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Heidelberger Zeitung — 1861 (Januar bis Juni)

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Februar
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N 33


Freitag, 8. Aebruar

JnsertionSgebühren für die 3spaltiae Petit-
zeile werde» mit 2kr., bezw. 3 kr. berechnrt.

L8SL.

Deutschlan-

Karlsrnhe, 6. Febr. Skinc Köaigl. Hoh. der Groß-
her-og haben gnädtgst gernht, nntcrm 2S. v. M. den Pro-
feffor Dr. Hihig on der Univerfltät Zürich zum oidentlichen
Prof. dcr Lhcologie ll. Philosophic an dcr Univerfität Hct<
delberg zn ernenncn; untcrm 1. d. M. den Ministerialralh
Dr. Bähr im ev. Obcikirchcnrath anf sein nntcrthänigstes An-
snchen, nnter Anerkennnng seincr langjährige» lrenen und anS-
gczeichneten Dtenstleistnngen, in den Ruhestand zu versctzcn;
den Stadtpfarrcr vr. JnlinS Holhmann tn Hctdelberg znm
Mitglicd dcS eoang. OberkirchenrathS zn erncnncn und thm
dtc Würde eines Prälaten nebst den daarit verbundcnen
Vorrechten zn übertragcn; dcn Mtnisterialrath Gg. Spohn
bct dem Mtnistertum dcS Jnncrn, nntcr Belassung feineS Tt-
tels,zanr vorfitzendcn Ralhe det dem ev. Oberkirchcniathe. nnd
den Affeffor Mühlhäuffer bei dem evangclischen Oberktrchen-
rathe zum Oberktrchenrath zu ernennen; fcrner dcm Prof.
Dr. Häuffcr an der Unioerfität Heidelbcrg nnd dem Prof.
Dr. Erker an dcr Univerfität Fretbnrg den Charaktcr alS
Hofrath zu verlcihen.

Karlsrube, 4. Fcbr. Der hiesige Ge«
wcrdcvrrein hnt aüf kommenden Svmmer cine
badische Gcwcrbe Ausstellung veranstaltet und
Seme königliche Hohcst der Großherzog hat
genehuiigt, daß hiezu das großherzogltche
Orangericgebände benützt wcrde. Der Grvß-
herzog ist zn dcr Ueberjeugung gckommcn,
daß dcr hiestgc» Stadt eine Gewerbehalle und
cin wiffenschaftliches Museuin, worin zerstreut.
liegende großh. Sammlungen, wic z. Bi die
Hofbibliothek, Münzsammlungcn, Alterthümer
rc., vereinigt werdcu, fchle, und hat nun
gutem I^rnehmen nach die Erilchtung bicscr
beiden Gebäude beschloffen und den Erbprin-
zeugarten, wclchcr burch die Erbprinzeystraße
iii zwei' Theile gctrcnnt ist, dazu auserkoren.
Bereits sind die vorbereilcnden Beschlc crthcilt
und soll hiernach die Gewcrbehalle in ben
nvrdlichen Thctl, wo jeßt dic Alterthümcr
angesammell sind, und das Muscum rn ben
südlichen Thcil kommen. Wie man hvrl, ist
Herr Baurath Bergmüller mit dem Bvüzuge
beauftragt. Dädurch würde die Lammstraße
nach Südcn geöffnel und der sogcn. gothische
Thurm an der llricgsstraße abgertffcn werden.

(Heilbr. Tgbl.)

