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Heidelberger Zeitung — 1861 (Januar bis Juni)

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April
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77.


Mittwoch, 3. Aprik

InsertionSgeSLhrea für die Zspaltige Petit- M M

zeilewerdenmit 2kr., bezw. 3 kr. berechnet. M^MMMO

Deutfchland.

Karlsruhe, 3V. März. Das heute erschienene Re-
gterungsblatt Nr. 14 enthält:

t. Unmtttelbare allerhöchste Vntschließungen Sr. Königl.
Hohett des Großherzogs. 1) Ordensverleihung: Dem
Alberic Allou, Chancelier bei der kais. französischen Ge-
sandtschaft dahter, das Ritterkreuz deS OrbenS vom Zäh-
rtnger Löwcn. 2) Medatllenverlethungen: Dem Lürger-
meister Franz Pcter Schlindwetn in Karlsdorf, Oberamts
Bruchsal, die kleine goldene, und dem Ämtsregistrator
Alots Metzler tn St. Blasien dte filberne Ctvtl-Verbienst-
medaille. 3) Crlaubntß zur Annahme einer fremden Me-
datlle. Dem Polizettnspector Reichard in Karlsruhe wurde
dte Erlaubntß erryeilt, dte ihm verltehene würtember-
gische goldene Civtl-Vcrdtenstmedaille anzunehmen und zu
tragen. 4) Dienstnachrichtcn. Außer den schon mitge-
thetlten noch folgende: Se. Ercell. der Hr. Erzbischof hat
unter dem 19. v. M. ben bisherigen Pfarrer Karl Franz
Weikum zu Leuern an der Stclle des mit Tod abgegan-
genen Martin Schell zum Domcapitularen an der Metro-
polttankikche ernannt.

1t. Versügungen und Bekanntmachungen der Ministerien.
1) B ekanntmachung Les großh. Zusttzmtntsteriums: Dte
Beurlaubung der LezirkSstaatSärzte betreffend. 2) Be-
kauntmachung des großh. MtnisteriumS ^deS Znnern: Die
medicinische Vorprüfung betreffend. Sofern sich eine ge-
nügende Anzahl Candtdaten meldet, beginnt dte medict-
nische Vorprüfung MLttwoch, den 17. Aprtl d. ^ 3) Be-
kanntmachung deS großh. Handelömintsieriums: Die Eröff«
nung von Telegraphenstationen zu Buchen und Walldürn
betreffend.

til. Dtensterledigung. Dte katholische Pfarrei Burk-
heim, AmtS Bretsach, mtt einem beiläufigen Zahresetn-
kommen von 950 si. Die Bewerber um dtese Psarret
haben sich tnnerhalb 6 Wochen bet vem Scnate der Uni-
verfität Freiburg, welcher LaS PatronatSrecht über dteselbe
zusteht, ordnungsmäßig zu melden.

IV. Todesfälle. Gestorben sind: Am 10. d. M. Ober-
etnnehmer und Domänenverwalter Eglau tn Müllheim;
am 12. d. M. der pensiontrte ProMor t)r. Willy tn
Zllenau.

Karlsruhe, 31. März. Unterm 26. d. M. wlrd dem
Hauptmann Schneider vom Generalstab die unterthänigst
nachgesuchte Erlaubniß ertheilt, den thm von Sr. Maj.
dem König von Preußen verliehenen Rothen-Adler-Orden
4. Cl. annehmen und tragen zu dürfen.

