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Heidelberger Zeitung — 1861 (Januar bis Juni)

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Juni
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M; 138.


Samstag, 13. Zuai

Zj- Schleswig-Holstein u Louenburg.

Eine der viele» für unscr dentsches Gc-
sainmtintereffe so wichtigen Fundamelitalfraqen,
welche noch unerledigt ihrer Lösung entgcgen-
sehen, in kiner Zeit der Crisis abcr um sv
drohender sich ansammeln werden, ist nebst
andern in erster Rcihe unstreitig die schles-
wig-holstein'sche Angelegenheit leidigen Ange-
denkens. Da dieselbe sich nicht in alle Ewig-
keit durch endlosc diplomatische Verhanvlungcn
verschleppen lassen, vielmehr wahrscheinlich bald
wieder im Bereiche der äußern Thatsachen sich
geltcnd machen wird, so wollen wir dieser
hochwichtigen Sache vom geschichtlichen und
politischcn Standpuncte auS eine summarische
Bcleuchtung in den Spalten unseres Blattes
widmen.

Das historischc Recht der bciden Herzog-
thümer Hvlstein und Schleswig an den nörd-
lichen Grenzmarken unseres dcutschen Vater-
landcs läßt sich in seincm Resultate dahin
feststeüen:

Nach Herkommen und festen Verträgen wa-
ren diese beide» Landestheile uuabhängig von
Dänemark; Beide hatten ihre eigenen Nechtc,
ihre eigene Verwaliung seit Jahrhuurerten,
waren nur zufällig durch die Persvn ihres
Herzogs, der zugleich dänischer König ist, an
Dänemark geknüpsl und waren mit diesem
Staate nur auf vorübergehende Zeit, unter
sich selbst aber für immer verbunden. Weder
die dänische Verfafsung, noch die dänische Erb-
solge hatte für diesc beiden Herzogthümer
irgend eine Geltung; in Schleswig-Holstein
kann nicht die weibliche Nachfolge einireten,
wie in Dänemark; Schleswig-Holstein wird,
wenn der Mannesstamm auf dem dänischen
Thronc erlöscht, unzertrennlich verbunden an
die männliche Verwanbischast des öldenburgi-
schen Hauses, zunächst die Herzoge von Au-
gustenburg übergehcn. Schlewig-Holstein gali
jvmii für Ein Ganzcs; mit Däncmark hatle
es weder Verfaffuug noch'Verwaltung, weder
Abstammung noch Sprache gemein. (Zn Be-
zug auf'dieses lctztere Merkmal herrscht eine
kleine Ausnahme in dem nördlichsten Theile
Schleswigs..) Daffelbc gilt auch von dem
benachbarteu Herzoglhum Lauenburg, welches
ebenso wie Holstein ein integrirender Theil
dcs dcutschen Bundes ist. Auch hicr kanu
von einer Verschmelzung mit der dänischen
Monarchie nicht enisernt eine Rede sei.

Trotzdem hat es Dänemark gewagt, diese
alten, wohlverbürgten Rcchte anzugretsen, den-
noch suchte es in früherer unb spätcrcr Zeii

Schleswig-Holstein und Lauenburg für alle
Zukunfi mit sich völlig zu vereinen und diese
Lande ihrem deutschen Vaierlande mii Gewalt
und List zu cnifremden. Schvn seii lange hat
man von dänischer Seiie Vieles versuchi, die-
ser Bcgierde zu genügen; man hai in diesen
dcutschen Landen so verfahrcn, als wcnn sie
dänische Provinzen wären. Gegcn das Her-
kommen und gegen beschworene Veriräge hat
man die deutsche Sprache in Schleswig durch
die dänische zn verdrängen gesucht und allent-
halben durch zahllose, gewaltsame Uebergriffe
die Eigcnthüinlichkeit des deutschen Namens
verletzl und mißhandell. Die schleswig-hol-
steiu'schen Finanzeu wurdcn mit den dänischeu
vermischt und gegen die Verirägc Heer unb
Floite dieser Länder mit dem dänischen Kriegs-
wesen in Eins verschmolzen. Dänische Far-
ben und Fahnen mußie dort das Volk crtra-
gen, währenddem seine eigenen deutschcn Far-
ben verboien sind.

