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Heidelberger Zeitung — 1861 (Januar bis Juni)

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Mai
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KarlSruhe, 8. Mäi. DaS'heute erschienene Regie-
nnrgsblatt Rr. 23. enMlt:

I. Umnitteware allerhöchste Entschltesiungen Sr. Königl.
Hoheit bes Großherzogs. 1) Medatllenvcrlechung.
Se. Köntgl. Hoheit ber Großherzog haven Sich uuter
Lem 2?. v. M. gnädigst beprogen gesundcn, dem Höf-
theaterportier Necs die kletne -gotdene Civil - Berdienst-
medaille zu verlcihen. 2) Erlaudniß zur Annahme eintr
sremden Mcdatlle. Se. Königl. Hoheit der Großcherzog
haden Stch unter dcm 2. d. M. gnadigst dewogen gesun-
den, dem penstontrten HauShösmetiter weiland Zhrer Ääts.
Hohett der Eroßherzogur Stephante, Gottfrieb Richard tu
Mannhetm, dte untcrthäntgsl nachgesuchle Erlaubniß M
erthetlen, dte ihm von Sr. Hoheit dem Kürsten vön Hohen-
zollern - Stgmartngen verliehene, dem sürstl. hohenzollern-
schen Haus - Orden affilitrte goldene Ehrcnmedaille anzü-
nehmcn und zu trägen. 3) Dienstttachrtchten. Außer den
schon mttgelhetlten nokh -solgende r Se. 'Äönigl. Höhcit der
Großherzog haben unler dcm 30. v. M. gnädtgst gr-
ruht, dcn disherigen L.chrer an der GarntsonSschule dahter,
Obertehrer Hansult , urtter Änerkeunüng seines treuen und
ersprteßlichen 55jährtgen WirkenS än oieftr Schuke, tn Pen
Ruhestand zu verschen. Se. 'Rönigl. Hohett Ler Gro'ß-
herzog haben Sich unter dem 3. d. M. allMnädsgjt be-
wogen gesundcn: dcm Attache bet der Ge'sanbtschaft zu
Berlin, Gustav Lohlen-HaUbach, den Titel etnes Lega-
rionsseerctärs zu verleihkn; vie etlrdtgte ÄezirksÜäuinspcc-
tion Konslanz dcm Le^irksbauiuspcctor« Leouhard daseldst,
untcr glcichzcitiger Lclaffung deffelbcn tn seiner Eigcyschäst
als Lorstanb der Eisenbahn-Hochbau-Anspcction Konstanz,
zu übertragen; dcm Ladarzte sür Rothenftls, präkttschen
Arzte Älerander Scheüt Gaggcnäu, die Stäätsdien^r»
Eigenschajt zu verlcihen. — Dem von dcm Freihervn
v. Schauenbvrg zu Gaisbach als Pfarrer aus dje kathol.
Psarrci Urloffen präsentirten Prtcstcr Wllhclm Wcis, bis-
hcr Psärrverweser zu Lehl, tst die kirchliche Znstituliön
erthettt worben'

II. Aersügungen und Bekanntmachungen der Mtntsterleu.
1) Bekannlmachung deS grcßh. MinisteriumS des Znnern:
Die Apothckerliceuz des Heinrich Cucuet von Lahr bctr.
2^) Verorbnung des großh. Finanzministeüüms: Die Ver-
absolgung dcr Penfioncn in das Ausläffd bdlWend^ Dar-
nach haben Se. Köntgl. Hohett der Großherzog uach
höchster Verfügung aus großh. Staatsministerium vom
23« v. M. gnädtgst zu bcschließen geruht, daß die in der
BekaNntmachung Les dieffeittgen Ministeriums vom 22. Aug.
1820 eröffnere Bestimmung, wornäch kein Penffonär bcfügl
ist, ohne höchste Erlaübniß setnen Wohnsitz vom Znland
in das Ausland zu verlcgen, auch künstlg in lÄeltung
bletbe; daß aber Zedem, dcr dtcse Erlaubniß erhäll, der
abzugsfreie Bczug setner Pension tn's Auslänb unter der
Bertngung zu gestatten sei, daß er an dem Sitze der zur
Pensionözahlnng angewiesenen Kasse einen Bevollmächtiglen
zur Empfangnahme und Q.uttttrung setner Pension auf-
stellt.

