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Heidelberger Zeitung — 1861 (Januar bis Juni)

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März
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UMlberger Ititung

N» 33.


Mittwoch, 6. März

JnsertioirSgebühreu fur die Zspaltige Petit- O

Mit dem 1. Marz wird ein
neues Abonnement für den Mo-
nat März auf dik „Leiäelderxer LeitiillZ",
jedoch nur für.Heidelberg, eröffncr. PrerS
22 kr. mit Träfferlohn. Bestellungeii wolle
man daher baldmöglichst bei dcr Erpedition
machen.

Die österreichifche Berfafsung.

(F-rts-tzmg.)

8.11. Gegenstände der Gesctzgebung, welche allen
KvNlgreichen und Ländern, mit Äusnahme der Länder
der ungarischen Krone, gemeinsam sind, gehören nach
dem Ilt. Arlikel des Wploms vom 20. Lctober 1860
zum versassungSmäßigcn Wirkungskreise des MeichSralhs
«hne Zuziehung der Mitglieder auS deu Läirdern der un-
garischen Krone.

Zu diejem engeren Reichsralhe gehören demnach, mit
Ausnahme der im §. 10 ausgezählten Angeiegenheiten,
aüe Gegenstände der Gesetzgebung, welche nicht aus-
drücklich durch die LandeSordnuiigen den cinzelnen im
engeren Reichsrathe derrietenen Landtagen vorbetzalten
sind. . .

Dasselbe gilt auch rücksichtljch solcher deu Landtagen
vorbeyaltenen Gegenstände in dein Falle, wenn die ge-
nieinsame Behandlung von dem betrefsenden Landtage
beanlragt wird. -

Bei vorkominenden Zweiseln rücksichtlich der Compe-
tenz des engeren ReichSrathes in gemeinsamen Gesetz-
gebuugsangelegenheiteii, gegenüber der Compelenz eines
einzelnen, im engere» ReichSrathe vertretenen LaiidtageS,
entscheidet aus Antrag des engereii Reichsrathcs der Kaiser.

lj. 12. Gesetzesvorschliige gelangen als Regierungs-
vortagen an den Reichsrath. Auch diescm stcht bas üiecht
zu, iu Gegenständen seincs ÄlirkungSkreises ichss. 10 und
11) Gesetze vorzuschlagen.

Zu allen solchen Geschen ist die llebereinstimmung
beider Häuser und die Sanction des KaiserS ersorderlich.

§. 10. Wenn zur Zeit, als der Reichsrath nicht ver-
sammelt ist, in einem Gegenstandc seines'Wirknngs-
kreises dringelide Maßregeln get'rofsen wcrden müjsen,
rst das Aiinisterium verpflichtet, dem nächstbn Reichs-.
rathe die Gründe nnd Ersolge der Bersügung darzulegen.

8- 14- Zu eineni giltigen Beschsusse des gcsammten
und beziehungsweise 'deS cngeien Rcichsrathes. ist in
jcdent Hause die absolüte Stiiiimenmehrheit der Anwe-
senden crsorderlich.

Anträge aus Aenderungen in diesem Grundgesetze er-
fordern in beiden Häuserii eine Mchrheit von wenigstens
zwei Dritteln dcr Stimmen.

8- 1S. Die Mitglicber des Hauscs der Abgeordnelen
haden von ihren Wählern keine Jnstrncttonen anzn-
nehmcn.

8- 1ö. Alle. Mitglieder des Rcichsraths habm ihr
Stimmrecht persöniich auszunben.

8. 17. Die Function der aus einem Laiide in das
Haus d-r Abgevrdneten entsendeten Mitglieder erlischt
mit dem Lage dcs Züsammcntrittes eines neucn Land-
tages.

Sie können wieder in das Abgeordnetenhaus gcwählt

werdeii.

Wcnn ein Mitglied mit Tod abgeht, die personlichc
Fähigkeit verliert, oder daucriid vethindert ist, Mitglied
des Rilchsrathcs zn jein, so ist eine neue Wahl vorzu-
nchmcn.

---

Eine Heirath durch die Seitung.

Von Constanze »on Bubna.

Schon «ieder ein Heirathsgesuch! rief lachend
Dr. Steinau, die augcnblickltchc Stille also unter-
brechend, welchc durch vaö Blältern in dcn Zcitun-
gen inmitten der fröhlichen Tischgcscllschaft cntstan-
den war. Baron Wcrdern, ein junger rcichcr Guts-
besitzer aus dcr Gegcnd, gab heute scinen Frcunden
in der Stadt ein Aunggcscllcn-Diner, welches auf
die heiterste Weise begangen worden unb nun be-
reits am Kaffpe, Cigarrcn nnd Journalcn angc-
langt war. Dcr obige Ausruf dcs jungcn Juristen
rief ein cinstrmmiges Gclächter hervor nnd man
bestürmte denstlbcn, den ftaglichen Artikel vorzu-
lestn. Sich bereitwillig dcm Verlangcn fügend,
begann Steinau wie folgt:

„Ein junger Mann, von angenehmem Aenßern,
ber cin ergiebiges Geschäf^ und einigcs Dermögen
besitzt, sncht aus Mangel an Zcit und Gelcgcnheit
auf diestm nicht mehr ungewöhnlichcn Wege einc
Lebcnsgcfährtin im Alter von 28 bis 30 Aahren,
gutcm Charakter und einem disponiblen Bermögen
von nngcfähr 30,000 fl. Offerten beliebe man ic."

