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Heidelberger Zeitung — 1861 (Januar bis Juni)

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Januar
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https://doi.org/10.11588/diglit.2787#0017

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Mtötllmgl'r Fktlung.

N;- s.


Sonntag, «. Jamrar

Insertioil-gebZhren sür die Zspaltige Petit- M

zeile werde» Mit 2 kr., bezw. 3 kr. verechaet. MW M.O

ts Politifche Umschau.

Unter demBrausen der Stürme Fmg das alte
Jahr zu Ende, untcr Stürmen begann das neu».
Mögen dl'ksclben kcin« spmboUsche Vsrbedentmrg
für die politischen Zeitläuse des ZahrgangcS
sein, an deffcn Anfang wir stehen. Sioff ge-
nug zu ernstcm Rachdenkcn ist uns wahrlich
allenthalben gebotcn. Möglicherweise ist daS
Jahr 1861 von der Vorsehung bestimmt, so
manche in einem zersctzenden Gährungsproccffe
befindlicheu staats- und völkerrcchtlichen Ver-
hältniffe unseres WelttheilS noch weiter zu ver-
wickeln, oder aber auch durch den Anfang ei-
ner eintretenden Lichtung und Entwicklung
solche ihrem schließlichen Austrage näher zu
bringen. Neue politische Gebilde eatsteheu,
neuc staatliche Gestaltungen wersen sich auf,
uud zugleich vermag das Alte nicht ohne de»
äußersten Kampf für seine Eristenz von dem
Schauplatze seines Daseins und seiuer Wirk-
sainkkit zu scheiden.

Mitten unter diesen vielfachen äußern und
innern Kämpfen, die, wie man fürchtet, nur
allzubald in offenem Schlachtendonner stch Luft
zn schaffen vermögen, bietet, wenn wir uns
in einer Rückschau der verschievenen Länder
und Slaaten ergehen, vor Atlem uuser engercS
Vaterland Baden ein erfreuliches Bild dcr
innern Ruhe und dcs segensreichen zeitgcmä-
ßen FortschritteS dar. Zweckmäßige Gesetze
und Anordnungcn auf kirchlichem, politische«
und volkswirthschaftlichem Gebietc, die wir
als bckaunt voranssetzen, bezeichncn den vor
Kurzem beschloffenen Laus des Zahres 1860.
Noch der Schluß veffelbca brachte mit der
Aenderung der Stellung ver für die protestäa-
tische Kirche bestehendcn Berwaltungsbchörde,
und in theilweiscr Veränverung des Personal-
standes derselben einc Maßnahme, die schvn
längst gehegten Wünschen des vvrwiegcnd grö-
ßercn Theils dcr protestantischen Landesbevöl-
kerung Rechnung trug. Nunmehr ist die volle
Möglichkeit gegeben, daß die im Laufe des
vorigen Zahres verliehenc freifinnige Kirchen-
verfaffung im Gcbiete dcr prvtestantischen Kirche
die gewünschten Früchte trage, und daß, in-
sofern, wie wir hoffen wollen, die künftighin
zusammcntretenvc Generalspnode den iu fie
gesetzten Erwartungen entspricht, ein ächt pro-
testantisch kirchliches Leben auf rer Grundlagc
der freien Selbstbestimmung der Kirchenge-
meindc erblühe. — Jn volkswirthschaftlicher
Beziehung ist alle Ausfichl vvrhandcn, daß
unscr neubegründetes Handelsministerium der
im ganzen Lande vorwiegenv zu Gunsten den

In drr prairie verirrt.

Nach der Erzählung eines amerikanischen Freiwilligen.

(Schluß.)

Unter einem ber großen Bäume, auf grünem
Rascn, den Kopf an die bemooste Rinde gelchnt,
die Flinte ncbcn mir, streckte ich mich aus. Meinc
Augen schloffen sich, eine unbeschreibliche Mattig-
keit bcmächtigtc sich mejner; ich fühltc, daß ich nicht
wtedcr aufstche» würde, uud dennoch war tch glück-
lich. Meine Schwäche hatte auch das Fieber ge-
mildert und es war nur von ihm der angenchmc
Rausch zurückgeblicbeu, der meinen Geist wie in
Traumcsbanden gefangen hielt. Liebliche Wesen
umschwebten mich; di« Wolken thaten sich auf und
Engelsgesichter blicktcn lächelnd auf mich herab.
Ein Sonnenstrahl bahnte fich einen Weg durch das
dichte Laub des Baumcs, unter dem ich lag, und
traf mein Gesicht. Das glänzendc Licht zwang mich,
dte Augen aufzuschlagen und ich blickte in die Höhc.