tll. Diensterledigungen. Dte Obereinnehmeret Mattn-
heim. Dte katholische Pfarrei Ftschbach, DekanatS Tri-
bcrg, ift erlcdigt. Deren Eintommen «rträAt 729 fi.
38 kr., der künfttge Pfründeinhaber hat zur Pension des
rcilgntrten Pfarrers Franz Zoseph Fischcr jährlich 100 fi.
beizuträgen. Dte Bewerber um dtese Pfarret haben thde
Gesuche, mit den erforderlichen Zeugntffm belegt, dem Pä-
tron diescr Psarrei, Hrn. Marimilian Frhrn. Roth von
Schreckenstein, großh. badtschem Geh. Rath und Hofmar-
schall tn Mannheim, binnen 6 Wochcn vörzulegen.

IV. TodessäUe. Gestorben sinv: Am 18. v. M. der
kathölische Pfärrer Nikolaus Kittdler in Herrtschried; am I
21. v. M. Leztrkssörster Seysrted tn Zeü tm Wieftnthyl ; j

am 21. v. M. der katholtsche Pfarrer und Beztrksschul-
vtfitator 'Jgnäz Klenker in Neustadt; am 23. v. M. Hof-
gerichtsädbökät Jöhättn Büchle zu 'FretÜttrg; äm W. v. M.
AmtSrevtsor Schmalholz tn Wolfach.

Kar1sr«he, 7. Maü ZJ. DD. vic Pxin-
zrssin Elsse und ber seit eiNlgen Dage« Hier
anweftnv gewesenc Prinz Emil von Fnrstcn-
berg haben sich hcute Nachiinttug nach Berlin
begeben. Leidrr ift em hvchst traurigkß Er-
eigniß, welcheß in miftrm Lvnde bft innigste
Thcilnahme erregen wird, die Ursache diöser
schftuiligc» Abreift, namlich drr heute ftüh in
Beriin ersolgte Tod I. D. der Frau Fürstin
Elisabcth vou Fürstenberg, Gemahlin
Sr. D. >des regikienden Fürstcn Karl Egon,
geborenc Prinzesstn von Reuß-Grciz. Die
Hochselige iwar geboren dcn 23. März 4824,
starb also nach laum zitrüchgelegiem 37. Le-
benssahvr.

Karlsvuche, 9. Mai. Wegen Ablebcns
Zhrer Durchlaucht ker Fran Fürstin Elisabeth
Henriette zu Fürstenberg, geborne Prinzessin
Neuß-Grciz, wird von heute an auf 14 Tage
Hoftrauer angelcgt.

Heidclberg. Die Vorkommission beschloß,
als Versammlung des zweiten dcutschcn Han-
delslags die Stadt Leipzig, und als Sitz des
ständigen Ausschuffcs die Stadt Berlin vor-
züschlagen. AuHcrdcm hat sich die Kommission
in cingehender Weift mit dem deutschen Maß-
wesea hcschäftigt, wobei auf Berichterstaituug
Svetbeer's aus Hamburg der Metcr als
Einheit des Längenmaßes und der Lilcr als
Gruiideinheit für Hohlmaße angenommen
wurde.

Heidelberg, 4. Mai. Das „Bad. Ceu-
tialblaii" g'ibt, abweichenv neucreu Be-
haüptungen baperischcr BlcrHr," Auskunft
über die Hinderniffc, wekche badischerftits dcm
gcwünschtcn Ergebniß der Unterhandlungen
über Heiadfttznng der Mal'nzölle entgegen-
stcheii. Baden beharrt demnach auf der von
ihm gesteütcn Bedingung, daß Bapern ben
Anschlüß der Ladischen Ödenwalvbahn an die
baprrischen Bahnbn lii Würzburg gestatic.
UebtrdirS wird Baden vvr Gewährung dieser
Bedingung auch die Erbauung ciner steheti-
d«n Rheindrückc bei Mannheim nicht gestatten.

Mannheim, S. Mai. Zn der gestrigen
Litzung dcs Handelsvereins wurden als Ab-
geordnete zu dcm in Heidelberg tagenden
crsten deutschen Handclstag gewählt: bic
Herren Ed. Moll, Wilh. Kopfer und Wilh.
Kvster.

