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Heidelberger Zeitung — 1861 (Januar bis Juni)

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Mai
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N 113


Donnerstag, 16. Mai

JllsertioaSgebührell für die Zspaltiae Petit-
zeile werden mit 2kr., bezw. 3kr. berechnet.

18«1.

Berhandlunqen des deutfchen
Handelstages.

ch* Heidelberg, 14. Mai. Jn der heu-
tigen Sitzung deö deutschen Handelstages
wurde mit der Berathung über die Einrich-
tung des Handelstages fortgefahrcn und rn
diescr Bejiehung weiter beschloffen:

11) Der bleibendc Ausschuß besteht aus
15 Mitgliedern, wovon 9 die beschlußfähige
Zahl bildeu. Der Hanbelstag wählt diesel-
ben in Persvn.

12) Die Einrichtung des Centralbureaus
bleibt den weitkren Beftimmungen des Aus-
schuffeS überlaffen.

13) Die Aufgaben des bleibenden AuSschus«
ses und seiues Centralbureaus stnd:

s. die Beschlüsse der lctzten Plcnarversamm-
lung zu vollziehen und auszufilhren. Die
Art, in welcher solches zu geschehen hat,
bleibt zur wciteren definitivcn Beschlußsaffung
bes Handelstags der Erwägung des Ausschus-
ses anheimgegeben; b. den nächstfolgenden
Zusammentritt des Handelstages und seine
Tagesordnung vorzubereiten; v. in besonders
vringlichen Fällen, jc nach der Lage dcr Sache,
entweder eine außerordentliche Versammlung
LeS HandelStags zu be'rufen, oder unter Vor-
behalt demnächstiger Ratihabition die Jnte-
reffen der Gesammtheit in geeigneter Weise
zu wahrcn; ä. dic aus die nämlichen öffent-
lichen Berkehrsangelegenhelten gerichteten Be-
strebungen verschiedcner Handelsvvrstände zu
vereinigen und zu fvrdern, auch auf etwaige
Anfragen Auskunst zu ertheilen oder zu bc-
schaffen.

11) Die durch den Handelstag und seine
Vertretung erwachsenden gemeinsamen Kosten
werden unter die einzelnen Handelskörper-
schaften, welche demselbcn zugetretcn stnd,
vertheilt. Dabei werden je nach Bedeutung
der vertretenen Plätze füns Claffen unter-
schieden. Die nähere Ausführung dieser Ver-
lheilungsart bleibt dem Ausschuffe überlaffen.
Die Kosten der eigenen Vertretung trägt ein
jeder Handelsvorstand selbst.

ES wurde sodann zu dem zweiten Gegen-
stand der Tagesordnung (Einführung übet-
einstimmenden Maßes und Gcwichts in Deutsch-
land) übergegangen und nach einem längeren,
sehr intereffanten Vorträg dcs Berichterstat-
terö, Hrn. Dr. A. Soetbeer aus Hamburg,
Folgendes einstimmig zum Beschluß erhoben:

1. Die Einführung eines umfaffenden ein-
hcitlichen Maß- und GewichtsPstems in Deutsch-

land macht sich als unabwcisbare Forderung
geltend.

-2. Als Einheit des Längeiimaßes ist bäs
Meter — und zwar das ganze Meter —
anzunehmen, mit decimaler Theilung.

3. Als Grund-Etnhei't der Hohlmäße, sv-
wohk für trockene Dinge, äls äuch für Flüsstg-
keiten, ift däs Li'ter (das Cubik-Lecimeter)
anzunehmen. Als Maß-Einheit für trockene
Dinge ist dcr Hektolitcr, als Scheffel, cinzu-
führen, mit Unterthei'lungen von 50, 10, 5
und 1 Liter. A>s Maß - Efiiheit für Flüsstg-
keiten ist der Hektoliter, als Ohm, einzuführen,
mit Untertheilung iü Liter. Die Untertheilung
des Liter hat durch fortgtseßtt Halbirnng )u
geschehen. Bei Äichung von Gcbinden rc. ist
die Jnhaltgröße durch die Anzahl Liter, welche
ste faffen können, zu brzeichnen.

4. Der beutsche HandclSstand hät dahin zu
wi'rken, daß in sämmtlichen dcutschcn Skaaren
vie Einführung dcö demgemäß aus dem Me-
tcr abzuleitcnden eknhcitll'chen decimalen Maß-
sPstecks für aüe Zwecke des Handelsverkthrs
baldigst stattfinde, wenn auch im Uebrigen die
vollständige Durchführung des metrifchen Maß-
sPstcms, namentlich in Bezug auf Flächenmaße,
längere VorbereitüNgen und UebergängS-Perio-
deu erfordern soüte.