Kervlsrikhe, 5. Febr. Die Ernennung
dcS Herrn Stadtpfarrers Karl Zulius Holtz-
inann zum Prälateu der cvangel. Lanbcskirche
hat sich bestäligl. Derselbe ist hier geboren,
wurde 1824 als ev. Pfarrkanbidat aufgc-
»ommen, trat bald in daS Lehrcrpersonale des
hiesigen Lpcemns und erhiclt 1834 dcn Charak<
ter und Naüg eineö P'rofessors. Im Zahre
1847 ward cr zum Stadtpfarrer in Heidclberg
ernannt, wo er bis fctzt wtrkle und auch an
dcr Uuiversität Vorlesnng hielt. Stadtpsarrer
Holtzmann darf betrachtet wcrdcn als ein
Mann von milb kirchlicher, das Rechl Aller

anerkennenden Richtung, tüchtiger thcologischer
Bilbung und makeüosem Charakter, der das
Vertrauen der Geistlichen von verschiedener
Richtung genießt. — Als vorsitzcnder weltlicher
Rath ist Ministerialrath Spohn ernannt; ein
Mann, dcffen kirchlich klare Stcllung, deffen
edler Character und tüchtiges Wiffen ihn für
diesc Stellung in bcsonderem Maße befähigt.

Freiburg, 4. Febr. Die vorgestern Abend
ftattgefnndene Versammlung jener Gewerbs-
genoffen, wclche einen allgemeinen Arbeiter-
oder Handwerkerverein zu gründen beabsichti-
gen, war so zahlreich besucht, daß der Saal
nicht alle Theilnehnier fassen konnte und viele
sich deßhalb wieder entferntcn. Zhren Bei-
tritt haben zwischen 50—60 Mcistcr und
Gesellen sogleich erklärt, ein provisorisches
Comite gewählt und dieses mit Entwcrfung
der Statuten, Ermittlung eines geeigneten
Raumes sür bie Versammlung und den wei-
ter nöthigen Vorbereitungen beauftragt. An-
derc erklärten ihren Beitritt sobald die Sta-
tuten festgestellt und der Verein wirklich ge-
bildet sei. An dem Zustandekommcü des aü-
gemeinen Vereines ist nun nichl mehr zu
zweifeln. Es war auch bisher cin ganz ei-
genthümliches Verhältniß, daß währenb Mci-
ster und Gesellcn in den Werkstükten Tag für
Tag friedlich und in Eintracht ycben einan-
der arbciteten, sic an Svnn- und Fciertagen
und bei ihrcn llnterhandlungen nach dem Be-
kenntniffc geschieden sein solltcn. Bei kei-
nem anderen weltlicheu Vcrein findet eine
solche Trennung statt, als gerade bei den
Gesellen, und ihrer klaren Einsicht konnte es
auf die Länge ber Zeit nicht entgehen, daß
etne sviche Schcivung keine natürliche und
ihrer Lage angemeffene sei.

^ Arciburg, 5. Febr. Eine Gewaltthat
der frechsten und verwegensten Art wurde
gestern nvch bei hellem Tage hier vcrübt.
Zwischen 4 und 5 Uhr forderte ein vermumm-
ter Mann durch Anläuten Einlaß tn einem
zunächst bei der Dreisambrücke au der Straße
tn'ö Höllcnthal gelegenen Hause, alsv an ei-
ner der belebtesten Straßen, welche ganz mik
Häusern angebaut ist. Es war »ur bie Frau
eines Fabrikarbeiters iui Hause; der Mann
warf ihr ein Tnch um bcn Hals, knebelte sie
zuerst und dann fordertc er von ihr Geld, und
als er ihre Tasche gelcert hatte, verlangte
er das Uebrigc unter Drohungcu, während er
die Frau immer festhielt. Rachdem er seinen
Raub vollenbet, ffieß er die grau in eine Ecke,
daß sie bestnnungslos wurde unb entfcrnte
sich, vhne daß man seiner bis jetzt habhaft

Das große 4-aß gu Heidclberg.

Historische Nopellc von Wilh. Jungmann.

(Fortsetzung.)

Nachdem bcr widerliche Kcrl das Mädchen cine
Zeit lang angeblickt hatte, sprang er vom Bodcn
auf, stellte sich dicht vor sie hin und schrie init heiserer
Stimme:

„Was ist das wieder? Was soll das ewige Wcinen
bedeutcn? Da, gcschwtnd die Augen abgeputzt, die
Guitarre in die Hand genommen und einige Lie-
der probirt! Morgen kommen wir in die Residcnz,
wo viele Offizrerc nnd Musensöhnc sind, Lie hübsche
Madchen gernc fthen und fingen hören, da darf
Dein Auge nicht trübe, Deine Stimme nicht heiftr
nnd belegt ftiir!"

