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Heidelberger Zeitung — 1861 (Januar bis Juni)

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Januar
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https://doi.org/10.11588/diglit.2787#0019

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Utidellmgtr Itilmig

N; 6


Dienstag, 8. Zanuar

Iaserüon-gebührrn für die Zspaltige Petit- -M M

zeile werde» mit 2 kr., bezw. 3 kr. berechnet.

Bestellungcn auf die „lleickel-
derxer Leituvg" für das mit
dem 1. Januar 1861 begonnene I.Quartal
wcrden fortwährend angenommen und bittet
man Bestellungen in Heidelbcrg bei der
Unterzeichneten, außerhalb beider nächsten Post-
anstalt baldigst zu mache», um completer
Ercmplare gewiß zu sein. Die Expedition.

Nnler welchen ministeriellcn Feitungen gchen
wir Keutfche -em brvorstehendrn schwerrn
Kampfe rntgrgen?

Die Leute, welche in der Reactionszeit aa
die Spitze der Ministerien gelangten, welche
die Octropirnngen vornahmen, die freiheit-
vernichtcnvcn Gcsctze ins Leben riefcn, jede
selbstständige Entwicklung des Volks nicber-
traten und Deutschlanv während eines Jahr-
zehnts in politischer Bezichung dic Ruhe eines
Leichenackcrs verschafftcn, — biese Leute sind
wahrlich die rechtcn Männer nicht, um dic
Begeisterung ciner freien Nation zu enkflam-
men, iind bas ganze Volk zu den schwersten
Opfern an Gut und Blut zu enthusiasmiren.

Wir wollen der persönlichen Ehrcnhastigkeit
jcner Leute nicht zu nahe tretcn; wir wollen
annchmen, daß, seibst als sie Bacchanalien der
Reaciion ermöglichten, dcr Glaube an bie
Nothwendigkeit aller Rückschritte das bestim-
mende Moment für sic gcwesen sei.

plber sie paffen nichl für bie neue Aera,
weichc bas cntschiedeiie Gegenlheil jener Stre-
bungen gebieterisch sordert; sie könneu nicht
die richtigcn Leiicr der Nativn sein, wenn cs
der freien Entfaltung und oes bcgeisterten
Aufgebots aller Miitel und Kräste bebarf.
DaS dürften sic doch selbst einsehen! Sie
sollten sclbst erkcnncn, baß in ciner solchen
Periode wahrhaft volksthümlichc Männer
a» der Spitze der Regierungen nvthwendig
sind.

Man denke sich den Ausbruch eincs Krieges,
der mit Anforderungen, wic jcncr von 1813,
an uns herantritt, — und tabei als Minister
und Leiker dcr öffenilichcn Angclegenheiten:
einen Grafcn Rechberg in Oefterreich, v. Zedliß
in Prcußen, von dcr Pfordtcn als Bundes-
tagsgesandten Bapcrns, Borrics in Hannover,
Beust in Sachsen, Rümclin in Würtemberg,
Dalwigk in Darmftadt. — Welche Aussichl
auf Begeisterung unserer Volksstämme, wenn
wir Männer von bicser Richtung alS Lciker
dcr öffcntlichen Angclegenheiten unserer »er-
schiedcnen deutschcn Stämme erblicken!

Als König Ludwig von Bapern im Zahre

Dir Zrrstörung des kaisrrlichen Sommrr-
palasirs kei Prking.

Einem an die Times gerichtctcn Briefe, der aus
dem englischen Lagcr vom 26. Oct. datirt ist, cnt-
nehmen wir FolgcndeS übcr die Zerstörung deS
kaiserlichen Sommerpalastes: Prinz Kung schrieb
fast jeden Tag, daß cs ihm crnstlich darnm zu thun
sei, dem Kriegc ein Ende zu machen und dic Frie-
densratificationen auszutauschen. Bevor jedoch sei-
nem Wunsche Gehör gcgcben wurde, sollte ein auf-
fallender Vcrgeltungsact für die Verrätherei dcs
Kaiscrö und seiner obcrsten Bcamten tn Scene ge-
sctzt werden. Es war eine Vergeltung, die sich nicht
nach europäischem Maßstabe abschätzen läßt, die aber
auf die Lhinesen um so größeren Eindruck machte,
jc größer das Ansehen des Kaisers und seincr Um-
gcbung bei ihnen ist. Eine bloßc Geldentschädigung
für die verrätherische Gcfangennchmung unsercr
armcn Landsleutc zu fordem, wäre unwürdig ge-
wesen und hätte am Ende doch nur die unschuldige
Bevölkerung getroffen, diesichunsbisherstetsfreund-

1848 erkannte, daß „eine neue Zeit" beginne,
welche eine andcre, als die ihm gewohnte Re-
gierungsweise fordere, da besaß er Selbstvcr-
läügnung genng, freiwillig vom Thronc hcrab-
zusteigen. Solltc es denn schwerer scin, ein
Miiiistcrportcfciiille, als eine Königskrone nie-
derzulegen? Odcr sollte wirklich jener Sätz
gelten: Ein deutscher Minister kann Allcs un-
tcrschrcibcn, nnr seine Entlaffung nicht!