Gerade über mir, höchstens fünf oder sechs Fuß,
stand ein Reh, halb in den Zweigen versteckt. Bei

Freiheib der Gewerbe erstatteten Gutachten
Rechnung tragen, daß die z» erwartende Ge-
werbeorduung diesem Grnndsatze huldigen und
kein Conglomerat aas fich innerlich wider-
streitenden alte» und neuen Ekementen sein
wird. Zugleich fiud noch nicht allzu lange
zweckmäßigc Gesctze hinsichtlich der Rcgelmig
de» sog. srerwiüigen Gerichtsbarkeit und ver
Löschuug »lter Psandstriche erlaffen und durch
clne zicmlich umfangreiche Amaestie fast die
lctzten Spnren einer frühern verhängnißvollen,
in poliisscher Bcziehung aufgeregten Perivde
ansgetilgt worde». Polizeiliche Willkührzu-
stände s ia Stieber sind dei uns zur Unmög-
lichkeit geworden und beruhen, wenn man
selbst vou der emen oder andern Seite svlche
als eristi'rend vordemonstriren will, kediglich
in der ausgeregten Phantasie oder dem (ab-
sichtlichen obcr unabfichtlichen) Mißverständ-
niffe cinzelncr Weniger. Alle Wünsche be-
friedigen verinag aoch dt» beste Regierung
nicht, besondcrs wenn dies ohne Hintansetzung
wohlbegründeter Ansprüche Andcrer nicht mög-
lich ist. Der frtic« Preffc darf selbst der unbe-
sugtc Tadel von Handlungen und Maßnahmen
der Regierung nicht »ersagt werden: Sache der
geläutcrtcn öffenllichen Meinung ist es aber,
die Spreu »om Waizen zu sondern, das Wahre
vom Falschen zu «nterschcidk».

Leider bietcn aber nicht allenthalben im
denkscheii Gesammtvaterlande die öffentlichen
Verhältoiffe ein gleiches friedliches und bc-
giückendes Bilb dar. Während wir uns eineS
aüseüs verehrten Fürstcn erfreuen, welcher an
der Hand eines voikschümlichen Minist?riums
oen Geist der Zeit vrrsteht, und ihn, soweit
cs die Ilmstäiide und Veihältniffe erlauben,
in jeglicher Bcziehung Rechnung trägt, hängt
ma» außcrhalb unferes engeren Baterlandes
häufig nur noch allzu schr am Altcn fest, so-
wie an den Flittcrn eilier kleinstaatlichen
Schcinsonveränität. (Forts. folgt.)

Deutschland.

Karlsvuhe, 31. Dec. Die Karlsr. Z.
spricht sich über vie Statt gehabte Aenderung
der obersten Kirchenbehöide folgendermaßeii
ausr Der evangelischen Landeskirche ist durch
vie höchstlandesherrliche Verordnung vom 28.
d. M., welche das heutige Regierungsblatt
miitheilt, eiiie frohe Ueberraschung bereitck
worden. Das Gcsetz vom 9. Oct. d. I. ist
dadurch für sie insoweit in das Leben ge-
rufcn, als der damaligc Geschäftsumfang der
oberstcn Kirchenbehörde es irgendwie zuläßt.

diesem Anblick verschwand mein« Refignation, das
Gefühl dcr Wirklichkeit kehrte zurück und mit ihm
dtc Liebe zum Lebcn. Wenn es mir gelang , das
Thier zu tödtcn, so wurdc eS mir vielleicht doch
noch möglich, Berar zn crreichen. Jch dachte einige
Augenblicke übcr die Mittcl nach, mich des Rehes
zu bcmächtigen, und mein Entschluß war bald gc-
faßt. Mcin Gewehr lag neben mir uud ich konntc
mich deffen bcdiene»; aber würde ich aüch die nöthige
Kraft dazu besttzen? Zch versuchtc es, und seltsam
genug, obgleich ich vorher zu schwach gewcscn war,
um mir eincn Finger zu bewegen, konnte ich auf
einmal meine Waffc mit ziemlich fester Hand er-
grcifen und auf das Wild anschlagen, ohne cs
durch einc unnütze Bewegung zu verscheuchen.