Alle diese und vielc andere Uebergriffe Dä-
nemarks fanoen Siaii, sowohl vor dem Aus-
bruche der Crisis und des Kampfes vom Jahr
1848, als auch nachher, d. h. scii 1850, als
die von dcr Diplomaüc im Siicbe gelagenen
Herzogthümer bei Zbstedi der dänischen Ucber-
macht unterlegen waren und Dänemark somii
um so eher frcie Hand hatte, zu schalien und
zu walien, wic es wollie. Als nun bei dcm
hierauf crfolgenden Friedensschluffe die rechi-
lichcn Zustäude HolsteinS durch Uebereinkom-
men mit den andern betheiligten Mächten theils
defiuitiv, lheils provisorisch einigermaßen, wenn
auch sehr ungeuügend, festgcfteUt wurden, und
Dänemark selbst hinsichtlich ber reKtlichcn An-
sprüchc SchleswigS einige minder bedcutende
Garantien übernchmen mußle, so kümmerle es
sich doch wenig um Licse Zufagen und führte
im Ganzen die vorhin geschilderte Mißregie-
rung nach Gutdünken fort. Es konntc in
solcher Weisc selbst bei den andcrn betheiligten
Mächten, insbesondere bei Preußen, allmäylig
eine gewiffc Mißstimmung nicht ausbleibcn.
Hiezu kam, daß dcr iuneie passive Wiberstanb
der dcuischcn Bevölkerung gegen die nun wie-
der ein vvlles Zahrzehnt forlgesetzke Ausbeu-
tung und Mißhandlung von Seiten der Dä-
nen so zähe und unüberwindlich war, daß end-
lich sogar ber Bunbestag die holstein'sche Frage
nicht als erledigk belrachtcn konnte. Nicht
wcnig trug hiczu auch die seit den Zahren
1858/59 in Deutschland wieder etwas freiere
politische nationale Strömung bei, deren Ein-
fluß, wenigstens eine Zeit lang, sich Preußen und
jelbst der Bundestag nicht ganz cntziehcn mochte.

Die Sirnen als Lnndrsgrnossrn.

ES war im Zahr 1626. Dic Schlacht am weißcn
Berge hatte der lurzcn Herrtichkcit deS zum Kvnig
von Böhmen erwählten Kurfürslen von der Pfalz
ein schnellcs Endc gebracht, dcr Kaifcr hatte ihn
in dic Acht crklärt und die Ausführung derselben
dcm Herzog von Bahern und der Krone Spanien
übcrtragcn, in Folge dcffcn spaisische Truppen untcr
Spinola und Baycrn unter Graf TiUh in die Pfalz
einrücktcn und ein Schreckcnsrcgimcnt sondcr Glci-
chen mit sich brachtcn. Die Lcibcn des armen gc-
plagten Volkes waren zu cincr Höhe gesticgcn, wo
einc Steigcrung sast nicht möglich schicn, als sich
die Nachricht vcrbreitete, daß dcr aus Böhmcn vcr-
triebenc GrafMansfcld sich crboten habe, dtc wil-
den Schaarcn dcr Liga aus dcr Pfalz wieder zu
»ertreiben und glcichzeitig auch dcr Markgraf von
Durlach-Baden cin Hl r.rüste, um Mansfcld tn
scinem Beginncn zu untcr,rützen. Wirklich crrcichte
diese Combination ihrcn Zwcck, bic Spanicr und
Bayern, zur Zcit ohne Aussicht auf Zuzug, wand-
ten dem ausgcsogcnen und auögeplündcrtcn Lande
dcn Rücken und die Mansfelder zogen etn. Doch

bald solltcn die Pfälzcr die Erfahrung machcn, daß
sich nur der Name Blutsaugcr geändcrt habe, denn
die Schaarcn deö Grascn von Mansfeld verfuhrcn
nicht säuberlicher mit dcm Gute und Leben der Be-
wohncr dcs Landes, obglcich sie als Freundc ihrcö
Fürsten und Bcsrcier des Landcs sich angckündigt
hattcn. Zn dcm kleinen Städtchen Erbach, dem
Hauptort der gleichnamigen, reichsunmittelbarcn
Grajschaft, vernahmcn die Bcwohner dtc Kunde
von dcn Gcwaltthätigkeiten, dcnen sich auch die
mansfcldischen Truppcn hingabcn, mit um so grö-
ßerem Entsetzcn, als sie zugleich hörten, daß auch
ihncn cin solchcr Besuch bcvorstehc. Bishcr hatte
das Städtchcn nämlich seine fern vom KricgSthcater
bcfindliche Lagc und zugleich der Einsiuß ihres Gra-
fen am kaiscrlichcn Hoflager in Wicn vor cincm
Besuche Ler Erecutionstruppen bcwahrt. Dies sollte
jctzt anders werden. Die Bürgcr der Stadt be-
ricthen sich dahcr, was unter solchcn Umständen zu
thun sei und kamcn cndlich zu dem Beschluß, der
zu crwartcnden Einquartierung zwar Allcs bereit-
willig zu gewähren, was sie zu fordern berechtigt
sei, aber jedcr Gewaltthat sich wo möglich mit allcr
Gewalt zu wtdersetzen, denn, meinten sie, «enn die

Znsertioasgebührea für die Zspaltige Petit- -M
zeile werden mit 2 kr., bezw. 3 kr. verechnet.

