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Heidelberger Zeitung — 1861 (Januar bis Juni)

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April
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M; 82.


Dienstag, 9. April

ZnsertioaSgebühren für die Zspaltige Petit-
zeile werden mit 2 kr., bezw. 3 kr. berechuet.

L8«L

Deutfchlan-

Heidelberg, 6. April. Die dritte Dur-
lacher Conferenz wird am Montag den22.April
gehalten werdcn. Näheres darüber tn dem Ein-
ladungsprogramme.

d Heidelberg, 7. April. Gestcrn Abend
fand vahier im'großen Saale zum Prinz
Mar eine zahlreich besuchte zweite Lersamm-
lung der hiesigen Mitglieder und Freunde des
Nationalvereins statt. Von auswärts waren
dic Herren Metz aus Darmstadt, Laden-
burg aus Mannheim und Busch aus Karls-
ruhe gekommcn. Näch 'Eröffnung der Ver-
sammlung ergriff zunächst Metz aus Darm-
stadt das Wort und gab i» längerer Rede
einc klare Uebersicht über Entstehung, Zweck
und Wirksamkcit des Nationalvereins. Der
lichtvolle, mit großem Beisall aufgenommene
Vortrag wies darauf hin, wic dcr Verein,
trotz aller Verdächtigungen, täglich an Bedeu-
tung und Mitgliedcrzahl zunehme, er zcigte,
wie die dem Vereine gemachten Vorwürfe,
namentlich der, daß sein Programm cin un-
klares und schwankendes sei, auf Unkenniniß
oder Entstellung beruhteii. Die Umbildung
des lockern dculschen Staatenbundes in einen
kräftigen Bundesstaat mit einheitlicher Cen-
tralgewalt und Volksvertretung sei der Zweck
des Nationalvercins; die einzige bis jetzt ge-
gebene Möglichkeit, dies Ziel auf gesetzlichen
Wege zu errcichen, sei dic Ucbertragung der
Centralgewalt an Preußen, den größten rcin
deutschen Staat. Um Deutschland aus seiner
gefahrvollen Lage zu retten, müßtc alle, wenn
auch noch so natürlichc Aneipathie gegen
Preußen zum Opfer gcbracht werden. Das
Verhältniß zu Oesterreich betreffend habe man
dem Nationalverein immer und immer wieder
vorgeworfen, er wvlle Deutsch - Oesterreich
ausschließen, trotzdem der Verein von Anfang
an und wiederbolt das Gegentheil erklärt
habe. Aber durch die selbstständige Gestal-
umg Oesterreichs darf die Einigung Deutsch-
lands nicht hinausgeschoben werdcn, wir müs-
sen das zunächst Errcichbare z» erlangen suchcu
und, wenn dies nicht anders möglich, vor-
läufig auf Oesterreichs Mitwirkung verzich-
te». Z»m Schluß machtc der Redner noch
darauf aufmerksam, das beste Zeichen für den
Nationalverein sei, daß bis jctzl jeder geg-
nerische Versuch, ein anveres Programm aus-
zusteüen, vollständig gescheitert sci, fordert
auf, den Jndifferentismus, die politische Gleich-
gültigkeit alS den Hauptfeind des Vereins
zu bekämpfen, und schloß mit einem Hoch

auf Deutschland, in das die Versammlung
mächtig einstimmte.

Die Wirkung der Rede zeigte sich alsbald
in der Einzeichnung ciner größeren Anzahl
der Anwesenden in die aufgelegten Listen des
VereinS. — Obergerichtsadvokat Busch über-
brachte nun den Gruß der Karlsruher Mit-
glieder und sprach die Hoffnung aus, daß in
Baden und namentlich im Oberlande dic
Lheilnahme am Verein immer reger und aü-
gemeiner werdc.

Der zwcite Theil PeS für die Besprechung
aufgestellten Programmes, das Verhältniß der
zu errichtenden Centralgewalt zu den deutschen
Einzelstaaten wurde nur theilweise behandelt.
Obergerichtsadvocat Ladenburg sprach über
die Stellung Oestcrreichs zu Deutschland:
„das geeinigte Deutschland mit dem neuen
Ocsterreich im Bunde" das sei unser Strebcn,
unsere Hoffnung. Mit der Bemerkung von
Seiten des Vorsitzenden, daß dic künftigen
Versammlungcn nicht, wic früher ausgemacht,
regelmäßig am 15. jeden Monats abgehalten,
sondcrn je nach Bedürfniß und Zweckmäßig-
keit ausgeschricben werden sollen, wurde die
Besprechung geschlossen.