(N. F. Z.)

Deutschland.

Karlsruhe, 5. Jan. Heutc Nacht starb
dcr pensionirte Generalmajor Bär.

Bom Neckar, 3. Zanuar. Seitdem die
Compagnie Ellert die Bahnbauten bis Neckar-
elz und südwestlich bis Mörtelstein übernom-
men hat, sind die Arbeiten rasch forkgeschriltcn,
wie dicscs bei einer Bcschäftigung von 500
Erdarbcitern und 40 Schachtmeistcrn sich vor-
aussetzen läßt. So sind die drci Pfeiler an
der Brücke bci Neckarelz 10—15 Fuß übcr
Waffer; der Tunnel unter dem Brüll ist über
400, der bei Mörtelstein — von beiden Sei-
ten — bis 1000 Fuß kicf eingetrieben. Man
darf erwarten, daß bis nächsten August die
Erbarbeiten beendigt sein wcrden.

Mannheim, 5. Jan. Heute Nachl wurde
bie hiesige Rheinbrücke abgeführt.

Vom Mirtelrhein, 3.Jan. (F. Pstztg.)
Den Truppencommando's ist aus Berlin die
Weisung zugcgangen, innerhalb ihres Bcrei-
ches ihre Anordnungen dcr Art zu treffen, daß
bei ausgcsprochener Mobilmachung dieselbe in
kürzcster Frist effeckuirt werdcn kann.

Aus der Pfalz, 4. Jan. Sämmtlichc
protestantische Familienväter in Dürkheim a/H.
haben in cincr dem Bürgermeistceamt über-
reichtcn Eingabe die bestimmtc Erklärung ab-
gegeben, daß sic fernerhm nichl mehr gestatten,
daß ihre Kinder von dem neuen Gcsangbuch
Gebrauch machen.

Ludtvigshafen, 5. Januar. Der Rhcin
steigr seik mchrercn Tagen in solchem Maße,
daß er dereils seinen höchsten Waffersta^d im
vcrfloffcnen Sommer überschriitcn hat.

Frankfurt, 5. Januar. Jn der heutigcn
Sitzung ver Biiiidesversammlung stellte Groß-
herzvgthum Hcffen cinen gegen den „Natio-
nalverein gerichtcten Antrag auf Zntcrprela-
tion bes §. 1 des Dundcsvereinsgesctzcs. Der-
selbe wurde vem pvlitischen Ausschuß zuge-
wiesen. (K. Z.)

Stuttqart, 4. Jan. Jn Betreff unseres
Finaiizministcis gehcn seit mehreren Tagen

die absvnderlr'chsten Gerüchtc. Einem hicsigen
Ortsblatt zufolgc soll Staatsrath v. Pfaff
hvchsten Orts mit der Antersuchung der vom
Bcobachter gegen ihn erhobenen Bcschuldi-
gungrri beauftragt werden. (L. Z.)

Düfseldorf, 5. Jan. Heinrich v. Arnim
ist Heute früh 4 Uhr entschlafen.

Coblenz, 2, Jan. Der starke Schneefall
hat in dem benachbarten Andernach ein gro-
ßes Unglück veranlaßt. Hauptmann Hecking,
von der reitenden Artillerie, ließ am vorigen
Samstag in einer bedeckken Bahn Reitübun-
gcn haltcn. Plötzlich fank unier der Schnee-
last das Dach ein, begrub einen Theil dcr
Reiter, von denen mehrere schwerverwnndet
hervorgezogen wurden. Hcutc Morgen star.b
der Hauptmann und einer dcr Kanonicre an
den schwcren Wunden, die sie erhalten.

Kafsel. Der Kurfürft ist von seinem Po-
dagra so weit genescn, daß er die Füße schon
wieder gebrauchen kann. Es ist aber leider
noch unentschicden, welchen Weg Höchstderselbe
nehmcn wlrd.

