcrrn von Linden, ein Mann,
den man im ganzen Lande so gut kennt, wie
Herrn von Linden selbst. Er ist dcr Ver-
faffer allcr bedeuieiidcn reariionären Gesetzes-
entwürfe, die Herr von Linden bei der Kam-
mer eingebracht und ihr noch zugedacht hatte.
Konnte Golther von de» Adelsgesetzen uud
den v. Linden'schcn „Rcformen" sagen: „Das
ist Fleisch von meinem Fleisch und das ist
Bein vdn ineinem Bein", so könnte Herr
von Linden jetzt den ncuen Collegen mii den
Wvrten vorstellen: „ wenn ich nicht Herr
von Linden wäre, möchte ich Gvlther sein!"
Das Ministerium Linden ist nun wicdcr voll-
ständig und keinerlei hetervgenes Element ist
in daffelbe eingedrungen.

Berlin, 6. April. Die dänischc Betrü-
gerel in Holstein liegt jetzt klar vor. Auf die
Frage dcs cnglischen Gesandten in Kopen-
hagen, ob nach dem collectl'ven Schritt der
Mächtc den holstcinischen Ständen das Budget
vorgelegt werde, antwortcte Miiiister Hall, cs
sci dies bereits geschehen. Hall rechnete hicibei
auf den Schluß der Stände uiid den famosen
K. 13 der Regierungsvorlage. Der englische
Gesandtc berichtete die Antwort nach Lvndon,
wo ste durch die Verhandlungen im Ober-
hause noch rechtzcitig in Jtzehoe bekannt wur-
den, um dic Hinter'list der dänischen Regie-
rung zu beschämen.

Berlin, 6. April. Zn der heutigen Sitzung
dcS Hauses der Abgeordnetendesavouirt und
mißbilligt Frhr. v. Schlcinitz, Minister des
Aeußern, aufs allcrnachdrücklichste und unzwei-
dcutigste die Handlung Schlippenbachs in
Palermo (der angeblich Briefe vom General
Bosco an verschiedcne Persvnen pcisönlich be-
fördert haben svll.) Er sagt: Es sei dic
Aufforderung zur authentischen Aufklärung er-
gangen und werde alsdann geeignete Remedur

dem Hahn. „Es ist blos zu meiner Sicherhcit. Bei
aüen abzuschließenden HLndeln doppelte Vorsicht."
Er dcutete auf den Doppellanf. — „Wer mich etwa
verrathen wollte, muß vor, oder mit mir abmar-
schiren, ich btn nicht gern allein der Narr im Spicle."
— Er stechte das Terzerol wieder ein. „Fragcn
Ste,— ich «erde antworten, — aber — reinen
Mund oder — obglcich Sie jetzt mein Frennd sind —
ich mache Sie um einen Kopf kürzer — und daS
ist doch wohl das Fatalste, was uns im Leben be-
gegnen kann."— Er reichtc mir die Hand. — „Unter
Ehrenmännern ist daS nicht zu fürchten."

Es wurde mir unheimlich bei dem Mcnschen. —
Er bemerkte meine Verwirrung.

„Por einer Stundc so entschicden und jctzt fo
zwcifclhaft!" rief cr. — „Das flößt nur wenig Ver-
trauen cin. — Sie habcn gesehcn, daß ich ftlbst
meinenBckanntcn unbckannt erschcincn kann. Jhnen
gegenüber habe ich mtch völlig demaskirt und wenn
ich nicht glauben soll, daß Sic nur Muth haben,
wcnn dic hciligc Hermandad Jhnen den Rücken
deckt, so —"

Jch ermannte mich. — „Sie versprachen mir Aus-
kunft über —"

erfolgen. (Die ausführlichere ministerielle
Erklärung folgt in dcr nächstcn Nr.)

Bromberg, 30. März. In einer Ver-
saminlung von .Mitgliedern des National-
vereins behandelte Schultze-Delitzsch dic pol-
nische Frage, und erklärte, daß es für die
Deutschen in Polen wie im gesammten dcut-
schen Vaterlande nur eine Stellung gebe,
„keine Scholle Landes anfzugeben, wo deut-
scher Fleiß und deutsche Sitte Fuß gefaßt",
welcher Ansicht die Versammlung begeistert
beitrat und eine darauf abzielende Adreffe an
daS Abgeordnetenhaus als Geqengewicht ge-
gen den bekannten Niegolewski'schen Antrag
beschloß.

