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Heidelberger Zeitung — 1861 (Januar bis Juni)

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Mai
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Dienstag, 14. Mai

Deutschlavd

Karlsruhe, 7. Mai. Die Karlsr. Ztg.
sagt über den neuen badischen Minifter v.
Roggenbach: „WaS uns von deffen Vergangen-
heit und dessen politischer Richtung bekannt
gcworden ist, ist wenig geeignct, die Hoffnungcn
derer zu ermuthigen, welche den Spsteinwechsel
des letzten Jahres als eine Stnrzwelle be-
trachtet haben, die bald rückläufig werden
würde. Und auch eine andere Notiz kvnnen
wir geben: daß das neue Mitglied des
Staatsininistcriums mit seincn Kollegen ge-
wiß darin übereinstimnit, die Grundsätze des
Programms vom 7. April, die unantastbare
Hoheit unserer konstitutionellen Institutioncn
und den gcrechten Änsprnch einer nationalen
Entwickiung mit äußerster Energie zu ver-
treten.

Karlsruhe, ll. Mai. Glaubwürdigcm
Vernehuien nach wird unser Bundestagsge-
sandter, Hr. v. Marschal, nach Wicn versctzt
und Hr. v. Edclshcim, das bckaniite Erste-
Kammermitglicd zu Kaffel, wclcher auch in
Baden ansäsfig und babischer Kammerherr ist,
scin Nachfolger am Bunde werden. (F. I.)

Karlsruhe, 11. Mai. Durch Beschluß
großh. Ministeriums dcs Jnnern vom 23. v.
M. ist den Bolksschullehrern die Betheiligung
an Gesangvereinen soweit als keine Nach-
theile iiiid Gcfahrcn fär die Schulc odcr die
Stellung des Lehrers erwachsen — wieder
gestattct.

* Hcidelberg, 11. Mai. Das ueuer-
dings veröffentlichte Festprogramm für den
deutschen Handelstag dahier ist vollständig
übereinstimmcnd mit dem bereits in Nr. 83
enthaltenen. Beizufügen ist nur noch, daß
Freitag, den 17. Mai, Abends etwa ^/z9 Uhr
bengalischc Beleuchtnng dcs Schloffes stalifindet.

* Heidelberg, 11. Mai. Die Cvinmis-
fion des allgem.' deutschen Handelstages hat
ihre Sitzungen geschlosscn. — Außer den bc-
reits mitgetheilten Ergebniffen habcn wir
noch nachzutragen, daß zum Sitze des näch-
sten Handelstages Leipzig in Vorschlag ge-
bracht wird, wo alsdann bestimmt werden
soll, ob der Handelstag für immer an einem
festgesetztcn Orte abgehalten oder ob hinficht-
lich dcr Vcrsammlung jeweils zwischen ver-
schiedenen Städten gcwechselt werden soll.
Der aus neun Mitgliedern und ebcnsoviel
Ersatzmäiinern bcstehende Ausschuß soll übri-
gens ein für allemal in Berlin tagen und
der Handelstag selbst alle zwei Jahre sich
versammeln.

Bezüglich des Borschlages eines einzufäh-
renden gleichen Maßes und Gewichtes einigte
man fich dahin, dem Handelstage die Annahmc
deS Zollpfundes mit decimaler Einthei-
lung zu empfehlen; als Längenmaß den Me-
ter mit gleicher Eintheilung; Als Einhcit
für Flüsstgkcits- und Hvhlmaße den Litcr mit
fortgesetzter Halbtheilung und Hectoliter (als
Scheffcl). — Bei Aichung von Fäffern soll
der Jnyalt nach Litern angegeben werdcn.
Den Beschluß hinsichtlich der Münzsrage ha-
ben wir bercits mitgetheilt. — Die Einfüh-
rung bes deutsche» Handelsgesetzbuches wird
in unverändcrter, nach dcr dritten Lesung er-
folgten Annahme — empfohlen und zugleich
dic Einrichtung von Handelsgerichtcn bean-
tragt.