Berlin, 2. Ja». Die „Vvlksztg." sagt
in ihrem Nachruf an den verstorbenen König:
„Von de» Monarchen Preußens bestieg Keiner
den Thron seiner Vätcr von höhern Hoff-
nungen getragcn als Friedrich Wiihelm ber
Vierte; jetzt, wo bic stille Nachricht scineS
TodeS durch daS Land getzt, stnb es nicht
zerstörte Hoffnungen, es sind Bctrachtungen
schmerzlicher Art, welche die Pcmüther er-
schütrern, Bctrachtungen über das tragische
Schicksal eines KönigS, dcr vcrheißungsreicher
als je Einer vor der Nativn aufzutreien,
nnd schmerzenSreicher als je Eincr aus dcm
Leben dahin zu scheiden bestimmt war. Be-
gabter als Vielc seiner Zeit und die meisten
seines hohen Stanbes, ausgestattet mit eincm
Wiffen, das bas Maß des Gewöhnlichen weit
überschreijet, reich wie selten Einer an Kunst-
sinn und Geschmack, sichern BlickeS in allen
geistigen Gebieten und Meifier einer Rede-
kunst, die an jeder Stätte Lorbeern zu erobern
im Stande gewesen wäre, so überwiegend
ausgcrüstet mit Allem, was jc einen Charak-
ter zur Geltung bringen und einen Monarchen
zum unwiderstehlichen Herrn seiner Zeit
machen müßte, hat daS Schicksal ihn grrade
an den Wenbcpunet der Entwicklung des
staatlichen Lebens hingestellt, wo das pcrsön-
liche Regiment der absolutcn Monarchie auf-
gegcben und die derechtigte Mitwirkung der
Nation an ihrer Selbstbestimmung anerkannt
sein wollte. Es war ein Kampf, in den er
hincingestellt ward, den große Dichter aücr

lich erwiesen hat. Es galt, dcn Kaiser selbcr zu
strafen und aüen seinen Unterthanen zu zeigen, daß
wir wirklich Herren in Peking sind. Zu diescm
Zwecke wurdc dieZerstörung des Vuen-Ming-Nucn
beschloffcn, des kaiscrl. Lteblingspalastes, in beffen
Räumen dic Mißhandlungen der Gefangcnen be-
gonnen worden waren. Jm Anncrn Lieses Pa-
lastes wurden dic Geschlechtstafeln der Dynastie auf-
bewabrt, von deren Sichcrheit, wic Lie Ehincsen
glauben, der Fortbestand des laiserl. Hauses ab-
hängt. Abgesehen davon, war der Palast als Mit-
telpunct dcs kaiscrl. Glanzcs im ganzen Reichc hoch
berühmt, und fabelhafte Summen wurden alljähr-
lich auf seine Erhaltung verwendet. Prinz Kung
wurde durch Lord Elgin brieflich von dem Ent-
schluffc, den Palast zu zerstören, und von den Grün-
dcn zu diesem Vergeltungsacte in Kenntniß gesctzt;
cs wurden glcichzcitig 300,600 Taels für dic Fa-
milicn dcr Gemordetcn gefordcrt, und zwarmußte
diese Summe binnen 48 Stunden abgeliefert wcr-
den; cs wurde ihm ferner bedeutet, daß jede Zö-
gcrung, diefc Bcdingung zu crfüllen oder die Unter-
zeichnung des Vertrages zu vollziehen, mit der Zer-
störung des im Mittelpuncte der Hauptstadt gelc-

gencn kaiserl. Palastes bestraft werden würde, und
schließlich wurde gcfordert, daß dic betreffcnden,
von Lord Elgiu entworfenen Proclamationen an
den Mauern Pekings öffentlich angeschlagcnwerdcn.
Dieses Alles geschah ohne Mitwirkung des fran-
zösischen Bevollmächtigten, ja geradezu im Widcr-
spruch mit seiner Ansicht, da er fürchtete, eS könnten
sich dic Untcrhandlungen in ^folge dtescr harten
Forderungen zerschlagen, was ;edoch, «ie die Fokge
gclehrt hat, keineswegs der Kall gewesen ist. Am
18. Oct. marschirte Sir Aohn Mitchclls Divtsion
nach dcm etwa 7 Mcilcn vor dcr Hauptstadt gele-
genen Uuen-Ming-Nuen, um die beschloffene Zer-
störung in's Werk zu setzen. Er stieß nicht aufden
geringsten Widcrstano. Dcv Palast liegt am Fuße
der «rsten Hügelrcihe, von dcr die Pektngcr Ebene
gegen Nordcn abgcgränzt wird, inmitten von aus-
gedchnten Parkanlagcn, Pagoden, Scttengebäudcn
und künstlichen, mitunter 300 bis 400 Fuß hohen
Hügeln. Jn dcn Anlagcn befinden fich unter An-
dcrcm ein großcr Teick mit Jnseln, auf denen
wieder kaiscrl. Bauten stchcn, und dtc vermittelst
Steinbrücken unter einandcr und mit dem Fest-
lande in Verbindung stehen. Ringsherum schat-
 
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