* Heidelberg, 27. März. Bekamitlich
ist es nach den bavischrn Gesctzen kcincm Aus-
lünber, sofern er nicht den deutschen Bundes-
staaten angehörts grstattet, ein li'cgcndes Gut
im Grvßherzogthuin zu erwerben oder ein ihm
anfalleudes ü'ber Jahr und Tag zu beh»lten,
wenn ihm nicht hierzn besondrre Staatserlaub-
niß ertheilt worden ist. Aus guter Ouelle vcr-
nchmen wir, daß diese Staatserlaubniß seincr
Zeit bei Erwerbnng des Milchcll'schen Hauses
dahier einzuholen unterlaffen wurde, und in
Folge deffen ist nun, wie cin Gerücht wiffen
will, trotz erhobener Einsprache von Setten
der Erben, vie Entscheidnng dahin ausgefal-
len, daß die in hiesiger Stadt befindliche Lie-
genschaft (Haus und Garten) dem Slaat an-
heim falle. Dies möge zur Waruung aller
Ausländer Lienen, welche im Badischen Lie-

genschaften erwekben wollen, ohne vorher die
bctreffend« Staatserlaubniß eingeholt zu haben.

Bruchfal, 27. März. (Schwurgericht.)
Unter dem Vvrsitze des grvßh. HofgerichtS-
Raths Dr. Puchelt kam heute zur Berhand-
lüng die Anklagesache gegen den 52 Iahre
alten, ledigen Michael Frep von Hugelheim,
Amtsgerichrs Müllheim, Eiscnbahii-Werkstatt-
schreiber zu Freiburg, wegen Mordversuchs.
Dic großh. Staatsbchörde war vertreten durch
Hrn. Staatsanwalt Haaß und dic Bertheidi-
gnng führte Hr. Obergerichtsadvokat Strauß.

Der ungewöhnlich starke Zudrang von Zu-
hörern aus der Nähe und Ferne bekundete den
lebhaften Antheil, den der heutige Fall fand, wel-
cher sich erst vor Kurzem in unsrer Residenzstadt
Karlsruhe zutrug. Am 9. v. M. Abends saß
nämlich dort Hrrr Baurath Stimm, bis zum
Januar I. I. Eisenbahn-Vorstand zu Freiburg,
in seinem Arbeitszimmer in dem DiensthauS
der großh. Direction der Verkehrsanstalten,
als der Angeklagtc unangemeldet uiid, wie eS
nach der Äussage mehrerer Zeugen scheint,
ohnc mnzuklopfen, hereintrat und von Herrn
Baurath Stimm in barscher Weise vcrlangie,
daß ihm dieser eine Unierredung mit dem Hrn.
Director Zimmer verschaffe, welche nach dem
gewöhnlichen Gcschäftsgang an dicsem Tage
und zu dicser Stunde unstatthaft war. AlS
ihm dieS Herr Stimm bcmerkte und nach dem
Zweck seineS BesuchS fragte, erwiedcrte der
Angeklagte, daß er bci dcm Hrn. Director um
Befferstcllung im Gchalt nachsucheu wollc,
weil er sich darin in Folge der ungünstigcn
Berichte LeS Hcrrn BaurathS Stimm, als
scincs frühern Borstandes, zurückgesctzt glaube.
Dabei fügte der Angcklagtc hinz», daß cr auch
einem von Hrn. Stimin über ihn auSgestell.
len LeuiriüiiLSzcugiiiß großcnthcits scinc Vcr-
urthcilung iii einem Ehrciikräiikiiiigsproceß zu-
schreibe. Herr Bauruth Sliinm gab dem An-
, gcklagten darauf zur Antwort, daß diese Be-
richte und das Zcugniß so lauten, wie es die
Pflicht crfordere, und wie eS der Angeklagte
vcrdient habe. Kaum war dics gesprochen,
so packte der Angeklagte, wie Herr Stimm
versicherte, denselben aw Halkc niid stieß ihn
rückwärts zu Boden, that eine äuf lebensgc-
fährliche Absichten deutende Äeußerung, zog
aus der Rocktasche ein stilctartrges Werkzeug
und stieß damit gegen das Hcrz deS Herrn
Bauralhs Stünm, welchen Stoß derselbe se-
doch niit der linken Hand so weit paririe,
däß er Herrn Stiinm nur unter der linken
Achselgrube verwundete. Der auf Herrn
Stimm liegende Angeklagte führte ivdann ei-

nen zweiten Stich, welcher diesen i'n die linke
Wange traf, und endlich eincn dritten Stoß,
der nur eine leichte Hautwundc unter dem
linken Auge vrrursachte. Nunmehr entwand
Herr Skimm dem Angeklagten den Dolch,
worauf dicser entfloh und auf den Ruf des
Herrn Stimm unten an dcr Treppe festgenom-
men und ins Gefängniß verbrachk wurde.