Seit diescr Zeit stellen dicse daher fortge-
setzte Bcgehrcn an Däncmark auf endliche vcr-
faffungsmäßige Einrichtungen in Holstein und
Lauenburg (bekanntlich deutsche Bundcsländer),
durch welche diese Herzogthümcr in ihrer Sclbst-
ständigkcit und gege» die Unterdrüekung durch
den dänischen Gesamintstaat geschützt wcrden
sollen. — Jnsbesondere ist in dieser Beziehung
der Bundesbeschluß vom 8. Mai 1860 hervvr-
zuheben. Preußen machte sogar cinmal, ent-
sprcchend dem Verlangen sciner Volksvertre-
tung, einen kaum crwarteten kühnen Anlauf,
Däncmark an ei» anderes Vcrhalten in Schles-
wig auf den Grund ber VcreinbarungeN ii>
den Jahren 1851 und 1852 zu erinnern. Doch'
sind diese Versuche, Dänemark in der eincn,
wie iu der anderu Richtung zu einer Nach-
giebigkeit zu bewegen, immer noch fehlgeschla-
gen. Sclbst die Drohung des Bundestags
mit Erecution im Fallc einer fortdauerndcn
Widerspänstigkcit hat bis jetzt keinen Erfolg
gehabt, indem jene sich brüstende Kleinmacht
(an größere Hclfer und Beistänve gelehnt)
einem in cntschiedener Form gesaßten Ausinnen
zwar keinen birccten Wiberstand mehr ent-
gegensetzt, aber in einer schlauen, lavirendcn,
nur scheinbär nachgiebigen Weise ber halbauf-
gehobenen Hand ihrer Gegner, auf deren forl-
währende nachdruckslose Mattigkeil sie rechnet,
stets glatt wie ein Aal zu entgleiten weiß.

(Schloß solgt.)

Deutschland.

KarLSruhe, 13. Zuni. Ordensverlcthung an ÜL,-.
Olaver^, eommis prmeipaie au Moistere äes at-
Lsires etranKeres zu Paris, das Rittcrkreuz deS OrdenS
vom Zähringcr Löwen. — Ertaubntß zur Auuahme cines
fremden Ordens: dem Hofrath und Profegor Vr. Bunfen
in Hetdelberg für den ihm vom Kaiscr von Rußland ver-
ltehenen Ht.-StaniSlaus-Orden zweiter Claffe.

Dienstnachrtchyn: Amtsrevisor Ä iefer tüObttkirch wurde
astf daö Amtsrevisorat-Lörrach versetzt; dem provifortschcn
Oberzollinspector Lepique tn Randegg wurde diese Stelle
dcfinitiv übertragcn; Profeffor Dr. Schell in Marburg
wurde zum Proftffor der Mathcmatik an der Polytechni-
schen Schule ernannt, dcn Privatdocevten der Lheologie
an der Universität Hetdelberg, Liccntiat Heinrich Holtz'
mann und Ltcentiat Eduard Richm, der Charakter alS
außerordentliche Profefforen verltehen; dem Pfarrer Anton
Jenger zu Bamlach wurde der Charakter als Geistltcher
Rath ertheilt.

Diensterledtgung: Dte Oberetnnehmerei Emmendtngen.

Lodesfälle: Äm 24. März d. I. der pensionirte Ober-
Hofgerichts-Erpedtlor Schüßlcrin Manuheim; am 4. April
d.Z. der pcosionirte Amtmann Christ Ln Hetdclberg; am
19. Aprtl d. I. der pcnsionirte Stadtschreiber Hack tn
Mosbach; am 23. v. M. der pensiontrte Geh. Hofrath
I)r. Baur in KarlSruhe; im Mat d. Z. der großherzogl.
Consul Eduard Weeber v. TreuenfelS tn Äntwerpen;
am 3. d. M. der Ohcrstlieutenant Karl v. Sekderreck
vom Armeecorps bahier.

Gcduldige» und Frommcn die Soldatesca zu kti-
nem Mitleid bcwogeu hätten, so könne viellcicht
eiuc encrgische Haltung auch zu kcinem größern
llebel führe». Die Grafcn von Erbach bcstätigten
fie in diescm Entschluffe, nahmeri' bereitwillig dte
besten Schätzc dcr Bürger tn ihr festeS Schloß, und
verfprachen ihncn im Nvthfall möglichste Unter-
ftützung. Noch in dcrselben Nacht, ivo dreser Be-
schtuß »on der Bürgerschast gefaßt worden war,
näherte sich ein FLhntein mansfcldtfcher Reiterdm
bererts geschloffenen Thoren der Stadt und begchr-
ten Einlaß. Es wurde ihncn abgeschlagen uno für
den folgenden Morgen versprochcn, für dcn der
Oberft der ganzcn sür das Städtchen bcstimmten
Truppenabtheilung angemcldct war. Schon dieser
Bcscheid ergrimmtc den Rittmcister Rößler, derdic
Rcitcrschaar bcfehlrgtc, und er nahm sich vor, wenn
irgcnd möglich, sein Müthchen an dcn Bürgcrn zu
kühlcn. Zu seincm Quartier wählte er das Haus
cines wohlhabcndcn Bierbrauers List, von dem er
i« Erfahrung gebracht hattc, daß er eine schöne
Enkelin und cincn wohlgcpflegten Weinkeller habe,
zwci Dingc, dic erZür scin Wohlsein als unerläßlich
hielt. Doch »nch Äst hatte v»n dm Liehlingslastern
 
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