Wien, 3. April. Die Nachricht eim'ger
hicsiger Blätter, daß die Ministerkrisis noch
fvrtdauerc, ist unrichkig; letztcre kann alS be-
seitigt angesehen werden, freilich ohne irgend
eine Garantie, daß wir nicht in kürzestcr Zeit
neue Constikte zwischen den deutschen und
ungarischen Ministern zu gewärtigen haben.
Zwei Vortheile hat indcß jedenfalls die gegen-
wärtige peinliche Situation zu Tagc gesördert.
Einerseits uämlich stellte sich zwischeu den
einzelnen deutschcn Ministcrn eine gewisse
Solidarität ihrer Stellung hcraus, «nd es ist
in diesen Tagen zwischen denselben zu einer
vollständigen Einignng über gewiffe Puncte
des Rcgierungsprogrammes gekommen, für
welche sie allc einzustehcn bereit sind, und
andererseits regt sich bei allen Parteien der
dcutsch-slavischen Länder cine sehr energische
Opposition gegcn die immer übermüthiger
hervortretendeu Forderungen der Magparen.

Wien, 4. April. Der gewesene Staats-
und Confcrenz-Minister Kolovrat-Liebsteinskp
ist in vergangener Nacht, 84 Zahre alt, ge-
ftorbcn.

Pesth, 3. April. Heutk versamineltcn
sich rie Mitglieder der Septcmviraltafel, so-
wie die der kgl. ungarischen Curia und ver-
fügtcn sich nach feierlicher Edeslcistung unter
dcm Vortritt des Grafen Apponpi in eie
Franciscancr-Kirchc. Der Fürst-Primas de-
cantirte cin fcierliches Hochamt, nach welchem
sich die beiven Gerichtshöfe wiedkr in die
Curia unter dem Eljenrufe der Menge zu-
rückv erfügten. Nachdcm dcr Fürft-Primas sei-
nen Platz eingenommen, richtete der Zuclex
6urise an die Versaminlung eine Ansprache,
in der er dcm Vaterlande Glück wünschte
zu dcn bisherigen Errungenschaften und scine
Freude darübcr aussprach, daß er bcrufcn
war, zu dcr Wiederbelcbung der Curia etwas
beizntragcn. Zm Laufe der glänzenden Rede
brachte er die allerhöchste Entschlicßnng zur
Kenntni'ß, derzufolge die bisher bestandenen
kaiserlichen Gerichte ehestens aufhören und dic
neuen in's Leben zu ircten haben, nnd dic
von der hohen Septemviraltafcl gemachtcn
Vorfchläge dem Landtage vorzulegen beschlos-
sen wurde. Bischof Lonovits, sowie der Prä-
ses der königl. ungarischen Tafcl, hielicn so-
dann Begrüßungsreden an den ckiiäex Ourise,
worauf das Fcst unter zahlreichen Eljens
schloß. (Prcffe.)

Pesth, 4. April. (T. d. O. P.) Jn

„Alles was Sie wollcn", fiel cr ein. — „Gegcn
gute Bezahlung heißt das. Diese Hauptbedingung
ist aber noch nicht crfüllt. — Hier", — er zog ein
Taschenbuch hervor — „Zählcn Sie vor meinen
Augen den' versprochencn Betrag hincin, schließcn
und legen cs dort auf den Tisch. — Sobald ich Jhre
Wünsche bcftiedigt, steckc ich es zu mir und empfehle
mich. — Bci svlchen Geschäftcn ist es, wie am Spiel-
tisch — couvrirt — sonst gilt dcr Satz niH. —
Kann man auf Spielschuldrn auch nicht klagen, so
gibt es doch Narren, welche fie als Ehrenfache be?
trachten und hinterher bezahlen — wcil das Bank-
geschäft — am grüncn Tische odcr wo anders —
geheiligt ist — vbglxich man dort, ebenso wie wir,
auf den Geldbeutel Anderer specnlirt. — Dort trciht
man es öffentlich — «tr geheim. — Die Art macht
allcin den Unterschicd. — Dort theilt man dcn Ge-
winn mit dem Staate — «ir bchälten thn für unS,
darum — vcrpönt man dicfts und ncnnt eS un-
gesetzlich. Darum würde Niemand ein uns gcge-
bcnes Vcrsprechen für Ehrensache halten und wir
jcderzeit dic Geprellten sein. — Wir suchen uns
also zu schützcn und credttircn nie. — Das Buch-
führrn würde uns auch zu viel Zcit wegnehmen."

heutiger Privatkonferenz der Deputirten be-
ankragte Npari, kciuen Beschluß hinsichtlich
der Landtagseröffnung zn faffcn. Telekp und
Andere wollen nicht nach Ofen gehen. Da-
gegen äußerte Deak: „Zch erachle es für
meine patrivtische Pflicht, nach Ofen zu gehen,
und sollte ich allein dahin gehen; es wäre

höchst bedauerltch, wenn wir.(das be-

treffcnde Wort fehlt), noch bcvor wir Ge-
legenheit hatten, die Wünsche und Beschwer-
den des Landes vor Europa auszusprechen;
damit gäben wir unsern Gegncrn eine Waffe,
mit der sie der Welt beweisen würden, daß
wir den verschiedenen Nationalitätcn nicht
die Hand reichen wollen." Lebhafte Eljens
bcgleiteten Deak's Rede. Demgemäß wurde
kcin Beschluß hinsichtlich der Landtagseröffnung
gcfaßt; es bleibt jcdem Deputirten überlaffen,
ob er in Ofen erscheine» wi'll odcr ni'cht.