Dcr Angeklagte stellte den Vorfall so dar,
als vb er nur durch unfrciindliche Antworte»
dcs Herrn Stimm crbiltert in der'Aufregnng,
um sich gegen thütliche Ausweisung aus dem
Zimmer zu schützen, mit dem zufällig bei' sich
tragcnden Werkzeüge gegen Hrn. Stimm cin-
mal gestoßcn habe, ohue eine schlimme Abstcht
zu haben, wobei er bcharrlich widersprach,
Herrn Stimm angepackt und zu Boden ge-
worfen zu chabcn. Die Anklage ging dahin,
daß der Angeklagte zufolge dcs vorbcdachten
Entschluffes, den Herrn Baurath Stinim zu
tödten, viesen Angriff gemacht und damit ei-
nen bcendigten Mördvcrsuch verübt habe.

Die heuke Abend becndigtü Brwei'sfnhrung
beschäftigtc sich mit Einvernahine des Ange-
klagten und des Herrn Stimm, sowie von 22
Zeugen über den Character und über das
Benehmen dcs Angeklagtcn vor und nach der
That, bei welcher selbst keine drittc Person
zugegen war. Auch die Erstattung des ge-
richtsärztlichen Gutachteus von Seiten des
Herrn Geh. Hofraths Dr. Molitsr war sehr
gccignet, über dic Sachr vicht zu verbreiten.
Einzelue Zeugen hatten übcrdies das Geräusch
des Kampfes und veffcn Spuren an Herrn
Banrath Stimin wahrgknoinmen. (K. Z.)

Bruchsal, 27. März. (Schwurgericht.)
Jn dcr Anklagesachc gegen Michael Frep vvn
Hügelheim wege» Mordvcrsuchs trug hcute
Morgen zunächst der großherz. Staatsanwalt
Haaß seine Anklagebegründung vor, wobei der«
sclbe aus dem durch vicle Dienstsirafen bewie-
senen uiibotmäßigen Character dcs Angeklag-
ten, aus dem Mitnehmen eines gefährlichen
Dolches, svwie aus der Art des Angriffs selbst
und anderen Inzichten darzuthun suchte, daß
ein beendigter Mvrdversuch vorliege. Der
Hr. Vertheidiger, Obergerichtsadvocat Strauß,
bckämpfte dies in der Weise, daß er sich be-
züglich des Angriffs selbst den Darstellungen
seineö Clienten nicht anschließen zu können
erklärtc, aber wcver einen Vorbedacht noch
cincii destimmten Vorsatz, zu tödten, ei'niäumte,
sonderii nur den unbestimmten, im Affect ge-
faßten Enlschluß, zu tövteu oder zu verletzen,
zugab.

Der nach kurzer Berathung erfolgte Wahr-

Ein Abenteucr unter Äetttern.

Mitgetheilt Lön M Franke.

(Fortsetzung).

8.