5. Jn dkujenigeil deutschen Staaten, wo das
f. g. metrische Pfund (ä 500 Grämm) bisher
Nvch nicht als Ländesgewicht, beziehungsweise
als Gewl'cht für Ebelmetall, ängenommen wor-
den, ist dassclbc baldigst zur allgemeinen An-
wendung zu bringen, und zwar mit rcin deci-
maler Theilnng.

— 15. Mak. Zn der heutigen Sißung kam
die Münzfrage zur Verhandlung. Zn Kürze
berichteil wir, daß beinähe sämmtli'che an die
Vorcommission gestcstten Anträge — alsö ins-
bcsondere dic Annahme der Drittels-Thalcr
als Rechnungöeinheit, nachdem die gcftelltcn
Amendements im Zntereffc dct Sache zürück-
gezögen wurden — eiühellig angenommen wur-
den. Wir werden in der nächsten Nummer
auf die Berhandlnngen nähcr zurückkommen.

Deutschland.

Karlsrizhe, 13. Mai. CabinetSrath vr. Ullmann
wurde zum ReglerungSrath in Freiburg ernannt.

KarlSruhe, 14. Mai. Dte DtenstauSzeichnung 2. Cl.
für Offictere und Kriegsbeamte wurde an den Rittmetster
Oettinger, Commandant der 1. Gendarmertedtvtfion ver-
liehen; Öberlieutenanf Seyb im Generalstab zum Haupt-
yann 2. Cl. befördert. Oberlteutenant Weitzel von der
Ärttllerte und Lieutenant Grteffelich vom 5. Znfanterie-
regtment wurden, Ersterer unter Enthebung vdn der Func-
tton eineS VorstandeS der MunittonSanstalten, in den Ge-

neralstab versetzt. Lieutenant Holtz vom Arttllerieregiment
wtrd zur ZeughauSdirectton befehligt und ihm dte Functton
eineS VorstandeS der MunitionSanstalten übertragen.

/h-sh Karlsruhe, 11. Mai. Ein Corre-
spondent „aus Baden" im heutigen „Karlsr.
Anz." verlangt allen Ernstes, daß anstatt ei-
nes Mannes wic Zeller ein Gelehrter von
anderer Richtung, d. h. wohl ein Ultramon-
tgncr von möglichst reinem Waffcr auf den
philofophischen Lehrstuhl der Karl-Ruprechts-
Universttät berufcn und daß cin Träger dcr
gleichen Farbc als Professor der Geschichte
dasclbst angestellt wcrde, da jetzt <n beiden
Fächern durch die HH. v. Reichlin-Meldegg
und Häusser die ertrcmste protestantische Rich-
tung vertreten, die Universttät Heidelberg abcr,
weil aus Mangel an eigenen Fonds aus den
Steuern der zu zwei Drittel» katholischen
Staatsbürger Badens unterhalten, als pari-
tätisch zu betrachlen sei. Mit dem paritätl-
schen Character einer Hochschule die Noth-
wendigkeit der Berufung ertrem clerikaler
Lchrkräfte motiviren zu wollen, ist ein Vor-
nchmen, dem zum mindesten das Verdienst der
Neuhel't nicht abgesprochen werdcn kann, wel-
ches dagegen die Argumentation von den ka-
tholischen zwei Dritteln kei'neswegs für stch
hat. Diese Redensart ist ein so beliebtes
Steckenpferd dcs badischen Ultramontanismus,
daß es Ei'liem ordentlich mitleibig zu Sinnc
wird, wenn man sich vorstellt, wieviel wehr-
löses, unschuldiges Druckpapier stch noch fcr-
ner zur Vcrvielfältlgung diescs abgedroschenen
Unsinnes wird hergeben müffen. Wie ein kin-
disches Versteckenspiel gemahnt Einen die ewi'ge
Wiederkehr diefer verstecklen petitio prinoipü,
wodürch bie Eigenschast eines katholischen
Staätsbürgcrs mit ultramontaner Gesinnung
idcntificirt werdcn soll. Viellcl'cht etstaunte
der Correspondent des ,-Karlsr. Anz." selbst,
wenn rr die Erfahrung zu machen hätte, wie
viel katholische Stimmen unter diescn vielgc-
nannten zwei Dritteln sich dafür erheben wür-
den, daß etwa die HH. Buß und Gfrörer oder
sonstige Gestnnungsverwandte von weiland
Lasaulr, Gfrörer und Consorten nach Heidel-
berg berufen werden möchten.