Krakau, 30. März. Hier wirthschaftet
ganz absolutistisch der Polizeidireckor Päu-
mann. Fvrt und fort läßk er die ihm miß-
liebige Zeituug „Czas" confisciren; damit noch
nicht zufrieven, verfügte er geflern Schließung
der betrefsenden Druckerei und Auseinander-
wersen des Satzes und aller Druckereiwerk-
zeuge. Es wird nun persönliche Beschwerve
gegc» ihn zu Wien geführt.

Krankretch.

Paris, 4. Apn'l. Schon seit einigcn Ta-
gen war die Stimmung in Paris wegcn der
in Umlauf befindlichen kriegerischen Gerüchte
sehr beunruhigt. Diese Gerüchte haben nun
zum Theil dadurch eine bestimmtere Gestalt
angenommen, daß man erfahren hat, die große
dkmocratische Versammlung, in wclcher der
Krieg gegen Oesterreich beschlossen wcrden soll,
werde dieser Tagc wirklich stattfinden, und
zwar habe Garibaldi sowohl seinen Gcneral-
stab wie den ungarischen und poliüschen nach
Brescia berufen. Aus besonderen Rücksichten
für den König ist Garibaldi zuvor nach Tu-
rin gegangen, aber man will hier wiffen, daß
cs selbst dem Könige sehr schwcr fallen wird,
ihn von einem Angriffe auf das österreichische
Gebict abzuhalten. — Die muratistische Be-
wcgnng macht bcdeutende Fortschritte. Dec
Sohn des Generals Ulloa, der unker Franz II.
gedienk hat, befindet sich schon seit 14 Tagen
im Znteresse Murats hier und soll, wie be-
hauptet wird, avf hohe Einladung hierher ge-
kommen sein. Es wird hier crnstlich wkgcn
der Kandidatur Murats unterhandelt. Ein
neapvlitanischcr Fürst, der von Neapel aus
nech Rom gegangen war, um mit dem Gene-
ral v. Gopvn zu verhandeln, hat diese Kon-
ferenz so wichtig gefunden, daß cr anstatt zu.
rückzukehren, direkt nach Paris gegangen ist,
wo ihm hohe Audienzen ertheilt wurden. Auch
Liborio Romano soll für Murat gewouncn
worden sein. (S. M.)

S ch w e i z.

Bern, 6. April. Nach dreißigstündiger
Discusfivn bcschloß dcr Grvße Rath heute
Morgen 6 Uhr mit 113 gegen 94 Stimmen,
dte Regierung zu Unterhandluiigen bchufs An»

Die Bemerkungcn des Menschen zwangen mir
ein LLcheln ab. Sie warcn jedenfalls cin Zeichen
früher gcnoffcncr gutcr Bildung. — Jch zLhlte die
Banknotcn auf den Tisch.

„Füns - zehn — fünfzehn", zählte er und hob
jede, um fie zu prüfen, gegen das Licht.

(Fortsetzung folgt.)

Gelockt von der wahrhaft sommerlichen Warme, lasftn
sich bereits die Frösche hören. Ein alter etwas wunder-
licher Itatursorscher hat jedoch die Bsjürchtung geäußert,
L. Napoleon möchte diesen FrühllngSrus fär den -rchmer-
zensschrel einer untersrückien Nation hälten und sür
seine Plänc ausbeuten.

Einem Reisenden, der dem Kcllner nur ein unhedeu-
tendes Trinkgeld gab, fagte dieser statt deS DankeSi
„Wievicl muß ich Jhnen herauSgeben t"

Jn Nr. 17 de« „Wurzener WochenblattS" ist in einer
Bekanntmachung dcr Amtshauptmannschaft zu Grimma
wörtlich Folgendes zu leseu i „Nachdcm mi! Genehmi-
gung der k. Krelsdirection Pi Lcipzig . . der zeitherige
Stellvertreter de« Feuerpolizei-Commissarius, der Guts-
befltzer Johlig sen. in Seifertslstim, verstorben- ist nnd
an dessen Siellc" rc.
 
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