Boxbcrg, 6. Mai. So eben ergab dft
im 14. Wahlbezirk Borberg - Wertheim von
Dekan Baper aus Hohenstadt vorgenommene

JnsertionSgebühren sur die -dspalüge Petit-

'zeüe werden mit 2 kr., bezw. 3 kr. berechnet.

^-s. r ' l-—

Wahl eiurS geistlichen Mitgliedes zur Gene-
ralspnvde: Kirchenraths - Affeffor Doll von
Karlsxiche uüt 11 Stimmen gegen Stadtpsar-
rer Zimmermann v°n ckarlsruhe mit 10 Slim-
men und des Ersatzmannes Spitalpfarrer
Maurer von Wertheim mit 12 Srimmen ge-
gen Dekan Häuffer zu Legelshurst mii 9 Stim-
men. Da aber der Ersatzmann Nicht anneh-
wen ivill und zwar 1) wegen Gesundheits-
rückstchten und 2) wegen seiner Stellung zu
seiner schule (Lpceum), sv ist man sosort zu
eincr weitern Waht geschriiten, infoftrn dirft
Erktärung höheren Orts angenvmmen werden
wird, welche zum Wciteren ats Ersotzmann
ergeben hat: Stadtpsarrer Roth vvn Karls-
ruhe.

Bachen, 7. Mai. Heute fand die Wahl
des geistiichcn Abgeorbneten der Diöccsr Mos-
dach-Adelsheim statt. Gewählt: Deran Rie-
ger von Abelshcim; Ersatzmana Oberkirchen-
raih Mühlhäuser in Karleruhe.

Krotziaqen, 7. Mai. (Fr. Z.) Bei der
heute hier stattgehabten Wahl eines gnstlichen
Abgeordneten zur bevorstehenden «vangelischen
Generalspnode ist für tea zweitril Wahlbezftk
— Dlöccscn Müllheim und Frciburg — znm
Abgeordneten Hr. Psarrer Asmus von Ober-
eggene» mit 19 von 29 Stimmen erwählt
worden. Die Wahl des Ersatzmannes war
Mittags 11^/. Uhr, beim Abgang »rr Post,
noch nicht becndigt.

AuS der Pfalz, 3. Mai. In der gestri-
gen Dircclivnssitzuug des Heidelberg-Weinhci-
mcr KreiSvereins wurdc beschlvffen, an großh.
Mlinsterium dcs Hanbels die Bitte zu stellen:
„veu landwirthschaftlichkii Gcsamuitausschuß in
Anbetracht der wirthschastlichen Verhältaiffe
noch im Laufe dieses Monals einberufen zu
wvllcn." Für denHcivelberg-Wcinheimer Krcis-
verein stnv bercit« die Ausschußmitglftbcr in
den Herren Frhr. von Babo sür Wftnheim
und Lr. G. Herih sür Heidelberg, sv wic
dcren Ersatzmauner grhr. Carl v. Gölrr und
Psarrer Allmang tn der lctztcn. Genoralver-
sammlung gewahlt, und weroen vieselben, ih-
rem in dcm schon früher erschie«ene« Evmmis-
stonSberichte niedergelegten Programme gerreu
(welches die nochmatige Zustimmung der
ganzen Versammlung erhieit). für die bort
angesührie organische Glieberung eines
fceien selbstlhaligen Bereinslebens dei bcr
demiiächstigen Aüsschußversamuilung bas Wvrt
führc». Zn glkichem Sinnc sollen dem Ver-
nehmen nach sämmkliche Bezftksvereiur des
Unterrheinkreises stimmen, uuv würden sich
die Lanbwirihe dicses Kreises dnrch Anstrebuog

Die Heirathsrandidatrll.

Nooette von Wilhelm Jungmann.

(Fortsctzung).

5.

Zn ihrem nctten Zimmer saß Mathitde am offenen
Fenster Nnd sog mit Wollust dcn Duft der würzi-
gen Blumen ein, die dasftlbe schmückten, als die
Thüre sich öffncte, ein klcineö, ihr unbekannteö
Mädchcn hercintrat, ihr etnen Brief überreichte und
sich schnell wieder entfcrnte, ehc sic Zeit gewann. zu
fragen, woher ep kommc.