* Heidelberg, 12. Mai. Rachdem vor
einigen Tagen die lctzte Jnscription an der
hiestgen Universität Statt hatte, sind wir in
dcr Lage, über das Gesammt-Resultat Nähe-
res mitzutheilen. Neuc Anmeldungen erfolg-
ten bei der ersten Jmmatrikulation 77, bei
der zweiten 85; bei der dritten 47; — an-
gemeldet sind noch 16. Die Gesammtzahl
neu angckommener Akademiker wird daher
dje Zahl 23V erreichen. Es ist dics ein ganz
ersreuliches Rcsultat, welches jenes vom ver-
gangenen Sommersemestcr übersteigt. Wie
grvß die Anzahl der Studirenden ist, welche
die Universität verlassen haben, ist noch nicht
festgcstellt, erreicht jedoch bei Weitem nicht
die Höhe der Zugegangenen. Letztere haben
sich folgenden Fächern zugewandt: 21 der
Theolpgic, 122 der Zurisprudenz, 13 der
Medicin, 18 dcr Chemie und Pharmacic, 6
der Cauieralwiffenschaft, 29 der Philosophie
und Philologie.

* Heidelberg, 13. Mai. Schon seit ge-
stern hat unscre Stadt ihr Festgcwand ange-
legt und zu Ehren dcr ankommcnden Gäste
siattern vvn allen Häusern Fahnen in badi-
schcn und Leutschen Farben. AuS allen Gaucn
Deutschlands sinv bereits Theilnehmer, dereu
wir schon gegen zweihunbert zählen, zum
deutschen Handelslage eingctroffen, deffcn Si-
tzungen hcute in der Aula begonnen habxn.
Das jreündlichstc Wetter bcgünstigt den crsten
dcutschcn Handelstag, von dessen Verhand-
lungen wir das günstigste Resultat bezüglich
der Einigung materieller deutscher Fragen
erwarten. — Möchte nur auch dic Ausfüh-
rung der Beschlüffe von Seiten der Rcgierun-
gen nicht vcrschobe» werden!

p Heidelberg, 13. Mai. Bei der heutc
früh 9 Uhr eröffneten erstcn öffentlichen Sitzung

dcs ersten deutschen Handelstages waren im
Gqnzen 87 Handelskammern vertreteu. — Zum
Vorsitzenden wurde mit überwiegender Majo-
rität gewählt: Herr Hansem ann auS Ber-
lin, zum ersten Stellvertreter des Vorsitzeu-
Len: Herr Ritzhaupt aus Heidelberg, zum
zweiten Stellvertreter: Herr v. Wertheim
aus Wicn.

Heidelberg, 13. Mai. DaS gester.n
im großen Museumssaale zu Ehren deS von
hier sich entfernenden StadtdirectorS 0r. W i l-
helmi veranstaltete Abschiedseffen war zahl-
reich besucht^ insbesondere nahmen auch viele
Ortsvorgesetzte und andere Augehörige der
Ortfchaften deS Oberamtsbezirks hieran An-
theil. Kürzere und längere Tischreden wurdcn
gehalten von Hrn. Geh. Rath Roßhirt, Hrn.
Dekan Hauck, Ilr. Pagenstecher d. I., vr. Herlh,
Fabrikant Metz. Die Redncr gedachten der viel-
seitigcn Verdienste, welche sich Hr. Wilhelmi
ia seiner bisherigen Stellung als Verwaltungs-
vorstand der Stadt und des Amtsbczirkes in
seiner amtlichen Eigenschaft, wic im Privat«
verkehr erworben hat. vr. Herth sprach ins-
besondere, mit Rücksicht auf die vielen, ans
den Landgemeinden anwesenden Gäste, von
dcn wohlthätigen und uachhalligen Bemühun-
gen deffelben um die landwirthschaftlichen Äer-
hältniffe. Außerdem trug noch Hr. Walther
ein scherzhaftes Gedicht von Nadler (ver Brand
im Hutzelwald) vor. — Erst spät trennten sich
die versammelten Gäste, wohl für lauge Zeit
die Erinuerung an die angenehm entschwnn-
denen Slunden dieser Abschiedsfeier, so wie
das Angedenken des schcidenden Amtsvorstan-
des im Herzcn bewahrend.

Kehl, 9. Mai. Von hicr wird dem Karlsr.
Anz. von starken Rüstnngen in Frankreich ge-
schriebeu, die namentlich auf dic vstfichen
Festungen Bezug haben sollen.

Kurheffen- Bis jetzt wurde noch in
keiner Stadt ein Wahlmann gewählt, der
nicht Anhänger der Verfaffung von 1831
wäre.

