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Heidelberger Zeitung — 1861 (Januar bis Juni)

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Februar
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Utidelbergtr Ieilung


Sonntag, ?v F-ebcuar

R 3S

Deutschland

KarlSruhe, 7. Febr. Das heute erschienene Regte-
rungsvlatt Nr. 5 enthält ferner (Schluß):

Se. Köntgl. Hoheit Ler Großherzog haben Sich gnä-
digst bewogen gefunden, unter dem 1. d. M. den Geh.
Ftnanzrath Kamm wegen vorgerückten AllerS setner Stelle
eineS MitgliedS deS BerwaltungSraths der General-Wittwen-
und Brandkaffe zu entheben und dieselbe vem Miutstertal-
rath Walli zu übertragen; die auf den Geh. Rath Prof.
vr. Mittcrmaier gefallene Wahl zum Prorector der llni-
versität Heidelberg für daS Studienjahr von Ostern 1861
bis dahin 1862 zu bestätigen; bem Hüttenverwalter Mciß-
linger tn Ztzenhausen dle Verwaltung des HüttenwerkeS
Albbruck zu übcrtragcn; den Hüttenmeister Frank m Ober-
weiler zum Hüttenverwalter in Ztzenhausen zu crnennen;
dcn Zahlmeister Schmittvaur bet der Ämortisationskaffe auf
sein unterthänigstes Ansuchen bis zur Wiederherstellung
sciner Gesundhett in den Ruhestand, und den Zahlmeister
Kalamc bei der Generalstaatsraffe in dteser Eigenschaft zur
Amorttsationskaffe zu versetzen

N. Berfügungen und Bekanntmachungen der Mintsterien.
1) Bekavntmachungen des großh. Mtnisteriums deS Jnnern:
s) Die Staatsgenehmigung von Stiftungen tm Untcr-
rheinkrets betreffeud. b) Dic Staatsgenehmigung von
Stiftungen betreffend. e) Die Stiftung des Kronen-
wtrths Urban Flum von Wiechs betreffend. 2) Bekannt-
machung deö großh. HandelSministertums: Dte Verlegung
des Sitzes des BezirkSingenieurs für dte Etsenbahu-Ämts^
beztrke Kehl und Offenburg nach Kehl betrcffend. Z) Be-
kanntmachung deS großh. FtnanzministertumS: Dte Besttm-
mung deS Ztnsfußes für dte Zehnt-SchuldentilgungS-Kaffe
im Zahr 1861 betreffend (4^ Proc.).

lU. Dienfterledigung. Die evangeltsche Pfarrei Sand,
Dtöcese Kork, mit etnem Competenzanschlag von 881 fl.
10 kr.

Karlsruhe. Durch hohen/Staatsminlste-
rial-Erlaß ist angeorrnet, eaß für kic Folge
die Linstandssummen bei der Cavallerie auf
800 fi. und bei dcr Jnfantcrie auf 700 fl.
bcrechnet werten, bie Bergünstigung, Privat-
verträge mit annehmbaren Einstehern abzu-
' schließc», aber aufrecht erhalten wcrde.

Karlsruhe, 7. Febr. Wie kürzlich die
Karlsr. Z. in eincm Lirtikcl „von der Murg",
so spricht heute der „Karlsr. Anz." in einer
Correlpontenz „von bcr Alb" seine Unzufrie-
denheit mit ben Resultaten der Frankfurter
Fachmanner-Coinmission für Maß- unb Ge-
wichtseinhcit an«. Er sagt: „Das badische
d'and ist sv glüeklich, scil 50 Jahren schvn ein
Maßspstem zu besiHen, welcheS sich zwar völ-
lig an das metrische oder sranzöstsche Maß
anschließt, jedvch dieses nicht unwesentlich ver-
bessert unb unsern Anschauungen, Gewohn-
heitcn und Verkehrsverhältniffen durchaus ent-
spricht. Man hat es mit unermüdlicher Sorg-
falt, mit seltenem Geschick und mit grvßen
Kosteu ins Leben gerufen. Und nun solle vic-
fcS Spstem gegen die Vorschläge der Com-
mlssion, welche den Meter als Grundmaß fest-
sctzcn, aiifgegebcn wcrden. Allein bie badische
Regicrung scheint für ihr Verhalten in dieser