lr Heidelberg, 7. Apr. Die neueste Num«
mer der „Opinion nationale" veröffentlicht
folgcndes Schreiben Garibaldi's an den Di-
rector des MilitäriustitutS Vvn Palermv, Gio-
van Battista Pagano:

„Caprera, 15. Februar 1861. Lieber
Director! Meinen Dank für das gute An-
denken, das Sie mir bcwahrt haben, so wie
fstr die liebenswürdigcn Worte, die Sic an
mich richten. Woüen Sie meinerseits meinen
lieben jungen Gefährten vom Znstitut meinen
Gruß abstatten. Sagen Sie ihnen, daß Zta-
lien Hcrr von Zstrien sein muß biS an das
Meer, und daß wir Altcn auf die Stütze ihres
jugendlichen aber tapfercn Armes zählen, um
die freuiden Beherrscher zu verjagen. Mit
Zuneigung Jhr G. Garibalbi."

Also nicht blos auf Venetien, auch auf
Jstrien, auf die wichtige Hafenstadt Triest,
aus deutsches Bundesgebiet ist es abgesehen.
Und dies spricht Garibaldi selbst aus, das
Orakel Jtaliens, dem das erregte Volk un-
bedingt zu solgcn gewohnt ist. Werdcn jetzt
cndlich dcn Herren Vincke und Genossen die
Schuppen von den Augen faüen, werden sie
cinsehen, daß fle mit ihrer schwächlichen Po-
litik den Uebermuth des Auölandes geradezu
heraussordern? Wahrlich, es thut uns nichts
so sehr noth, als die Erkenntniß, daß die po-
litischc Bescheidenheit, die am liebste» Vencdig,

Wälschtprol, Böhmcn, Posen, und wo sonst
ctwa ein „Schmerzensschrei" ertönt, gleich
aufgeben möchte, eine Berläugnung vaterlän-
discher Zntcreffen ist, daß wir cndlich zu ei-
nem gewiffen nationalen Egoismus zurückkeh-
ren müffen, der andern Völkern ihre Gränzcn
vorschreibt, statt'sich von ihnen Geseße dictiren
zu laffen!

K Darmstadt, 7. April. Bei den am
8. d. M. wieder zusammcntretenden Assiscn
kommen im Ganzen 5 Straffälle zur Ver-
handlung; beim Provinzialstrafgericht wird
wieder eine Anklagc wegen Majestätsbeleidi-
gung figuriren. Dic übrigcn Fälle betreffen
Körperverletzung theils mit tödllichcm Erfvlg,
bctrügcrischen Bankerutt und Eigenchumöbe.
schädignng; auch ein Fall wcgen Schristfäl-
schung, einer wegen Unzucht und ciner wegen
ausgezeichncten Dicbstahls kommt zur Ver-
handlung.

Arankfurt, 5. April. Ueber die bereits
in Nr. 79 der Heidelberger Zcitung in Kürze
mitgetheilte kurhcssische landesherrliche Ver-
kündigung äußert die „N. F. Z.": Dieselbe
ist an sich ohne jede wesentliche Bedeutung.
Wir sinden nichts Andercs darin, als eine
Wiederholung der qjten Behauptungen. Die
vorigen Abgeordneten soüen „die mit einem
landständischen Mandat übernommene Ber-
pflichtung verkannt" haben. Man will fich
immer wieder mit der bekaunten Zwickmühle
hclfen, um zur Anerkennung der neuen Ver-
faffung zu zwingen: wird von der unendli-
chen Mchrheit des „verfaffungstreuen" Vol-
kes von Kurheffen nach Ler einzigen ihm ge-
stattcten Fdrm gewählt, so soll damit eine
Anerkennung der ncuen Ordnung der Dinge
dargcthan sein. Wird von jener Mehrheit
aber nicht gewählt, dann läßt man ein paar
Dutzcnd abhängige Dieuer abstimmeii uud prä-
tendirt, daß sie allei» Las kurhessische Volk
repräsentirten. Das Spiel ist so albern, und
doch kommt man stets aus's Neuc damit!

Zm Uebrigcn sucht sich die kurhessiche Re-
gierung rvieder recht sorgsam hinter den Äun-
destag zn verstcckcn; die Kaffeler Regierung
habe durchaus nichts weitcr gethan, als „die
auf reiflicher und allscitiger Prüfung beru-
henden Beschlüffe des deutschen Bündes zur
Ausführung" zu bringcn u. s. w. Sodann
fehlt es nicht an Betheuerungcn, daß allc
Vorschriften jeneS BundesbcschluffeS gqnz ge-
nau erfüllt wordcn seien; daß man auch sehr
bereit sei, weiteren Wünschen des Volkes
entgegen zu kommen — nur immer — unter
der einzigen Bedingung eines Aufgebens der

Ein Abenteuer unter Settlern.