Sorgfälttg betrachtcte Mathildc diesen Bricf von
allen Sciten. Handschrift und Sicgel waren ihr
gänzlich unbckannt, und lange zögcrte sie, dcnftlben
zu öffnen. Als es aber doch gcschcheü und sic die
Unterschrift erblickt hattc, da übcrstog Zorncsröthc
thr Angesicht und sicherlich wäre er zerriffen «or-
den, hätte nicht die wcibliche Ncugierde gesiegt und
ihr zugeraunt; denftlben boch vorher zu lcftn. Dcr
Brtcf kam von einem ihrer Anbeter, dcm jungen
Blecharbciter und lautete in schlechtcm Deutsch und
vollcr orthographischer Fehler ungefähr folgcnder-
maßen: „Daß fie «ahrschetnlich schon längft bemerkt

habcn «erbe, daß er sie gern fthe und keinen höhercn
Wunsch kenne, als fie zur Frau zu bekommcn. Nun
dürfc sie aber durchauS nicht glauben, daß er sie
ihres Geldcs wegcn heirathen wollc, das brauche
cr nicht. Er wcrde iii etnigen Tagen Meister wer-
den, sich cin cigcncs Geschäft gründcn, und da könne
sic sich gerade so hineinfthen und da schaltcn und
«alten, wic cs ihr belicbe. Freilich habe er auch
recht wohl bemerkt, daß sein Freund Hcimberg gleiche
Absichten auf ihre Hand hege, allein sic werde sich
doch wohl nicht bei ihren sonst so hohen Ansprüchen
entschließen könncn, eincn Schneider zu heirathen,
und noch dazn eincn, dcm es nur um ihr Gcld zu
thun fti, uin damitftine Schulden zu bezahlen, und
wcnn allcs darauf gegangcn fti, könnesic wohl auch
das Vcrgnügen haben, nnt an dem Geschäftc von
Morgens bis in die Nacht hinein helfen zu müffen,
wcnn nämlich Arbeit »orhanden wäre. Bei ihm
brauche sie das alles »icht; cr habc ein gutes, ein-
trägliches Geschäft, wo sie höchstens dic Haushal-
tung zn führen brauche. Diefts allcs tnogc sie recht
wohl bcdenken, vorzüglich aber auch: daß cr denn
doch etne ganz andere Persönltchkcit besitze, als dicftr
. bumme Schneider, der »iellcicht nichts «eiter zum

Eigenthum habe, alS feincn Fingerhut UNd Bngel-
riftn. llnter solchrn Umstände» glaube er sich den
bestcn Hvffnüngen hingeben zu dürfcn, da fa auch
sie immer weiter tn den Zahren vorrücke nNd stch
ihr vielleicht nicht s» bald wieder eiNe GclcgcNhktt
biete, sich so vorthcilhaft zu verheirathen."

Zedes anderc MLdchcn hätte über dic Albernheit
einks solchen Briefes herzlich gelacht und dcmftlbcn,
ais dic Erfindung eineS müßigen Kopfcs, keine
weitere Folge gegeben; allcin Mathildc that es nicht,
denn obgleich sie deM jungen ManNe getade ketn
großes Talent zum Bricfschreiben zuträute, so tonnie
sie dennoch nicht glauben, daß er von ihm hcxrühre,
und iimüer mehr drängte sich ihr dic Ücberzeügung
auf, daß hier von trgcnd ciner Seike die Absicht zu
Grunde liege, fle wegcn ihres bisherigen wähleri-
schen BcnehmcnS auf's empfindlichste zu beleidigcn
und lncherlich zu machcn.

Dic Zornesröthe war von ihrem Gesicht gcwichen,
und an beffcn Stelle dic Bläffe dss LöKes gctrckeii;
ein Beben hattc ihre Glicdcr erfaßt, und heiße Thrä-
nen entstkirzten threN Augeü, dänn aber raffte sie
fic sich plötzlich empor, eiltc gcradcwegs zu ihrer
Freunbin, und nachdem auch dicft dcn Brief gelcftn,
 
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