Sin recht xeeller Antrag und so uneigennützig;

18. Die Bertagung des ReichSraches, sowie die
Auflösung deS Hauses dcr Abgeordneten erfolgt übcr
Berfügung des Kaisers. Jm Falle der Auflösmrg wird
im Sinne dcS 8. 7 neu gewählt.

8- 19. Die Minister, Hoskanzler und EhesS der Cen-
tralstellen stnd berechtigrt, an allen Beralhungen theil-
zunehmen und chre Vorlagen persönlich oder drirch ernen
Abgeordnetcn zn vertretcn.

Sie müssm auf Verlangen jedesnial gchört werdcn.

DaS Recht, an der Abstimmung theilzunehmm, haben
sie, insoferne ste Mitglicder eines HauseS flnd.

8- M. Die Sitzungen beider Hänser des RcichsracheS
stnd ösfentlich.

Jedem Hause stcht das Recht zu, ausnahmsweise dre
Ocffentlichkeit ausznschließen, wenn es vom Präsidenten
oder wenigstens zehn Mitgliedern verlangt und vom
Hause nach Enffernung der Zühörer beschlossen wird,

8- 21. Die näheren Beftimmungcn über den Ge-
schäslSgang, den wechselseitigen und den Außenverkehr
beider HLuser werden durch die Geschästsordnung ze-
regelt. (Schluß f.)

Deutschland.

Karlsruhe, 2. März. Es sind höchst
erfreüliche Nachrichten an kem großh. Hofc
eingetroffen, nach welchen S. G. Hoheit ber
Prinz Wilhelm aus vem Kaukasns znrück-
gekehrt und »n erwünschtcstcn Wohlscin in
St. Petcrsburg eingetroffen ist.

Areiburg, -1. März. Die Conferenzen
zwischen den Bcvollmächtigten der großhcrz.
Staatsregierung unb ter erzbischöst. Curie
werden heute geschloffcn. Man sagt, daß ste
einen günstigen Verlauf gehabt hätte», »nd
daß dieses insonderheil von der Pfründebc-
setznngsangelegenhcit gclte. (A. Z.)

Stuttgart, 24. Febr. A,n mcistcn leiden
unter ter amerikanischcn Crisis nächst den
Goldwaaren-Fabrikcn dic Cigarrcn-Fabrlken,
wclche auf Erport arbeitcn. , Die Geschäfte
für dicse gehen so gering, daß mehrere stark
bevölkcrte Fabrlken es für gcrathcn hielten,
das Geschäft ganz ciilzustellcn. (Khr. A.)

Stuttgart, 28. Febr. Die Gewalt dcr
öffeittltchen Meinung hat heute gleich in dcr
eisten Kammersitzung cinen Sieg davon
getragen, der bedeutender ist, als es ben An-
schein hat, da er die Hülse ist, die einen werth-
vvllen Kern in sich schließt, — die Anssicht
darauf, daß das Concordat vielleicht in cincr
dcr nächsten Sitzungcn schon niedergestimiiit
wird. Die Regierung hattc unter andern auch
einen Gesetzesentwilrf in Betreff des Cvncor-
dats nebst ausführlichen Motiven, die z» ei-
nem dlcken Buche angeschwollen sind (soll die
Maffe die Qualität der Gründe für das Con-
cordat ersctzen?) bei den Kammern eingebracht.
Nnn schien es Manchen beinahe sich von selbst
zu verstehen, daß dieser Entwurf an die staats-

nur 30,000 fl., hcutzutage kaum der Rcde werth!
ricf eincr dcr Gäste; nun, ich wünsche dem hoff-
nungsvollcn Frctcr den besten Erfolg und baldigc
Antwort auf scine bcschcidcnc Anftage.

„Wie, Du glaubst doch nicht, daß cine solche cr-
folgcn könnte?" rief Baron Werdcrn in verächt-
lichcm Tonc. „Welch' anständigcs Mädchen würde
sich so compromittircn wollen!"

Ein lautes Lachen unterbrach hicr ben jungen
Mann. „Mehr als cinS, lieber Frcund", sagtc der
Döktor, „wcrdcn sich mit Freuden meldcit, darunter
manche, die Anspruch auf Anstand und Bildung
machcn."

„Unmöglich!" rief Werdern hestig, „wic könnte
cin Weib, das stiner Fraucnwürdc sich bewußt, dic-
stlbe alsv vcrgesscn! Nur gänzliche Mittcllosigkcit
»nd hülflosts Alleinstehcn vermöchte cinigcrmaßcn
dicstn verzweifelten Schritt zu cntschnldigen; allein
waS berechtigte cin Mädchen, das dte Mittel bc-
sitzt, fich stlbst elnen Gatten zu «Lhlen, zu dicstr
Ernicdrigung."