Mit dieftn Wortcn warf ihr der Mcnsch cine Art
Guitarrc in den Schooß und dcutcte ihr mit dcr
Händ an, daß fie dieftlbc crgreifen solle.

DaS Mädchen legte ihre Arbcit weg, schob daS
Jnstrument bei Seitc, erhob sich rasch vom Bodcn
und stand jetzt stolz wie eine Königin vor ihm, in-
dem fie mit einem Blick der tiefsten Verachtung
sagte:

„Jch crkläre Euch nochmals, daß rch nicht mehr
singe, nicht mchr mit Euch in der Welt herum-
ziehen will l.Zch bin nun kein Kinb mehr, das sich
dcm Willcn der Eltern bcugen muß, wenn sie auf
schlcchten oder ünehrenhaften Wcgen wandeln! Dcnn
nunmchr, wo Zhr zu dcm Muflciren und Singen
auch noch daS Stehlcn hinzugefügt habt, habe tch
das Rccht, nrich von Ench loSzusagen und mich von
Euch zu trennen. Thut mich in einen Dienst zu
ordentlrchen Leuten, wenn auch nur als gcringstcn
Dienstboten, und ich wrll Euch stets den großten
Theil meiues LohncS überlaffen, den Ahr sclbst
bei mcincr Herrschaft in Empfang nchmen könnt.
Habt Zhr mir das nicht sclbst schon längst verspro-
chen? Aber ich smge ntcht mchr!"

„WaS willst Du ungerathener Balg?" schrie jctzt
ber Kcrl, indcm er eincn dtckcn Knotcnstock crgriff
und denftlbcn drohend über des Mädchens Haupte
schwang, „Du wiiist Deine Eltern auch noch bc-
schimpfcn unb sie in einem Augenblicke verlasscn,
wo sich ihnen cinc so schöne AuSsicht auf rcichcn
Verdienst in Heidcibcrg darbietct? Zst daS dcr
Dank, daß wir Dich groß gezogen haben? Du sollst,
Du mußt uns nach Heidelberg folgcn, odcr-"

werden konnte. — Auch ein Zvpfabschneider
, hat wieder debütirt. Einem Mädchcn am
Brunnen wnrde bei eingetretener Dunkelhekt
der Kopf gegen die Schaale gestoßen, und alS
sie ans ihrer Betäubung wieder zu flch kam,
lagen ihre beiden Zöpfc zu ihren Füßen, der
Thäter war verschwunden. Es scheint ein
Act der Rache gewesen zu sein. — Seit Be-
ginn dieses Monates haben wir daS schönfie
Frühlingswetter.

Lindau- Uuweit Brezenz, gegen die
baperische Grcnze zu, wird der Bau eiaer
großartigen Kaserne, für mehrere Tausend
Mann berechnet, ausgeführt; die Fundamen-
tirungsarbeitcn sind bereits beendet.

Stuttgart, 4. Febr. Der Beschluß der
Eßlingcr Bersammlung bezüglich der „Reichs-
verfaffung" lautet:

Von oer Ueberzeugung durchdrungen, daß die Forü
dauer der gegenwärligen Zustände von Deuijchland mit
der Ehre, der Biidung und der inaieriellen Wohljahrr
des demscheu Volkes uuvereinbar ist, und daß Deuijch-
land die Stelluug, welche eS unter dsn Völkern einzu-
nehmen berusen ist, seiue außere Unabhängigkeit, jeine
innere Freiheit und die Bedingungen der gedeihlrchen
Enüaicklung seines nationalen LebenS überhaupt nur
erlangen kann, wenn es fftakt der bisherigeu Zersplit-
terung eine Gesamint-Versassung erhäll, welche alle
seine Stämme zu einem auf dem Gruudsatze der
Gleichberechttgung dersclben beruhenden
Bundesstaat vereiuigr, mil eincr starken
Centralgewalt au derSpitze und einerwirk-
samen Vcrtrctung des Volkes imReichspar-
lament;