Berlin, 10. Mai. Die „Pr. Ztg." hausirt
schon wieder einmal bei dea hiesigen Buch-'
händlern und Buchdruckern, um einen Verleger
zu sinden. Sie hat Malhcur mit ihren Ver-
legern, die arme ministerielle Zeitung: ent-
weder laufen ste ihr davon, wie jctzt wieper
Hr. Eugen Trowitzsch, vdcr sie benußen dic
erfte Gelegenheit zur Aufkündrgung, wie dies
Dccker, der geheime Ober-Hofbuchdruckcr und
Hahn wiedcrholt gethan haben. Beiläufig he-
merkt, kann sie trotz aller Verklausulirungen
in ihren Verträgen keine» Schutz gegen Lie

Lur Scgrüßung

deS

Deutschen HandelstageS

zu Heidelberg
am 1S. Mai 1861.*)

Di- junge Zeit erhebt die stolzen Schwingen,

Aus Trümmern daut sie neue Tempel aus, —

Der Menschheit hdchste Gnter zu erringm,

Erstürmt dm lcpten Wall ihr Siegeslaus.

Schon bricht s° mancher morsche Ban zusammm,

Dmi fteim Blick erschließt sich neu die Wclt,

Sic schlagm auf, der Läulrung mächt'ge Flammm:
Das Gold — besteht, die todte Schlacke — fällt.

Welch' stisches Leben puls't durch alle Adern
DeS VaterlandeS, sem der alten Zeit,

Wo Deutscher Stiimme Eisersucht und Häderu
Dem Feinde Giege bot im Bölkcrstrcit.

Ein Sehnen ist erwacht in allm Schichtm,

Soweit sich streckt die Marke Dentscher Tau'n:

AuS der sachstschen Jndustrie-Zeitnng.

DaS ReichSpanier der Ernheit aufzurichtm,

Zu dem cmpor die Kampfgenossm schau'n.

Was einst verkündet Sänger und Prophetm,

Rcist jetzt zur That — ein cinig Reich ersteht;

Dmm gilt es, jedm Eigennutz ertödten,

Der wie ein Reif durch junge Blüthen gehl.

Engherzigkeit, der altm Zwietracht Schandc
Sci abgcthan mit Zopf und todteni Wust:

Gemcinsinn nur, zum theuern Vaterlande
Die Licbc schwellc fortan jede Brust!

Jn diesem Geiste känipft, ihr Wackern alle,
Versammelt an des Neckar grünem Strand!

Helst bauen Dmtscher Einhcit Ruhmeshalle!

Fest nm die Stämme schlingt das Bruderband!

Zrigt, Männer, unsers Handcls tiefc Wunden,
Lcgt alle Schäde« der Zerkiüftung blost!

So strmt rhr Samm sür die künft'gm Stiuidm —
Was ihr begonnm, wächst zum Riesm groß.

Jft erst der Sieg, dm ihr erstrebt, errungm,
B-dmtsam, wie kein Sieg in blut'gcr Schlacht;

Hat Tleutschland, selbstbewnßt und kraftdilrchdrungm,
Dm erstm Schritt zur Emigung vollbracht:

Dann wird eS dankbar euer Wirkm segnen;

Jndem es Lorbeer um die Stirn mch flicht, —

Wo Einheit sich 'und Bürgerstnn begegnm,

Fchlt auch das Volkswohl, schlt die Freihcit nicht!
Leipzig. Eduard.Kaufser.

Dir HeirathscandiLateik.

Novelle von Wilhelm Aungman».

(Fortsetzung).

Bisher war Micklcr ziemlich ruhig vor seinem Ar-
beiisklotze sitzen geblieben, wo cr mit Löthen he-
Mstigt «ar, denn er wußtc «irklich »icht, «as
seinem Freunde in den Kopf gcfahren «ar, chn auf
solche Weise zur Redc gu stellen. Als dizser nun
aber auch noch in dic bitierstcn Vorwürfe, fn die
empfindlichsten Belcidigungen ausbrach, da fuhr,er
wie wüthend von stinem Sitze cmpor, packte stinen
Freund an der Brifft, und rief mii bebender Siimmc,
«ährend stine Rcchte drohxnd den glüheuden Löth-
kolben über scinem Haupic schwang:

„Nur noch ein einziges Wori, und ich schlage Dir
den Löthkolben auf den Kopf, daß Du gcwiß Zest
 
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