Angelegeiiheit eher Lob als Tadcl zu verdie-
ncn. Wic wir hören hat nämlich der badische
Vertreker bei den Frankfürter Berathungen
dcn Ausschlag gcgeben, inbem er gcmäß sei-
nem Austrag, als er sah, baß für das badische
Spstem kcine Mehrheit zu erreichcn Zei, um
der Einhkit willen für bas Meterspstem sich
aussprach.

Die „Karlsr. Ztg." weist „abentcuerliche
Gerüchie" (über Abrretung des Großherzog-
thums an Prenßen) und „nicht minder aben-
teiierliche polilische Kaniicgießcreien" über das
Zusainmensciii von Bennigsen und Metz mit
Stabel und Lamep an der Hoftafel in Gotha
zurück. Die „stcherstc Quelle" bes „Fr. I."
scheine währeud dieser Hoftafel in Frankfurt
gespcist zu haben. Aus „allersichcrster Quelle"
könne mitgeihcilt werdcn, daß Stabel weder
mit Bcnnigsen, noch mit Metz, Lamep nur
mit Bcnnigsen, als dcffen Tischnachbar, sich
unterhaltbn habe. Zu bedauern sei, daß „die-
sem auf dem rciiisten Zufall beruhenden Vor-
fall" Bedeutung beigelegt worden sei. Es sei
leicht cinzuschen, „daß, selbst abgesehen von ver
vollkoinmen freien Haltunq ber bad. Regierung
dem Nationalverein gegenüber, kcinenfalls eine
Zusammenkunft von badischen Mlnister» und
Mitgliebern des Nationalvereius zu irgend
welcher politischen Besprechung im Bereich
des Möglichcn und Schicklichen läge." Ma»
werde daher begreiflich finden, weßhalb bie
weitere Nachricht übcr die Vorstellung der
bciden Herren bci Sr. K. H. dem Großherzvg
gänzlich mit Stillschwcigcn übergangcn wcrdc.

Karlsruhe, 7. Febr. Der Schnellzug
vön Paris nach Wien gerieth heute friih 2^/,
Uhr durch Zerbrcchen einer Schicne aus dem
Geleise bci der Station Lerouville, ö Kilv-
meter von Commercp. Locomotive, Tcnber
und 1 Wagcu trcnnten sich von den übrigen
Wagcn unb fuhren auf bem Gelcise ungefahr
100 Schritte vorwärts: ber ä., 5., 6., 7.,
8, unb 9. Wagen trennten sich los und stürz-
ten iiber ben 12 Fuß hvhen Damm in die
Tiefe. Ein Conbucteur blieb zerguetscht unter
dem Wagen tobt, 21 Pcrsonen sinb thcils leichk,
theils schwcr verwundct und die Wagen größ-
tentheils zertrümmert. (B. L.)

Mannheim, 5. Febr. Der Vertrags-
entwurf zwischen der Direction der bab. Ver-
kehrsanstaltcn und der Direction der pfälztschen
Bahnen hinsichtlich einer Trajectanstalt zwi-
schen Ludwigsyafeii und Mannhcim hat nach
der Pfz. Ztg. die Gcnehmigung dcr badischen
Rcgierung nicht erhalten. Letztere stellt die
Forderung, baß sie sür den durch die Lraject-

hofe zum „Rittcr" lauter Aubel in sein Ohr drang.