Jn Erwägung, daß die constimirende deutsche Naiw-
naiversammlung — un Jahre 1848 von allen deutscheu
Rcgierungen und der das Ceniralorgan derselben biwcn-
den Bnndesversammlung ausdrücklich zn dem Zwecke be-
rufen, um zwischen den Regierungen und dem deutscheir
Volke das Verjasjungswerk zu Stande zu drmgen und
hervorgegaugen aus den in sämmilicheu deütschen Bun-
desstaalen unter der Leitung der Regierung vorgenom-
menen Wahle» des deulfchen Volkcs — die von ihr
berathene d-utsche. Reichsvcrsassung unterm W. März
1849 cndgüilig beschlosseu und verkündigl hat;

I» Erwägung, daß diese Verfasimrg zwar nicht in
Wirksamkeit getreten ist, die deuffchen Regierungen viel-
mehr, im Widerspruch mit seierlich gegebenen Zusagen,
den in allcr Jorm ausgehobencn Bundestag wrederher-
gestelll haben, ohne hierzu die Zustimmung des deutschen
Volkes vder auch nur der LandcSvertreiung iu den ein-
zelnen Staaten versassungsmaßig einzuholen;

Jn Erwägung, daß der dadurch bewirkte thatsSch-
liche Zustand au und sür sich den Rechrsbestand
dcr endgüklig zu Slaude gekommene» deutschen Rcichs-
versassung nicht aufheberr kann;

Jn Betracht ferner, daß die Reichsverfasiung vom
28. März 1849 in allen wesentlichen Beziehungen den
Bednrsnissen und den gegebenen historischen und recht-
lichen Verhältnijsen des deutschen VolkeS entspricht, daß
dieselbe insbesondere leinen Theil von Gesammt-Deutjch-
land ausschließt, sondern unter gleichzeiliger näturge-
mäßer Regelung des Verhältnisies dcrjenigen dcuffchcn
Länder, welche mit nichtdeutschcn dasselbe Staatsoder-
haupt haben, alle dentsche Bolksstämme znr bundesstaat-
lichen Einheit verbindet, die Besugnisse der

Hier griff er nach deS Mädchens Arm und war
eben im Begriffe, sre zu mißhandeln, als die Alte
mit cinem Satze sich vonr Boden erhvb, einen glim-
menden Ast aus dem Fcuer riß nnd sich mit dcn
Wortcn auf den Unmenschcn stürzte:

„Zurück! Dn elender Trnnkenbold! Rühre mir
daS MLdchen nicht an, vdcr ich schlagc Tir mit
dresem Fenerbrande den Hirnschädcl ern! Es ift
wahr, wir haben dcm Mädchen vcrsprochen, fie
irgendwo nntcrzubringen, wo sic des herumziehen-
den LebenS cnthoben ist, das sich nun bald nicht
mehr sür fie paßt, abcr jetzt gcht es noch nicht;
erst müffen wir in ctwas befferen Verhältniffcir sein."

Durch dieft Drohnng eingcschüchtert, hatte der
llnhold den Knittel finken lassen und stand jetzt
trotzig aufdenftlben hingebeugt, dic Alte aber hatte
sich nun mit freundlicher Miene zu dem Mädchcn
gewendet, indcm sie mit tröstender Stimme sprach:

„Bcruhigc Dich, mein Täubchen! Licht meiner
Augcn! Kind meines HerzenS! So lange ich bct
Dir bin, soll und darf er Dir nichts thun, dcnn
ich habe Dich groß gezogen und Dich gelehrt, waS
Du jctzt kannst, während cr draußen in dcr Welt
herumzog urch den letzten Kreuzer durchgcbracht
 
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