Mitgetheilt von Ed. Franke.

(Fortsetzung).

Verdrießlich, daß eö der Erwartcte nicht war,
warf ich mich in das Sopha und ricf: „Jch kaufe
nichts."

„Auch kein Gcheimniß?" fragtc cine bekannte
Stimme.

„Jch «eiß nicht" — erwiderte ich, den Mann
zweifelhaft betrachtcnd.

„Was Sie nicht wiffen, verkaufe ich", sagte der
Mann jetzt mit natürlichcr Skiinmc. Schvb schnell
den Riegel des Thürschloffcs vor, löste dcn Bart,
schritt auf das Schlafzimmer zu, sah hinaus. —
„Laffcn Sie doch da nicht so oft die Fcnster auf-
steh'n", sagte er. „Sic machen es den Dtcben zu
bequem." Er schritt hinein, schloß sic — kehrte zu-
rück und zog die Thüre an.

Zch sprang jetzt auf, den Erkanntcn, schnlich Er-
wartetcn zu begrüßen.

Er drückte mich in l^as Sopha zurück, zog die
Gardinen vor daS Fenster, setzte den Tabuletkram
auf den Tisch und schob sich einen Stuhl herbet.

Nun langte er ohne tlmstiinde nach der Wein-
flaschc, schenkte ein Glas voll, rief: „Auf gute Ge-
schafte!" und trank eS mit einem Zuge aus — füllte
es auf's Neue mit der Bemerkung — „Sie führen
einen guten Keller", — leerte es, schenkte es wicdcr
voll — „der Teufel, das Zeug schmeckt immcr nach
mehr." — Bctm letztcn Wortc war kein Tropfen
mchr im Glase und fort ging es so, so lange noch
Stoff vorhanden war. — Dann hielt er dic Flasche
gcgen das schwach hereindrängcnde Licht. „Ganz
leer." Er sctzte sie ruf de» Tisch. — „Allc Wetter,
ich habe ja Sie ganz vergeffen — Jhr Glas
hat nichts davon gesehen. — Ja, da wcrden Sie
wohl eine zweitc Auflage hcrbeischaffcn müffen, da-
mit ich meincn Fehler gut mache und Sie mich
nicht für unbcschciden halten", rief er lachcnd.

Ach holte eine zweite Flasche. — Es ging damit,
wie mit der ersten. „Jst cs auch wirklich von der-
selben Sorte?" bcgann er bcim ersten Glasc, und
unter vcrschiedenartigen Bemerkungen fuhr cr zu
trinken fort, bis auch nicht dic Nagelprobe mehr
in der Flasche war.

„Donnerwetter!" rief er, nun daö GlaS auf den
Tisch setzerid. „Zch merke doch, daß mein Gedächt-

niß nach und nach schwach wsrd. Jch habe Sie ja
wahrhaftig wieder vergcffen. — Nun, bci dcr drit-
ten Klasche werde ich es nachholen. — Da steht ja
noch einc. — Bemühen Sie sich nicht, — das mutz
ich thun — ich habe ja die Unart begangcn." —
Damit hatte er auch schon die Flasche herbeigeholt,
schcnkte mir nun daS erste GlaS ein unb sagte:

„Zetzt sollen Sic auch zuerst bedient werhen."
Dann goß er setn Glas voll, stieß an das mejne
an. — Alle gute Dinge. find drei. — Mit der Drei-
einigkcit habe ich es immcr gehalten — fie leitet
stets zum Guten. Aber Sie trinken ja nicht. —
Ja, was man immer haben kann, verlicrt .den
Reiz. — D'rum hütc ich mich auch, Wein in
meinen Keller zu legen und schcue die klcine Mühe
ntcht, ih» bei Andcrn zu holen. — So behLlt er
immer den Rciz für mich — ffchmeckt b-ffer und

— billiger. — Vor der Hand sci eS genug; aber
wcnn dcr Handel zu Ende ist, bittc ich noch um
einc kleinc Auflage. — Jch' bin das so gewohnt.

— Es tst di- Dreingabe.Das Effcn können
Sie bei mir sparen, damit nehme ich eS ntcht genau."

Sr zog nun ganz gemächlich etn LoppellaustgeS
Terzerol hervor, untersuchte die Ladung, knqckte ap
 
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