„Sollte sie viclleicht hicr scin?" war die Fragc,
die cr an sich richtcte; „eS tst möglich!" dic Ant-
wort, die er sich ertheiltc; „dann mußt Du hinein!"
der Befchl, dcn er sich selbst dictirte, und wie schncll
er dcnselbcn befolgte, bewies, daß cr schon nach
cinigen Augenblicken mittcn in dem geraumigen
Wirthszimmcr stand, wo sich wirklich Julictta mit
ihren Eltern befand.

Die lange Wirthstafel war noch gedeckt; immcr
noch kamen Fremdc heran, sich mit Spcise und
Trankzu erquickcn, und geschastigrannteudicKellner
hin und her, das Verlangte auf der Stelle herbci-
zubringen. Am anderen Lischc abcr saßen, bunt
durcheinander, Bürger, Studenten, frcmde Meß-
krämer und junge Handwerker, und jubclten in all-
gcmciner Freude, bcnn es war ja Meffc und zu
zu solchcr Zeit Manches erlaubt, was sich sonst nicht
schickte. Zn eine Ecke des Zimmers, nahe dcS Ser-
virsisches abcr, hatte man das sond'erbarc Kleeblatt
hingcstcllt, das sich hcute anmaßte, gegcn baarc Zah-
lung die Gästc angcnchm mit ihren Kunstproduc-
tionen zn unterhalten; doch leider war ihm schvn
von vornherein dieser schreckliche Wahn benommen

JnsertionSgebührea für die Zspaltige Petit- M
zeile werdea mit 2 kr., bezw. 3 kr. berechnet.

anstalt entgehknden Brückenzoll i'm Voraus
mit 5—7000 ff. jährlich enkschädigt, indcm sie
auch glaubt, daß Ladurch die Erbaumig einer
festen Brückc nur verzögert werde. Die pfäl-
zischen Bahnen wollten auf eine solchc Be-
dingung nichl cingehen.

Darmstadt, 7. Febr. Als Beitrag zu
ber „vielgepriesencn Regiermigskunst" dcs
cvlen Frhrn. v. Dalwigk wird der „N. F. Z."
gcschrieben: Aus der letzteu Finanzperiode
in Heffen (1858—1860) blieb im sogenann-
ten Repräscntatioiisfond eine bedeutende
Summc übrig, welche auf die nächste Periode
übertragcn, unserm gewiß nicht reichcn Länd-
chen schr zu Gute gekommen sein würde.
Statt deffen verfügtc Hcrr v. Dalwigk übcr
diese Sumine derart, daß er die Gesandtschaf-
ten in Beriiii, Wien, Paris und Frankfurt
ohne dercn Nachsuchcn mit Remunerationcii
beoachtc uno zwar de» Geschäflsträger in
Beriin, der uitramoiitaiie Gesiniiungeii hegt,
er ist katholisch, mir 7000 fl., jeden ver drei
aiiber» aber mit ZOM fl. — Wcnn man be-
denkt, ivclche unqeheuren Summcn biese Ge-
sanvtschasten unferem kieinen Lckndchen bercils
jährlich hinwegnehmeii (Beriin 9000 fl.,
Wien 12.000 fl., Paris 11,000 fl.,, Frank-
surt 12,000 fl.), uiib zwar eigcnilich ohne
Arbeie — weiin man fcrner bedenkt, wie
schlecht besolbct unsere nicbercii Beamten sind
und wie sie sich bie Finqer wund und dcn
Rücken krumm schreiben, uin nur die dürstigste
Lcbsucht zu erwervcn, so iicgt in einer ivl-
cyen Verwcndung von StaatSgelbern wirkiich
ctwae bas Hcrz BerwundendeS. Das Mi-
nisicrium v. Dalwigk möge sich, weiin cs
kanu, gegcn dicsc Änfchulbigung vercheibige»,

Frankfurt, 7. gebr. Nach einer Berech-
uuiig oer „Sürb. Zig." würven nach Annahme
der Äusfchußanirage mindestenS noch 20—24
Wochen zur Durchlauiung aller gesetzlichcn
Siabicn bis zu wirklichem Einirit! der Bun-
deserccution ersorveriich iein.