Zch drücktc ab, der Schuß ging los und in dem-
srlben Angcnblick siel da« Reh todt auf meine Brust.
Zch richtetc mich sofort zum Sttzen auf, zog mcin
Meffer uud zerschnitt d»s Thier in kleine Stücken,
die ich ganz roh, ohne jede Zubercttuffg, hinunter-
schlang. Mit den Kräften kchrtc das Vertrauen
zurück; ich sprach halblaut ein kurzcs, aber inbrün-
stiges Gebet, »oll Dank gegen die Vorschung, deren
göttliche Hand ich i» diescr unvcrhofftrn Hilfc «r-

Bckanntlich war der evangelische Oberkirchen-
rath seittzer seinem Wesen nach wenig mehr
als eine Mittelbchörde unter dem Ministerium
bes Jnnern, und nur in rnnen Kirchenaii-
gelegrnheiten dee Dogmatik und Litnrgie stand
er unmittelbar «nter seinem erlauchten Bifchofe.
Die höchste Verordnung voin 28. d. M. be-
sreit die evang. Kirche von di'esem Einfluß
der politischen Behörden auf dr'e Kirchenange-
legenheiten, und käßt einen Staatseiiifluß
nicht weiter zn, als dies das Gcsetz vom S.
Okt. d. Z. gestaltet. Jnsowcit der ev. Ober-
kirchenrath noch die Lcitung des Volksschul-
wesenS hat nnd das Kirchen- und Stistungs-
vermögen verwaltet, fst für die Staatsregierung
der Vorbehalt gemacht, daß die Mitglieder
deffelben gemeinschaftlich von dem Ministcrium
deS Znnera und dem Prästdenten des evang.
Obcrkirchenraths höchsten Orts in Vorschlag
zu bringen find. Angestchts dcr nahenden
Generalspnode muß diese Aenderung besonders
freudig begrüßt werdcn, da damit der freien
Entfaltnng des evangclischen Geistes in ben
Wahlen zur Spnode und i'n dcren Berathung
vffcner Raum gelaffen ist, und jeder Bcsvrg-
niß vor dcm Einfluß rein politischer Beamte-
ter auf deren Zusammenseßung und Wirksam-
keit ver Grund entzogcn wird. Auch die
änßere Stellung, welche der evang. Kirche
als eincr unmiltelbar unter ihrem höchstcn
Laiidesbischof stehenden öffentlichrechtlichen Kor-
poration damit zu Theil wird, kann nur zur
Erhöhung der Befriedigung ihrer Bekenuer
gereichen. Sie fiudet ihren Ausvruck in dcr
, Wahl einis hochgestellten, durch vortrefflichen
Charakter evenso, alö durch Geist, Kenntniffe
und evangelischen Sinn berühmten Mannes
zum Präsiventen, der kinen Platz i'm höchsten
Rathe dcr Kronc besitzt und fortan beibehält.
Wir dürfen an seincn Eintrikt die Hvffnung
knüpfen, daß einc baldige Bcrufung der
Generalspnodc damit ermöglicht ist. An unsern
evang. Glaubensgenoffen ist es nun, zu zeigen
daß die evang. Kirche die freie Steüung,
welche sie fortan mik der kath. Kirche gemcin
hat, mit werser Mäßiggung zu gebrauchen
versteht, und daß die Besorgniß- unwahr ist,
als ob für fle eine solche Stellung dic Ge-
fahr dcr Spaltung und Zersplitternng mit
stch bringe.

Karlsruhe, 2. Jan. Nach gutem Ver-
neymen können wir die Mittheilung wacheu,
daß die Ernennung des Hrn. Profcffor Fuchs
zum Professor der Staatsthierhcilkunde an der
Universilät Heidelberg nahe bcvorstehen soll.

(Karlsr. A.)

kannte, und strcckt« mich auf dem Moose auä, wo
ich in tiefen Schlaf versank.

Vierundzwanzig Stnnden dauerte dieser Schlum-
mer, so weit ich wenigstens nach der Sonne ur-
thcilen konnte. Jch »erzehrte die Restc dcS Rehcs
und fühlte mich im Stande, metne Wanderung
fortzusetzen. Als ich aufzustche» versuchtc, war es
mir, als ob tch an denBoden gefeffelt wäre; aber
dnrch eine übcrmcnschliche Anstrcngung bezwaug ich
meine Schmerzen »nd stand bald auftccht. Rur
mit «ankcnden Schrittcn konnte ich gehen, aher ich
vcrlor di« Hoffnung nicht.

Nachdem.ich zwei Stundcn marschirt war, sah
ich von weitcm drei Reiter, die eine Heerde vor
sich her triebcn. Dicscs Zusammentreffen übcr-
raschtc mich nicht, tch erwartctc es fast; denn ich
hatte wicdcr auf Gott vertrauen gelcrnt und wrr
üdcrzeugt, daß er mtch nicht verlaffen würdc, scit-
dem er mich aus der letzten Noth errettet HMe.
Die drei Reiter kamcn mir entgegen nud ich. er-
kanntc in thnen Mericaner. Kcbcrzeugt, daß ich
durch sanftc Wfttel nichts von ihocn erlaugen würde,
verstecktc lch meine Flinte unter mein Jagdhemd
und ließ sie bis auf gute Flintenschußweite Heran-
 
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