WaL iu den letzten sechsunddreißig Stunden mit
mir vorgegangen war, trug daS Gcpräge dcs Ueber-
natürlichen, Zauberhaften. — Der ruhigste Sinn
würde dadurch zu Abenteueru verlockt worden sein,
wie vtctmchr der Meinigc. — Des Mädchens An-
bltck hatte mich gefeffclt ---rhr Betragen zwang mich
zur Achtung und Bewunderung. — Diese aber lie-
gen der lliebe so nahe, daß die Grcnzlinie fast ver-
schwindet ünd man sich auf dcm Gebiete derLetztern
befindet, ehe man es noch ahnt. — Mein Hcrz hattc
bereits diese Grenzlinic übersprungen, dic beiden
nachbarlichen Schwestern waren emsig bcmüh», mich
dcr Liebe vollends in dic Arme zu wcrfen, und ich
machte auch keinen Versuch, ihnen die schwesterlichen
Bemühungen zu erschwkren. —

Um dic Meinung der Welt hatte ich mich nie
bekümmcrt — «ie solltc ich es jctzt, «o das Hcrz
mein Handctn bestimmte? — Und waS nützt unser
Wollen, wo diefts spricht? — Es bkhätt doch immer

die Oberhand. — Mit Allgewalt zog es mich zu
dcm Wcftn, wetches in magisches Dunkel gehüllt,
mein Schicksal in Händen zn halten schien.

Jch durchstreiftc von nun an emstgcr alle Straßen
von Pefth und Ofen; belauschte jcden Menschen-
knLucl. Jedes Gafthaus, jede Schenke, ja, jede
Kneipe lernte ich kcnnen. BiS zu den spatesten
Abcnd-, ja Nachtstunden «ar ich anf den Straßen,
in Wirthshäuftrn, unter Tanzenden und Trinkcn-
den zn finden. Mit jedem Bettler, vorzüglich mit
dcn Bettlerinnen machte ich Bekanntschaft, weilmich
doch der Gedanke zu beherrschcn anfing, das Mäd-
chcn müffc in irgend eincr Vervindung zn denselben
stetzen , und dies könne zur Entdeckung sührcn. —
Aber AllcS schien vergebens.

So vergingen Wochen, als miramMvrgennach
ziemlich spätcr Rückkehr von eincr solchen Streifcrei
tzurch dcn Hausmeister abcrmals folgcnder Brief
von derselben Hand, und wic tmmer otzne Unter-
schrift, zukam.

„Src machen eS mir wirklich fttzr schwkr, jcde
Gcfahr sür Sie zu bescitigen. — Die Nacht gebiert
viel, «aS das Tagcslicht zu scheuen hat. — Wcnn
Sie cs nicht verlnögen, sich mit dem Einbruchc der

Dmikelheit in Ahre Wohnung zurückzuziehen, es
fti denn, daß dic Pflicht Sie in dcn Tempcl der
Kunft führe, so verlaffen Sic lieöcr Pesth. — Es
ist mir schmcrzlich denkcn zu müffen, daß all' mein
Mühcn für Jhre Sicherhcit vergeblich, viclleicht
durch Sie selbst vergeblich gemacht wird^ ich Ahren
Untergang nicht hindern kann. —"Aus dicsem Wege
finden Sic mich nicht. — Wenn ich Zhnen wtrk-
lich ciniges Anttreffe cingeflöß! — (egeii Sie es mir
durch Folgsamkeit an drn Tag und vermeiden in
Zukunft, was gefahrvoll und doch ganz unnütz ist."

Sie wußte atso auch, was ich «ar, kannte mich
also gcnauer, als ich bishcr geglau-bt hatte — stand
mit jcnem Gesindtl wirklich in innigem Verkehre

— das «ar aus dieftn Zeilcn klar zu entnehmen.

— Und koste es, was es wolle — ergründen mußte
ich, ob sie AhreSgleichcn sci, ob nicht.

S.

Zu.jener Zeit machten die Predigten «iües Fraü-
ziskancrmönchs in Pesth viel Aussehen. Dcr An-
drang zu deffen Reden, von Seiten aller Confes-
sionen war so groß, daß die Krrche stcts zu klcin
wurde. An ein Eindringen'in daS Zunere «ar
nicht mehr zn denken, sobald ftine Vorträgc be-
 
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