Krankfurt. 8. Febr. Die von der Bun-
be s v cr > am mi u »g in ihrer Sitzung v»m
7. d. zum Beschiuß crhobrncn Anträge der
vercintgten Äusfchuffc in ber Hvlstcinischcn
Angelegenyeit lauteii, wte folgt:

Hohe Bundesversaimnlung wolle I. be-
schließeu:

t) däß fie dai S-tlms der !. herzogl. Regieeung er>
lasjenc Pnlent vom LS. Scpi. I8LS samml allen daennf
gegrnndclcn wcltecen Verordnungcn bezügilch des BudgetS
der Herzogltzümei Holficin und vauendnrg tnsolaage ntcht
als zn Rccht bestchend b-lrachlc» tönne, ali dtesclven der
Znstimmung dcr betreffendcn Stnnbe ermnngeln, daß soaach
anch das Bndget für das Mll dcm I. ApeU 1881 begtu-

worden, denn man hatte glcich anfangs verlangt,
daß dic beiden Altcn sich ruhig verhalten und nur
das Mädchen allcin singcn ünd spieien solltc.

Mit cinem Bick burch das Zimmer hatte Ger-
hard die sämmtlichen GLsie überschaut, aber auch
zu scinem größtcn Aerger den jungen Krankfurler
darunter bemerkt, der ihn schon am Morgc» mit
so trotzigcm Blicke herausacfordcrt hatte.

Ohnc sich scinen Mißmuih mcrkenzulaffen, hatte
Gcrhard in der Nähe Zulictta'S sich einen Platz
ausgesucht, von «o aus er zuglcich das ganze Zim-
mcr übcrschauen konntc. gelir saß zicmlich weit
von ihm cntfernt, in der Mittc einer Menge junger
Lcute, doch konnte er ihm gcradc in's Gesicht schaucn.

Zulietta und die beidcn Alten hattc» den jungen
Mann von heutc Morgen sogleich wieder erkannt
und nickten ihm frcunoiich zu, besonbers aber schien
Erstere sich herzlich zu frcucn, ihn wieder zu sehen
und in sciner Nähc zu weiien, dcnn auch er hatte
eincn unbeschrciblichcn Eindruck auf sie gemacht,
von dem sic sich keinc Rechcnschaft zu gcben «ußtc.

Noch in gegcnseitiges Anschauen versunken, cr-
klangen plötzüch von jenem Tische herüber, an wel-
chcm Felir saß, die Gläser, und laut ließen dir

Das großr Faß zu Hcidelberg.

Hiswrijche Novelle von Wilh. Jungmann.

(Fortsctzung.)

Wcr tst das MLdchen? Svllte sie wirklich die
Tochter dicscr bciden clcndcn Geschöpfe scin, mit
denen sie herumzicht? llnmöglich! llnd doch hatte
sie dieselbcn selbst Vater und Mutter gcnannt!
Sollte die Natur wirklich cinen solchen Mißgriff ge-
than und einen Engcl zwischcn zwei solch satanische
Gestalten htngcstcllt haben? Er konnte es nicht gläu-
ben, denn sern Herz sträubtc sich dagegcn, doch war
eS auch wirkltch so, es konnte ihn nicht abhaltcn,
stctS dcn Wunsch in sich zu erneuern, ihr noch öfters
zu begcgnen, und daß ihm Gclcgcnhcit gcboten wcrde,
fie vor den Zudringlichkeitcn böser Mcnschen zu be-
schützen, und so war denn auch sein ganzcs Sinnen
darauf gerichtet, sie am Abend in »erschiedcncn Lv-
calcn auszusuchen und dort in ihrcr unmittelbaren
NLHc zu verweilen.

Es war Abend gewordcn; schon mehr als cin
Local hatte Gerhard aufmerksam durchforscht, oh«e
das Gcsuchte gefunden zu haben, als sein Wcg ihn
über den Marktplatz führte und dort aus dcm Gast-
 
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