„Und dennoch gibt es MLdchcn", warf ein junger
Maler ein, „dic schon längst die Blüthe der Jugcnd
abgestrctst und noch nicht Hvmens Rosenfeffeln tra-

rechtliche Coininiffio», die bekanntlich bcrcits
einen Mehrheits- und Mindcrheitsbericht über
das Concordat erstattet hat, gewiesen, und
das Concordat erst dann von der Kammer be-
rathcn werdc, wcnn auch über dicsen neuen
Gcsetzeskiitwurf cin Bcricht der Commiffion
vvrtiegen würde. Allcin Duvcrnop und di'e
Libcralen beaniragtcn: vor Allem müffc der
fiühcre Concordatsbcricht und zwar gleich rn
dcn Ȋchsten Tagen auf die Tagesordnung ge-
setzt wcidcn, diese Frage lcive keinen längeren
Verzng. Und siehe da, trvtzdcm, daß Manche
nur aus sormellen Grnndcn gegen drnÄntrag
sti'mmtcn, ging cr doch dtlrch. Jn einer der
nächsten Kauniiersttziingen — dics Ist Kammer-
beschluß mit 45 gegen 42 Sti'mmen — muß
die Concordatssrage iui Sinne des Volkcs
entschieden werven und zwar, wenn das hen-
tige Omen nicht triigt, mit einer zicmlich
sicheren, bei der fatalcn Zlisainmcnsetzuna dle-
ser Kammer freilich nicht bedeuteiide» Mehr-
heit. (N. F. Z.)

Stuttjzart, 3. März. Das Konkordat
ist in der gestrigen Sitzung der Abgcordneten-
kammer aus dic Tagesoidnnng vom Dicnstag,
12. d., Morgens 9'Uhr beginncnd, gesetzt
worden. (Sch. Mrk.)

Speyer, 2. MLrz. Dcr kgl. Coininissär
sagte in scincr Ansprachc an bic Gencral-
spnode u. A.: ,,Jch habc dic Ehrc, Jhnen
vor Allem den Jnhalt dcS allerh. Commiffo-
riums mitznthcilen. Es laNtet: rc. rc. rc.
Seine Majestät haben mir außerdem mündlich
den allerh. Auftrag zu erthcile» gernht, Jhnen
zu eröffncn: j.,Daß Allcrhöchst-Demselbe» der
Glaube der Protestanleii dcr Pfalz ein Hcilig-
Ihnm sei, das von keiner Seitc angetastet
wcrdcn dürfe, und daß cs Allerhöchst-Deffen
hcißestcr Wunsch und Wiilc ist, daß rer tief
erschiittcrtc Fricdc i» der protcstantischen Kirchc
der Psalz wiedcr hcrgcstcllt wcrdc." (Sp.Anz.)

Darmstadt, 28. Febr. Die hier erschei-
'iende Allgemeine Militärzeitnng enkhält in
ihrer ncucste» Nummer unter der Ausschrift:
„Ucber die Orqanisation deutscher Freiwil-
ligen" eine Ansprache an die Nation, dazu
aufsoi'dernd, zu diesem Wcif zu schreiten.

Arankfurt, 3. März. Die Wicner Blät-
ter haben sich iiun sämmilich übei die ncue
Versaffnng ausgesprocheu. Nur zwei Zcitun-
gen, beide Oigane dcs Ministcriums, nämlich
bie „Ocsterreichischc" und die „Donanzeilung",
erklärcn stch imbetingt besriedigt. Die übri-
gcn sämmtlich änßern Bedenken. Die „Presse"
zählt aus, wie viele Aestimmungen, die man
svnst in solchen constitutioncllen Urkunden zu

gcn, trotz ihrcs Vermögcns oder gesellschaftlichcn
Stellung. Die Lust zum Heirathcn ist bci uns
Männern aus fthr begreiflichcn Gründen in dieftr
Zcitcpoche bcdeutcnd herabgcstimmt, wirklichc Hcr-
zcnsncigung spiclt täglich einc kleinere Rolle bei
solchen Bündniffcn, dagegen bctrachtet man die Ehe
jetzt mehr »on materiellcm Standpunkte als eine
Geschästsoerbindung, die mchr oder weniger Vor-
thcit zu bringen vermag, und da cinc solchc oft
rasch bctrieben werden muß, so führl der Weg durch
die öffentlichen Blätier am schnellsten und sichcrsten
zum Ziele."

„O pfui, welche Entweihnng der edelsten Gc-
fühlc!" ricf Edmund oon Werdcrn und seine Wan-
gcn glühten in hciligcm Zürncn. „Jch müßtc daS
Weib verachten, das nur auf dtescm Wege den Al-
tar zn crreichen vermöchte, auch kann und «ill ich
noch immer nicht glaubcn, daß Jhr mit Eurer
Behauptung Rcchr habct. Entweber ist Alles nur
cin Scherz, oder sollte eine solche Auffordcrung
wtrklich im Ernste beantwortet werden, so geschieht
dies gcwiß nnr von cincm ganz gemctncn Frauen-
ch-racter, der längst ftine edlrre Bcsttmmung ver-
geffen hat."
 
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