-? Vom Neckar, 13. Mai. Durch die
von Ritter v. Schmerling angekündigten neue»
Gesetzesvorlagen, welche mit eincm so groß-
artigen Maßstabe und umfaffender Tragweite
in alle Zweigc der «Staatsverwaltung eingrei-
fen, hat Desterreich einen weitern, großcn
Schritt auf der Bahn des wahrhaft constitu-
tionellen Fortschrittes vorwärts gethan, Da
nun auch wahrfcheinlich im Laufe dieser Woche

Die Hcirathscandidaten.

RvveUe von Wilhelm Jungmann.

(Kortsetzung).

„Gebe Gott, daß Dir das AllcS recht wohl ge-
lingen möge, mein lieber Adolf!" sprach Brenner
mit sichtlicher Bcklommenheit, nicht etwa, weil er
an dcr Geschicklichkeit und dcm guten Willen dcs
Freundes zweifelte, wohl aber, daß gar manches
an dcm Eigensinn und den Launen seiner künftigen
Gattin scheitcrn möchte; dann aber fuhr er heiterer
fort: „Zktzt komme mit zu meincr Hclene, damit
auch sie erfahrc, wclches Glück Dir bevorsteht." Als
sie abcr bald darauf in Brenner's Wohnung ein-
getreten waren, um ihr diesc Kunde zu bringcn,
war sic schon von allem unterrichtct, denn sie hatte
es aus Mathildcn'S eignem Munde erfahren, und
mit ihr schon manches besprochen, «ie es mit ihrer
künftigen Einrichtung gehalten werden sollte. Ma-
thilden's Vater sollte cine Wohnung im zweiten
Stock seines Hauses beziehen, ihr-abdr der ganze
unter« Raum für Wohnung, Werkstatt und dcr-
gleichen eingeraumt wcrden. Ja Mathilde schien
dic Sache mit solchcr Eile zu betreiben, daß sic

Helene schon für den folgenden Tag eingeladen
hatte, mit ihr einige Läden und Möbelmagazinc
zu bcsuchen, um das für ihre künftige Einrichtung
noch Erforderlichc auSzuwählen.

Wie nun dergleichen Angelcgenheiten stets eine
rasche Vcrbreitung fiüden und wie ein Lauffcuer
von Haus zu Haus getragen wcrden, so war es
auch dicsmal der Fall. Belobend und tadelnd wurde
in allen Familien in Langem und Breitem darüber
gesprochen, und ganz besonders ficlen ihre beiden
ehemaligcn Anbeter über dieselbc her, dcnn nun-
mehr ließen fie cS sich nicht mehr nehmen, daß Bren-
ner und Dimmler den Bries. geschrieben hatten, ob-
gleich sie niemals Gewißheit darübpr erhalten haben.

Mickler war nicht in die Fremde gegangcn. Als
sich sein Zorn gelegt und einer ruhigen Bctrachtung
der Verhältniffe Platz gemacht, hatte cr sich wjcder
mit scinem Vater ansgesöhnt, war Meister gewor-
den und, wenn nicht alleS trog, auch Bräutigam,
denn man sah ihn oft am Arin? eines Mädchens
aus der Umgegend, die bei Verwandten in der Stadk
wohntc. Eben so war Heimberg nicht zurückgeblte-
bcn, denn bcide wollten Mathilden beweiscn, daß
ihncn, auch ohne fie, der Ehestandshimmel nicht

verschloffcn sei, und betrieben die Vorbereitungen
dazu fast eben so rasch wie diese, um so schnell als
mögltch zum Ziele zu gelangen.

War es nun gleich »on jeher schön und freund-
lich in Mathilden's Wohnung, so hatte sie doch jktzt
alles aufgeboten, dieselbe zu einem recht behaglichen
Asyl umzuschaffen, nur wurde letdcr das Atelter
oder dic Werkstatt ihres zukünftigen Gatten- gerade
derjenige Orfi wo er durch Arbeit für die Bedürf-
ntffc seiner einstigen Familie zu sorgenberufen war,
in ein finsteres, feuchteS Hinterzimmer verwicsen,
um ja dic Harmonie der übrigen Einrichtung nicht
zu stören.

So unangenehm dtese Einrichtung nun auch Adols
berührte, so mochtc cr doch nicht jetzt schon eitten
Einwand dagegen erhcben, in dcr festen lleberzeu-
gung, daß fich spätcr noch gar »ieles daran verän-
dern laffe. Als nun abcr die Muttcr und der Bru-
der untergebracht «aren, da siedclte auch er mtt
seine» Drch- und Hobelbänken, mit seinen Metseln
und Hämmern in die neue Werkstatt über, «eil am
andern Tagc dic Trauung vollzogen und mit einem
glänzenden HochzeitSfeste geschloffm «erden solltc.

Zm hochzeitlichen Anzug, auf's herrlichfte ge-
 
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